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Sie hat ihn nicht wiedergesehen, obwohl Mutters Kräfte noch Jahre hielten. Ihre Frische ist freilich nie zurückgekehrt: ein Leben übermäßiger Arbeit hatte sie verbraucht. Sie saß gebeugt in ihrer legten Zeit, sie weinte oft. Nicht in Schmerzen, nicht aus Kummer, sondern vor greisenhafter Rührung in Erinnerung alter Zeit. Wenn ich ihre roten Augen sah und dann wohl bat:,Mutter, du mußt nicht weinen,' so sagte sie nur wie ein schwaches Kind: ‚Es tut so gut.'

Da ließ ich sie ihren Greisentraum spinnen, hindämmern in ihrem Südlandsgarten, den sie liebgewonnen, sie, die vom Lande war. Und als ob die schwere Stadtzeit dazwischen ausgelöscht sei aus ihrem Gedächtnis, weilte sie mit ihren Gedanken nur noch bei ihrem kleinen Gärtlein, ihrem Haus, und an den Abenden, wenn wir allein saßen und ich vorlas oder erzählte, bei der Vergangen= heit. Dann sprach sie von meinen Kinderjahren, von unserem alten Heim, von Vater, wie sie beide einst gearbeitet und wie glücklich sie gewesen. Und wieder rannen leise ihre Tränen.

Ich drohte mit dem Finger, sie begann zu lachen, freundlich still in sich hinein, nicht hell mehr, wie einst, ein wenig matt und hüstelnd.

Es ging zu Ende. Erich und ich wurden gerufen.

Und nun ist Mutter von uns gegangen. Ohne Krankheit, ohne Schmerz. Wie der Arzt gesagt:

verbraucht. Sie saß in der Sonne auf ihrem Lieblingsplatz am Fenster, mit dem Blick auf ferne Berge und den stahlblauen Himmel dort oben, vor ihr immergrüne Bäume, Blumen und die weißen, blendenden Wege. So ist unsere liebe, fleire Mutter ruhig entschlafen. Der Atem sette aus, kam wieder, sie richtete sich noch einmal auf, tastete nach unseren Händen, aber fand sie nicht, als ob die guten, treuen Augen ihre Lieben nicht mehr sähen. Der lezten Dinge Schleier hatte sich schon niedergesenkt. Während sie noch einen Atemzug tat, hielten wir ihre Hand. Dann fiel sie leise zurück. Ein Zucken lief durch ihren Arm, als wollte sie uns die Hand drüden. Kein Wort mehr sprach sie, nicht: Lebewohl, mein liebes Kind!'

Erich und ich sahen sie lange an, blickten dann einander in die Augen. Er stand auf. Den Arm an die Wand gestüßt, lehnte er die Stirn darauf, und seine Schultern zuckten. Ich aber faltete still die Hände über meiner Mutter Hände:

,Lieber Gott dort oben, wenn sie zu dir kommt, nimm ihre liebe, kleine alte Hand, geleite sie zum besten Play in deinem Himmel Mutter.'

unsere

Der Ritter

Stand eine Burg droben in den Bergen. Rundum tausendjähriger Tann, soweit das Tagelied der Wächter klang. Die Herrin der Burg war aber schön von Angesicht. Da begab es sich, just während der Ritter, ihr Gemahl, zur Jagd geladen war einen Tagesritt das Tal hinan, daß ein junger Graf Einlaß begehrte. Er war staubig von der Fahrt, und die Herrin ließ ihm ein Bad richten. Dann saß er mit ihr am Tisch. Er hatte blonde Locken und einen roten Mund. Seine Rede floß süß, und er war feurig und stark. Sie hatte ihm aber Botschaft gesandt, zu kommen, denn ihr Herz brannte für ihn.

Da geschah es, daß den Grafen in der Nacht eine jähe Krankheit befiel. Er griff an die Brust, seine Lippen verfärbten sich, und er starb in den Armen der Frau. Es war aber in ihrer Kammer. Nachdem sie die ersten Tränen geweint, ergriff sie ein großer Schreck, denn sie dachte an ihren Gemahl. Sie rief ihre vertraute Schaffnerin, und sie kamen überein, ihn liegen zu lassen bis an den Abend. Dann wollten sie ihn im geheimen fortbringen. Doch er war schwer, und sie trugen ihn nicht allein, denn die Herrin war zart und die

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