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I, 1—17.

Eine gute Anmerkung zu diesem ersten Abschnitt unsres Evangeliums

hat vielleicht, ohne es zu wissen, noch zu wollen, unser Schiller geschrieben, als er, in der Braut von Messina, einen seiner Helden folgende Worte sprechen läßt:

Nicht forschen will ich, wer du bist. Ich will
Nur dich von dir; nichts frag' ich nach den Andern.
Daß deine Seele, wie dein Ursprung, rein
Hat mir dein erster Blick verbürgt und beschworen.
Fragt man,

Woher der Sonne Himmelsfeuer flamme?

Die alle Welt verklärt, erklärt sich selbst.

Ihr Licht bezeugt, daß sie vom Lichte stamme."

Doch mit dem Ausdrucke dieses Gefühls, dürfen wir uns hier nicht begnügen. Wir müssen dieses Geschlechtsregister Jesu, da es uns einmal aufgedrängt wird, auch verstandesmäßig untersuchen.

Zuerst bemerken wir, daß auch Lucas uns einen Stammbaum Jesu gegeben hat, aber einen ganz andern als Matthäus. Nach beiden Evangelisten stammt Jesus von David; nach Matthäus aber, in der königlichen, Salomonischen Linie; nach Lucas, in der nicht zur Herrschaft gekommenen Nathanischen Seitenlinie. Zwischen Zorobabel und Jesu, stehen bei Matthäus 10 Geschlechter; bei Lucas, 19. Bei Matthäus heißt der Vater Josephs, der Großvater Jesu, Jakob; bei Lucas heißt er Eli. Diese Widersprüche sucht man am liebsten durch die Annahme zu beseitigen, daß Matthäus das

Schwalb, Evangelien.

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Geschlechtsregister Josephs; Lucas, das der Maria geben wolle. Vergeblich. Denn Lucas, sowohl als Matthäus, nennt den Vater und den väterlichen Großvater Jesu mit Namen, was er in einem Geschlechtsregister gar nicht thun könnte, wenn er nicht, wie Matthäus, die väterliche Abstammung Jesu berichten wollte.

Will man nun durchaus ein Geschlechtsregister Jesu haben, so muß man von den zwei in unseren Evangelien gegebenen das eine nehmen und das andre lassen. Doch gestehen wir offen: Wer nur diese Wahl hätte, der hätte auch, gleichviel auf welchem kirchlichen Standpunkte er stände, eine ziemlich große Qual. Wäre er »bibelgläubig«, so könnte er zwischen zwei heiligen Evangelisten, zwei vom heiligen Geist geleiteten Schriftstellern, nicht leicht wählen, ohne seinen Bibelglauben zu beschädigen. Wir aber, die wir in der Bibel, wie überall, die Wahrheit suchen, wir wären auch nicht im Stande eine vernünftige Wahl zu treffen. Denn wir haben nicht den mindesten Grund, hier einen der zwei Evangelisten dem andern vorzuziehen. Beide erscheinen uns durchaus unzuverlässig; besonders aus zwei Gründen: 1. weil sie beide das Geschlechtsregister weit über die Grenzen der geschichtlichen Zeit hinaus zurückführen; Matthäus, bis auf Abraham; Lucas, bis auf Adam, den ersten Menschen; 2. weil sie beide sinnbildlichen Zahlen einen in der Wirklichkeit ihnen nicht zukommenden Einfluß zuschreiben. Dies thut Matthäus offenbar, indem er von Abraham bis auf Christus 3 mal 14, also 6 mal 7 Geschlechter, aufzählt oder aufzählen will. Lucas thut es in etwas verhüllter Form, doch scheint auch er an seinem Stammbaum 77, d. h. 11 mal 7 3weige gezählt zu haben.

So können wir denn, da wir hier weder dem Matthäus, noch dem Lucas trauen, keinen von den zwei Stammbäumen als eine rechte Urkunde anerkennen. Wohl aber betrachten wir sie beide als interessante, in mancher Beziehung lehrreiche Denkmale.

Sie vergegenwärtigen uns eine Zeit, in welcher die Christen ihren Herrn und Meister noch als den Sohn Josephs ansahen, und einen hohen Werth legten auf seine Davidische Abstammung.

Den Anschauungen dieser Zeit folgte noch, allerdings in sehr eigenthümlicher Weise, der Apostel Paulus, als er von dem »Sohne Gottes« lehrte, daß er »dem Fleische nach, geboren sei von dem Samen Davids, « und zwar, » aus einem Weibe.« (Röm. 1, 3. Gal. 4, 4.)

Unfre Evangelisten, das werden wir im folgenden Abschnitte, und überhaupt gar oft sehen, gehören einer späteren Zeit an. Für sie war Jesus, »dem Fleische nach,« nicht mehr Josephs, sondern nur Mariens Sohn. Doch war für sie, wie für Paulus, die Davidische Abstammung ein von den Propheten angegebenes Merkmal des Messias. Diese Davidische Abstammung will Matthäus um jeden Preis festhalten. Deßhalb hat er den schon früher und auf einem ganz anderen Standpunkt geschriebenen Stammbaum in sein Buch aufgenommen, ohne zu merken, daß er durch diese Inconsequenz die Glaubwürdigkeit dieses Stammbaums sowohl als der folgenden Erzählung zerstörte.

Es bleibt also Thatsache, daß unsere Evangelisten, und noch bestimmter ein früheres Christengeschlecht, Jesus für einen Nachkommen Davids hielten. Das war er für sie, insofern er für sie der von den Propheten geweissagte Messias war. Möglicher Weise hat er sich selbst, weil er an sich als an den Messias glaubte, für einen Nachkommen des großen Königs gehalten. Doch hielt er sich auch für größer als David, für den Herrn Davids (vergl. Cap. 22, 41 ff.) und konnte, wenn er sich betrachtete, keinen besonderen Werth auf sein Geschlechtsregister legen, auch wenn er im elterlichen Hause ein solches besaß. Unwahrscheinlich ist jedenfalls, daß die Meinung, er stamme von David, wenn er sie überhaupt hegte, auf seine geistige Entwicklung irgend einen erheblichen Einfluß ausgeübt habe. Nicht weil er sich für den Sohn Davids hielt, hielt er sich für den Messias, sondern umgekehrt, weil er sich für den Messias hielt, hielt er sich vielleicht auch für den Sohn Davids, duldete wenigstens, daß Kinder und Blinde ihn so nannten. (Vergl. 21, 9. 15. 9, 27.)

I, 18-25.

Das hier erzählte Wunder soll nicht blos eine Thatsache, sondern eine Heilsthatsache sein, d. h., wenn wir dieses etwas unklare Wort richtig verstehen, eine Thatsache, wodurch unser Heil erwirkt wurde, und an die wir glauben müssen, wenn wir nicht durch unsern Unglauben unser Heil gefährden wollen. Doch welchen Grund kann man uns für die Thatsächlichkeit der fraglichen Heilsthatsache angeben? Auf dem Weg geschichtlicher Erkundigung ist dieser Bericht offenbar nicht entstanden. Maria, sie allein, hätte das hier in Betracht kommende Wunder bezeugen können, doch nie und nirgends so, daß ein Vernünftiger ihrem Wort hätte glauben müssen, oder auch nur glauben dürfen. Gegen die feststehende, ausnahmsLose Erfahrung des Menschengeschlechts hätte das Wort eines auch noch so frommen Mädchens schlechterdings nichts bewiesen, höchstens hätte es den Argwohn begründen können, daß die Zeugin eine Betrogene war oder eine Betrügerin. An Josephs Stelle, hätte keiner unserer bibelgläubigen Theologen einer Braut oder auch einem im Traum erscheinenden Engel Gottes solches geglaubt. Uebrigens gibt uns weder Matthäus hier, noch Lucas in der parallelen Erzählung seines Buches das geringste Recht, auch nur zu vermuthen, daß die Mutter Jesu durch Angabe eines solchen Wunders sich entehrt habe.

Nicht auf das Zeugniß der Maria oder irgend eines Menschen, sondern auf ein göttliches Prophetenwort, will Matthäus seine Wunder-Erzählung stüßen, nämlich auf Jesaia 7, 14. Doch bedeutet dieses Wort, im Zusammenhang wo es dort steht, etwas ganz anderes. Als nämlich 740 Jahre vor Christi Geburt, Rezin, der König von Syrien, und Pekah, der König von Israel, das Reich Juda bedrängten, verkündigte der Prophet Jesaia seinen entmuthigten Landsleuten, daß Jehovah die zwei Reiche, vor denen fie zitterten, den Assyrern und einem baldigen Verderben preisgeben

wolle. Eine junge Frau1), vielleicht die eigene Frau des Propheten, erwartete die Geburt eines Kindes, wie sie und ihr Mann hofften, eines Sohnes. Dieses Kind sollte in den ersten Jahren seines Lebens, ehe es noch »Gutes und Böses zu unterscheiden« wüßte, Zeuge sein der Befreiung Jerusalems. Deßhalb sollte es »Immanuel, Gott mit uns<< genannt werden; denn sein Lebenlang sollte es vor den Augen der Judäer dastehen, als ein Pfand, als ein Zeichen der göttlichen Gnade. Von einem solchen Immanuel spricht in jener Stelle der große Prophet, nicht von dem Sohne der Jungfrau Maria; mit welchem er seine Zeitgenossen und Zuhörer in ihrer Drangsal schlechterdings nicht trösten konnte3).

Wir könnten also das hier erzählte Wunder, auch wenn wir es für eine geschichtliche Thatsache hielten, nicht als die Erfüllung des vom Evangelisten angeführten Orakels betrachten. Viel weniger noch vermögen wir, seinem Vorgang folgend, die Thatsächlichkeit des Wunders auf die darauf gar nicht bezügliche Weissagung zu gründen.

Doch war diese Weissagung für die eigentlichen Urheber dieser Erzählung nur die formelle, nachträgliche, nicht die wirkliche und ursprüngliche Bürgschaft des Wunders. Das Wunder glaubten fie zuerst und fanden es, weil sie es glaubten, in dem Orakel des Jesaia, oder legten es hinein. Das Wunder aber glaubten sie, wahrscheinlich weil ihnen eine natürlich-menschliche Geburt des Messias mit seiner geistigen Erhabenheit, mit seiner göttlichen Salbung, unverträglich schien. In ihren Augen war der Messias größer, als »alle vom Weib gebornen«; deßhalb konnte er, wie sie glaubten, nicht selbst »von einem Weibe geboren« sein. Ihm, als dem Heiligen Gottes, durfte das wehmüthige Wort des Psalms 51, (V. 7) von der unreinen Entstehung des Menschen nicht gelten.

1) Das hebräische Wort, wie auch das griechische, welches man hier mit »Jungfrau« überseßt, kann eben so gut eine junge Frau bezeichnen. In der besprochenen Stelle des Jesaia ist letterer Sinn offenbar der richtige.

2) Vielleicht auch will der Prophet sagen: Euere Rettung ist jezt verborgen; doch ist sie schon da, und die nächste Zukunft wird sie gebären. Das kommende Geschlecht wird sie schauen.

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