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vordrängte, und in mehreren literarischen Denkmälern sein Dasein beurkundet hat.

Das Verhältniß der deutschen Sprache zur Kirche, welches ihre erste Bildungsstufe im carolingisch-fränkischen Zeitalter ist, wurde jedoch durch eine mächtige Nebenbuhlerin, die lateinische, theils an einer ganz originellen Entfaltung gehindert, theils mit fremden Stoffen durch sie gefärbt. Die griechische Grazie und Wortschönheit der Spra che des Ulfilas (die jedoch, nach Walafried Strabo, noch im neunten Jahrhundert dem Volke ganz verständlich gewesen sein soll,) ging unter Karl dem Großen in latinisirende Wendungen und Nachahmun gen über, und Karl selbst, als er statt des Schwertes die Feder nahm, machte in seinen deutschen. Schriften und Ueberseßungen unsere Sprache zur Sclavin lateinischer Constructionen. Alle Eigenhei ten derselben, die lateinische Wortfolge, die Partizipien, die Auslassung der Artikel und Hülfswörter, selbst die Flerion der Endungen, wurden mit ängstlicher Beslissenheit nachgebildet. *) Rom's gebrochene

*) S. L. Meister's Preisschrift über die Hauptepochen der deutschen Sprache seit dem achten Jahrhundert (in den Schriften der mannheimischen deutschen Gesellschaft. Bd. I. 6. 271.)

Weltherrschaft bemächtigte sich doch noch mit unabweislichem Einfluß der ersten Keime einer neuen Stammsprache, und impfte sich begierig in die Natur derselben ein, während sie im Dunkel der deuts schen Klöster, wo sich die antike Gelehrsamkeit festsezte, noch gefährlichere Intriguen gegen die Entwickelung der modernen Ursprache spann. Die Geistlichen suchten die deutsche Sprache, die von ihnen nur eine lingua agrestis genannt wurde, in Verachtung zu bringen und zu erhalten, und Karl der Große, der eine deutsche Grammatik schrieb oder schreiben wollte, und den Winden und Monaten zuerst ihre deutschen Namen beilegte, that doch nichts für die ausschließliche Aufnahme der deutschen Sprache in den öffentlichen Gottesdienst. *) Doch hatte er, an deffen Hofe nur in fränkischer Mundart geredet wurde, beständig mit Plänen zu einer wahrhaft naz tionalen Erhebung und Begründung des deutschen Lebens sich getragen, und wie er grammatisch die Geseze der vaterländischen Sprache ordnen wollte, so dachte er auch an eine Sammlung der alten deuts

*) Auf der Kirchenversammlung von Tours wurde nur festgestellt: daß die Bischöfe entweder in lateinischer oder in deutscher Sprache predigen sollten.

schen Volksdichtungen und Heldensagen. Die von ihm gestifteten Klosterschulen wurden die wesentlichsten Träger der nationalen Bildung und modernen Wissenschaftlichkeit überhaupt. Das lateinische Element hatte sich aber zu tief in die chriftliche Kirche eingeäßt und mit dem Aberglauben und der Unwiffenheit des Volkes, das feine Andacht in unverstandenen Lauten mystisch und schwül befriedigte, zugleich die Macht der Pfaffen befestigt.

Das lateinische Muster, das unserer Sprache in dieser frühen Periode aufgedrückt wurde, brachte ihr jedoch auch manchen Vortheil, weckte die schlummernden Fähigkeiten ihrer Biegung und Wandelung, und ließ ihre unendliche Elasticität schon damals hervortreten. Jede Sprache nimmt in der Weichheit ihres Kindesalters die Eindrücke einer andern, bereits gebildeten, die zugleich im Zenith der herrschenden Weltanschauung steht, mit offenem Sinne an, und was sie sich auf diesem Wege zueignet und in ihr Fleisch und Blut verwandelt, gehört ihr unbestritten wie ein Theil ihrer selbst. Die ersten Sprachversuche der Völker entbehren aller bestimmten Wortfolge, die Gedanken fügen sich noch mit dem Vertrauen, durch die sinnliche Gebärde ergänzt zu werden, elliptisch und ohne alle grammatische Verknüpfung

aneinander. Diejenigen geistigen Elemente, an denen sich dann zuerst das Bewußtsein bildet, bestimmen auch die Grammatik der Sprache, und so tön, ten aus der Sprache des Ulfila's ebenso deutlich griechische Laute, Wendungen und Wortfügungen wieder, als zur Zeit Karls des Großen, wo die Mönchsbildung der herrschende Typus der Cultur wurde, die lateinischen Einflüsse sich verriethen. Diese älteste Gestalt unserer Sprache weist daher alle Vortheile der antiken Constructionen an sich auf, die Wortfolge ist ebenso elastisch und beweglich, als die griechische und römische, das Pronomen kann dem Hauptwort nachgestellt, das Adjectivum vom Subftantivum durch Einschiebsel getrennt werden, der Artikel konnte ausbleiben, das Zeitwort stellte sich mit volltönendem und abrundenden Laut meistentheils an das Ende des Sages, und die nachschleppenden Hülfszeitwörter waren unbekannt: lauter Begünstigungen der Darstellung, welche die folgenden Jahrhunderte der Sprache wieder entrissen. Die Uebersezung des Isidorischen Tractats de nativitate Domini, Kero's Verdeutschung der Regel des H. Benedict, die Nebersehung der 26 Hymnen des heiligen Ambrosius, (aus dem achten Jahrhundert;) Otfried's gereimte Evangelienharmonie, das lateinisch - deutsche

Glossar des Rhabanus Maurus über das Alte und Neue Testament, mehrere Psalmen - Uebersezungen, vielfache Auslegungen und Umschreibungen des Vater Unsers, (aus dem neunten Jahrhundert); Notker's Uebersezung und Erklärung der Psalmen, (aus dem zehnten Jahrhundert), und Williram's Ueberseßung und Erklärung des Hohen-Liedes (aus dem zehnten Jahrhundert) wirkten am bedeutendsten auf die Ausarbeitung dieses frühesten Sprachcharakters.

Im Zeitalter der schwäbischen Kaiser dagegen trieb das poetische Blut und Gemüth unserer Sprache aus den frühlingsfrischen Wortstämmen einen Blüthenwald hervor, den wir heut nur noch mit staunender Verwunderung aus den Minnesängern herüberrauschen hören. Gegen unsere Zischlaute und. Consonantenhärten, unsere abgestußten Endungen, unsere welken Constructionen und ausgeschliffenen Wortfügungen, muß es uns vorkommen, als hätten unsere glücklicheren Altväter eine Sprache der Götter geredet, als sei ihr ganzes Leben und Denken in einen Jugendglanz, in eine Fülle von Dichtung und Schönheit getaucht, wozu sich unser Menschenälter wie das eiferne verhalte. Beleuchten wir diese grammatische goldene Zeit, diesen abgeblühten Sprachfrühling unserer Nation, an einigen Beispielen! Für die Wort

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