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Hippokrates (von Kos). Aus ihren und anderen Schriften schöpfte auch (im vierten Jahrh. v. Chr.) der große Aristoteles, der hochberühmte „Vater der Naturgeschichte“, gleich umfaffend als Naturforscher wie als Philosoph. Nach ihm erscheint nur noch ein bedeutender Anatom im Alterthum, der griechische Arzt Claudius Galenus (von Pergamus); er entfaltete im zweiten Jahrhundert nach Chr. in Rom unter Kaiser Marcus Aurelius eine reiche Praxis. Alle diese älteren Anatomen erwarben ihre Kenntnisse zum größten Teile nicht durch die Untersuchung des menschlichen Körpers selbst die damals noch streng verboten war! -, sondern durch diejenige der menschenähnlichsten Säugethiere, besonders der Affen; sie waren also alle eigentlich schon „vergleichende Anatomen“.

Das Emporblühen des Christenthums und der damit verknüpften mystischen Weltanschauung bereitete der Anatomie, wie allen anderen Naturwissenschaften, den Niedergang. Die römischen Päpste, die größten Gaukler der Weltgeschichte, waren vor Allem bestrebt, die Menschheit in Unwissenheit zu erhalten, und hielten die Kenntniß des menschlichen Organismus mit Recht für ein gefährliches Mittel der Aufklärung über unser wahres Wesen. Während des langen Zeitraums von dreizehn Jahrhunderten blieben die Schriften des Galenus fast die einzige Duelle für die menschliche Anatomie, ebenso wie diejenigen des Aristoteles für die gesammte Naturgeschichte. Erst als im sechzehnten Jahrhundert n. Chr. durch die Reformation die geistige Weltherrschaft des Papismus gebrochen und durch das neue Weltsystem des Kopernikus die eng damit verknüpfte geocentrische Weltanschauung zerstört wurde, begann auch für die Erkenntniß des menschlichen Körpers eine neue Periode des Aufschwungs. Die großen Anatomen Vesalius (aus Brüssel), Eustachius und Fallopius (aus Modena) förderten durch eigene gründliche Untersuchungen die

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Menschliche Anatomie im Mittelalter.

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genaue Kenntniß unseres Körperbaues so sehr, daß ihren zahlreichen Nachfolgern bezüglich der gröberen Verhältnisse hauptsächlich nur Einzelheiten festzustellen übrig blieben. Der ebenso kühne als geistreiche und unermüdliche Andreas Vesalius (dessen Familie, wie der Name sagt, aus Wesel stammte) ging bahnbrechend Allen voran; er vollendete schon in seinem 28. Lebensjahre das große, einheitlich durchgeführte Werk „De humani corporis fabrica", 1543; er gab der ganzen menschlichen Anatomie eine neue, selbstständige Richtung und sichere Grundlage. Dafür wurde Vesalius später in Madrid — wo er Leibarzt Karls V. und Philipps II. war von der Inquisition als Zauberer zum Tode verurtheilt. Er rettete sich nur dadurch, daß er eine Reise nach Jerusalem antrat; auf der Rückreise litt er bei der Insel Zante Schiffbruch und starb hier im Elend, krank und aller Mittel beraubt.

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Vergleichende Anatomie. Die Verdienste, welche unser neunzehntes Jahrhundert sich um die Erkenntniß des menschlichen Körperbaues erworben hat, bestehen vor Allem in dem Ausbau von zwei neuen, überaus wichtigen Forschungsrichtungen, der vergleichenden Anatomie" und der Gewebelehre" oder der „mikroskopischen Anatomie". Was zunächst die erstere betrifft, so war sie allerdings schon von Anfang an mit der menschlichen Anatomie eng verknüpft gewesen; ja, die lettere wurde sogar so lange durch die erstere erseßt, als die Sektion menschlicher Leichen für ein todeswürdiges Verbrechen galt und das war sogar noch im 15. Jahrhundert der Fall! Aber die zahlreichen Anatomen der folgenden drei Jahrhunderte beschränkten sich größtentheils auf die genaue Untersuchung des menschlichen Organismus. Diejenige hoch entwickelte Disciplin, die wir heute vergleichende Anatomie nennen, wurde erst im Jahre 1803 geboren, als der große französische Zoologe George Cuvier (aus Mömpelgard im Elsaß stammend) seine grund

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Legenden Leçons sur l'Anatomie comparée" herausgab und damit zum ersten Male bestimmte Gefeße über den Körperbau des Menschen und der Thiere festzustellen suchte. Während seine Vorläufer unter ihnen auch Goethe 1790 hauptsächlich nur das Knochengerüste des Menschen mit demjenigen der übrigen Säugethiere eingehend verglichen hatten, umfaßte Cuvier's weiter Blick die Gesammtheit der thierischen Organisation; er unterschied in derselben vier große, von einander unabhängige Hauptformen oder Typen: Wirbelthiere (Vertebrata), Gliederthiere (Articulata), Weichthiere (Mollusca) und Strahlthiere (Radiata). Für die „Frage aller Fragen" war dieser Fortschritt insofern epochemachend, als damit klar die Zugehörigkeit des Menschen zum Typus der Wirbelthiere sowie feine Grundverschiedenheit von allen anderen Typen ausgesprochen war. Allerdings hatte schon der scharfblickende Linné in seinem ersten Systema naturae" (1735) einen bedeutungsvollen Fortschritt damit gethan, daß er dem Menschen definitiv seinen Play in der Klasse der Säugethiere (Mammalia) anwies; ja er vereinigte sogar in der Ordnung der Herrenthiere (Primates) die drei Gruppen der Halbaffen, Affen und Menschen (Lemur, Simia, Homo). Aber es fehlte diesem kühnen, systematischen Griffe noch jene tiefere empirische Begründung durch die vergleichende Anatomie, die erst Cuvier herbeiführte. Diese fand ihre weitere Ausführung durch die großen vergleichenden Anatomen unseres Jahrhunderts, durch Friedrich Meckel (in Halle), Johannes Müller (in Berlin), Richard Owen und Thomas Hurley (in England), Carl Gegenbaur (in Jena, später in Heidelberg). Indem dieser Lettere in seinen Grundzügen der vergleichenden Anatomie (1870) zum ersten Male die durch Darwin neu begründete Abstammungslehre auf jene Wissenschaft anwendete, erhob er sie zum ersten Range unter den biologischen Disci

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Gewebelehre und Zellentheorie.

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plinen. Die zahlreichen vergleichend - anatomischen Arbeiten von Gegenbaur sind, ebenso wie sein allgemein verbreitetes „Lehrbuch der Anatomie des Menschen“, gleich ausgezeichnet durch die gründliche empirische Kenntniß eines ungeheuren ThatsachenMaterials, wie durch die umfassende Beherrschung desselben und seine philosophische Verwerthung im Sinne der Entwickelungslehre. Seine kürzlich erschienene Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere" (1898) legt den unerschütterlichen Grund fest, auf welchem sich unsere Ueberzeugung von der Wirbelthier - Natur des Menschen nach allen Richtungen hin klar beweisen läßt.

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Gewebelehre (Histologie) und Zellenlehre (Cytologie). In ganz anderer Richtung als die vergleichende, entwickelte sich im Laufe unseres Jahrhunderts die mikroskopische Anatomie. Schon im Anfange desselben (1802) unternahm ein französischer Arzt, Bichat, den Versuch, mittelst des Mikroskopes die Organe des menschlichen Körpers in ihre einzelnen feineren Bestandtheile zu zerlegen und die Beziehungen dieser verschiedenen Gewebe (Hista oder Tela) festzustellen. Aber dieser erste Versuch führte nicht weit, da ihm das gemeinsame Element für die zahlreichen verschiedenen Gewebe unbekannt blieb. Dies wurde erst 1838 für die Pflanzen in der Zelle von Matthias Schleiden (in Jena) entdeckt und gleich darauf auch für die Thiere von Theodor Schwann nachgewiesen, dem Schüler und Assistenten von Johannes Müller in Berlin. Zwei andere berühmte Schüler dieses großen Meisters, die heute noch leben, Albert Kölliker und Rudolf Virchow, führten dann im sechsten Decennium des 19. Jahrhunderts (in Würzburg) die Zellentheorie und die darauf gegründete Gewebelehre für den gesunden und kranken Organismus des Menschen im Einzelnen durch; sie wiesen nach, daß auch im Menschen, wie in allen anderen Thieren, alle Gewebe sich aus den gleichen mikroskopischen Formbestandtheilen, den Zellen,

zusammenseßen, und daß diese „Elementar- Organismen" die wahren, selbstthätigen Staatsbürger find, die, zu Milliarden vereinigt, unsern Körper, den „Zellenstaat“, aufbauen. Alle diese Zellen entstehen durch oft wiederholte Theilung aus einer einzigen, einfachen Zelle, aus der „Stammzelle“ oder „befruchteten Eizelle" (Cytula). Die allgemeine Struktur und Zusammenseßung der Gewebe ist beim Menschen dieselbe wie bei den übrigen Wirbelthieren. Unter diesen zeichnen sich die Säugethiere, die jüngste und höchst entwickelte Klasse, durch gewisse besondere, spät erworbene Eigenthümlichkeiten aus. So ist z. B. die mikroskopische Bildung der Haare, der Hautdrüfen, der Milchdrüsen, der Blutzellen bei den Mammalien ganz eigenthümlich und verschieden von derjenigen der übrigen Vertebraten; der Mensch ist auch in allen diesen feinsten histologischen Beziehungen ein echtes Säugethier.

Die mikroskopischen Forschungen von Albert Kölliker und von Franz Leydig (ebenfalls in Würzburg) erweiterten nicht nur unsere Kenntniß vom feineren Körperbau des Menschen und der Thiere nach allen Richtungen, sondern sie wurden auch besonders wichtig durch die Verbindung mit der Entwickelungsgeschichte der Zelle und der Gewebe; sie bestätigten namentlich die wichtige Theorie von Carl Theodor Siebold (1845), daß die niedrigsten Thiere, die Infusorien und Rhizopoden, einzellige Organismen sind.

Wirbelthier-Natur des Menschen. Unser gesammter Körperbau zeigt sowohl in der gröberen als in der feineren Zusammenseßung den charakteristischen Typus der Wirbelthiere (Vertebrata). Diese wichtigste und höchst entwickelte Hauptgruppe des Thierreichs wurde in ihrer natürlichen Einheit zuerst 1801 von dem großen Lamarck erkannt; er faßte unter diesem Begriffe die vier höheren Thierklassen von Linné zusammen:

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