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Lili.

Frankfurt, Frühjahr 1775.

Nähe.

Wie du mir oft, geliebtes Kind,
Ich weiss nicht wie, so fremde bist,
Wenn wir im Schwarm der vielen Menschen

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Das schlägt mir alle Freuden nieder.

Doch ja, wenn alles still und finster um uns ist, Erkenn ich dich an deinen Küssen wieder!

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Ist doch keine Menagerie

So bunt als meiner Lili ihre!

Sie hat darin die wunderbarsten Thiere
Und kriegt sie rein, weiss selbst nicht wie.
O wie sie hüpfen, laufen, trappeln,
Mit abgestumpften Flügeln zappeln,
Die armen Prinzen allzumal,
In nie gelöschter Liebesqual!

>> Wie hiess die Fee? Lili?«

Fragt

nicht nach ihr:

Kennt ihr sie nicht, so danket Gott dafür !

Welch ein Geräusch, welch ein Gegacker, Wenn sie sich in die Thüre stellt

Und in der Hand das Futterkörbchen hält ! Welch ein Gequiek, welch ein Gequacker! Alle Bäume, alle Büsche

Scheinen lebendig zu werden:

So stürzen sich ganze Herden

Zu ihren Füssen: sogar im Bassin die Fische Patschen ungeduldig mit den Köpfen heraus. Und sie streut dann das Futter aus

Lilis Park.

Mit einem Blick

Götter zu entzücken,

Picken,

Geschweige die Bestien. Da gehts an ein

An ein Schlürfen, an ein Hacken:
Sie stürzen einander über die Nacken,
Schieben sich, drängen sich, reissen sich,
Jagen sich, ängsten sich, beissen sich
Und das all um ein Stückchen Brod,
Das, trocken, aus den schönen Händen
schmeckt,

Als hätt es in Ambrosia gesteckt!

Aber der Blick auch!

Der Ton,

Wenn sie ruft » Pipi! Pipi!«,

Zöge den Adler Jupiters vom Thron:

Der Venus Taubenpaar,

Ja, der eitle Pfau sogar,

Ich schwöre, sie kämen,

Wenn sie den Ton von weitem nur vernähmen.

Denn so hat sie aus des Waldes Nacht
Einen Bären, ungeleckt und ungezogen,
Unter ihren Beschluss herein betrogen,
Unter die zahme Compagnie gebracht
Und mit den andern zahm gemacht:
Bis auf einen gewissen Punkt, versteht sich!
Wie schön und ach! wie gut

Schien sie zu sein! Ich hätte mein Blut
Gegeben, um ihre Blumen zu begiessen.

Lili. Frankfurt, Mai 1775.

>Ihr sagtet: Ich! Wie? Wer?<

Gut denn, ihr Herrn, grad aus: Ich bin der

Bär,

In einem Filetschurz gefangen,

An einem Seidenfaden ihr zu Füssen !

Doch wie das alles zugegangen,

Erzähl ich euch zur andern Zeit

Dazu bin ich zu wüthig heut.

Denn, ha steh ich so an der Ecke Und hör von weitem das Geschnatter, Seh das Geflitter, das Geflatter,

Kehr ich mich um

Und brumm,

Und renne rückwärts eine Strecke,

Und seh mich um

Und brumm,

Und laufe wieder eine Strecke,

Und kehr doch endlich wieder um.

Dann fängts auf einmal an zu rasen, Ein mächtger Geist schnaubt aus der Nasen, Es wildzt die innere Natur.

Was! du ein Thor, ein Häschen nur?

So ein Pipi, Eichhörnchen, Nuss zu knacken? Ich sträube meinen borstgen Nacken,

Zu dienen ungewöhnt.

Ein jedes aufgestutzte Bäumchen höhnt
Mich an! Ich flieh vom Boulingreen,

Lilis Park.

Vom niedlich glatt gemähten Grase,
Der Buchsbaum zieht mir eine Nase,
Ich flieh ins dunkelste Gebüsche hin,
Durchs Gehäge zu dringen,

Ueber die Planken zu springen!
Mir versagt Klettern und Sprung,
Ein Zauber bleit mich nieder,
Ein Zauber häkelt mich wider,

Ich arbeite mich ab, und bin ich matt genung,
Dann lieg ich an gekünstelten Cascaden,

Und kau und wein und wälze halb mich todt, Und ach! es hören meine Noth

Nur porcellanene Oreaden.

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- Ach, es dringt

Ein seliges Gefühl durch alle meine Glieder!
Sie ists, die dort in ihrer Laube singt!
Ich höre die liebe, liebe Stimme wieder,
Die ganze Luft ist warm, ist blüthevoll.
Ach, singt sie wohl, dass ich sie hören soll?
Ich dringe zu, tret alle Sträuche nieder,
Die Büsche fliehn, die Bäume weichen mir,
Und so
zu ihren Füssen liegt das Thier.

Sie sieht es an: »Ein Ungeheuer, doch

drollig!

Für einen Bären zu mild,

Für einen Pudel zu wild,

So zottig, täpsig, knollig!<<

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