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Zangen, Sonden) und manche Verfahren bei chirurgischen Affektionen (Quetschung, Anschwellung, Bruch des Ohrknorpels).

Von scharfer Beobachtungsgabe zeugt die Schrift „Wie Simulanten zu entlarven sind". Hier gibt Galen eine Reihe von physischen und psychischen Kennzeichen an, welche es dem Arzte ermöglichen, Simulation von wirklichen Krankheitszuständen zu unterscheiden. Einige Beispiele aus der eigenen ärztlichen Erfahrung illustrieren die mitgeteilten Kriterien in treffender, anschaulicher Weise.

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Rühmlich schließt sich an die medizinischen Leistungen, was Galen an hygienischen Vorschriften hinterlassen hat hierin jeder Zoll ein echter Hippokratiker! Das ganze Gebiet meisterhaft beherrschend, auf alle Verhältnisse eingehend, schildert er für jede Lebensstufe bis in die kleinsten Einzelheiten, was zur Erhaltung und Bewahrung der Gesundheit dienlich ist. Ernährungsweise, Einflüsse des Wassers und der Luft, Bädergebrauch, Massage, Leibesbewegungen, Spiele u. a. werden von Galen in den Kreis der Betrachtung gezogen, und viele seiner auf scharfer Beobachtung fußenden Ausführungen besitzen unvergänglichen Wert, weil sie in dem Gedanken gipfeln, welcher die ganze harmonische Schönheit der klassischen Antike zum Ausdruck bringt, in dem Gedanken: Μηδὲν ἄγαν.

Die Bücher de alimentorum facultatibus, in welchen die einzelnen Nahrungsmittel (Brotarten, Hülsenfrüchte, Fleischsorten, Früchte u. s. w.) nach ihrem Nährwert und mit Vorschriften über Zubereitungsweise abgehandelt werden, bildeten lange die Quelle für alle späteren diätetischen Schriftsteller. In dem Werke de sanitate tuenda werden die hygienischen Faktoren eingehend besprochen. Von den Spielen erklärte er diejenigen für die besten, welche Körper und Geist erfreuen. Ueber die Wirkungsweise der Bäder und die Modifikationen ihrer Anwendungsweise findet sich in de sanitate tuenda geradezu ein Kompendium. Mit größter Schärfe wendet er sich dagegen, daß man Neugeborene in kaltem Wasser bade; man berief sich darauf, daß die heldenstarken Deutschen diese Sitte üben. „Ich habe," sagt Galen, mein Buch nicht für Deutsche, auch nicht für Bären und wilde Schweine geschrieben, sondern für Griechen oder wenigstens für solche Menschen, die griechische Denkweise haben. War es jemals erhört, das kleine, noch von der Gebärmutter warme Kind in kaltes Wasser zu werfen, als ob es glühendes Eisen wäre? Kommt das Kind mit dem Leben davon, so mag es denn sein, daß dadurch seine natürliche Stärke geprüft und noch durch die Berührung des kalten Wassers vermehrt worden ist. Aber welche vernünftige Mutter, welche nicht ganz eine Skythin ist, wird an ihrem Kinde einen Versuch wagen, der, wenn er nicht gelingt, nichts weniger als den Tod zur Folge hat, um so viel mehr, da aus diesem Versuche gar kein Vorteil entstehen kann. Für einen Esel oder ein anderes lasttragendes Vieh mag es ein Vorteil sein, so einen steinharten Rücken zu haben, der gegen Kälte und Schmerz gefühllos ist, aber was nützt dies dem Menschen?" Ebenso wendet sich Galen gegen die Athletik.

Was in der Zusammenfassung und geistigen Durchdringung des medizinischen Wissens damals möglich war, hat Galenos geleistet, und wenn auch mehr blendende Fiktionen als solide nüchterne Wahrheiten die Grundlage bilden, es gibt doch für die Leistungsfähigkeit der medizini

Neuburger, Geschichte der Medizin. I.

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schen Synthese der Alten keinen besseren Gradmesser als das gewaltige, durch philosophische Reflexion vollkommen geschlossene, alle Hauptrichtungen vereinigende System des Pergameners! In stolzem Selbstgefühl rühmt sich sein Schöpfer, er habe die Bahn, welche Hippokrates gebrochen, erst geebnet und gangbar gemacht ähnlich wie Trajan die Heeresstraßen im römischen Reiche; selbstzufrieden und im Glauben. den Abschluß der Forschung gebracht zu haben, ruft er aus: Wenn jemand gleichfalls durch Taten, nicht durch kunstvolle Reden berühmt werden will, so braucht er nur mühelos in sich aufzunehmen, was von mir in eifriger Forschung während meines ganzen Lebens festgestellt worden ist."

Solche Ueberschätzung wiederholte sich oftmals im Laufe der Geschichte, niemals aber sollte das medizinische Lehrsystem eines einzelnen eine so lange, ungebrochene, tyrannische Macht über die Geister ausüben wie das galenische, hierin nur der geozentrischen Theorie des Ptolemaios gleichkommend! Widersinnig wäre es, wollte man Galen selbst für den Geistesdruck von weit mehr als tausendjähriger Dauer verantwortlich machen, statt diejenigen zu beschuldigen, welche bar jedweder Schaffenskraft den ausgetretenen Bahnen folgten oder gar die freie Forschung in Fessela schlugen. Umsomehr als in der Forschungsweise Galens so viele Keime lagen, welche nur der Entfaltung harrten, wie namentlich seine Experimentalmethodik! Statt an die rationellen Ideen anzuknüpfen, statt die empirischen Leistungen weiter zu führen, begnügte man sich leider bald, die Aussprüche des Pergameners auf allen Gebieten der Medizin als Dogmen hinzunehmen und entfernte sich damit immer weiter von dem echten Hippokratismus. Darin hatte Galen leider das Beispiel gegeben. Dena, nennt er auch den göttlichen Greis von Kos πάντων ἀγαθῶν εὑρετής, gerade dadurch, daß er die Erfahrungstatsachen der hippokratischen Schriften mit Hilfe der noch viel zu unentwickelten Hilfszweige wissenschaftlich zu begründen unternahm, daß er die ursprüngliche Lehre mit philosophischen Doktrinen verquickte, ja schon dadurch allein, daß er ein System errichtete, verdarb er vielfach die Reinheit des köstlichsten Gutes, welches die hellenische Medizin hinterlassen hatte, entzog er durch den Schatten seiner imponierenden Persönlichkeit gerade den echten Hippokratismus den Blicken der kommenden Geschlechter. Darum mußte, als die unbefangene Forschung wieder ihr Haupt erhob, das galenische System als bloß temporäre Form gänzlich zusammenstürzen, während das Ideenwerk des Hippokrates über alle Zeiten hinweg stets den Mutterboden der Heilkunst bilden wird!

Antyllos.

Galens imposantes Lehrsystem bildet den Höhepunkt der wissenschaftlichen Bestrebungen der antiken Medizin; in den chirurgischen Fächern war es dagegen dem Pergamener nicht gegönnt, durch eigene Leistungen über diejenigen der Vorgänger hinauszudringen, hier wurde er durch einen auch sonst sehr bedeutenden Arzt, an dessen Namen sich der Ruhm der antiken Chirurgie in besonderem Grade knüpft, übertroffen, durch Antyllos.

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Ueber das Leben des Antyllos ist fast nichts bekannt, von seinen Werken haben sich nur wertvolle Fragmente in der nachfolgenden Literatur erhalten, doch schon das Wenige, was über der Zeiten Strom hinübergerettet worden, läßt die ganze Größe des Mannes und die überraschend hohe Entwicklungsstufe der antiken Chirurgie erkennen.

Die Schriften des Antyllos betrafen nicht nur die Chirurgie, sondern in einem Hauptwerke über die Heilmittel (4 Bücher) auch die gesamte übrige Heilkunde. Die erhaltenen spärlichen Bruchstücke wurden wiederholt gesammelt herausgegeben, am besten von A. Lewy und Landsberg in Janus, Zeitschr. f. Gesch. u. Literatur d. Medizin, Breslau 1847, Bd. II. Da es durch neuere Forschungen erwiesen ist, daß Galen den Antyllos benützt hat, dieser aber in einer Stelle seiner Schriften den Archigenes zitiert, so können wir die Lebenszeit in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr. verlegen. Antyllos hielt sich vorwiegend an die Grundsätze der pneumatischen Schule, welche dem späten Altertum die vornehmsten Aerzte und namentlich die besten Chirurgen schenkte und folgte den großen Traditionen eines Archigenes, Heliodoros und Leonides (vgl. Seite 335).

In den vorhandenen Fragmenten sind folgende Themen behandelt: Einflüsse der Luft und der Bodenverhältnisse auf Gesundheit und Krankheit, Wohnungshygiene, Diätetik, Gymnastik, Balneologie, Krankenpflege. Es finden sich darin bewundernswerte Vorschriften, allerdings durchsetzt mit theoretischen Argumenten, die der Subtilität der pneumatischen Schule entstammen. Antyllos achtete bei der Krankenpflege auf Temperatur und Belichtung der Wohnung und auf die Lagerung des Patienten. (Bei Kopfleiden soll eine zurückgeneigte, bei Brustkranken eine hohe, bei Unterleibsaffektionen eine zurückgebogene Lage eingenommen werden, bei Gonorrhöe und Nierenleiden die Seitenlage, bei Leberleiden nach rechts gewendete Seitenlage.) Ebenso regelte er peinlich genau die Krankenkost. Bei Fieberhitze erlaubte er den Genuß von kaltem Wasser. Ausführlich verbreitete er sich über die Bäderanwendung (künstliche und natürliche, mineralische und aromatische Bäder) und bestimmte ihre Indikationen (als Schwitzmittel, als tonisierende, antispastische, antineuralgische Mittel u. s. w.). Die salz-, eisen-, schwefel-, salpeterhaltigen etc. Bäder benützte er in

chronischen Krankheiten, z. B. Solbäder gegen Wassersucht, Kopf- und Brust- und Magenleiden; Schwefelbäder gegen Nervenleiden; Eisenbäder gegen Milz- und Magenaffektionen; Seebäder gegen Hydrops, Dermatosen, Phthisis, rheumatische Leiden. Ungemein eingehend erörtert er die therapeutischen Zwecke und die Dosierung, die Indikationen und Kontraindikationen des Spazierengehens, Laufens, Reitens, Schwimmens, der gymnastischen Uebungen und Spiele (,,Schleuderspiel", „Schattenfechterei", Faustkampf, Sprungübungen, Ballspiel, Kugelwurf, Reifschlagen, Schaukeln).

Antyllos gab für die einzelnen chirurgischen Eingriffe nicht nur allgemeine Vorschriften, sondern er erörterte die Technik bis in die feinsten Einzelheiten mit einer Genauigkeit, unter Berücksichtigung aller eintretenden Möglichkeiten, wie es nur ein Meister der Praxis vermag. Schon über die Methoden der Blutentziehung gibt er ungemein sorgfältige Anweisungen, er gedenkt der Arteriotomie (an den Nackenarterien), der Schröpfköpfe (gläserne, bronzene, hörnerne), mit und ohne Skarifikation, der Blutegel, der „Bdellotomie" (Blutegelschnitt) und sondert die Hämostatika in solche, welche durch Kälte, Zusammenziehung. Verstopfung, Austrocknung oder Aetzung wirken.

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Applikationsstellen für die Venäsektion waren: Stirne in der Nähe des Scheitelbeins, die Stelle oberhalb des inneren Augenwinkels, hinter den Ohren, unter der Zunge, zwischen Mittel- und kleinem Finger, Kniekehle, innerer Knöchel, Ellenbeuge (obere, mittlere, untere Vene). Je nach dem Leiden kommt die eine oder andere Vene in Betracht, die Länge des Eröffnungsschnittes hängt von verschiedenen Umständen ab, die Schnürbinde darf nicht zu fest gebunden sein. Ueber die Anwen dung der Schröpfköpfe silberne werden verworfen handelte ein eigenes Kapitel. Der Blutegelschnitt bestand im folgenden: „Wenn man genötigt ist, die Blutegel anzuwenden, nachdem sie schon gesogen haben, oder wenn man nur wenige zur Verfügung hat, oder wenn nur wenige angefaßt haben, muß man ihnen, wenn sie vollgesogen sind, den Schwanz mit der Schere abschneiden. Nachdem das Blut ausgeflossen ist, ziehen sie wieder an und hören nicht eher auf, als bis wir ihre Saugöffnung mit Salz, Soda oder Asche bestreuen." Hämostatika waren: kaltes Wasser, Essig, Galläpfel, Akaziensaft, Grünspan, Gips, Bleiweiß, Kupferblumen etc. und das Glüheisen.

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Vortrefflich sind die Mitteilungen über die Chirurgie der Abszesse (Vorschrift über die Richtung der Inzisionen), der Fisteln (Mastdarm-, Bauch-, Brust-, Trachealfisteln), der Phimose, der Hypospadie, der Narbenkontrakturen (Exstirpation) und der Geschwülste (Lipome, Atherome, Ganglien). Antyllos beschreibt den Luftröhrenschnitt sehr genau, verwirft ihn aber in Fällen, wo die Luftröhrenverzweigungen und die Lungen bereits affiziert sind (bei seiner Methode handelt es sich merkwürdigerweise um einen queren Schnitt zwischen den Ringen der Trachea); er schildert die plastische Operation von Kolobomen" (Defekte, besonders der Augenlider, der Stirn, Nase, Ohren und Wangen). Dauernden Nachruhm sichert ihm endlich seine Therapie der Aneurysmen (wahre und traumatische, Verfahren der

loppelten Unterbindung und Spaltung) und die Extraktionsmethode bei Jatarakta (Starausziehung).

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Es gibt zwei Arten von Aneurysmen, die eine derselben entsteht durch eine irtliche Erweiterung der Arterie, woher auch der Name Aneurysma kommt bei der zweiten ist die Arterie verletzt und ergießt ihr Blut in die umgebenden Weichteile. Die durch Erweiterung der Arterie entstandenen Aneurysmen sind längicher, die aus Ruptur hervorgegangenen rundlicher; die ersteren haben eine dickere Bedeckung, bei den letzteren vernimmt man beim Druck mit den Fingern ein Schwirren, wogegen bei der anderen Art von Aneurysmen kein Geräusch wahrnehmar ist. Die Behandlung eines jeden Aneurysmas zu verweigern, wie es die alten hirurgen wollten, ist unrecht; gefährlich aber ist es auch, sie alle operieren zu vollen. Wir werden dies bei denen in der Achselhöhle, Schenkelbeuge und am Halse on uns weisen wegen der Größe der Gefäße und der Unmöglichkeit und Gefährlicheit ihrer Freimachung und Unterbindung; wir verweigern ferner die Operation ei solchen von übermäßiger Größe, selbst wenn sie an einem anderen Orte sich efinden. Dagegen werden wir die an den Enden der Extremitäten, an den Gliedern nd dem Kopfe befindlichen auf folgende Weise operieren: Wenn es sich um ein 'rweiterungsaneurysma handelt, führen wir durch die Haut einen geraden Schnitt a der Längsrichtung des Gefäßes, lassen darauf die Wundränder mit Haken ausinanderziehen, trennen vorsichtig alle zwischen der Haut und der Arterie gelegenen fembranen, und indem wir mit stumpfen Haken die neben der Arterie gelegene ene zur Seite ziehen, legen wir den erweiterten Teil der Arterie von allen Seiten rei; nachdem wir darauf den Knopf einer Sonde unter die Arterie geführt und dieelbe damit emporgehoben haben, leiten wir neben dem Sondenknopfe eine Nadel it doppeltem Faden unter der Arterie fort, durchschneiden mit der Schere enselben am Ende der Nadel, so daß daraus zwei Fäden mit vier Enden entstehen, ehmen sodann die zwei Enden eines der Fäden, führen sie behutsam nach dem einen 'nde des Aneurysmas und knüpfen sie sorgfältig zusammen. In gleicher Weise wird er andere Faden nach dem entgegengesetzten Ende des Aneurysmas geführt und aselbst die Arterie unterbunden, so daß das ganze Aneurysma mitten zwischen en beiden Ligaturen sich befindet. Hierauf öffnen wir das Aneurysma in einer Mitte mit einem kleinen Schnitt; dadurch wird dessen ganzer Inhalt entleert, ie Gefahr einer Blutung aber ist nicht vorhanden. Diejenigen, welche, wie wir, die rterie jederseits unterbinden, den in der Mitte gelegenen erweiterten Teil derselben ber exstirpieren, setzen sich einer Gefahr aus, denn von der Gewalt und der Spanang des Pneuma werden oft die Fäden abgestoßen."

Daß sich Antyllos mit der Augenheilkunde eifrig beschäftigte, beweisen die haltenen Vorschriften über die Bereitung von Kollyrien.

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