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Vermag die Mission der theologischen Wissenschaft einen Ertrag zu bieten?

Uon P. Lic. Georg Stosch.

In der modernen Mission, welche ihr Ziel in der Christianisierung (xpratica: Xprotravous act. 11, 26) oder wie es andere fassen, in der Evangelisierung aller Uölker der Erde hat (εὐαγγελίζεσθαι τὸν κύριον 'Insoy act. 11, 20), ist der Kirche eine Lebensbethätigung und Kraftentfaltung erwachsen, die in dem Masse ihrer Anspannung ebenso wie in dem Masse ihrer Ausbreitung die Bedeutung innerkirchlicher Kämpfe, Entwicklungen und Wandlungen überragt. Ein neues, weit ausgebreitetes Arbeits- und Kampfesgebiet ist der Kirche geworden, welches, ohne dass sich die Meinungen des Tages dieses Bewusstseins bisher völlig bemächtigt haben, in verhältnismässiger Stille die höchsten und rückhaltlosesten Forderungen an den Lebensertrag, an den Lebensernst, an die Lebenshoffnung der Kirche stellt. Wie die Lebenskraft eines Volkes in einem Kampf um seine Existenz offenbar wird, so sind die Aufgaben der Mission eine bis an die Wurzel dringende Prüfung des Lebensgehalts kirchlicher Überzeugungen, aller geistlicher Erkenntnisse und jeder geistlichen Kraft. Die göttliche Leitung hat die Kirche zu einer Epoche geführt, in der sie ihren innern Bestand und ihr Wesen gefährdet und vernichtet sieht, wenn sie ihre Heilsüberzeugung nicht zu einem Zeugnis für alle Völker zu machen anhebt. Was in der Geschichte sich hie und da als Wahrheit erwiesen hat, dass ein Volk eine Stufe politischer und sozialer Entwicklung erlangt haben kann, auf der es nur durch Expansion seine Existenz zu behaupten und zu retten vermag1), das ist die Lage der Kirche an der Schwelle des 20. Jahrhunderts. Nachdem sie in der jahrhundertelangen Entwicklung ihres von Gott geschenkten Besitzes an Wahrheit und Kraft ebenso in

1) Vergl. z. B. das Argument, mit dem bei Chucydides von Alcibiades die Sicilische Expedition empfohlen wird: Chucydides Lib. VI cap. 18 vopisuts τὴν πόλιν ἐὰν μὲν ἡσυχάζῃ, τρίψεσθαί τε αὐτὴν περὶ αὐτὴν ὥσπερ καὶ ἄλλο τι, και τάντων τὴν ἐπιστήμην ἐγγηράσεσθαι, ἀγωνιζομένην δὲ ἀεὶ προσλήψεσθαί τε τὴν ἐμὲ πειρίαν καὶ τὸ ἀμύνεσθαι οὐ λόγῳ ἀλλ ̓ ἔργῳ μᾶλλον ξύνηθες ἕξειν.

allseitiger und eindringender Erkenntnis als durch die Erfahrung der Praxis sich hat bewusst werden können, steht sie in Gefahr, sich an sich selbst zu zerreiben und an der Fülle ihres Reichtums, dessen sie überdrüssig wird, zu Grunde zu gehen, wenn sie nicht, mit ihrem Besitz wuchernd, ein über sie selbst hinausgehendes Ziel mit Anspan= nung aller ihrer Kraft zu erreichen strebt. Die göttliche Providenz bat ihr dies Ziel gestellt. Die Mission hat sich schon jetzt in dem Masse als sie mit Ernst getrieben wurde, als eine Segens- und Lebensmacht, als Korrektiv und Läuterung für die missionierende Gemeinde erwiesen. Wir dürfen hoffen, dass das weiter und in noch grösserem Umfange geschehen wird.

Es ist wohl allgemein zugestanden, dass die Theologische Wissenschaft an dieser grössten Lebensäusserung der Kirche und des in ihr waltenden Gottesgeistes nicht achtlos vorübergehen darf. Sieht die Theologie in dem Verständnis und der Beurteilung kirchlicher Lebenserfahrungen einen Ceil ihrer Aufgabe, so kann sie ein Gebiet nicht ausser Betracht lassen, auf dem die Kirche ihre wesentlichsten und vielleicht folgenschwersten Erfahrungen macht. Nicht in den engen Kammern der Spekulation, nicht in dem engen Raume eines alternden Kirchenwesens, nicht in überlebten Formen, nicht in Gedankengängen, die sich in müden Zirkelbahnen bewegen oder in solchen, die mit kühnem Wagemut eine vielleicht nur illusorische Ferne und Weite suchen, liegen heute die wahrsten und wertvollsten Erfahrungen der Kirche Christi, sondern in dem Geisteskampfe mit Geistesmächten, welche in langen und immer mehr sich verdüsternden Jahrhunderten ferne Völker knechteten und sie in einer Schule nicht zum Leben, sondern zum Code gefangen halten.

Vieles und nicht Geringes ist es, das der wissenschaftlichen Theologie die Orientierung auf diesem Gebiete und die Beurteilung und Wertung der dort hervortretenden Erscheinungen und Aufgaben er= schwert. Die Berichte der Missionare sind meist nur populären Ge= präges. Dinge von prinzipieller Wichtigkeit werden verschwiegen und Nebensachen hervorgehoben. Manches erscheint den Fernstehenden wie Übertreibung, obwohl Eingeweihte wissen, dass gerade die besten Be= richte eher zu wenig als zu viel sagen. Mit Recht wünscht die Wissenschaft von keinem romantischen Lichte geblendet zu werden, auch wenn dies Licht einer aufrichtigen Begeisterung und Hingabe entstammt. Der nüchterne Beurteiler fühlt, dass ihm für die Erfolge

der Mission im Einzelnen und vielleicht auch im Ganzen der Massstab fehlt; die Würdigung durchaus fremdartiger und für ihn undurchschaubarer hinderungen und Förderungen erscheint ihm unmöglich. In der That bietet die Missionsarbeit selbst dem nahen Beobachter und dem an ihr Beteiligten Rätsel auf Rätsel. Mancher gross scheinende Erfolg ist, auf das Wesen angesehen, nicht so gross, wie er scheint, dagegen giebt es unscheinbare und verborgene Erfolge, die auf der Wage der Wahrheit schwer wiegen. Das auf den verschiedensten Gebieten von verschieden gearteten Denominationen und Gesellschaften begonnene und weitergeführte missionswerk ist für den fernen und späten Beobachter in raschem Fluge der nun erst einsetzenden wissen= schaftlichen Registrierung und Kontrollierung vorausgeeilt um Jabrzehnte, ja um mehr denn ein Jahrhundert. Wie soll das rückständig gebliebene und das sich von Jahr zu Jahr in steigender Fülle mehrende Material wissenschaftlich bewältigt werden?

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Und doch ist die wissenschaftliche Behandlung der Mission ein dringendes Bedürfnis, zunächst für die Mission selbst. Sie bedarf in ihren Einzelarbeiten den Überblick über das Ganze der Arbeit. Sie bedarf der Ermutigung und Stärkung durch tiefere Erfassung des Missionsgedankens in seinem Wesen und seiner Hoffnung. Der wissenschaftlichen Rechtfertigung bedarf sie allerdings nicht, als habe sie von ihr erst ihr Recht zu erlangen, aber doch in dem Sinne, dass jede echte Lebenserscheinung sich vor dem nüchternen Denken zu legitimieren das Verlangen und die Pflicht hat. Sie bedarf auch der gerechten Kritik einer von prinzipiellen Gesichtspunkten ausgehenden Erwägung und Durchdringung ihrer Methode und ihrer Methoden. Nur die wissenschaftliche Forschung und Darstellung ist imstande, die Missionserfahrungen nach ihrer negativen und ihrer positiven Seite für die weitere Entwicklung der Mission in grösserem und umfassendem Massstabe zu werten. Die Mission bedarf des Forums der Öffentlichkeit. Vor dem Verdikt missgünstiger und verständnisloser Urteile soll sie das sachkundige Urteil der Wissenschaft schützen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass missionstheoretische Arbeit in grösserem Umfange nach Mass des vorhandenen Bedürfnisses je und je von den Missionsleitungen und auf den Konferenzen der Fachmänner geleistet worden ist. Aber auch das hier Vorliegende bedarf der Zusammenstellung, der Sichtung, der prinzipiellen Kritik, also der wissenschaftlichen Behandlung.

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