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Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten, und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn so Ihr liebt, die Euch lieben, was werdet Ihr für Lohn haben? Thun nicht dasselbe auch die Zöllner? Und so Ihr Euch nur zu Euren Brüdern freundlich thut, was thut Ihr Sonderliches? Thun nicht die Heiden1) auch also? Darum sollt Ihr vollkommen sein, gleichwie Euer Vater im Himmel vollkommen ist.

III. (VI, 1—8. 16—18.)

Habt Acht auf Eure frommen Uebungen, daß Ihr sie nicht vornehmt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; wo nicht, so habt Ihr keinen Lohn bei Eurem Vater im Himmel.

Wenn Du nun Almosen gibst, sollst Du nicht lassen vor Dir posaunen, wie die Heuchler thun, in den Synagogen und auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sag' es Euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn Du aber Amosen gibst, so lasse Deine linke Hand nicht wissen, was die rechte thut; auf daß Dein Almosen verborgen sei, und Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird Dir's vergelten öffentlich.

Und wenn Du betest, sollst Du nicht sein wie die Heuchler, die da gerne stehen und beten in den Synagogen und an den Ecken auf den Gassen, auf daß sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sag' es Euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn Du aber betest, so gehe in Dein Kämmerlein, und schließe die Thüre zu, und bete zu Deinem Vater im Verborgenen, und Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird Dir's vergelten öffentlich. Und wenn Ihr betet, sollt Ihr nicht plappern, wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt Ihr Euch ihnen nicht gleichen. Euer Vater weiß, was Ihr bedürfet, ehe denn Ihr ihn bittet.

1) Dies die Lesart der besten Handschriften.

Wenn Ihr fastet, sollt Ihr nicht sauer sehen, wie die Heuchler; denn sie entstellen ihr Angesicht, auf daß sie vor den Leuten scheinen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sag' es Euch: Sie haben ihren Lohn dahin. Wenn Du aber fastest, so salbe Dein Haupt und wasche Dein Angesicht, auf daß Du nicht scheinest vor den Leuten mit Deinem Fasten, sondern vor Deinem Vater, welcher verborgen ist, und Dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird Dir's vergelten öffentlich.

IV. (VII, 13—14. 21-27.)

Gehet ein durch die enge Pforte! Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammniß abführt und ihrer sind viele, die darauf wandeln; und die Pforte ist eng und der Weg ist schmal, der zum Leben führet, und wenige sind ihrer, die ihn finden.

Es werden nicht alle, die zu mir sagen: »Herr, Herr!« in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel. Es werden Viele zu mir sagen an jenem Tag: »Herr, Herr, haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in Deinem Namen Teufel ausgetrieben? Haben wir nicht in Deinem Namen viele Wunder gethan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe Euch noch nie erkannt. Weichet alle von mir, Ihr Uebelthäter!

Darum wer diese meine Rede hört und thut sie, den vergleiche ich einem klugen Manne, der sein Haus auf einen Felsen bauete. Da nun ein Plazregen fiel und ein Gewässer kam, und weheten die Winde, und stießen an das Haus, fiel es doch nicht, denn es war auf einen Felsen gegründet. Und wer diese meine Rede hört und thut sie nicht, der ist einem thörichten Manne gleich, der sein Haus auf den Sand bauete. Da nun ein Plaßregen fiel und kam ein Gewässer und weheten die Winde und stießen an das Haus, da fiel es, und that einen großen Fall.

Erklären wir nun die so wiederhergestellte Rede.

Das Thema und der erste Theil.

Vor allem muß man die in den Versen 17-20 des 5. Capitels enthaltenen Worte in's Auge fassen. Sie sind der Mittelpunkt, das Thema der ganzen Rede.

In den Schriften alter Rabbinen finden sich dazu gleichlautende oder gleichbedeutende Parallelen. Auch haben alte Schriftgelehrte eine beträchtliche Anzahl von alttestamentlichen Sprüchen entdeckt, die durch Weglassung eines Jota, des kleinsten der hebräischen Buchstaben, oder durch Aenderung eines Strichleins, eines Tüttelchens, einen ganz abscheulichen gotteslästerlichen oder unmoralischen Sinn erhielten1). Deßhalb sagten sie, daß man die Welt zerstören würde, wenn man vom Geseß ein Jota wegnehmen oder ein Strichlein daran ändern wollte.

Nun hat Jesus allerdings manches kleine Gebot, wie wir später sehen werden, mit sanfter oder gewaltsamer Hand verworfen. Doch ist dies kein genügender Grund zu behaupten, daß er den hier aufbewahrten Ausspruch nicht gethan haben könne. Er konnte ja, zur Zeit, wo er »die Bergpredigt« hielt, noch conservativer gesinnt sein, als später; er konnte auch damals die Tragweite seiner Tendenzen sich kürzer vorstellen, als sie wirklich war. Ein folcher Irrthum, wenn man dies Irrthum nennen will, wäre ihm mit manchen andern, wo nicht mit allen andern Propheten und Reformatoren gemeinsam gewesen, und hätte für den Unbefangenen nichts Anstößiges.

Uebrigens war die Absicht Jesu, als er in diesem Zusammenhang diesen wahrscheinlich schon vor ihm bekannten und sprüchwörtlich gewordnen Ausspruch that, ganz einfach, den Wahn zu zerstören, daß er, als Messias, Israel nicht blos vom Joch der Fremdherrschaft und von allem Uebel, sondern auch vom Geseze selbst,

1) Beispiele siehe bei Lightfoot, Horae hebraicae, zu dieser Stelle.

von den bestehenden moralischen und religiösen Schranken befreien würde. Einen solchen Wahn hegten wohl unter seinen Zuhörern manche, die etwas, aber nichts rechtes, gehört hatten von einem neuen Bunde, den Gott mit Israel, alten Weissagungen zufolge, durch Vermittlung des Messias, schließen würde. Die Stiftung

eines solchen Bundes, und also auch eine gewisse Neugestaltung des Gesezes, hat Jesus, bei seinem leßten Abendmahl ganz bestimmt verheißen, und auch bei andern Gelegenheiten in Aussicht gestellt. Auch hier, als er so entschieden den Buchstaben des Gesetzes festhielt, brauchte er auf diese Hoffnung nicht verzichten. Er konnte ja die Neugestaltung und Läuterung des Gefeßes als eine Entwicklung und Anwendung der im Geseze selbst gegebenen Grundsäße betrachten, so daß das Geseß, als ein einheitliches Ganze, auch wenn einige Jota's davon wegfielen, doch unvermindert, ungeschwächt, seiner wahren Bedeutung nach unverändert geblieben, ja durch seine eigne immanente Kraft vollendet worden wäre. Die Reform, die er beabsichtigte, sollte zunächst dadurch herbeigeführt werden, daß das Gesez, nicht blos im äußern Wandel, sondern auch im Herzen möglichst gewissenhaft befolgt, und nicht so ausgelegt würde, wie manche pedantisch frömmelnde Schriftgelehrte es auslegten. Wie er es verstanden und geübt haben will, erklärt er ausführlich im zweiten Haupttheil seiner Rede. Im ersten aber zeigt er in einer Reihe von sieben parallelen, versartigen Seligpreisungen, wir er das von den Propheten schon verkündigte Evangelium, die frohe Botschaft von der Gründung des Himmelreichs, auffaßt, wie er es nicht auflösen, verflüchtigen, sondern erfüllen und verwirklichen will. In seinem, des Messias Munde, ist dieses Evangelium beides alt und neu: alt, insofern es die Hoffnungen und Ahnungen der alten Propheten und Frommen enthält; neu, insofern Jesus sich selbst als den betrachtet und erkennen läßt, durch welchen Gott seine Verheißung endlich erfüllen wird; neu auch, insofern es, auf Grund der höchsten alttestamentlichen Anschauungen geläutert ist von allen, an manchen schwachen Stellen des Alten Testaments damit ver

bundenen Schlacken der nationalen Rachsucht. Jesus preist selig die Armen, die Hungernden, nicht wegen ihrer gegenwärtigen Armuth und Noth, sondern wegen des Reichthums und der Sättigung, die ihnen im Himmelreich zu Theil werden wird. Die Weinenden preist er selig, denn im Himmelreich werden sie ihre Verstorbenen, als Auferstandene wiederfinden und ein heiliges Lachen wird sich ihres Herzens bemächtigen. Er preist selig die Sanftmüthigen, eigentlich die Unterdrückten, weil sie zur Zeit des Himmelreichs die Erde erobern und besißen werden. (Vergl. Psalm 37, 11.) Doch nicht durch Waffengewalt sollen sie zur Freiheit und zur Herrschaft gelangen. Sie haben nur Barmherzigkeit auch an ihren Feinden und Gerechtigkeit zu üben, Herz und Wandel zu reinigen, Frieden zu erhalten und zu verbreiten. Alsdann wird Gott ohne Krieg ihnen einen wunderbaren Sieg verleihen. Wenn sie nur >> reines Herzens« sind, aufrichtig und ernstlich das Gute wollen, so werden sie Gott und Gottes wunderbare Hülfe ohne mystische Entzückung, auf Erden schauen.

Diese Seligpreisungen mögen einige unwissende und religiös verwahrloste Zuhörer überrascht haben, doch die frömmeren und besser unterrichteten erkannten in diesen herrlichen Worten den heimlichen Nachklang mancher alttestamentlichen und wahrscheinlich auch mancher rabbinischen Stimmen, deren Kunde durch den Thalmud zu uns gekommen ist. Daß im Himmelreich die Armuth, jede Noth und Trauer und Knechtschaft aufhören, daß Israel das erste Volk der Welt werden und die Welt besißen würde, das hatten die Propheten schon seit Jahrhunderten geweissagt, das erwarteten damals alle frommen Juden, am leidenschaftlichsten die patriotischen Pharisäer. Wie solches geschehen würde, ob durch, oder ohne Krieg, darüber mögen die Ansichten verschieden und unklar gewesen sein. Doch einig waren Alle darüber, daß es ohne Gottes Wunderthaten und Hülfe nicht geschehen konnte, noch sollte. Daß aber Gott seine Hülfe nur dem bußfertigen Israel gewähren würde, das hatten im Lichte der prophetischen Lehre, manche Rabbinen erkannt und

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