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des Erasistratos ist nur wenig überliefert (Erfindung des S-förmigen Katheters; Embryulcie mittels des Ringmessers).

Erasistratos gab wohl hie und da auch zusammengesetzte Mittel, wie wir aus erhaltenen Rezepten wissen, huldigte aber im ganzen dem Grundsatz, daß man mit Diät und wenigen einfachen Stoffen mehr ausrichten könne als mit dem Wust von abenteuerlichen Kompositionen im Gegensatz zu Herophilos. Ganz besonders verwarf er die damals in die Mode gekommenen (oft animalischen) Wundermittel, wie z. B. Galle, Blut, Exkremente oder Körperteile verschiedener Tiere. Bemerkenswerterweise lehrte er, daß nicht jedes Nahrungsmittel oder Medikament bei jedem Menschen gleiche Wirkungen hervorbringt, so daß in jedem einzelnen Falle wieder an die Erfahrung zu appellieren ist.

Wer richtig heilen will, muß sich in dem, was zur ärztlichen Kunst gehört, üben und darf keines der das Leiden begleitenden Symptome ununtersucht lassen, sondern er muß sich danach umschauen und erforschen, bei welcher Disposition jedes einzelne Leiden auftritt" - mit diesen Worten hat der Meister sein ärztliches Glaubensbekenntnis ausgesprochen! In die Entwicklung der Heilwissenschaft hat er kräftig und in verschiedener Hinsicht bestimmend eingegriffen, noch in späten Zeiten knüpften sich wiederholt die Fäden des medizinischen Denkens an seine hellen Ideen.

Neben den beiden Stiftern der alexandrinischen Medizin wirkte Eudemos als ausgezeichneter Anatom; er bearbeitete mit großem Erfolg die Nerven-, Gefäß-, Drüsenlehre (Pankreas) und ergänzte auch die Osteologie durch naturgemäße Beschreibungen.

Die Schüler und späteren Anhänger des Herophilos und Erasistratos bildeten eigene Sekten, welche Jahrhunderte hindurch an den Grundsätzen der Meister festhielten und im Geiste derselben die Heilkunst auszubauen bestrebt waren. Die Leistungen entsprachen aber nur zum Teile den schönen Ansätzen. Wohl erfahren die praktischen Kenntnisse, namentlich in der Chirurgie, Geburtshilfe und Arzneimittellehre bedeutende Bereicherung, die wissenschaftliche Forschung aber und die denkende Beobachtung der Krankheitserscheinungen wurde wenig weitergebracht, ja sie verfiel nach und nach der Stagnation, da man über dem starren Festhalten an den Schuldog men, über der subtilen sophistischen Verteidigung derselben, über nutzlosen Definitionen, allmählich den unbefangenen, kritischen und stets vorwärtsdrängenden Geist echter Wissenschaftlichkeit gänzlich aus dem Auge verlor; von dem, was Herophilos und Erasistratos angeregt und gelehrt, blieb später nur die leere Schale zurück.

Die Herophile er anerkannten die Notwendigkeit der Anatomie, aber sie verharrten zumeist nur bei den überkommenen Kenntnissen, ohne dieselben durch neue Funde zu vermehren; die Pulsuntersuchung diente wohl als Grundlage der Diagnostik, doch wurde die Pulslehre durch abstrakte Distinktionen so kompliziert gestaltet, daß die Anwendbarkeit

Neuburger, Geschichte der Medizin. I.

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in der Praxis allmählich darunter leiden mußte; in verdienstvoller Weise bearbeiteten die Herophileer hingegen die Prognostik sowie therapeutische Fragen, hier geleitet von der Erfahrung und im Anschluß an Hippokrates, dessen Werke sie gleich denen ihres Meisters hochschätzten und fleißig kommentierten. Die Schule der Herophileer blühte bis zur Vertreibung der Gelehrten unter Ptolemaios Physkon in Alexandreia. und nahm etwa um die Mitte des 1. Jahrhunderts v. Chr. einen zweiten Aufschwung an einem neuen Vereinigungsorte, in (Menos Karu bei Laodikeia, einer mit Alexandreia in Handelsverbindung stehenden Stadt an der phrygisch-karischen Grenze. Unter den älteren Herophileer ragen besonders hervor: Bakcheios von Tanagra, als Erklärer hippokratischer Schriften und Bearbeiter der Pulslehre, Mantias, als Pharmakolog, Chirurg und Gynäkologe, Demetrios von Apameia, als klinischer Beobachter und berühmter Geburtshelfer, Herakleides von Erythrai, durch Kommentare zu den „epidemischen Krankheiten" des Hippokrates und Andreas von Karystos, durch ein vortreffliches Werk über Arzneimittellehre.

Außer diesen werden erwähnt Kallimachos, Kallianax, Hegetor, Kydias Chrysermos (Pulslehre, leitete Puls bloß von Arterien ab) und Zenon (Kommentar zu Hippokrates). Ueber die oben genannten Autoren sind eine Menge von Zitaten in der späteren Literatur vorhanden, die auf ihre Leistungen in der Pathologie Streiflichter werfen, Titel ihrer Schriften oder Rezepte überliefern. Bakcheios und Demetrios unterschieden Blutungen infolge von Zerreißung oder Fäulnis der Gefäße, infolge des Durchschwitzens aus den unverletzten Gefäßen oder aus „Anastomosen“. Demetrios gab als Ursachen der Dystokien an: 1. abnormes Verhalten der Mutter (psychische oder physische Abnormitäten: z. B. allgemeine Erkrankungen. Affektionen des Uterus, schmale Hüften); 2. Abnormitäten des Fötus (Hypertrophie im allgemeinen oder an einzelnen Teilen, Absterben); 3. abnorme Kinds lagen (normal nur die Kopflage!). Andreas von Karystos erklärte unter anderem auch die Schwäche des Fötus als Ursache der Dystokie, weil in diesem Falle das geringe Gewicht die Erweiterung des Muttermunds nicht genügend unterstütze. Dieser Autor brachte die Fabel auf, Hippokrates habe das Archiv von Knidos eingeäschert.

Die zweite herophileische Schule verdankte ihren Ruf dem jüngeren Zeuxis und Alexandros Philalethes (um Chr. Geb.), welch letzterer sich neben seiner Tätigkeit als Gynäkolog und seinen Pulsdefinitionen besonders dadurch berühmt machte, daß er ein Werk über die Lehrmeinungen der Aerzte ('Apéoxovta tois latpois) verfaßte, welches von dem Autor des Anonymus Londinensis 1) als Hauptquelle benützt wurde. Zu den späteren Herophileern zählen Dioskurides Phakas (Leibarzt der Kleopatra, Verfasser von 24 bedeutenden Werken, darunter auch über die Pest; der Name Phakas kommt von páxotlinsenartige Flecke im Gesicht), Apollonios Mys (berühmter Pharmakolog), Demosthenes 1) Vergl. S. 161.

Philalethes aus Massilia (der angesehenste Augenarzt des Altertums 1), vielleicht auch Verfasser einer Kinderheilkunde) und der Ophthalmolog Gaius aus Neapolis. Die Geschichte der herophileischen Schule, welche im Laufe des 1. Jahrhunderts n. Chr. Geb. erlosch, wurde mehrmals von Anhängern dargestellt, so von Bakcheios, Herakleidos, Apollonios Mys und Aristoxenos (Schüler des Alexandros Philalethes). Die Erasistrate er gewannen als eigentliche Sekte im Vergleich zu den Herophileern viel später Ansehen, erhielten sich aber bis ins 2. Jahrhundert n. Chr. Geb. Wiewohl sie den wissenschaftlichen Aufbau der Heilkunst als Postulat hinstellten, so dünkte es doch der Mehrzahl unter ihnen zureichend, bei den für unfehlbar erachteten Leitsätzen des Erasistratos, den sie wie einen Gott verehrten, zu verharren. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, besonders in der älteren Zeit, machten sie kaum den Versuch, die Anatomie oder gar die Physiologie zu bearbeiten, letzterer Wissenszweig wurde geradezu bloß als Angelegenheit der Naturforscher, nicht aber der Aerzte erklärt. Die Leistungen und Anschauungen aller übrigen, insbesondere der Anhänger des Hippokrates, verhöhnend, lagen sie stets streitlustig, in unaufhörlicher Fehde mit den übrigen Sekten, und betrachteten als Um und Auf der gesamten Pathologie: die Lehre von der Plethora und vom Error loci. Außer vereinzelten anerkennenswerten Leistungen versank ihre Therapie allmählich in geistlose Schablone, wiewohl sie dem Schein der Wissenschaftlichkeit nachjagten; das Verbot des Aderlasses (vor dem sie ein Grauen, wie vor einem Gifte empfanden) trieben sie auf die Spitze.

In der Literatur haben sich von Erasistrateern zum Teil bloß die Namen oder dürftige Notizen erhalten, z. B. Chrysippos, Apemantos, Charidemos, Hermogenes, Artemidoros von Side, Athenion.

Größere Bedeutung kommt dem Erasistrateer Straton zu, der die Beschränkung des Aderlasses zum Verbot erhob, über den Aussatz (Elephantiasis) schrieb und sich als Gynäkologe auszeichnete, ferner Apollophanes von Seleukia, dem Leibarzte Antiochos des Großen, Verfasser einer Schrift über giftige Tiere, Apollonios von Memphis schrieb über Pulslehre, Chirurgie, Augenheilkunde und giftige Tiere), Ptolemaios (um 150 n. Chr. in Alexandreia, verdient um die Optik), endlich dem Anatomen Martianos (oder Martialis). Die höchste Blüte, die ihr beschieden war, erreichte die Schule der Erasistrateer unter dem Freundespaar Hikesios von Smyrna und Menodoros, von ersterem rührte ein lange Zeit sehr geschätztes Werk über Arzneiund Nahrungsmittel her.

1) Demosthenes schrieb auch eine Pulslehre. Aus seiner Augenheilkunde haben alle Nachfolger geschöpft, noch im Mittelalter erfreute sich sein liber ophthalmicus großer Beliebtheit.

Die Schule der Empiriker.

Chirurgen und Pharmakologen des alexandrinischen Zeitalters.

Im schroffen Gegensatz zu den Herophileern und Erasistrateern entstand auf dem Boden Alexandreias noch eine dritte Schule - die empirische, welche, überdrüssig der hochfliegenden und widerspruchsvollen Spekulation, auf dem Wege der nüchternen Beobachtung und Erfahrung ausschließlich die praktischen Ziele der Heilkunst in Angriff nahm. Den Anlaß zur Entstehung dieser Schule, die sich bezeichnenderweise nach keinem Stifter, sondern nach ihrer Forschungsrichtung benannte, gab einerseits das Schulgezänke der Dogmatiker. welche in unfruchtbaren Hypothesen oder subtilen Definitionen, in einer chimärischen Physiologie und Pathologie ihre besten Kräfte zersplitterten. anderseits aber auch die Enttäuschung darüber, daß die junge anatomische Wissenschaft durchaus noch nicht jene Ergebnisse brachte, die man unmittelbar für die ärztliche Tätigkeit erhofft hatte. Daraus erklärt es sich, daß die „Empiriker", die so manchen ehemaligen Anhänger des Herophilos oder Erasistratos in ihrer Mitte aufnahmen, nicht blet die Dialektik und jede Art von physiologischen und pathologischen Hypethesen verwarfen, sondern sogar die Möglichkeit einer wissenschaftlichen Begründung der Medizin überhaupt, durch Heranziehung der Hilfsfächer (namentlich der Anatomie) in Abrede stellten und sich unter Ausschluß der theoretischen Probleme und deduktiven Forschungsmethode lediglich auf die Krankenbeobachtung und die Aufgaben der Krankenheilung beschränkten, umso mehr, als die Fülle der neuen Heilmittel dazu anlockte.

Der Ideengang der Empiriker wird am besten durch einzelne ihrer Aussprüche illustriert, die uns besonders Celsus überliefert hat, z. B.: „Auch der Landwirt und der Steuermann bilden sich nicht durch Disputationen, sondern durch die Praxis Es kommt nicht auf das an, was die Krankheiten verursacht, sondern auf das, was sie vertreibt." - „Die Krankheiten werden nicht durch Beredsamkeit, sondern durch Arzneien geheilt."

aus.

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Von allgemeinen medizinischen Sätzen hielten sie schon deshalb nichts, wel nach ihrer Ansicht dieselbe Affektion einer anderen Behandlung, z. B. in Rom als in Aegypten oder in Gallien bedürfe. Ein Empiriker der späteren Zeit bestrit überzeugungsvoll, mit Argumenten der philosophischen Skepsis, daß die Medizin

jemals auf den Namen einer Wissenschaft werde Anspruch machen können. Der Verzicht auf tiefere kausale Begründung in der Medizin wurde überhaupt durch den Skeptizismus sehr begünstigt, welcher aus der Sophistik hervorgegangen, durch Pyrrhon und Timon von Phlius (einem Arzte) weiter entwickelt, immer mehr von den philosophischen Schulen Besitz nahm (Arkesilaos, Karneades). Durch erkenntnistheoretische Untersuchungen war diese Richtung besonders geeignet, den Empirismus durch logische Argumente zu rechtfertigen schien es doch vom Standpunkt der Skepsis ganz aussichtslos, den wahren, aber verborgenen Ursachen des Erkrankens nachzugehen, vielmehr ratsam, schon bei der Ermittlung der offen zu Tageliegenden unmittelbaren Bedingungen der Krankheitsvorgänge stehen zu bleiben. Eine eigentliche Verschmelzung der philosophischen Sekte der Skeptiker mit den Empirikern kam aber erst in sehr später Zeit zu stande (Aenesidemos, Agrippa, Menodotos, Sextus Empiricus). Die Anatomie schätzten sie gering, mit der Motivierung, daß sich die Teile im toten Körper ganz anders als im lebenden verhalten und, daß selbst bei den verabscheuungswürdigen Vivisektionen der Schmerz und Blutverlust die schwersten Veränderungen setzen man lerne durch solche Eingriffe nur am Toten oder Sterbenden, nicht aber am Lebenden die Organe kennen; höchstens die zufälligen Beobachtungen an chirurgischen Fällen wären verwendbar. Mit großem Stolze rühmten sich die Empiriker, daß ihre Methode weit älter sei, als diejenige der Dogmatiker was natürlich nur dann richtig ist, wenn man den mit logischen Argumenten und allen Hilfsmitteln einer vorgerückten Zeit ausgerüsteten Empirismus der hochstehenden alexandrinischen Sekte mit dem naiven Empirismus zusammenwirft, aus dem ursprünglich die Heilkunde hervorging. Deshalb führte man später die Sekte auf Akron von Akragas, der gegenüber den Naturphilosophen in seiner diätetischen Therapie erfahrungsgemäß verfuhr, ganz willkürlich zurück.

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Anklänge an den Empirismus finden sich schon bei Herophilos (keine Systembildung in der Pathologie, Erweiterung der Therapie durch Beobachtung und Versuch, Polypragmasie), aber auch bei Erasistratos (Beschränkung auf die ursächliche Erforschung der Symptome; Physiologie sei Sache der Naturforscher, nicht der Aerzte). Als eigentliche Begründer der Richtung sind Philinos von Kos (um 250 v. Chr.), ein Schüler des Herophilos, Serapion aus Alexandreia (um 220 v. Chr.) und Glaukias aus Taras (etwa 50 Jahre später) anzusehen.

Wie die Hippokratiker, pflegten auch die Empiriker die klinische Beobachtung mit rühmenswerter Sorgfalt und ließen sich, ebenso wie die ersteren, in der Therapie ausschließlich von der „Erfahrung" am Krankenbette leiten. Dennoch waren die Empiriker vom echten Hippokratismus, zu dem sie anscheinend zurückkehrten, durch eine Kluft getrennt, da sie von den Einzelwahrnehmungen nicht zu allgemeinen Gesetzen fortzuschreiten versuchten, statt auf die Aetiologie und die individuellen Verhältnisse gebührend Rücksicht zu nehmen, Ontologien von Symptomenkomplexen (ovvopop) aufstellten, und deshalb unter Vernachlässigung der Indikationen eine Behandlung einleiteten, die nicht den einzelnen Kranken angepaßt war, sondern sich schablonenhaft gegen ersonnene Krankheitschemen richtete.

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