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Funde von zahlreichen ausgestorbenen Säugethieren der TertiärZeit in den Stand gesezt, die Stammesgeschichte dieser wichtigsten Thierklasse, von den niedersten, eierlegenden Monotremen bis zum Menschen hinauf, in ihren Grundzügen klarzulegen. Die vier Hauptgruppen der Zottenthiere oder Placentalia, die formenreichen Legionen der Raubthiere, Nagethiere, Hufthiere und Herrenthiere, erscheinen durch tiefe Klüfte getrennt, wenn wir nur die heute noch lebenden Epigonen als Vertreter derselben ins Auge fassen. Diese Klüfte werden aber vollkommen ausgefüllt und die scharfen Unterschiede der vier Legionen gänzlich verwischt, wenn wir ihre tertiären, ausgestorbenen Vorfahren vergleichen, und wenn wir bis in die eocäne Geschichts-Dämmerung der ältesten Tertiär-Zeit hinabsteigen (mindestens drei Millionen Jahre zurückliegend!). Da finden wir die große Unterklasse der Zottenthiere, die heute mehr als 2500 Arten umfaßt, nur durch eine geringe Zahl von kleinen und unbedeutenden „Urzottenthieren" vertreten; und in diesen Prochoriaten erscheinen die Charaktere jener vier divergenten Legionen so gemischt und verwischt, daß wir sie vernünftiger Weise nur als gemeinsame Vorfahren derselben deuten können. Die ältesten Raubthiere (Ictopsales), die ältesten Nagethiere (Esthonychales), die ältesten Hufthiere (Condylarthrales) und die ältesten Herrenthiere (Lemuravales) befizen alle im Wesentlichen dieselbe Bildung des Knochen-Gerüstes und dasselbe typische Gebiß der ursprünglichen Placentalien mit 44 Zähnen (in jeder Kieferhälfte drei Schneidezähne, ein Eckzahn, vier Lückenzähne und drei Mahlzähne); sie zeichnen sich alle durch die geringe Größe und die unvollkommene Bildung ihres Gehirns aus (besonders des wichtigsten Theiles, der Großhirnrinde, die sich erst später bei den miocänen und pliocänen Epigonen zum wahren „Denkorgane“ entwickelt hat!); sie haben alle kurze Beine und fünfzehige Füße, die mit der flachen Sohle auftreten (Plantigrada). Bei manchen

V.

Unsere Abstammung von Herrenthieren.

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dieser ältesten Zottenthiere der Eocän - Zeit war es Anfangs zweifelhaft, ob man sie zu den Raubthieren oder Nagethieren, zu den Hufthieren oder Herrenthieren stellen solle; so sehr nähern sich hier unten diese vier großen, später so sehr verschiedenen Legionen der Placentalien bis zur Berührung. Unzweifelhaft folgt daraus ihr gemeinsamer Ursprung aus einer einzigen. Stammgruppe; diese Prochoriata lebten schon in der vorhergehenden Kreide - Periode (vor mehr als drei Jahr - Millionen!) und sind wahrscheinlich in der Jura-Periode aus einer Gruppe von insektenfressenden Beutelthieren (Amphitheria) durch Ausbildung einer primitiven Placenta diffusa entstanden, einer Zottenhaut einfachster Art.

Die wichtigsten aber von allen neueren paläontologischen Entdeckungen, welche die Stammesgeschichte der Zottenthiere aufgeklärt haben, betreffen unseren eigenen Stamm, die Legion der Herrenthiere (Primates). Früher waren versteinerte Reste derselben äußerst selten. Noch Cuvier, der große Gründer der Paläontologie, behauptete bis zu seinem Tode (1832), daß es keine Versteinerungen von Primaten gäbe; zwar hatte er selbst schon den Schädel eines eocänen Halbaffen (Adapis) beschrieben, ihn aber irrthümlich für ein Hufthier gehalten. In den letten beiden Decennien sind aber gut erhaltene, versteinerte Skelette von Halbaffen und Affen in ziemlicher Zahl entdeckt worden; darunter befinden sich alle die wichtigen Zwischenglieder, welche eine zusammenhängende Ahnen-Kette von den ältesten Halbaffen bis zum Menschen hinauf darstellen.

Der berühmteste und interessanteste von diesen fossilen Funden ist der versteinerte Affenmensch von Java, welchen der holländische Militär- Arzt Eugen Dubois 1894 entdeckt hat, der vielbesprochene Pithecanthropus erectus. Er ist in der That das vielgesuchte „Missing link“, das angeblich „fehlende Glied" in der Primaten - Kette, welche sich ununter

brochen vom niedersten katarrhinen Affen bis zum höchst entwickelten Menschen hinaufzieht. Ich habe die hohe Bedeutung, welche dieser merkwürdige Fund besißt, ausführlich erörtert in dem Vortrage Ueber unsere gegenwärtige Kenntniß vom Ursprung des Menschen", welchen ich am 26. August 1898 auf dem vierten Internationalen Zoologen Kongreß in Cambridge gehalten habe. Der Paläontologe, welcher die Bedingungen für Bildung und Erhaltung von Versteinerungen kennt, wird die Entdeckung des Pithekanthropus als einen besonders glücklichen Zufall betrachten. Denn als Baumbewohner kommen die Affen nach ihrem Tode (wenn sie nicht zufällig ins Wasser fallen) nur selten unter Verhältnisse, welche die Erhaltung und Versteinerung ihres Knochengerüstes gestatten. Durch den Fund dieses fossilen Affenmenschen von Java ist also auch von Seiten der Paläontologie die „Abstammung des Menschen vom Affen“ ebenso flar und sicher bewiesen, wie es früher schon durch die Urkunden. der vergleichenden Anatomie und Ontogenie geschehen war; wir besigen jezt alle Haupt- Urkunden unserer Stammesgeschichte.

Sechstes Kapitel.

Das Wesen der Seele.

Monistische Studien über den Begriff der Psyche. Aufgaben und Methoden der wissenschaftlichen Psychologie. Psychologische Metamorphosen.

Die psychologischen Unterschiede zwischen dem Menschen und den Menschenaffen sind geringer als die entsprechenden Unterschiede zwischen den Menschenaffen und den niedrigsten Affen. Und diese psychologische Thatsache entspricht genau dem anatomischen Befunde, welchen uns die betreffenden Unterschiede im Bau der Großhirnrinde, des wichtigsten,Seelen organs', darbieten. Wenn nun troßdem auch heute noch in den weitesten Kreisen die Menschen-Seele als ein besonderes ,Wesen betrachtet und als wichtigstes Zeugniß gegen die verrufene, Abstammung des Menfchen vom Affen in den Vordergrund gestelt wird, so erklärt sich das einerseits aus dem tiefen Bustande der sogenannten,Psychologie', anderseits aus dem weit verbreiteten Aberglauben an die Unsterblichkeit der Seele."

Cambridge-Vortrag

über den Ursprung des Menschen (1898).

Inhalt des sechsten Kapitels.

Fundamentale Bedeutung der Psychologie. Begriff und Methoden derselben. Gegensäße der Ansichten darüber. Dualistische und monistische Psychologie. Verhältniß zum Substanz - Geseß. Begriffs Verwirrung. Psychologische Metamorphosen: Kant, Virchow, Du Bois - Reymond. Erkenntnißwege der Seelenkunde. Introspektive Methode (Selbstbeobachtung). Exakte Methode (Psychophysik). Vergleichende Methode (Thier-Psychologie). Psychologischer Principien-Wechsel, Wundt. Völker-Psychologie und Ethnographie, Bastian. Ontogenetische Psychologie, Preyer. Phylogenetische Psychologie, Darwin, Romanes.

Literatur.

Julien Lamettrie, Naturgeschichte der Seele. Haag 1745.
Herbert Spencer, Principien der Psychologie. Stuttgart 1881.
Wilhelm Wundt, Grundriß der Psychologie. Leipzig 1898.

Theodor Ziehen, Leitfaden der physiologischen Psychologie. Jena 1891.
Zweite Auflage 1898.

Hugo Münsterberg, Ueber Aufgaben und Methoden der Psychologie. Leipzig 1891.

Leopold Besser, Was ist Empfindung? Bonn 1881.

Albrecht Rau, Empfinden und Denken. Eine physiologische Untersuchung über die Natur des menschlichen Verstandes. Gießen 1896.

Paul Carus, The Soul of Man. An Investigation of the facts of physiological and experimental Psychology. Chicago 1891. August Forel, Gehirn und Seele (Vortrag in Wien). Vierte Auflage. Bonn 1894.

Adalbert Svoboda, Der Seelenwahn. Geschichtliches und Philosophisches. Leipzig 1886.

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