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Für uns aber, die wir das eheliche Leben nicht mit katholischen, sondern mit protestantischen Augen ansehen, und also keinen unvermeidlichen »Unflath« daran finden, für uns fällt auch dieser Grund weg, an die wunderbare Geburt unseres Herrn und Meisters zu glauben. Und selbst wenn wir dächten, was die Väter der reformirten Kirche entschieden leugneten, daß die natürliche Entstehung des Menschen die eigentliche Ursache seiner Sündhaftigkeit sei, selbst dann könnten wir nicht denken, daß Jesus der Ansteckung der Sünde auch nur weniger ausgefeßt, geschweige denn vor ihr durchaus bewahrt worden wäre, wenn er, im buchstäblichsten Sinne auf Erden keinen Vater gehabt hätte. Denn auch seine Mutter, wenn sie nicht » unbefleckt empfangen « worden, hätte mit ihrem Blut und ihrer Milch ihre Sündhaftigkeit auf ihn übertragen.

Also ermannen wir uns und überlassen wir getrost die besprochene Heilsthatsache sammt dem neuen Dogma von »Marias unbefleckter Empfängniß,« denen, die daran zu glauben wähnen.

II, 1-12.

Im Jahre 748 der römischen Aera soll, nach Kepler's Berechnung, unter dem Zeichen der Fische ein Zusammentreffen Jupiters, Saturns und Mars' stattgefunden haben, und diese Constellation soll der von den Magiern des Matthäus beobachtete »Stern des Messias« gewesen sein. Demnach wäre Jesus sozusagen 6 Jahre »vor Christi Geburt« geboren. Jedenfalls müßte man, wenn man von der Geschichtlichkeit unserer Erzählung irgend etwas festhalten wollte, die Unrichtigkeit unserer Zeitrechnung zugeben. Denn Herodes der Große, der hier erwähnte König der Juden, starb 4 Jahre »vor Christi Geburt.« Doch ehe man, auf Grund unserer Erzählung das nach einigen Angaben des Lucas berechnete Datum der Geburt Jesu irgendwie zu ändern versucht, muß man vor allem sich fragen, ob man in dieser Erzählung auch nur einigermaßen auf geschichtlichem Boden steht. Wer sich aber im Ernst diese Frage

stellt, wird sie mit einem entschiedenen Nein beantworten. Eine Constellation, wie die von Kepler berechnete, ist kein Stern; auch gibt es keine Sterne, die von Norden nach Süden, von Jerusalem nach Bethlehem gehen, und über einem Hause stehen bleiben, wie der hier geschilderte Stern thut; endlich können wir, wenn wir nicht etwa selbst Astrologen sind, schwerlich glauben, daß es einen Stern gebe, der durch seine Erscheinung die Geburt des Messias wirklich angezeigt habe. Daß Jesus zu Bethlehem geboren sei und nicht zu Nazareth, wie man aus der in Jesu Umgebung üblichen und auch auf dem amtlichen Kreuzeszettel vorkommenden Redensart: »Jesus, von Nazareth« zu schließen berechtigt ist, würden wir unbedenklich annehmen, wenn nicht der Evangelist diesen für uns so geringfügigen Umstand als ein Merkmal des Messias, als die Erfüllung einer göttlichen Weissagung darstellen wollte. Durch dieses Verfahren drängt er uns die Annahme auf, daß er die sehr glaubwürdige Notiz, wonach Jesus, der Galiläer, zu Nazareth geboren ist, seiner übermäßig buchstäblichen Schriftauslegung, seinem Bibelglauben, geopfert und ohne geschichtlichen Grund, die Geburt des Messias, des Sohnes Davids, nach Bethlehem, der Stadt Davids, verlegt habe.

So bleibt uns denn, von allem, was uns hier erzählt wird, nichts geschichtliches übrig. Es gibt keinen Stern des Messias und Bethlehem ist nicht der Geburtsort Jesu. Wir haben es hier mit einer reinen Dichtung zu thun, deren Sinn uns ziemlich klar erscheint.

Die Magier, Priester der edlen persischen Religion, sind Vertreter der Heidenwelt. Während Dunkel den Erdkreis bedeckt, suchen und finden sie an Gottes Himmel den Stern des Messias. Wie ehemals die Königin von Saba vom Ende der Erde herkam, die Weisheit Salomos zu hören, so kommen sie vom fernen Often, dem zu huldigen, den sie jetzt schon, obwohl er noch in der Wiege liegt, in seiner Salomo überragenden Größe erkennen. Sie bringen ihm als Zeichen ihrer Huldigung, die im Buche Jesaia, (60, 6), geweissagten Gaben: Sinnbilder seines mit bitteren Schmerzen verbundenen priesterlichen Königthums.

Diese Magier waren hochgesinnte Priester. Sie suchten die Wahrheit an Gottes Himmel, gingen ihr weite Wege nach, opferten ihr das Beste, was sie hatten. Sie suchten und fanden, was sie suchten, während die Hoftheologen des Herodes, troß ihrer Schriftkenntniß und ihres Bibelglaubens, den Messias wohl in den Buchstaben der Propheten, nicht aber im Lande der Lebendigen fanden. Herodes aber suchte ihn nur, um ihn zu tödten.

II, 13-15.

Diese Erzählung und die zwei folgenden (16–18 und 19—23) bilden mit der vorigen ein Ganzes. Wer also die vorige Erzählung als ungeschichtlich erkannt hat, bedarf für die Ungeschichtlichkeit der drei andern keines besondern Beweises.

Das Kindlein Jesus war niemals in Aegypten, doch in einem zwiefachen, von unserm Evangelisten nicht beabsichtigten Sinne, kann man sagen, daß Jesus von dorther komme: der Christus des vierten Evangelisten, der Fleisch gewordene Logos, ist eigentlich nichts anderes, als das von seinen Pflegern nach Aegypten gebrachte, unter den Einfluß der alexandrinisch-platonischen Philosophie gestellte und so erzogene Messiaskind. Gott rief ihn aus Aegypten. Und auch Jesus von Nazareth, der geschichtliche Christus, kam aus Aegypten. Denn wie alle großen, eine neue Periode herbeiführenden Menschen, hat er die ganze Vergangenheit seines Volkes innerlich durchlebt. Die Wurzeln seiner Persönlichkeit reichen bis Mose, bis Abraham hinab. Betrachtet man diese Erzählung von diesem, allerdings sehr freien Gesichtspunkt aus, so kann man wohl sagen, daß das hier angeführte Wort des Propheten Hosea nicht blos dem Volke Israel, zu dem es ursprünglich gesprochen wurde, sondern auch dem Messias Jesus gelte.

II, 16-18.

Der hier erzählte Kindermord wäre, wenn wirklich geschehen, nicht blos ein entseßliches Verbrechen, sondern auch eine fast unbe

greifliche Thorheit gewesen. Wollte Herodes das messianische Kindlein tödten lassen, wie leicht konnte er es, nachdem die Magier es durch ihre Huldigung im kleinen Bethlehem bekannt gemacht, durch irgend einen Schurken auffinden und in aller Stille beseitigen lassen! Ordnete er aber einen allgemeinen Kindermord an, so mußte er sich doch sagen, daß sein Befehl nicht ohne die größte Aufregung zu verursachen vollzogen werden konnte. In dieser Aufregung aber konnte gar leicht von den zum Tode bestimmten Kindern mehr als eins, und warum nicht gerade das, um dessen willen er alle anderen opferte? gerettet werden. Wenn auch Herodes' Grausamkeit eine solche Gräulthat ihm ermöglicht hätte, seine Klugheit mußte sie ihm durchaus unmöglich machen.

Von diesem Verbrechen dürfen wir ihn getrost frei sprechen. Wie hat aber der Evangelist es ihm andichten, sich selbst eine so arge Verleumdung erlauben können? Wahrscheinlich hat er es gethan, um zu zeigen, wie der Messias, der leßte Retter des auserwählten Volkes, schon als Kind, dem Mose, dem ersten Befreier Israels, geglichen habe. Auch Mose wurde in einem allgemeinen über alle israelitischen Knäblein angeordneten Mord wunderbar gerettet, wie andere große Helden der Geschichte und der Sage, wie Herakles, wie Romulus, wie Cyrus, wie alle Menschen eigentlich, die den zahllosen Todesgefahren der ersten Kinderjahre glücklich entgehen.

Was aber die vom Evangelisten angeführte Weissagung betrifft, so erscheint sie uns hier in einem wahrhaft kümmerlichen, ihren ursprünglichen, großartigen Sinn entstellenden Licht. Der Prophet Jeremia schaut wie ganze Schaaren gefangener Benjaminiten am Grabe Rahels vorüberziehen. Sie wandern über Rama, am Denkmal Rahels vorüber, nach Babylon, nach dem Lande des grausamen Siegers. Die Mutter aber ihres Stammes, die Mutter Josephs und Benjamins, das geliebte Weib Israels, erwacht vor Schmerz in ihrem Grabe, erhebt ein lautes Weinen und will sich nicht trösten lassen, weil ihre Kinder, ihre Lieblinge, ihr entrissen werden. Der Prophet aber tröstet sie, indem er ihr die frohe Rückkehr der Verbannten

verheißt. (31, 15 ff.) Wer dieses herrliche Prophetenwort zu verstehen vermag, der wird wohl zugeben, daß es unter der Feder unseres Evangelisten elendiglich verkrüppelt ist.

II, 19-23.

Nach Lucas' Darstellung war Nazareth von Anfang an die Heimath und der Wohnort der Eltern Jesu. (Vergl. Luc. 1, 26. 2, 4. 39.) Nur zufällig und vorübergehend, nur wegen der unter dem Statthalter Quirinus ausgeführten Schaßung, waren sie zu Bethlehem, als Jesus zur Welt kam. Nach Matthäus aber wohnten sie, als Jesus geboren wurde, zu Bethlehem im Stamme Juda und hätten sich auch nach ihrer Rückkehr aus Aegypten wieder daselbst niedergelassen, wenn sie nicht die Furcht vor Archelaus, dem Sohne des Herodes, davon abgehalten hätte. So kamen sie nach Nazareth in Galiläa, damit erfüllt würde eine Weissagung, die im Alten Testament nirgends geschrieben steht. Schon mehrmals haben wir gesehen, wie unser Evangelist, um die geschichtliche Wirklichkeit mit der wirklichen oder vermeintlichen Weissagung in Einklang zu bringen, die Thatsachen äußerst frei umbildet und sogar erdichtet. Hier ist er einmal den entgegengeseßten Weg gegangen, hat die Weissagung der geschichtlichen Wirklichkeit nachgebildet. Einigen, aber doch nur einen sehr dürftigen Anlaß zur Formulirung dieser Weissagung mag der Evangelist in den prophetischen Reden gefunden haben, wo der Messias Nezer, d. h. Sprößling nämlich Isai's genannt, oder als Retter, Nozer geschildert wird.

Wie viel Umwege, um zu der einfachen Thatsache zu gelangen, daß Jesus seine Kindheit und Jugend in Nazareth verlebt hat!

III, 1—12.

Die hier angeführte Weissagung lautet in De Wette's genauer Ueberseßung etwas anders als bei Matthäus und bei den zwei

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