Im Gebirge bei Ilmenau, 6. Mai 1776. Rastlose Liebe. Dem Schnee, dem Regen, Dem Wind entgegen, Im Dampf der Klüfte, Immer zu! Immer zu! Ohne Rast und Ruh! Lieber durch Leiden Möcht ich mich schlagen, Als so viel Freuden Des Lebens ertragen. Alle das Neigen Von Herzen zu Herzen, Ach, wie so eigen Schaffet das Schmerzen! Wie? Soll ich fliehen? Wälderwärts ziehen? Krone des Lebens, Glück ohne Ruh, Liebe, bist du! Brief an Charlotte von Stein. Beim Zeichnen. An der Ilm, 29. Juni 1776. Hier bildend nach der reinen, stillen Natur, ist, ach, mein Herz der alten Schmerzen Leb ich doch stets um derentwillen, Um derentwillen ich nicht leben soll. Brief an Lavater, Weimar, 25. August 1776. Dem Schicksal. Gesang des dumpfen Lebens. 3. August 1776. Was weiss ich, was mir hier gefällt, In dieser engen, kleinen Welt Mit leisem Zauberband mich hält! Wie seltsam uns ein tiefes Schicksal leitet ; Du hast uns lieb, du gabst uns das Gefühl, Dass ohne dich wir nur vergebens sinnen, Durch Ungeduld und glaubenleer Gewühl Voreilig dir niemals was abgewinnen. Du hast für uns das rechte Mass getroffen, In reine Dumpfheit uns gehüllt, Dass wir, von Lebenskraft erfüllt, In holder Gegenwart der lieben Zukunft hoffen. Aus » Lila«. Weimar, 1777. Feiger Gedanken Bängliches Schwanken, Aengstliches Klagen Wendet kein Elend. Macht dich nicht frei. Allen Gewalten Zum Trutz sich erhalten, Nimmer sich beugen, Kräftig sich zeigen, Rufet die Arme Der Götter herbei. Der Uebergang von Frankfurt nach Weimar. Seefahrt. Lange Tag und Nächte stand mein Schiff befrachtet. Günstiger Winde harrend sass mit treuen Mir Geduld und guten Muth erzechend Und sie waren doppelt ungeduldig: Und am frühen Morgen wards Getümmel, Und dem Schlaf entjauchzt uns der Matrose: Alles wimmelt, alles lebet, webet, Mit dem ersten Segenshauch zu schiffen. Und die Segel blühen in dem Hauche, Und die Sonne lockt mit Feuerliebe! Ziehn die Segel, ziehn die hohen Wolken, Jauchzen an dem Ufer alle Freunde Hoffnungslieder nach, im Freudetaumel Reisefreuden wähnend wie des Einschiffmorgens, Wie der ersten hohen Sternennächte. |