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Von Krankheiten unterschieden die Babylonier-Assyrer viele Arten, wobei es sich natürlich um bloße Symptomen komplexe handelt. „Erkrankung des Kopfes", Augen- und Ohrenleiden, Affektionen der Nase, des Mundes, der Lippen, der Zunge, Leiden der Brust, Magenschmerz, Leibschneiden und andere abdominelle Affektionen, Erkrankungen der Arme, Finger, Nägel, Haut- und Geschlechtsleiden, Schlangenbiß, Skorpionstich, Frauenleiden (Entzündung und Geschwulst der Mamma), Kinderkrankheiten u. a. kommen in den Texten vor; die Geisteskrankheiten durch Zauber von Dämonen oder Hexen erregt sitzen nach babylonischer Anschauung im Herzen. Epidemische Krankheiten finden häufig Erwähnung, jedoch lassen sich die Angaben für eine sichere Identifizierung noch nicht verwerten.

Weit weniger als bei ihren antiken und mittelalterlichen Ausläufern kann derzeit bei der babylonischen Medizin selbst, der Zusammenhang mit der altorientalischen Weltanschauung (astrologische Analogien, Zahlenglaube, Tagewählerei etc.) bis in die Einzelheiten nachgewiesen werden; immerhin aber deuten schon die bisher aufgefundenen Spuren unverkennbar auf ein von diesem Geiste durchwehtes großes medizinisches System.

Vor allem ist es in höchstem Grade wahrscheinlich, daß die babylonische Astrologie bei der Vorhersage von Epidemien oder von Geburtsvorgängen nicht stehen blieb, sondern sich zur Krankheitsprognose allmählich entwickelt hat.

Beispiele von epidemiologischen Prognosen etc. sind folgende:

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Wenn beim Sichtbarwerden des Mondes Westwind weht, so wird Krankheit herrschen in diesem Monat. . . es ist schlimm für Aharrû (das Westland).“

,,Nähert sich Venus dem Sternbilde des Krebses, wird Gehorsam und Wohlfahrt im Lande sein. ... Die Kranken im Lande werden genesen. Schwangere Frauen werden ihre Niederkunft zum glücklichen Ende bringen."

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Wenn Merkur am 15. Monatstage aufgeht, wird es Leichen geben. Ist das Sternbild des Krebses verdunkelt, wird ein verderblicher Dämon das Land besitzen, und es wird Leichen geben."

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„Wenn Merkur im Monat Tammuz aufgeht, wird es Leichen geben."

Wenn Merkur im Monat Tammuz kulminiert, wird es Leichen geben."

Ist Mars sichtbar im Monat Tammuz, wird das Bett des Kriegers weit sein. Wenn Merkur im Norden steht, wird es Leichen geben."

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Mars ist sichtbar im Monat Tammuz; er ist düster. Wenn Mars sichtbar ist im Tammuz, wird das Bett des Kriegers weit sein. . . . Tritt Merkur in Konjunktion mit Mars, werden die Pferde vom Sterben befallen werden."

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Wenn ein Planet kulminiert im Monat Ab, wird das Bett des Kriegers weit sein." (= Die Krieger werden in Massen einer Epidemie zum Opfer fallen.)

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Wenn Jupiter und die anderen Planeten einander gegenüberstehen, wird Leid das Land treffen; treten Mars und Jupiter in Konjunktion, so wird Viehsterben einfallen."

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Wenn der größere Hof den Mond umgibt, wird Verderben die Menschen umfangen."

„Wenn eine Sonnen finsternis am 28. Tage des Monats Ijar sich ereignet, werden die Tage des Königs lange sein. ... Wenn die Sonne verfinstert wird am 29. Tage des Monats Ijar... werden Leichen sein am ersten Tage" (des kommenden Monats). Wenn eine Finsternis sich ereignet am 14. Tage des Monats Siwan . . .

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Eine Finsternis der Morgenwache (d. h. in den letzten 4 Nachtstunden) bewirkt Krankheit.

... Wenn eine Finsternis sich ereignet (nämlich am 14. Siwan) in der Morgenwache und sie die Wache durchdauert, während Nordwind weht, so werden die Kranken in Akkad genesen.“

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,Wenn's donnert im Monat Tisri, wird Feindschaft im Lande sein; wenn's regnet im Monat Tisri, wird es kranke Menschen und Rinder geben."

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Wenn den Mond ein Hof umgibt und Regulus darinnen steht, werden die Frauen männliche Kinder tragen."

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Wenn Regulus im größeren Mondhofe steht, werden Frauen Knaben tragen." Wenn Sonne und Mond ... am 15. Tage ,Erhöre mein Gebet' soll er sagen, ... laß ihn sich schmiegen zu seinem Weibe, sie wird einen Sohn empfangen."

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In der Verfolgung der Lehre von der Korrespondenz des menschlichen Körpers mit dem Weltall (Makrokosmus - Mikrokosmus) waren wahrscheinlich die einzelnen Körperregionen unter die Herrschaft der Tierkreisbilder gestellt, und wie sehr die Beachtung der Konstellation, der Kalender, die Therapie beherrschte, läßt sich aus einzelnen Vorschriften bezüglich der Anwendungszeit der Medikamente (wobei übrigens oft rationelle Ursachen, z. B. Berücksichtigung der Jahreszeit und Witterung zu Grunde lagen) ersehen.

So wird z. B. ein Karminativum beim Aufgang des Ziegensterns gereicht, da derselbe dem Anus vorsteht.

Der Zahlenglaube an die böse Sieben verpönte ausdrücklich, daß der Arzt am 7., 14., 19., 21. und 28. Tage (d. h. an allen mit 7 teilbaren Tagen und am 49. Tage des vorhergehenden Monats) die Hand an den Patienten bringe (Tagwählerei). Ebenso verrät der Aufbau der Rezepte die Vorliebe für Zahlenspielerei; hierher gehört das Zählen der Drogen (am Schlusse wird häufig die Zahl der Drogen angegeben, wobei die 7 oder Potenzen zumeist zur Beobachtung gelangen), die Zusammensetzung feststehender Rezepte aus einer bestimmten Zahl von Arzneistoffen (Arzneistoffgruppen) 1).

Die Menge von Stein- und Pflanzenlisten, welche die Bibliothek des Assurbanipal enthält, macht es wahrscheinlich, daß die babylonischen Aerzte zur Anfertigung ihrer Medizinen solche Substanzen wählten, welche unter dem Einfluß bestimmter Gestirne stehend gedacht worden; ebenso ließ man vielleicht bestimmte Pflanzenteile

deren

1) Der aus der Astronomie und Astrologie abgeleitete Glaube, daß alles an bestimmte Zeiten und Zahlen gebunden sei, wurde zum Gemeingut der Völker.

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verschiedene Wirkung gewiß schon der Empirie nicht entging von gewissen Sternbildern regiert sein (wie es in der mittelalterlichen Medizin der Fall war).

Am deutlichsten dokumentiert sich die Abkunft der babylonischen Medizin von der astrologisch-fatalistischen Weltanschauung in der Prognostik, welche den Höhepunkt ihres ärztlichen Könnens ausmacht. Deutlich klebte ihr die Eierschale der priesterlichen Prophetie noch an und nirgends zeigte sich klarer, als in der babylonischen Medizin, wo der Ursprung der ärztlichen Krankheits vorhersage zu suchen, mit welcher Denkmethodik sie in ihrer ersten Entwicklungstufe arbeitete, in welcher Art der Uebergang vom supranaturalistischen zum ärztlichen Denken erfolgte!

Wir müssen hier vorausschicken, daß die Astrologie eigentlich nur ein Teilgebiet der allgemeinen Omenlehre ausmacht, gemäß welcher nicht allein die Erscheinungen am Himmel, sondern auch alle sonst vorkommenden merkwürdigen Ereignisse, Begegnungen etc. den Wert von Vorzeichen" gewinnen, welche Einblick in das kommende Schicksal gewähren. Die Priesterschaft Babyloniens hatte auf Grund von ungeheuer reichen Aufzeichnungen und durch Systemisierung derselben eine ganze Literatur geschaffen, so daß die Omentexte einen integrierenden Bestandteil der Bibliothek Assurbanipals bilden. Besonders wurden die Erscheinungsformen und Bewegungen der verschiedensten Tiere (z. B. plötzliches Auftauchen eines bestimmten Tieres in einem Hause, am Torwege, Begegnungen mit Hunden, Kälbern, die Art des Brüllens der Ochsen, Art des Vogelflugs), das Vorkommen von Mißgeburten von Menschen und Tieren, die Träume beachtet, und aus all diesen Vorkommnissen zog man wie heute noch in abergläubischen Kreisen

Schlüsse für die Zukunft. Die Medizin leistete also, wie man aus dem Angeführten ersieht, der priesterlichen Prophezeiung Dienste, ihre Beobachtungen wurden zur Wahrsagerei benützt (Mißbildungen, Geburtsanomalien).

Dies ist z. B. aus folgendem Text zu ersehen:

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Wenn eine Frau ein Kind gebiert, das Löwenohren hat, so wird ein starker König im Lande sein. Wenn eine Frau ein Kind gebiert, dem das rechte Ohr fehlt, so werden die Tage des Fürsten lang sein. Wenn eine Frau ein Kind gebiert, dem beide Ohren fehlen, so bringt es Trauer ins Land und das Land wird verkleinert. Wenn eine Frau ein Kind gebiert, dessen rechtes Ohr zu klein ist, so wird des Mannes Haus zerstört werden. Wenn eine Frau ein Kind gebiert, das einen Vogelschnabel hat, so wird das Land im Frieden bleiben. Wenn eine Frau ein Kind ohne Mund gebiert, so muß die Herrin im Hause sterben. Wenn eine Frau ein Kind gebiert, dem die Finger der rechten Hand fehlen, so wird der Herrscher von seinen Feinden gefangen werden. Wenn ein Schaf einen Löwen gebiert, werden die Waffen des Königs siegreich sein und der König wird seinesgleichen nicht haben."

Das priesterliche Interesse für die Omina gab umgekehrt die Anregung dazu, Serien von Aufzeichnungen über Krankheiten aufzuzeichnen, und so entstand die Krankengeschichte, zunächst bloß zum Zwecken der Prophetie, sodann um das Schicksal des Kranken, den Ausgang des Leidens vorherzusagen. In diesem Sinne hatten die Beobachtungen, die man am Kranken machte (z. B. die Beschaffenheit des Gesichtes, das Verhalten des Haares, die Beschaffenheit des Aderlaßblutes, des Urins u. s. w.), den Wert der „Omina"; jedes Symptom blieb, da man den Kausalnexus mit dem Krankheitsprozeß gar nicht verstand, ein „Vorzeichen" (der Genesung oder des Todes), ein Hinweis bloß auf die „Prognose", nicht auf die Diagnose! Deshalb finden sich auch die empirischen Tatsachen der Krankenbeobachtung mit den Träumen und den astrologischen Grübeleien auf eine Stufe gestellt. Der nächste Schritt, welcher die medizinische Erkenntnis weiter brachte, bestand in der Elimination der „abergläubischen" Momente aus den prognostischen Prämissen, d. h. in der Beschränkung auf die mit der Krankheit erfahrungsgemäß im Zusammenhang stehenden Erscheinungen dieser Schritt konnte nicht im alten Orient, sondern nur in einem Lande, in einer Zeit getan werden, wo die Abtrennung des Aerztestandes vom Priestertum zur Tatsache geworden: im freien Hellas, in einer Epoche, die durch Hippokrates verkörpert ist.

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Aus der Keilschriftliteratur sind schon jetzt bekannt: Das 19-Tafelwerk, welches nach seinen Anfangsworten den Titel trägt: Wenn in das Haus des Kranken ein Beschwörungsarzt geht", ferner das 25-Tafelwerk: Wenn ein Neugeborenes . . .", Wenn ein Weib gebiert...". In dem erstgenannten Werke finden sich Vorhersagungen auf Grund von Beobachtungen an den Körperteilen des Patienten, die, systematisch gegliedert, die Sprache, den Gesichtsausdruck, die Stirne, das rechte, das linke Auge, die Zunge, das rechte Ohr, den Hals, die ausgestreckte rechte Hand, die Brust, den Fuß betreffen.

Daß die Babylonier die Harnschau und Blutschau übten, scheint aus einigen Ueberlieferungen aus der spätgriechischen Literatur hervorzugehen, welche fälschlich diese Methoden auf die persische Medizin zurückführten. Bei den religiösen Grundanschauungen der Perser, welche die Berührung mit allem Unreinen verboten, wozu das vom Körper Ausgeschiedene in erster Linie gehörte, ist die Herleitung aus der persischen Medizin höchst unwahrscheinlich, außerdem wissen wir, daß in Mesopotamien und Syrien babylonische Kultur und Medizin auch nach dem Sturze Babels fortdauerten.

Die Oneiroskopie wurde in Babylonien-Assyrien eifrigst gepflegt; daß auch der Tempelschlaf (d. h. das absichtliche Zubringen einer oder mehrere Nächte in einem Heiligtum, um im Traum von einem Gott Offenbarungen bezüglich der Heilung von Krankheiten oder anderer Dinge zu empfangen) in Mesopotamien geübt wurde, ist wahrscheinlich soll doch der Gott Sarapis" als Alexander der Große zu Babylon im Sterben lag, von den mazedonischen Großen mittels Tempelschlafes im Hinblick auf eine

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mögliche Heilung befragt worden sein1). Spuren des Zahlenglaubens, der Traumschau und Astrologie finden sich noch in den hippokratischen Schriften, wobei aber bald ein gegensätzlicher, bald ein beistimmender Standpunkt angenommen wird. Der Astrologie wurde von Hippokrates jedenfalls die abergläubische Spitze abgebrochen, sie löste sich auf: in nüchterne Berücksichtigung der klimatischen und meteorologischen Einflüsse auf Gesundheit und Krankheit.

Die Aerzte des Zweistromlandes bildeten einen Teil der Priesterschaft, ihr Ansehen stieg und fiel mit dieser. Wahrscheinlich gab es eigene Beschwörungsärzte, auch dürfte der Schröpfkopfsetzer und Pflasterleger dem priesterlichen, wissenschaftlich gebildeten Arzte untergeben und (als Sklave) in dessen Diensten gewesen sein. Die Hauptschulen bestanden in Uruk (Erech) und Borsippa. Das ärztliche Honorarwesen und die Medizinalgesetzgebung waren durch genaue Vorschriften schon unter Hammurabi (ca. 2200 v. Chr.) fixiert.

Die einschlägigen Gesetze Hammurabis lauten:

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Wenn ein Arzt jemandem eine schwere Wunde mit dem Operationsmesser aus Bronze macht und ihn heilt, oder wenn er jemand eine Geschwulst (Höhlung) mit dem Operationsmesser aus Bronze öffnet und das Auge des Mannes erhält SO soll er 10 Sekel Silber erhalten."

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Wenn es ein Freigelassener war, so erhält er 5 Sekel Silber."

Wenn es jemands Sklave war, so soll dessen Eigentümer dem Arzt 2 Seke Silber geben.“

Wenn ein Arzt jemand eine schwere Wunde mit dem Operationsmesser aus Bronze macht und ihn tötet oder jemand eine Geschwulst mit dem Operationsmesser aus Bronze öffnet und sein Auge zerstört, so soll man ihm die Hände abhauen.“ Wenn ein Arzt dem Sklaven eines Freigelassenen mit dem Operationsmesser aus Bronze eine schwere Wunde macht und ihn tötet, soll er einen Sklaven für den Sklaven ersetzen."

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Wenn es ihm seine Geschwulst mit dem Operationsmesser aus Bronze öffnete und das Auge zerstört, so soll er seinen halben Preis zahlen."

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,Wenn ein Arzt jemandes zerbrochenen Knochen heilt oder kranke Eingeweide

heilt, so soll der Kranke dem Arzt 5 Sekel Silber geben."

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,Wenn es ein Freigelassener ist, soll er 3 Sekel Silber geben.“

Wenn es jemandes Sklave ist, so soll der Eigentümer des Sklaven dem Arzte 2 Sekel Silber geben."

1) Nach der Erzählung des Jamblichus gingen die babylonischen Frauen in den Tempel der Göttin Zarpanitu schlafen, um im Traume Offenbarungen zu empfangen.

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