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ihn sehr gut in Parion und am Hellespont, nicht aber in Athen und Rom. Das Binden der Glieder, wie es die Vorgänger vikariierend geübt hatten, verwarf er. An Stelle der Abführmittel setzte er Enthaltung vom Essen oder verordnete nur, um mechanisch die Stauung zu beseitigen, Klysmen, deren übermäßiger Gebrauch ihm jedoch ebenfalls schädlich erschien. Bei jeder Krankheit schrieb er eine genaue Diät vor, sogar bei Alopecia legte er neben äußeren Mitteln auf ein bestimmtes Regime (Enthaltung von Fleisch, Wein etc.) großes Gewicht. Interessant ist es, daß er sogar die Trockendiät bereits kannte (nach vorausgegangenem Laufen ließ er getrocknete Fische und gut durchgebackenes Brot genießen). Massage benützte er auch als Schlafmittel, z. B. bei Geistesstörungen, für welche er in verdienstvoller Weise eine psychische Behandlung namentlich durch Musik und Gesang einführte; Phrenitische" ließ er an einen lichten Ort bringen, weil im dunklen die eingebildeten Bilder durch keine wirklichen Eindrücke korrigiert würden. Besonders eigentümlich waren: die Behandlung mit Schaukelbewegung in hängenden (mit Stricken befestigten) Betten und die Baline a pensilia (Schaukelbäder). Waschungen kamen auch bei Durchfällen (aber erst nach der Kräftigung des Patienten) zur Anwendung, desgleichen das Trinken von kaltem Wasser. Bezüglich der Chirurgie wissen wir, daß Asklepiades die spontane Luxation des Femurs aus einer Entzündung erklärte und den Kehlkopf- oder Luftröhrenschnitt (?), den er wahrscheinlich von Vorgängern übernahm, in geeigneten Fällen anriet.

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Der Fortschritt gegenüber der zumeist rohen oder abergläubischen Medizin, wie sie in Rom vorher herrschte, war so einleuchtend, daß Asklepiades inmitten seines Zeitalters wie ein Wundertäter erscheinen mußte, zumal er gewiß über große suggestive Kraft verfügte. Das tuto, cito et jucunde" und die Maxime, daß ein guter Arzt für jedes Uebel doppelte und dreifache Arzneien sofort bereit haben müßte dies waren seine Devisen suchte er, soweit als möglich, zu verwirklichen. Günstig wirkten überdies für die Aufnahme der zumeist angenehmen Kurart zwei Momente. Einerseits, daß sie, ihres philosophischen Mantels entkleidet, auch populär begründet werden konnte (z. B. durch den Hinweis auf die nachteilige Einwirkung der Arzneien auf Geschmack und Magen), anderseits, daß sie so recht der Sehnsucht des entnervten Zeitalters nach der alten Mannhaftigkeit durch ihre roborierende Tendenz entsprach. Darum erlosch mit Asklepiades zwar der Zauber, der von seiner imponierenden Persönlichkeit allein, ausging; die feine Individualisierung, wie sie der Bithynier trotz seines Gegensatzes im Geiste des Hippokratismus ausübte, ging verloren; die auf den Gesamtzustand gerichtete, mit wenigen Mitteln hantierende Behandlungsweise machte leider allzubald einer schematischen Richtung und später einer schablonenhaften Polypragmasie Platz aber selbst noch in der Hülle, welche von der therapeutischen Reform des Bithyniers zurückblieb, läßt sich erkennen, daß sie einst einen Feuergeist umschlossen hielt.

Von der gewiß sehr zahlreichen Anhängerschaft des Asklepiades haben sich, abgesehen von seinem größten Schüler Themison von Laodikeia, fast nur Namen

und spärliche Angaben über ihre literarische Tätigkeit erhalten. So werden erwähnt: Titus Aufidius (chronische Krankheiten), Nikon von Agrigent (über Heilmittel), Chrysippos (über Würmer), Miltiades von Elaiussa (chronische Krankheiten), Philonides von Dyrrhachion (über Heilkunde, Arzneimittel, Hippokrateskommentar), Clodius (über Askariden), Marcus Artorius (rettete dem Octavianus in der Schlacht von Philippi das Leben; schrieb über Lyssa und Makrobiotik), Gallus Marcus, Antonius Musa, der berühmteste Leibarzt des Augustus (sein Vorgänger in dieser Stellung war Cajus Aemilius Camelius); Musa heilte den Kaiser, welcher an der Leber, sowie an rheumatisch-gichtischen Beschwerden litt und vorher erfolglos mit erhitzenden Mitteln behandelt wurde, durch eine systematische Hydrotherapie (Wassertrinken und kalte Bäder); zum Lohne erhielt er nebst reichen Geschenken den Ritterstand und eine Statue im Tempel des Aeskulap.

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Die Methodiker.

Die Therapie unter den Gesichtspunkt einer subtilen Theorie zu bringen und dabei doch selbständig, mit künstlerischer Freiheit, zu verfahren, war der Begabung des Asklepiades gegönnt; der Troß von Aerzten aber, der seiner Spur folgte, bedurfte schärfer umschriebener, leichtfaßlicher Leitsätze, welche der Mittelmäßigkeit eine breite Heeresstraße eröffnen, indem sie auf Kosten der individuellen Leistung dem Schwanken zwischen Empirie und Spekulation kategorisch ein Ende setzen und die Tätigkeit am Krankenbette in eine bequeme Technik verwandeln.

Diesem Bedürfnis nach straffer Regelung, nach Vereinfachung des medizinischen Denkens und Handelns entsprang, wie schon der Name besagt, die Schule der Methodiker, welche von einem Anhänger des Bithyniers, Themison von Laodikeia (um 50 v. Chr.), gestiftet, sehr rasch zur ebenbürtigen Rivalin des humoralen Dogmatismus heranwuchs, an Zahl der Vertreter, an Bedeutung für die Folgezeit, dem Hippokratismus wenig nachstehend. Der alles nivellierende Geist des Zeitalters stand an der Wiege dieser Schule, läßt sie doch in ihrem innersten Wesen das, auch auf den übrigen Kulturgebieten hervortretende Bestreben erkennen, griechischen Geist in die starre römische Form zu gießen.

Themison von Laodikeia wandte sich erst in vorgeschrittenen Jahren von der reinen Lehre seines Meisters Asklepiades ab und scheint sich in seinen zahlreichen Schriften, nur allmählich zu seinem Systeme durchgerungen zu haben. Nach einem Spottvers des Juvenal war er kein glücklicher Arzt. Wie wir aus Zitaten ersehen, machte er sich besonders verdient um die Darstellung der Therapie der chronischen Affektionen (ein Gebiet, auf dem er überhaupt der erste Autor gewesen ist), um die Schilderung der Kachexie, der Satyriasis etc., um die Bereicherung des Arzneischatzes (dem er die Blutegel und manche zusammengesetzte Mittel, z. B. das Mohnmittel Diacodion, das Bittermittel xxpà, bestehend aus Aloe, Mastix, Safran, indischem Baldrian, Haselwurz, Zimt und Balsam, hinzufügte), endlich um die Bearbeitung der Gynäkologie. Er verfaßte medizinische Briefe und Schriften über periodische, akute und chronische Krankheiten, über Diät, den Wegerich und über Lepra (die erst zur Zeit des Asklepiades in Rom bekannt wurde, vergl. auch Lucretius Carus, de rer. nat. VI, 1114). Angeblich soll er über die Therapie der Lyssa deshalb nichts veröffentlicht haben, weil er jedesmal,

wenn er den Griffel zur Hand nahm, einen Rückfall der selbst überstandenen Wutkrankheit (?) befürchtete. Der Anonymus Parisinus eine sehr wichtige Quelle für die methodische Schule wirft vielleicht ein Schlaglicht auf Themison.

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Wie ein Abglanz der nüchternen, zweckstrebenden römischen Denkweise, mit ihrem Hang zum Formalismus, mit ihrer oft auf Kosten der Tiefe errungenen selbstsicheren Klarheit, erscheint das System des Methodismus von vornherein für die Praxis zugeschnitten und bewegt sich unter Miɓachtung weiterer Naturbetrachtung in dem engen Zirkel von einigen wenigen, zur dogmatischen Allgemeingültigkeit emporgeschraubten Ideen.

Neben der atomistischen Pathologie des Asklepiades bildete für Themison die Vergleichung der Krankheiten untereinander, die Aufsuchung gemeinsamer Merkmale den Ausgangspunkt seiner Lehre, und auf diesem Wege gelangte er schließlich zu der einseitigen scharf formulierten Anschauung, daß es in dem Reiche der vielgestaltigen Krankheitsvorgänge im Wesen nur zwei gemeinsame Grundformen (xotvótypes, communitates) gäbe, nämlich den Zustand der Straffheit, Spannung στέγνωσις,

OTérvwos, status strictus oder den Zustand der Erschlaffung pósts, status laxus. Beide, das strictum (tò oteɣvóv) und das laxum (tò powdes) beruhen auf abnormer Beschaffenheit der Poren die im ersten Falle zu sehr zusammengezogen, verengert, im letzteren Falle dagegen zu sehr gelockert und schlaff erweitert seien (Solidarpathologie). Welcher Zustand vorliegt, ob krankhafte Steigerung oder Abnahme des normalen Tonus besteht, wäre aus dem allgemeinen Verhalten des Körpers, namentlich aber aus dem Uebermaß oder der Verminderung des Exkrete und Sekrete oder aus Blutflüssen etc. leicht zu erschließen; die Behandlung laufe im wesentlichen darauf hinaus, das strictum oder laxum durch entgegengesetzt wirkende, den ganzen Körper angreifende therapeutische Maßnahmen zu beheben, also durch Entspannung oder Zusammenziehung, Tonisierung, wobei außer der „Kommunität“ als Indikationen" nur noch in Betracht käme, ob es sich um eine akute oder chronische Krankheit handle, und ob sich dieselbe im Stadium der Zunahme, des Stillstands oder der Abnahme befinde.

Themison ließ somit die von Asklepiades zur Krankheitserklärung herangezogene Atomtheorie fallen und benützte lediglich jenen Teil seines System, der von dem Mißverhältnis der „Poren" sprach. Es ist jedoch festzuhalten, daß Asklepiades sich bis zu einer so einseitigen Krankheitsklassifikation und Therapie nicht verstieg, sondern auf dem klinischen Standpunkt verblieb. Für Them son mag vielleicht das Vorbild der spastischen und der schlaffen Lähmungen, welche schon Erasistratos als auf Zusammenziehung oder Ausdehnung beruhende Formen unterschieden hatte, maßgebend gewesen sein. Zu einer Aufstellung des Strictum und Laxum mit

allen therapeutischen Konsequenzen dürfte übrigens auch er erst am Ende seiner Laufbahn gelangt sein.

In der Einteilung der Krankheiten nach dem Prinzip der Kommunitäten herrschte freilich eine gewisse Willkür; die Mehrzahl der akuten Affektionen wurde dem Status strictus, die Mehrzahl der chronischen dem Status laxus zugerechnet. Als erschlaffende Mittel galten: Blutentziehung (Blutegel, Schröpfen und Skarifikation, Aderlässe auf der, der kranken gegenüberliegenden Stelle, eventuell bis zur Erschöpfung; warme Bäder, Umschläge, Einreibungen mit warmem Oel, Dämpfe, Fasten und entziehende Diät, die nur unter bestimmten Kautelen und selten angewendeten Diuretika, Emetika, Diaphoretika und Laxantia, mäßiger Geschlechtsgenuß u. a. Zu den verengernden, adstringierenden, tonisierenden Mitteln gehörten z. B. kalte Waschungen, Umschläge und Bäder, Aufenthalt in kalter Luft, roborierende Diät, Wein, Essig, Alaun, Narkotika u. s. w. Das Grundprinzip des Themison mit seiner blendenden Einfachheit mußte begreiflicherweise in dem Maße modifiziert werden, als die praktische Anwendung die enorme Lückenhaftigkeit der Lehre aufdeckte. Zunächst konnte es nicht entgehen, daß das „Strictum" und „Laxum“ bei derselben Krankheit vorkommen kann (z. B. bei der Epilepsie, Paralyse) und somit der Zustand einer zweifachen Behandlung bedürfe. Aus solcher Erwägung entsprang schon frühzeitig der Hilfsbegriff des Status mixtus, tò peptyμévov, welche dritte Kommunität je nach der Präponderanz der einen oder anderen Qualität bekämpft werden sollte. Aber auf die Dauer reichten auch diese drei Kommunitäten nicht aus, wenn es galt, für Fälle chirurgischer Art oder Vergiftungen die gemeinsamen Eigentümlichkeiten, die therapeutischen Indikationen aufzustellen. So wurden denn unter dem Zwange der Erfahrung immer weitere neue Gemeinbegriffe ersonnen, wie z. B. die „prophylaktische" Kommunität bei Verwundungen, Vergiftungen etc.

In der Chirurgie wurden vier Kategorien (Kommunitäten) von Krankheiten unterschieden. 1. Fremdkörper, die von außen eindringen; sie sind auszuziehen. 2. Lageveränderungen (Brüche, Verrenkung); sie sind zu reponieren. 3. Fremdartige Strukturen (Geschwülste, Abszesse); sie sind zu entfernen oder zu inzidieren. 4. Fremdartige Beschaffenheit der Teile (Hemmungsbildungen, Geschwüre u. s. w.) durch Fehlen von Substanz; diese ist zu ersetzen.

Solche Ergänzungen der Kommunitätenlehre durchlöcherten freilich im Grunde die Einheitlichkeit des Prinzips, und waren tatsächlich nur der Ausdruck von Verlegenheiten, die naturgemäß einer Krankheitstheorie erwachsen mußten, welche von tieferer ursächlicher Erklärung, von der Erforschung des Krankheitssitzes Abstand Neuburger, Geschichte der Medizin. I.

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