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obachten Gelegenheit gehabt. Was nun bei dieser Erbitterung der Gemüther beginnen?"

„Das ist nicht schwer zu errathen" antwortete der Höfling mit triumphirender Miene.. Mein Rath geht dahin, sich so schnell als möglich unter den Schuß der Römer zu stellen. Was soll man sich lange mit den Reibungen, Streitigkeiten und Kämpfen unseres Volkes aufhalten. Jedenfalls stehen wir am Besten, wenn wir die mächtigen Römer auf unserer Seite haben, als daß wir uns auf das lockere Fundament eines durch Parteikämpfe zerrissenen Volkes stüßen. Hier könnten wir leicht den Boden unter unsern Füßen verlieren, und dann würden wir unfehlbar zu Grunde gehen und unter den Trümmern der Nation begraben werden."

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"So schwarz sehe ich noch nicht," wandt' Agrippa ein, ,,deine Ansicht aber verräth einen schlechten Patriotismus. Zudem hat ja unser Volk offenbar das Recht auf seiner Seite, und wo das Recht ist, dahin wird sich auch der Sieg neigen. Hat nicht Judas Makkabäus unter Jehova's Hülfe die Feinde geschlagen und unsern Staat von ihnen gesäubert? Wer. gibt den übermächtigen Römern die Ers laubniß, unser Volk so zu knechten, wie sie es thun?"

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Freilich redest du nach Recht und Billigkeit," bɓe= lehrte der Höfling. Was aber meine Vaterlandsliebe angeht, so gestehe ich offen, daß ich nicht so kleinlich bin, mich an die Feßen unserer beinahe zu Grunde gegangenen und zerstückelten Nation zu hängen. Wo es mir gut geht, dort habe ich mein Vaterland. Wenn wir auch in den Verband des großen Römerreiches übergehen und der Sieger uns unsere Selbstständigkeit, oder auch nur den Rest der Selbstständigkeit, den wir noch haben, läßt, so werden wir unseren Untergang kaum empfinden, sowie der Eroberer den Zuwachs seines Länderbesitzes kaum merft."

"Ich bin nicht dieser Ansicht; denn ein abhängiger König ist nur ein Scheinkönig," bemerkte Agrippa, „und sollten endlich alle Verheißungen Johova's sich nicht erfüllen! Unserm Volke ist der Sieg über seine Feinde zugefagt."

Bedenke doch, mein König, über welch eine Macht der Römer verfügt. Der niemals vorher bezwungene Cantaber, der mächtige Meder und Indier, der ein Nomadenleben führende Scythe, die fernen, kriegerischen Brittaner gehorchen ihm, die ihm so lange furchtbar gewesenen Germanen haben jezt ihren stolzen Nacken unter Roms Joch gebeugt, die unten am Fuße der Alpen wohnenden Räthier und Vindelizier haben sein siegreiches Schwert empfinden müssen, ja bis zu den entfernt liegenden Karpathen ist sein Name gedrungen. Eine außer ordentliche Hülfe muß unserm Volke kommen, wenn es dem Siegesandrange der römischen Phalanx zu widerstehen vermag."

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„Freilich sind die Aussichten keineswegs rosig," ent= gegnete Agrippa kleinlaut, aber so ohne alle Umstände kann ich mein Volk nicht aufgeben, das ist ein zu schmählicher Verrath am Vaterlande. Wer weiß noch, ob nicht der Gott unserer Väter wiederum Wunder thut, wie in den Tagen der Vorzeit. Es ist dieses noch immerhin möglich.“

,,Dein Geist ist dafür zu frei und aufgeklärt, um Dinge der Art zu hoffen. Auch gehörst du nicht zu der fanatischen Rette der Zeloten, um dieses zu glauben. Das Beste wird sein, hoher Gebieter, daß du die Wuth des Volkes durch eine Rede beschwichtigst und das Volk ermahnst, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Du machst es aufmerksam auf die große Macht der Römer, auf ihre wohlwollende Gesinnung, wenn, nur unser Volk sich den Druck ruhig gefallen läßt. Du kannst noch beifügen, daß

jener Druck in Wirklichkeit so schlimm. nicht sei, fondern meistens nur in der Phantasie der Menschen vorhanden wäre. Dann wäre...

„Wer bürgt aber für einen guten Ausgang?" fiel Agrippa ein.

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Dann wäre auch nicht zu vergessen," fuhr der Höfling fort,,,daß man leicht von den Römern einige Zugeständnisse erhielte, zumal wenn man sich direkt an den Kaiser wendete. Du kannst ja selbst die Anordnung einer Gesandtschaft an den Kaiser übernehmen.“

Letzteres schien dem Agrippa ein schöner Ausweg zu sein, um das Volk für eine kurze Zeit hinzuhalten, während welcher sich leicht ein Mittel finden ließe, um den ganzen Zwist auf gütliche Weise beizulegen."

Nach einer Weile, unter welcher er den Vorschlag des Höflings erwog, entließ er denselben und dann begab er sich ermüdet und erschöpft zur Ruhe.

5. Das Kind des Höflings.

Recht zufrieden mit seinem Besuche hatte der Höfling seinen Herrn und den Herodespalast verlassen. Wie er den Weg nach Hause einschlug, war die Nacht schon dem ersten Erwachen des anbrechenden Tages gewichen. Das Frühroth der Morgendämmerung zeigte sich in seiner ganzen Pracht und erfüllte den Horizont mit seinem rosenfarbenen Lichte. Kaum war unser Höfling an das Ende des Gartens, durch welchen der Weg führte, gekommen, da berührte die Sonne eben die Wipfel der Palm- und Cederbäume, welche den Gesichtskreis in engere Grenzen zogen, und machte Miene, bald ganz hinter denselben hervorzubrechen, bis sie, endlich mit ihren Goldstrahlen die lebende wie leblose Natur erquickte. Der Himmel war tiefblau und durchsichtig, in fühlen, lichtdurchquollenen Wogen umhauchte die Morgenluft des Wanderers Haupt,

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der ruhig seinen Weg durch die mit Thau beperlten und in allen Farbenstrahlen des Regenbogens schimmernden Pflanzen und über die in üppigem Wachsthum blühenden und mit dichtem Laube überwucherten Felsblöcke fortsette. In den sonnigen Thälern und Abhängen des bergigen Gartens entfalteten die Blumen ihre herrliche Blüthenpracht; die Palmen hoben ihre Kronen mit Jubel der Sonne entgegen; die Granate, Myrthe und der Oleander standen in voller Blüthe, der Lorbeer grünte, Orangen und Citronen, Mandeln und Feigen, Melonen und Oliven reiften und erfüllten den Luftkreis mit ihrem angenehmen Dufte und die wohlriechende Rebe endlich rankte sich in dichtem Gewinde die höchsten Stämme hinan, und schlang sich in Guirlanden und Triumphbögen von Baum zu Baum. Selbst die nackten Kalkfelsen, welche allenthalben sichtbar wurden und als Felsblöcke zerstreut umherlagen, offenbarten eine dem Höflinge bisher unbekannte Schönheit. Wie sich die Nächte des Südens durch eine unermeßliche Fülle von Glanz und Pracht auszeichnen, so sind auch die Morgenstunden viel lebendiger und dem Herzen wohlthuender, als in den nördlichen Gegenden, wo die stille Ruhe mehr vorherrscht und dieselbe sogar den Menschen dieser Zone ihre Eigenschaften mitzutheilen scheint.

Die Frische des Morgens nach einer durchwachten Nacht übte eine wohlthuende Wirkung auf das Gemüth des Höflings aus, sowie auch die Weisen der befiederten Sänger in Baum und Strauch ihn den Schlaf und die Ermüdung gänzlich vergessen ließen. Ueberrascht von dem herrlichen Panorama, und entzückt von den schmelzenden Tönen, blieb Herodes stehen, feinen Blick auf die zu seinen Füssen liegende Stadt richtend. Er sah ihre Straffen sich wie eine ungeheuere Riesenschlange in mannigfachen Windungen hin und her schlängeln. Nicht ohne

Wehmuth und Schmerzgefühl schaute er auf die herrlichen Gebäude, auf die Denkmäler der Kunst und des Alterthumes; sein umherschweifender Blick schien nirgendwo Ruhe und Halt finden zu können, bis er endlich auf dem Tempel, welcher seines weißen Marmors wegen wie ein schneebedeckter Berg vor ihm lag, unbeweglich geheftet blieb. Durch die reichlich, angebrachten Goldplatten, die von der strahlenden Morgensonne beleuchtet, in vollem Feuer erglänzten, schien der Tempel wie ein leuchtender Meteor zu strahlen. War es vielleicht Bewunderung ob dieses herrlichen Prachtgebäudes Kunst, die wie einige Jahrzehente früher den Jüngern des göttlichen Meisters den Ausruf abnöthigte: „Sieh! Herr, welche Steine und welch ein Bau!" öder war es die Ahnung des baldigen Verfailes dieses Wunderwerkes, welche die Seele des eitlen und irdischgesinnten Höflings beschlich? Hatte er, der Weltmann, noch so viel Vernunft und Nachdenken, daß er die Erfüllung der Worte, die ein Gottesmund einst über den Tempel und seinen Untergang gesprochen, für möglich hielt? Wir haben auf diese Frage keine Antwort. Wir wissen nur, daß Herodes, nachdem er eine Weile in stummer Betrachtung den Tempel angestaunt, seinen Schritt weiter lenkte nach dem Orte hin, wo die Burg Davids gestanden, deren Trümmer ihm sagten, wie alle Pracht und Größe der Welt verschwinden. Denn die ganze Burg war schon eine dachlose Ruine geworden und zeigte nur noch verwitterte Wände. Freilich waren die Ringmauern nebst Wall und Graben noch deutlich sichtbar, nur daß letterer von den eingestürzten Thürmen hier und da ausgefüllt erschien. Rings umher wucherten. Hollundergebüsche und Heere von Brennesseln, welche, da der Wind schon seit Jahren den Saamen auf die Erde geweht hatte, immer üppiger hervorkeimten und immer dichter und ungestalteter aufschoßen. Das Immergrün

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