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darunter, bei denen man sich manchmal wundern muß, wie gerade sie zu dieser Ehre gekommen sind. Die Zimmerleute verehren als ihren Schutzgott und Urahn (gewöhnlich bi-so,,Nasen-Ahn“ genannt) den buddhistischen Heiligen SHŌTOKU TAISHI, die Ringer den NOMI NO SUKUNE (vgl. Qu. 263), die Kaufleute den Glücksgott EBISU, die Tabakshändler insbesondere den DARUMA, die Dichter den HITOMARO bzw. BASHō; Schauspieler Wahrsager, Blumenstecker, Schwertschmiede usw. haben alle und sämtlich ihren göttlichen Beschützer. Die Aerzte der alten chinesischen Schule verehren den zweiten sagenhaften chinesischen Kaiser SHINNō (Shênnung) als Erfinder der Arzneikunde. Sein Todestag, jetzt der 8. Dezember, ist der Feiertag der Aerzte. An diesem Tage unterbleiben die,,Sprechstunden", das Rollbild des Gottes wird im Alkoven aufgehängt, und der Arzt, im Montsuki1), empfängt seine Patienten als Gäste, welche statt des früher nicht üblichen Honorars Geschenke an Geld, Reiswein, Fisch usw. bringen. So wenigstens die bald gänzlich verschwindende ländliche Sitte, die in den Städten schon der Vergangenheit angehört.

§ II. Tiere im Shinto.

Wir erwähnten beiläufig schon öfters heilige Tiere, wie Hähne, Tauben, Rinder, welche gewissen Gottheiten als Attribute beigegeben sind. Sie deuten auf einen weitverbreiteten Tierkult der alten Zeit, und unsere Urkunden sprechen von gewissen Tieren wie Bär 2), Wolf (oh-kami,,großer Gott" oder „,Fresser"), Tiger (nur mit koreanischer Beziehung), Schlangen und Drachen als Gottheiten. Es waren ihnen aber keine Schreine geweiht, vielleicht weil die Entstehung der Schreine einer Zeit angehört, wo der unverfälschte Tierkult schon einigermaßen überwunden war und man die Tiere nur mehr als Diener und Boten der Gottheiten ansah; so bestand auch kein regelrechter Kult für sie. Zu den schon genannten heiligen Tieren seien hier noch einige hinzugefügt: der Hirsch, welcher der Gottheit von Kasuga heilig ist, auch auf Itsukushima verehrt wird; der Affe zu Hiyoshi und demnach in allen anderen SANNŌ (= OHNAMUJI)-Schreinen; das Roß und die Schildkröte des KOMPIRA, den der gereinigte Shintō in einen Gott KOTOHIRA dunklen Ursprungs umgetauft hat, der aber der indische KUMBHĪRA ist; die Ratte des mit ОH-KUNI-NUSHI identifizierten Glücksgottes DAIKOKU, welcher der indische MAHAKALA ist; der weiße Reiher im Schrein von Kebi, die Schlange zu Suwa, die Krähe zu Kumano. Der Fasan ist Götterbote im allgemeinen (Qu. 62).

Am bemerkenswertesten von allen ist der Fuchs, das heilige Tier

1) Kleid mit Familienwappen.

2) Seine Wichtigkeit erhellt aus der großen Menge von Namen von Göttern, Menschen, Tieren, Pflanzen und Ortschaften, die mit kuma „Bär“ zusammengesetzt sind. Eine Gottheit in Bärengestalt Qu. 86.

Chantepie de la Saussaye, Religionsgeschichte. 4. Aufl. I.

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INARIS, dessen wir bei der Besprechung dieser Gottheit schon gedachten. Das Volk glaubt an verschiedene Arten von Fuchsgeistern mit übernatürlicher Kraft, bringt ihnen Opfer dar und hat große Furcht vor ihnen. Der Fuchs kann wie Proteus allerhand Gestalten annehmen. Besonders gefürchtet ist der hito-kitsune,,Menschenfuchs", der die Menschen behext. Fuchsbesessenheit, kitsune-tsuki, spielt noch heute im Aberglauben eine große und verhängnisvolle Rolle; man sucht ihr durch Beschwörungszeremonien beizukommen. Hysterische Personen, besonders Frauen, werden häufig davon heimgesucht.

Vor Shinto-Schreinen stehen oft die steinernen Figuren von Hunden, die sogenannten Koma-inu,,koreanischen Hunde". Sie sind spätere Errungenschaften und Nachbildungen der buddhistischen Kara-shishi,,KoreaLöwen" und verdanken dem Ryōbu-Shintō ihre Entstehung. Sie sind nicht Götter, sondern nur Beschützer des Eingangs zum Schrein. Statt der Hunde findet man bei einigen Schreinen andere Tiergestalten: Hirsche vor dem Kasuga-Schrein in Nara, Rinder vor dem Kitano-Schrein in Kyōto, Affen bei den Sannō-Schreinen in Kyōto und Tōkyō.

Viele größere Schreine haben einen heiligen Pferdestall, on-uma-ya, für das Götterpferd, shimme, das immer ein Schimmel ist, ein Albino. Ueberhaupt gelten weiße Tiere als göttlich, und das Nihongi erwähnt für die letzten Jahrzehnte seiner Berichte, die alles Auffällige registrieren, öfters das Erscheinen dieses oder jenes weißen Tieres, worin man gewöhnlich ein glückliches Vorzeichen erblickte.

Von totemistischem Glauben ist im alten Shinto keine Spur zu finden. Daß sich das Geschlecht der KAMO NO AGATA-NUSHI von der vergöttlichten Yata-garasu ableitet, der vielklauigen Krähe des Himmels, welche den Wegführer bei der JIMMU-Invasion spielt, kann nicht im totemistischen Sinne ausgedeutet werden 1).

Eber, Hirsche, Vögel, Fische dienten dem alten Japaner in viel weiterem Maße zur Nahrung, als dem späteren durch den Buddhismus in animalischer Nahrung beschränkten Einwohner Nippons. Das Fleisch von Tieren finden wir daher auch unter den Speiseopfern, welche den Gottheiten dargebracht werden (s. unter Opfer). An einer Stätte, dem Schrein des SUWAMYŌJIN,,erlauchte Gottheit von Suwa" in der Provinz Shinano, hat sich ein Tieropfer in großem Ausmaße erhalten: es werden dort zu Zeiten nicht weniger als 75 Hirsche und Wildschweine geopfert.

§ 12. Bildliche Darstellung der Götter.

Als allgemein theoretischen Grundsatz darf man aufstellen: der reine Shintō der historischen Zeit verwendet im Kult keine sichtbaren bildlichen Darstellungen (Gemälde und Skulpturen) seiner Götter. Im strengen 1) Vgl. Qu. 430, Anm. 110.

reinen Stil sieht man solche weder in den Schreinen noch auf den Hausaltären aufgestellt. Der gemischte Shintō dagegen kennt und verehrt im öffentlichen wie im privaten Kult die bildlichen Darstellungen einer bestimmten Anzahl seiner Götter; er hat die Ikonolatrie vom Buddhismus übernommen und verwendet sie in ähnlicher Weise wie dieser. In der über tausendjährigen Zeit des Bestehens des gemischten Shintō ist die Ikonolatrie auch in reine Shinto-Stätten eingedrungen: der OH-YASHIRO von Kidzuki in Idzumo z. B. vertreibt als Talismane die Statuetten der Glücksgötter EBISU und DAIKOKU, von denen ersterer mit KOTO-SHIRO-NUSHI oder mit HIRUKO identifiziert wird, also noch rein shintoistisch ist; beim letzteren aber ist durch ein etymologisches Kunststück der indische MAHAKĀLA,,der große Schwarze“ in den ОH-KUNI-NUSHI,,Groß-Land-Herr", den dort ursprünglich verehrten Gott, hineingeheimnist worden. Beide Namen, der indische wie der japanische, ergeben, ins Chinesische übersetzt, dasselbe sinojapanische Lautbild: dai-koku. Daher die DAIKOKU-Statuen als bildliche Darstellung ОH-KUNI-NUSHIS. Als beliebte Darstellungen von Shintō-Göttern aus Ryōbu-shintoistischer Quelle seien die folgenden angeführt: der Kriegsgott HACHIMAN, in der Hoftracht des Kaisers, mit EboshiMütze, Bogen, Pfeilen und Schwert, hoch zu Roß; der Kindkaiser ANTOKU, auf dem Arm seiner Amme SUKE NO TSUBONE, als Schützer gegen Wassergefahr unter dem Namen SUI-TENGU,,Wasser-Kobold" verehrt. Sein neulich vernichteter Schrein im Bezirk Nihonbashi-ku war einer der volkstümlichsten in der Hauptstadt; der Gott der Schönschreibekunst TENJIN-SAMA, als MICHIZANE der Minister, gekleidet in die Hoftracht seiner Zeit;-INARI als weibliche Gestalt mit einer Krone, auf einem Fuchs stehend, oder als bärtiger alter Mann, auf der Schulter eine Stange mit zwei Reisbündeln. Lebensähnliche Statuen der vergöttlichten Heroen IEYASU, HIDEYOSHI, NOBUNAGA usw. sind das, was wir natürlicherund gewöhnlicherweise erwarten können; eine Seltenheit ist aber die goldene Statue der AMA-TERASU im Hachiman-Schrein zu Fukagawa in Tōkyō. Auf Gemälden (kakemono) ist die Sonnengöttin häufiger abgebildet.

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Eines meiner Kakemono zeigt eine merkwürdige Zusammenstellung: die Frauengestalt der AMATERASU mit Spiegel, Schwert und Juwelenhalsband, auf Wolken stehend, eine goldene Sonnenscheibe wie eine Glorie um das Haupt; unter ihr rechts HACHIMAN-DAIJIN 1) auf einem Schimmel, links KASUGA-DAIJIN auf einem Hirsch reitend, am Kopfende des Bildes die Namen der drei Gottheiten. Das gewöhnliche bleibt jedoch das vom IseSchrein ausgegebene o-fuda mit der bloßen Aufschrift des Namens TENSHŌKWō-DAI-JINGŪ nebst mehreren Stempeln des Jingu-Amtes, von denen der größte und charakteristischste die Zeichen Kwō-dai-jingú no in (Stempel) in einer von Wolkenmustern umrahmten Sonnenscheibe trägt.

1) dai-jin =,,große Gottheit".

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§ 13. Shintai,,Gottesleib".

Ich habe oben von sichtbaren bildlichen Darstellungen gesprochen, denn hinter dem Vorhange, unsichtbar dem Auge des Laien und meistens auch des Priesters, befindet sich das shintai, der,,Gottesleib", die,,Gottesgestalt", japanisch mi-tama-shiro,,Stellvertreter des Geistes", der körperliche Repräsentant der Gottheit. Wir nennen dieses Ding gewöhnlich das Emblem, das Symbol der Gottheit, und zwar mit gewissem Recht; das entspricht auch der geläuterten Auffassung des heutigen offiziellen Shintō. Aber im Volksglauben alter wie neuer Zeit ist das Shintai mehr als ein bloßes Emblem; denn an den Körper ist Geist und Kraft des Gottes gebunden und tut sich manchmal, wie Legenden berichten, in wunderbarer Weise kund (Legende vom gestohlenen Atsuta-Schwert, Qu. 365, Anm. 10, nach dem Atsuta-Engi).

Das Shintai ist geradezu ein Fetisch, und so heilig, daß Menschenblicke es nicht entweihen dürfen. Wer es sieht, wird blind! Es wird stets in einem brokatenen Beutel verborgen gehalten, der in ganz besonderer Weise zugebunden ist. Der Beutel liegt in einem Hinoki-Kasten, dieser wieder in einem ohne Nägel hergestellten yanagi-bako, Weidenkasten, und dieser steht im Allerheiligsten des Schreins, wohinein nur der Priester sich begeben darf. Bei einem etwaigen Umzug oder Ausgang der Gottheit, z. B. beim Neubau des Schreins oder bei Festprozessionen, wird der yanagi-bako in eine größere sogenannte chinesische Truhe, kara-hitsu, gestellt, um welche das heilige Strohseil, shime-nawa, gebunden ist. Wenigstens an den ganz heiligen Stätten wie Ise ist es Brauch, die vom Alter allmählich zerfallende brokatene Hülle vor dem Ersatz nicht zu entfernen, sondern die neue immer über die alte zu ziehen. An manchen Orten soll daher sogar den Priestern die genaue Kenntnis der Beschaffenheit des Shintai abhanden gekommen sein.

Das Shintai tritt in allerhand Gestalten auf. Im Naigu zu Ise ist es ein Metallspiegel, nach der Legende derselbe, den die Sonnengöttin ihrem Enkel NINIGI beim Herabstieg vom Himmel übergeben hat. Wir dürfen hier von einer bildlichen Darstellung der Gottheit im eigentlichen Sinne sprechen, denn wie hätten die alten Japaner die Sonnenscheibe treffender verbildlichen können, als durch einen runden metallenen Spiegel? Bezeichnend ist, daß dieses Shintai die Göttin in ihrer ältesten Konzeption darstellt, als Sonnenscheibe, wo von der anthropomorphen Auffassung der animistischen Periode noch nichts zu bemerken ist. Wohl dem Ise-Beispiel folgend, sind die Shintai der meisten anderen Schreine ebenfalls Spiegel. Aber es finden sich mit Vorliebe auch Waffen als Shintai, wie das magische ,,Grasmäheschwert" SUSANOWos in Atsuta; Speere, Bogen und Pfeile; sehr häufig Steine; ein Juwelenhalsband, ein Kessel, ein Kissen, ein Binsenhut und Mantel, usw. Im allgemeinen wird es sich ursprünglich um

weiter nichts als Opfergaben gehandelt haben, die dann zum Fetisch gemacht wurden. Einen Hinweis auf bildliche Darstellung der japanischen Götter in primitivster Weise glaube ich in einem alten Sprachgebrauch zu erkennen. Wenn die Rituale oder erzählenden alten Texte von Göttern sprechen, so gebrauchen sie das Zählwort,,Pfeiler" (hashira), also,,ein Pfeiler Gott",,,zwei Pfeiler Götter", oder sogar unter Weglassung des Wortes Gott nur,,zwei Pfeiler" usw. Es ist kaum zu bezweifeln, daß wir hier ein Ueberbleibsel aus der Urzeit haben, wo die Japaner die rohe Form der Darstellung der Götter durch Baumstämme, Pfeiler, Pfosten besaßen, also Pfeilergötzen. Wir treffen diese bei den stammverwandten Koreanern und im Amurgebiet noch heute an; wir hören davon bei den Griechen der ältesten Zeit: Artemis als Säule in Sikyon, die Herasäule in Argos, Dionysos als Holzpfahl bei den attischen Bauern usw. Ob der Pfahl schon in ein menschengestaltiges Götterbild übergegangen war, ähnlich dem heutigen Pfeilergötzen der Koreaner, als der Buddhismus mit seiner Ikonolatrie nach Japan kam, muß dahingestellt bleiben. Jedenfalls ist anzunehmen, daß die bildmäßige Darstellungskunst der Japaner zu jener Frist noch auf recht bescheidener Stufe stand. Nicht etwa eine höhere geistige Vorstellung von der Gottheit, sondern mangelnde Kunstfertigkeit hat die Entwicklung der Ikonolatrie der shintoistischen Altjapaner unterbunden. Die altjapanische Ikonolatrie war offenbar dermaßen primitiv, daß sie von der buddhistischen, welche auf die empfänglichen Japaner einen tiefen Eindruck machte, in kurzer Zeit ganz verdrängt und der Vergessenheit anheimgegeben wurde. Beispiele der Götterdarstellung aus sehr alter Zeit dürften wir auch in den phallischen Götterbildern der Nordwestprovinzen, wie im entlegenen Noto, erblicken. Aber der ASTONschen Hypothese, daß auch das Zählwort hashira phallischen Ursprungs sei, vermag ich nicht beizustimmen.

§ 14. Amulette und Talismane.

Haben wir im shintai einen materiellen Gegenstand, der eine bestimmte Gottheit vertritt und oftmals fast im gleichen Grade wie diese selbst mit ehrfürchtiger Scheu verehrt wird, so haben wir in den o-mamori,,erlauchten Schützern" unsere Amulette und Talismane, unpersönliche, mit gewissen verborgenen Kräften begabte Dinge, die zwar keine Götter sind, aber in der Meinung der Menschen, die sie gebrauchen, sich kaum von einem echten Fetisch unterscheiden.

Die mythischen Erzählungen berichten von einer großen Zahl von Gegenständen, die als Amulette dienen: die Schlangen-Abwehrbinde und die Tausendfüßler- und Wespen-Abwehrbinde, welche SUSERI-BIME, die japanische Medea, dem OH-KUNI-NUSHI überreicht (Qu. 49); das langes Leben verleihende Lebens-Schwert, die Lebens-Pfeile und -Bogen des SUSANOWO,

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