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Gottes Mund hervorgegangenes Manna1). Davon lebte er und überwand »des Fleisches Lust.<<

Jezt versuchte ihn Satan durch »der Augen Luft,« indem er ihn von der Zinne des Tempels hinabschauen ließ in den durch seine schwindelnde Höhe anziehenden Abgrund, und seiner Fantasie die Engel vorspiegelte, die ihn, wenn er sich jezt hinabstürzen wollte, aufnehmen, auf ihren Händen tragen würden, der göttlichen Verheißung gemäß, wie sie im Psalm 91, Vers 11, geschrieben steht. So würde er selbst, und mit ihm wohl auch das Volk, Gottes Herrlichkeit mit Augen schauend, den herrlichsten Anblick genießen. Jesus aber wollte ihn nur im Geiste, nicht mit den Augen genießen, den Herrn nicht auf die Probe stellen. So überwand er die Versuchung der Augenlust.

Nun aber wandte Satan gegen ihn den mächtigen Reiz der Hoffahrt. Er trug ihn auf einen »sehr hohen«, damals wohl von keinem Wanderer noch bestiegenen Berg. Von dieser Höhe aus, indem er seine Sehkraft wunderbar steigerte, ließ er ihn den ganzen Erdkreis, - einen Erdball gab es damals bekanntlich noch nicht schauen, zeigte ihm alle Reiche der Welt, wie Jehovah einst auf dem Berge Nebo dem Mose das ganze gelobte Land gezeigt hatte. Aber » alle Reiche der Welt sammt ihrer Herrlichkeit« vermochten dem künftigen König des Himmelreichs, dem Satan gegenüber, nicht die geringste Huldigung abzulocken. Dies alles und noch mehr sollte er auf dem allerdings viel längeren, mühe- und schmerzensvollen Weg Gottes, durch Gehorsam und Liebe erobern. Und er zog den schmalen Pfad der Pflicht dem breiten, anscheinend bequemen Weg Satans vor. So überwand er »die Hoffahrt des Lebens. « Nun aber mußte Satan, dreimal besiegt, endlich sich zurückziehen und lieblichen Engeln den Raum überlassen. Sie kamen und brachten dem Sieger himmlische Erquickung.

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Daß diese ganze Erzählung nicht Geschichte, sondern religiöse Dichtung ist, hervorgegangen aus alttestamentlichen Vorbildern und rabbinischen Lehren, braucht und soll hier nicht bewiesen werden.

1) Die Antwort Jesu, Vers 4, ist dem V. Buch Mose's entnommen. Dort ist das Manna aus Gottes Mund hervorgegangen. (Vergl. V. Buch Mos. 8, 3.)

Wer einen Beweis hierfür verlangt, gleicht einem Manne, der sich eine Kerze anzünden wollte, um das Tageslicht zu schauen. Doch können sehr wohl in dieser ungeschichtlichen Dichtung einige geschichtliche Elemente, dunkle Erinnerungen aus dem wirklichen Leben Jesu, verborgen sein, vielleicht sogar ein von ihm selbst in allegorischer Form gegebenes Stück Selbstbiographie. Denn sicher ist Jesus, als wahrer Mensch, »versucht worden gleich wie wir - durch des Fleisches und der Augen Lust und durch des Lebens Eitelkeit.<< Daß er der Messias, der Sohn des himmlischen Vaters sei, das war ihm in einer gewissen Epoche seines Lebens, vielleicht als er am Ufer des Jordans, beim Täufer sich aufhielt, geoffenbart worden. Wahrscheinlich aber ist diese Offenbarung seinem inneren Auge mehr als einmal wieder entschwunden. Seine Armuth, sein niedriger Ursprung, seine menschlichen Schwächen werden in ihm manche Zweifel erregt haben; auch mag er die Versuchung in sich gefühlt haben, die Wunderkraft, die er sich als dem Messias leicht zuschreiben fonnte, zu gebrauchen, zu erproben, um durch irgend ein Prachtwerk den Glauben der Menge zu erzwingen, oder gar um auf einmal die Reiche der Welt sammt ihrer Herrlichkeit zu erobern. >>Bist Du Gottes Sohn, so mußt Du solches thun können. Versuch es!<< So wird wahrscheinlich die Stimme des messianischen Volksglaubens in seinem Gemüth, Zweifel und Unruhe erregend, mehr als einmal gesprochen haben. Auch muß das geschriebene » GottesWort,« wie manche Schriftgelehrten es auslegten, wie er selbst in dunklen Stunden es zu verstehen geneigt sein mochte, manchen Stein des Anstoßes auf seinen Pfad geworfen haben. Der Versucher ist ihm, in Gestalt eines Schriftgelehrten, gar oft entgegengetreten mit blendenden Bibelsprüchen. Wenn er aber so versucht wurde, wenn sein beseligender Glaube sich zeitweilig verdunkelte, dann fühlte er sich in der Wüste, von Menschen und Gott verlassen, bis er wieder, fastend, betend, in der Schrift und in seinem eignen Herzen suchend, das Licht des Glaubens fand, bis die Engel wieder famen, ihm Himmelsbrot brachten und herzerfreuenden Wein.

IV, 12-17.

Unser Evangelist scheint anzunehmen, daß Jesus noch in der Wüste, am unteren Jordan, die Gefangennahme des Täufers erfuhr, und sehr bald darauf, nachdem er nach Galiläa zurückgekehrt war, von Nazareth nach Capernaum übersiedelte. Daß er Capernaum zum Wohnort wählte, damit das Orakel des Jesaia erfüllt würde, das behauptet auch unser Evangelist nicht; nur sieht er in der vollzogenen und irgendwie motivirten Wahl dieses Ortes eine Erfüllung des Orakels. Daß das Orakel, wenn man es als ein Orakel behandeln will, im galiläischen Nazareth ebenso gut als im galiläischen Capernaum erfüllt worden wäre, übersieht unser Evangelist. Doch ist Thatsache, daß weder Capernaum noch Nazareth allen im »Orakel« gegebenen geographischen Bestimmungen entspricht· Man vergleiche nur, im Original oder in einer guten Uebersetzung, den Tert des Propheten (Jesaia 8, 23 ff.) und eine Karte Palästina's.

Uebrigens hatte das Wort des Jesaia ursprünglich einen Sinn, den unser Evangelist nicht erkannte, oder nicht erkennen wollte. Es war ein Wort des Trostes an die aus Galiläa nach Assyrien weggeführten Israeliten. Sie sollten durch den vom Propheten in nächster Zukunft erwarteten messianischen Helden aus der Gefangenschaft befreit und wieder mit dem Davidischen Reich vereinigt werden. Durch die Siege des Messias und unter seinem gerechten milden Scepter sollte über die jest »in Finsterniß Wandelnden, in Todesnacht Sißenden ein neues Licht« erglänzen. Nicht von der Uebersiedelung Jesu von Nazareth nach Capernaum ist hier die Rede! Doch haben, vielleicht auf Grund dieser Stelle, manche alte Rabbinen angenommen, daß der Messias zuerst in Galiläa auftreten würde. Ihrer Meinung folgt, im Licht der vollbrachten Thatsachen, unser Evangelist.

Jedenfalls bleibt in diesem Abschnitt unsres Evangeliums eine werthvolle geschichtliche Notiz fest stehen. Nach der Gefangennahme

des Täufers ließ Jesus sich in Capernaum nieder und fing an, als Rabbi zu lehren. Seine Predigt erschien zunächst als eine Wiederaufnahme und Fortsetzung der so eben im Kerker verstummten Predigt des Täufers. Der Spruch: »Thut Buße, denn das Himmelreich ist nahe,« ist gemeinsames Eigenthum Jesu und des Täufers, (vergl. 3, 2) eigentlich auch aller alttestamentlichen Propheten. Sie alle verheißen dem Volk Sieg, Rettung und Heil, mit einem Wort, das Himmelreich, wenn es nur Buße thun, Herz und Wandel reinigen will. Auch manche Rabbinen lehren: »>Wenn die Israeliten Buße thun, werden sie erlöst. Alle Fristen des Messias sind vorüber; seine Ankunft hängt jezt blos noch ab von der Buße und von guten Werken').« Der Messias war, nach Jesu fester Ueberzeugung schon gekommen, doch konnte er sein Werk nicht vollbringen, sein Reich nicht gründen, solange Israel nicht Buße that.

IV, 18-22.

Bemerken wir die symmetrische Form dieser Erzählung. Sie schildert uns gleichsam in zwei parallelen Bildern die Berufung der zwei ersten Jüngerpaare. Beiderseits sind es Fischer, beiderseits Brüder; beiderseits genügt ein Wort, ein Ruf, die Fischer zu Nachfolgern Christi zu machen. Beide Theile der Erzählung schließen fast mit denselben Worten, doch ist zwischen dem beiderseitigen Schluß ein Unterschied bemerkenswerth. Das zweite Brüderpaar, Johannes, der Apostel der Liebe und Jacobus, der Apostel des Gehorsams, offenbaren jezt schon ihre eigenthümliche Ueberlegenheit: Sie verlassen unvergleichlich mehr als die zwei zuerst Berufenen: nicht blos ihre Neße und ihr Schiff, sondern auch ihren Vater, um Jesu willen.

Daß diese Erzählung nicht genau geschichtlich ist, das geht schon aus ihrer symmetrischen und tendenziösen Anlage hervor; noch entschiedener aber aus der Blässe und Unlebendigkeit der ganzen

1) Siehe Gfrörer, Das Jahrhundert des Heils, Bd. II, Seite 153–154.

Darstellung. So hätten weder die Berufenen selbst, noch ein Anderer, der sie persönlich gekannt hätte, oder auch nur den erzählten Ereignissen näher gestanden wäre, diese entscheidenden Erlebnisse darge= stellt. So ist auch das hier Erzählte jedenfalls nicht geschehen. Um den Vorgang sich vorzustellen, muß man vieles, sehr wesentliche, namentlich einen längeren Verkehr Jesu mit den Berufenen, sich hinzudenken, was man aber in das hier gegebene Bild, wenn man seine ganze Bedeutung nicht gründlich verändern will, gar nicht einfügen darf. Unser Evangelist will die Berufung und die Nachfolge der zwei ersten Apostelpaare als unvorbereitet, als wunderbar bewirkt darstellen.

Doch einen geschichtlichen Kern enthält diese Erzählung gewiß: Die vier genannten Jünger gehörten später zu den Aposteln Jesu; fie sind von ihm irgendwann und irgendwo zu Aposteln berufen, gewählt worden und sie sind seinem Rufe freiwillig gefolgt. Möglich ist auch, daß sie, ehe sie Jesu sich anschlossen, Fischer waren am galiläischen Meere. Doch könnte diese Notiz, sammt allen sich daran knüpfenden Erzählungen, hervorgegangen sein aus dem herrlichen Wort Jesu: »Ich will Euch zu Menschenfischern machen.<< Indem aber Jesus zu bibelkundigen Jüngern dieses Wort sprach, erinnerte er sie an einige sehr merkwürdige Stellen prophetischer Reden, worin die künftigen Sammler des zerstreuten Gottesvolkes, und vielleicht auch die künftigen Lehrer der Heidenwelt, mit »Jägern und Fischern« verglichen werden, die Jehovah selbst senden will. Siehe Jerem. 16, 16-19. Hesek. 47, 10.

IV, 23-25.

Daß Jesus damals von großen, aus allen Theilen Palästina's nur nicht aus Samarien, zusammengekommenen Volksschaaren begleitet, herumzog, ist eine handgreifliche Uebertreibung. Auch ist die hier gegebene Darstellung seiner wunderbaren Heilungen offenbar durch Multiplication und Concentration des wirklich Geschehenen

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