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charakteristisch hervortrat, und selbst Mittelmäßiges, ja Verfehltes durfte nicht gänzlich ausgeschlossen bleiben, insofern es zur Förderung dieses Zwes ckes wesentlich dienen konnte. Es galt hier ja nicht Befriedigung der höchsten Ansprüche ästhetischer Kritik, sondern eben nur Auswahl aus dem Vorhande nen, und die Pflicht des Sammlers war es nur, von dem Vorzüglichen und Guten, wie von dem minder Genügenden immer nur das Beste dem Publikum vorzulegen. Eben hier, wo er, ohne das Allgemeine aus den Augen zu verlieren und sich von Nebenrücksichten leiten zu lassen, mit einer gewissen Selbständigkeit zu Werke gehen mußte, lag das ei gentlich Schwierige seines Geschäftes. Hat er von dieser Seite, auf welcher er den Angriffen der Kritik am Meisten blosgestellt ist, seine Aufgabe nicht einiger Maßen befriedigend gelöst, so wåre sein Streben für ein verfehltes zu erklären.

In Obigem ist eigentlich schon ausgesprochen, warum sich diese Sammlung eine vollständige nennt. Es soll in ihr das Wesentlichste und Vorzüglichste gegeben werden und zwar in solchem Verhältnisse, daß es eine befriedigende Uebersicht des Bildungsganges der neuen deutschen Poesie gewährt.

Denn daß es nicht möglich war, in den engen Raum von ohngefähr achtzehn måßigen Bånden Alles das zusammen zu pressen, was der Begriff des Volkthümlichen und der ohnehin sehr schwankende des Klassischen in diesem Gebiete in sich faßt, das sieht jeder ein, der sich mit dem Reichthum unserer dichterischen Literatur in dem ange= nommenen Zeitraume bekannt gemacht hat. Diese Gränzen aber, welche die Umstände zu sehen geboten, machten zugleich noch einige andere Beschrånkungen nothwendig. Soll nåmlich das Unternehmen nicht den doppelten Umfang gewinnen, und will man sich nicht ungebührliche Eingriffe in die Eigenthumsrechte der Verfasser und Verleger erlau= ben, so muß Allem, was in ungebundener Rede geschrieben ist, die Aufnahme in die Sammlung unbedingt verweigert werden, so fühlbar sich auch diefer Mangel bei einigen Dichtungsgattungen machen mag, namentlich bei der Erzählung, Idylle, Satire, Fabel, Parabel. Ebenso muß das eigentliche Epos, das Drama und, wenigstens für dies Mal, das Kirchenlied ausgeschlossen bleiben. Die Mittheilung von einzelnen Bruchstücken und Proben aus umfassendern Gedichten wurde unzulässig befunden, theils weil sie sich nur selten als etwas Selbständi

ges aus dem Zusammenhange nehmen lassen, theils weil sie auch bei der sorgfältigsten Auswahl am Ende doch nur ein sehr unvollständiges Bild vom Gan= zen gewähren. Gedichte in abweichenden Mundarten, die nur dem kleinsten Theile des Publikums verständlich sind und durch die Nothwendigkeit sprachlicher Erläuterungen den ohnehin engen Raum noch mehr beschränken würden, wie Hebel's Gedichte in allemannischer, Grübel's in nürnberger Mundart, trug der Herausgeber um so weniger Bedenken, als außer seinem Plane liegend zu betrachten, da sie nur eine bedingte Allgemeinheit erlangten und ohne literargeschichtlichen Einfluß blieben. Von Uebersehungen konnte natürlich in einer Sammlung deutscher Gedichte kein Gebrauch gemacht werden; Nachahmungen und Bearbeitungen find nur dann aufgenommen worden, wenn ihnen der deutsche Dichter durch freie Handhabung des Stoffes ganz das Gepråge seiner Eigenthümlichkeit gegeben und sie dadurch zu seinem Eigenthume gemacht hat.

Der Eintheilung der ganzen Sammlung nach den besondern Dichtungsgattungen wurde der Vorzug vor einer schlichten Zusammenstellung aller Er

zeugnisse eines und desselben Dichters ohne Sonderung des Einzelnen aus dem Grunde gegeben, weil jede von ihnen, obschon immer mehr oder weniger dem allgemeinen Zeitgeschmacke unterworfen, doch der Natur der Sache nach ihren eigenen Entwicke lungsgang verfolgte und hier der Einzelne in feinen Leistungen nicht als Einzelner hervortreten, sondern als Glied des Ganzen und stets nur in Bezug auf dasselbe aufgefaßt werden sollte. Um diesen Zweck so viel als möglich zu erreichen, war es nicht einmal in den Abtheilungen der Dichtungsarten rathfam, die für dieselbe entlehnten Gedichte desselben Dichters alle unmittelbar auf einander folgen zu las

sen.

Chronologische Anordnung wurde zwar durch das Ziel, welches dem Sammler gesteckt war, schon bedingt; allein nur unter Beschränkungen war fie. ausführbar. In denjenigen Gebieten der Poesie, welche durch fleißige Bearbeitung sehr reich im Verhåltnis zu andern ausgestattet waren, z. B. in der Ballade und Romanze, håtte eine mit der strengften Sorgfalt durchgeführte Eintheilung der einzelnen Stücke nach der Zeitfolge kein entsprechendes Ergebnis geliefert, weil sich im buntesten Wechsel oft das Verschiedenartigste håtte neben einander ordnen müssen, und die Erzeugnisse derjenigen Dichter, wet

che ein hohes Alter erreichten und lange produktiv blieben, durch mehre Perioden zerstreut worden wåren, während sie dem Geiste und Wesen nach immer noch der, in welcher die Verfasser zuerst auftraten, angehörten. Eine solche Eintheilung vers bot sich aber auch schon von selber, da die Jahrzahl, die doch eben leitendes Prinzip hätte werden müssen, sich in vielen Fällen gar nicht angegeben fand. Aus diesen Gründen wurde es für zweckmäßiger gehalten, in den besondern Dichtungsarten, wenn sie viele Bes arbeiter gefunden hatten, immer einen Kreis von Dichtern, welche der Zeit und dem Geiste nach zusammengehören, oder selbst gewisser greller Gegenfåge wegen, die ihre Erzeugnisse als charakteristis sche Denkmale ihrer Zeit hinstellen und den Weg bezeichnen, den die Poesie bei ihrer Entwickelung nahm, nicht getrennt werden dürfen, in besondere Abtheilungen zusammen zu ordnen und das Eins zelne wiederum nach einem gewiffen innern Zusam menhange, an den man freilich nicht die Ansprüche enger streng logischer Verbindung machen darf, auf einander folgen zu lassen, so daß bei denjenigen Ges dichten, welche etwa aus einem größeren Ganzen genommen wurden (z. B. bei Balladen aus einem Romane ober Singspiele), der Leser durch die Nach

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