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nur ein vorübergehendes sein werde. Sollte diese ausländische Pflanze Wurzel fassen, so wird sie auch Früchte tragen, und es kann nicht ausbleiben, daß das Volk alsdann auch mit Sehnsucht zu seiner alten und vergessenen Zeit zurückkehren wird.

Sieht man die Poesie in Europa als eine ge meinschaftliche an, so kann man bemerken, daß nach dem Erlöschen der großen Kräfte des Mittelalters, d. h. nach dem Untergange der Hohenstaufen, auch der Minnegesang, die Lieder der Troubadours, die Wunder und Liebeserzählungen dieser merkwürdi gen Zeit, jene Poesie, welche auch ein Gemeingut für Europa gewesen war, in Vergessenheit und Verachtung fank, und in Italien sich durch Dante und nachher durch Petrarca noch bestimmter eine neue Art der Poesie in neuen Formen bildete, eine Wifsenschaft dieser Kunst, die sich allen Völkern früher oder spåter mittheilte. So ward England, Spanien und Frankreich, und zu allerlegt Deutschland von neuem belebt, und in Kampf und Einverständniß, im Widerspruch und Nachgeben, im Verlust und Gewinn erzeugten sich neue Zeiten und Werke, die in Spanien zumeist, nächst Italien, die Poesie in gewissen Formen festhielten und in diesen hauptsächlich ausbildeten. In wiefern diese Wendung der Dinge gefruchtet oder geschadet, ist eine Untersu

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chung, die uns hier zu lange aufhalten würde, nur zeigt sich auch dem blödesten Auge die Ueberzeugung klar, daß diese Herrschaft der italischen Art und Weise eine ganz andere war, als welche im achtzehnten Jahrhundert die französische Literatur - Despotie auf die Völker ausübte. Entwickelten und bildeten fich unter jener Herrschaft eigenthümliche Werke, vereinigten sich die neuen Formen freundlich mit den åltern einheimischen, so ertödtete diese Despotie im Gegentheil, wohin sie ihre Richtung nahm, alles Vaterländische, Deutsche und Spanische, Italiänische und Englische, um in matter, nichts bedeutender Nachahmung einen armen Schein Triumph zu feiern. Jedes Volk hatte und hat noch genug daran zu thun, um sich nur auf seine eigne Art und Weise zurück zu besinnen, und dies Besinnen ist die Geschichte der deutschen Literatur ohngefähr seit 1740, der neusten schwedischen und der jeßigen spanischen und italiånischen.—

Kann es keinen Fortschritt ohne Kampf, soll es keinen Stillstand geben, der eben so gut Råckschritt ist, wie Geschmacklosigkeit und Barbarei, so droht im Gegentheil aus dem Mittelpunkt der Kunst selbst, nachdem sie sich groß ausgesprochen hat, ein eben so gefährlicher Feind, die Künstlichkeit nåmlich, die im einseitigen Bewußtsein das Rechte überbieten, das Glänzende durch Blendung überstralen

will. Ganze Zeitalter haben sich diesem Göhen hingegeben, und Marini's allgemeiner Ruhm sollte wohl die Eitelkeit manches Poeten und die übertriebe= nen Lobsprüche manches Kritikers unserer Tage mit einiger Schüchternheit abkühlen. In Spanien und mehr noch in Italien hat diese Ausartung eine Unzahl von Gedichten in allen möglichen schwierigen Versarten hervorgebracht, und die neuere deutsche Poesie hat schon viele dieser tauben Blüthen wieder abgeschüttelt, und wird noch manches der Art in Zus kunft beseitigen können. Wo ein alter Stamm von Urpoesie geblieben ist, wo die Töne åcht vaterländischer Vorzeit noch nicht verklungen sind, da kann, wie es in Spanien sich zeigte, die Künstlichkeit niemals einen unbedingten Sieg erringen, und in Italien war es nur dadurch möglich, daß Volkslieder, alte Traditionen und Geschichte die Nation schon långst nicht mehr belebten, und die Poesie zu sehr ein LuxusBedürfniß für eine geschlossene Zunft der Gelehrten und Gebildeten war. Die alte Romanze der Spanier, sei ihr Ursprung, aus welcher Gegend er wolle, klang durch alle Zeiten bis zu unsern Tagen herab, in ihr lebt das Eigenthümliche fort, und in frühern Zeiten hat eben die Verbindung der vaterländischen Gesinnung mit der italianischen Kunst und Bildung die größten Werke hervorgebracht.

Als in England während dem sogenannten goldenen Zeitalter der Literatur unter der Königin Anna viel Schmuck der Rede, Kritik und Feinheit, leere galante Poesie und Nüchternheit der alten gesunden Kraft gefährlich zu werden drohten, erweckte die erneute Bekanntschaft mit alten Nationalgesängen, Volksliedern und einfachen Balladen einen neuen Enthusiasmus und erzeugte Dichter und bessere Kritif. Es war dieselbe Zeit, in welcher zugleich Milton und Shakspeare inniger erkannt wurden. Sind diese Balladen und ähnliche Erzeugnisse damals wie nachher auch oft überschäßt worden, hat man auch oft das Treffliche dieser Art vom Mittelmåssigen und Schlechten nicht genug gesondert, so ist von ihnen doch auch Gesundheit, Einfalt und Natur wieder ausgegangen und verstanden worden, sie haben redlich gegen Unnatur und Künstlichkeit gekämpft und die Erkenntniß des Aechten erleichtert.

Schon zu Opiß Zeit waren die italiånischen PoesieFormen bei uns bekannt geworden. Die Nachbildung derselben erwachte in den neuern Jahren, nachdem durch Gottsched und andere die arme Nachahmung der Franzosen war beliebt worden, und dieses Spiel schon långst wieder in Vergessenheit gesunken war. Aber auch in unsern Jahren erzeugte sich ein heftiger Kampf gegen sie, wie ihn die Dichterfeinde auch wohl in

andern Ländern geführt hatten. Den alten Spaß auszuspielen, indem man ein Sonett mit dem Bett des Prokrustes vergleicht, kann wenig bedeuten, denn der Prosaist kann dasselbe auf die Ottave, Terzine, selbst auf den Alexandriner und jedes arme Couplet und Bånkelsångerei anwenden, ja der noch mehr Unkünstlerische kann die Waffe fragend gegen diesen selbst kehren, warum er denn in Perioden, und, wo môglich, zierlichen und gerundeten, spreche und schreibe. Aufschrei des Wilden, Lallen des Kindes, unzusammenhängendes Plaudern des Thoren wåre somit hinlängliche Poesie und genügende Prosa. Der Geist kann sich nur in Form offenbaren, das Unbedingte im Bedingten, und ein gutes Sonett ist nur darum ein gutes, weil es sich in keiner andern Gestalt so rein und eben so ungezwungen als edel aussprechen könnte. Misbrauch, Unkunde, Mode und Eitelkeit haben auch mit der Einfalt der Romanze und Ballade, so wie mit dem Lallen des Volksliedes ihr widerwärtiges Spiel getrieben.

Betrachten wir die deutsche poetische. Literatur, so war sie nach ihrer schönen Blüthe schon um die Zeit des Dante und noch mehr des Petrarca fast erstorben, die Zeit des Hans Sachs und diesen treu herzigen Sånger selbst kann man gewiß nicht groß und originell, oder eine neue Belebung nennen.

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