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Zweigötterei (Amphitheismus).

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tausende vor Christus bei verschiedenen Kulturvölkern des Alterthums ausgebildet. Im alten Indien kämpft Wischnu, der Erhalter, mit Schiwa, dem Zerstörer. Im alten Egypten steht dem guten Osiris der böse Typhon gegenüber. Bei den ältesten Hebräern besteht ein ähnlicher Dualismus zwischen Aschera, der fruchtbar zeugenden Erdmutter (= Keturah), und Eljou (= Moloch oder Sethos), dem strengen Himmelsvater. In der Zend Religion der alten Perser, von Zoroaster 2000 Jahre vor Christus gegründet, herrscht beständiger Kampf zwischen Ormudz, dem guten Gott des Lichtes, und Ahriman, dem bösen Gott der Finsterniß.

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Keine geringere Rolle spielt der Teufel als Gegner des guten Gottes in der Mythologie des Christenthums, als der Versucher und Verführer, der Fürst der Hölle und Herr der Finsterniß. Als persönlicher Satanas war er auch noch im Anfange unseres Jahrhunderts ein wesentliches Element im Glauben der meisten Christen; erst gegen die Mitte desselben wurde er mit zunehmender Aufklärung allmählich abgefeßt, oder er mußte sich mit jener untergeordneten Rolle begnügen, welche ihm Goethe in der größten aller dramatischen Dichtungen, im „Faust", als Mephistopheles zutheilt. Gegenwärtig gilt in den besseren gebildeten Kreifen der „Glaube an den persönlichen Teufel" als ein überwundener Aberglaube des Mittelalters, während gleichzeitig der Glaube an Gott" (d. h. den persönlichen, guten und lieben Gott) als ein unentbehrlicher Bestandtheil der Religion festgehalten wird. Und doch ist der erstere Glaube ebenso voll berechtigt (und ebenso haltlos!) wie der lettere! Jedenfalls erklärt sich die vielbeklagte „Unvollkommenheit des Erdenlebens", der Kampf um's Dasein", und was dazu gehört, viel einfacher und natürlicher durch diesen Kampf des guten und bösen Gottes als durch irgend welche andere Form des Gottesglaubens.

Monotheismus (Eingötterei). Die Lehre von der Einheit Gottes kann in vieler Beziehung als die einfachste und natürlichste Form der Gottes-Verehrung gelten; nach der herrschenden Meinung ist sie die weitestverbreitete Grundlage der Religion und beherrscht namentlich den Kirchenglauben der Kultur-Völker. Thatsächlich ist dies jedoch nicht der Fall; denn der angebliche Monotheismus erweist sich bei näherer Betrachtung meistens als eine der vorher angeführten Formen des Theismus, indem neben dem obersten Hauptgotte" noch einer oder mehrere Nebengötter angeführt werden. Auch sind die meisten Religionen, welche einen rein monotheistischen Ausgangspunkt hatten, im Laufe der Zeit mehr oder minder polytheistisch geworden. Allerdings behauptet die moderne Statistik, daß unter den 1500 Millionen Menschen, welche unsere Erde bevölkern, die große Mehrzahl Monotheisten seien; angeblich sollen davon ungefähr 600 Millionen Brahma-Buddhisten sein, 500 Millionen (sogenannte!) Christen, 200 Millionen Heiden (verschiedenster Sorte), 180 Millionen Mohammedaner, 10 Millionen Israeliten und 10 Millionen ganz religionslos. Allein die große Mehrzahl der angeblichen Monotheisten hat ganz unklare Gottes-Vorstellungen oder glaubt neben dem einen Hauptgott auch noch an viele Nebengötter, als da sind: Engel, Teufel, Dämonen u. f. w. Die verschiedenen Formen, in denen sich der Monotheismus polyphyletisch entwickelt hat, können wir in zwei Hauptgruppen bringen: naturalistische und anthropistische Eingötterei.

Naturalistischer Monotheismus. Diese alte Form der Religion erblickt die Verkörperung Gottes in einer erhabenen, Alles beherrschenden Natur - Erscheinung. Als solche imponirte schon vor vielen Jahrtausenden den Menschen vor Allem die Sonne, die leuchtende und erwärmende Gottheit, von deren Einfluß sichtlich alles organische Leben unmittelbar abhängig ist. Der Sonnen-Kultus (Solarismus oder Heliotheismus) er=

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Naturalistischer Monotheismus.

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scheint für den modernen Naturforscher wohl unter allen theistischen Glaubens-Formen als die würdigste und als diejenige, welche am leichtesten mit der monistischen Naturphilosophie der Gegenwart sich verschmelzen läßt. Denn unsere moderne Astrophysik und Geogenie hat uns überzeugt, daß die Erde ein abgelöster Theil der Sonne ist und später wieder in deren Schooß zurückkehren wird. Die moderne Physiologie lehrt uns, daß der erste Urquell des organischen Lebens auf der Erde die Plasma-Bildung oder Plasmodomie, ist und daß diese Synthese von einfachen anorganischen Verbindungen, von Wasser, Kohlensäure und Ammoniak (oder Salpetersäure), nur unter dem Einflusse des Sonnenlichtes erfolgt. Auf die primäre Entwickelung der plasmodomen Pflanzen ist erst nachträglich, sekundär, diejenige der plasmophagen Thiere gefolgt, die sich direkt oder indirekt von ihnen nähren; und die Entstehung des Menschengeschlechtes selbst ist wiederum nur ein späterer Vorgang in der Stammesgeschichte des Thierreichs. Auch unser gesammtes körperliches und geistiges Menschen-Leben ist ebenso wie alles andere organische Leben im lezten Grunde auf die strahlende, Licht und Wärme spendende Sonne zurückzuführen. Im Lichte der reinen Vernunft betrachtet, erscheint daher der SonnenKultus als naturalistischer Monotheismus weit besser begründet als der anthropistische Gottesdienst der Christen und anderer Kulturvölker, welche Gott in Menschengestalt sich vorstellen. Thatsächlich haben auch schon vor Jahrtausenden die Sonnen-Anbeter sich auf eine höhere intellektuelle und moralische Bildungsstufe erhoben als die meisten anderen Theisten. Als ich im November 1881 in Bombay war, betrachtete ich mit der größten Theilnahme die erhebenden Andachts - Uebungen der frommen Parsi, welche beim Aufgang und Untergang der Sonne, am Meeresstrande stehend oder auf ausgebreitetem Teppich knieend, dem kommenden und scheidenden Tagesgestirn ihre Verehrung

bezeugten *). Weniger bedeutend als dieser Solarismus ist der Lunarismus oder Selenotheismus, der MondKultus; wenn auch einige Naturvölker den Mond allein als Gottheit verehren, so werden doch meistens daneben noch die Sterne und die Sonne angebetet.

Anthropistischer Monotheismus. Die Vermenschlichung Gottes, die Vorstellung, daß das „höchste Wesen“ dem Menschen gleich empfindet, denkt und handelt (wenn auch in erhabenster Form), spielt als anthropomorpher Monotheismus die größte Rolle in der Kulturgeschichte. Vor allen anderen treten hier in den Vordergrund die drei großen Religionen der mediterranen Menschenart, die ältere mosaische, die mittlere christliche und die jüngere mohammedanische. Diese drei großen Mittelmeer- Religionen, alle drei an der gesegneten Ostküste des interessantesten aller Meere entstanden, alle drei in ähnlicher Weise von einem phantasiereichen Schwärmer semitischer Rasse gestiftet, hängen nicht nur äußerlich durch diesen gemeinsamen Ursprung innig zusammen, sondern auch durch zahlreiche gemeinsame Züge ihrer inneren Glaubens - Vorstellungen. Wie das Christenthum einen großen Theil seiner Mythologie aus dem älteren Judenthum direkt übernommen hat, so hat der jüngere Islam wiederum von diesen beiden Religionen viele Erbschaften beibehalten. Alle drei Mediterran-Religionen waren ursprünglich rein monotheistisch; alle drei sind späterhin den mannigfaltigsten polytheistischen Umbildungen unterlegen, je weiter sie sich zunächst an den vieltheiligen Küsten des mannigfach bevölkerten Mittelmeers und sodann in den übrigen Erdtheilen ausbreiteten.

Der Mojaismus. Der jüdische Monotheismus, wie ihn Moses (1600 vor Chr.) begründete, gilt gewöhnlich als die

*) Ernst Haeckel, Indische Reisebriefe, dritte Auflage 1895, S. 56.

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Mosaischer Monotheismus.

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jenige Glaubensform des Alterthums, welche die höchste Bedeutung für die weitere ethische und religiöse Entwickelung der Menschheit besit. Unzweifelhaft ist ihr dieser hohe historische Werth schon deßhalb zuzugestehen, weil die beiden anderen weltbeherrschenden Mediterran - Religionen aus ihr hervorgegangen find; Christus steht ebenso auf den Schultern von Moses wie später Mohammed auf den Schultern von Christus. Ebenso ruht das Neue Testament, welches in der kurzen Zeitspanne von 1900 Jahren das Glaubens-Fundament der höchstentwickelten Kultur Völker gebildet hat, auf der ehrwürdigen Basis des Alten Testaments. Beide zusammengenommen haben als Bibel einen Einfluß und eine Verbreitung gewonnen wie kein anderes Buch in der Welt. Thatsächlich ist ja noch heute in gewisser Beziehung die Bibel trog ihrer seltsamen Mischung aus den besten und den schlechtesten Bestandtheilen! das Buch der Bücher". Wenn wir aber diese merkwürdige Geschichtsquelle unbefangen und vorurtheilslos prüfen, so stellen sich viele wichtige Beziehungen ganz anders dar, als überall gelehrt wird. Auch hier hat die tiefer eindringende moderne Kritik und Kultur-Geschichte wichtige Aufschlüsse geliefert, welche die geltende Tradition in ihren Fundamenten erschüttern.

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Der Monotheismus, wie ihn Moses im Jehovah-Dienste zu begründen suchte, und wie ihn später mit großem Erfolge die Propheten -die Philosophen der Hebräer ausbildeten, hatte ursprünglich harte und lange Kämpfe mit dem herrschenden älteren Polytheismus zu bestehen. Ursprünglich war Jehovah oder Japheh aus jenem Himmelsgotte abgeleitet, der als Moloch oder Baal eine der meistverehrten orientalischen Gottheiten war (Sethos oder Typhon der Egypter, Saturnus oder Kronos der Griechen). Daneben aber blieben andere Götter vielfach in hohem Ansehen, und der Kampf mit der „Abgötterei" bestand im jüdischen Volke immer fort. Trozdem blieb im Principe Jehovah der

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