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entsprangen der Diction des Tauler wie von selbst als neue Sprachsymbole. Diese geistige Wendung der Sprache wurde allerdings schon vorbereitet durch die Verbreitung der aristotelischen Philosophie in Deutschland, die schon im elften Jahrhundert von Hermannus Contractus, im zwölften von Otto von Freysingen durch einzelne Ueberseßungen aus dem Griechischen und Arabischen eingeführt worden, und zuerst etwas Subtiles und fein Nüancirtes in das Deutsche legte.

Aber als productiver Sprachbildner aus dem Gemüth heraus trat zuerst Tauler in dieser Richtung auf. Der Ton, den er angeschlagen, fand bald den vielfältigsten Anklang, und in den Schriften der in feine Fußtapfen tretenden Mystiker, und der Jünger der ewigen Weisheit, förderte sich immer mehr, wenn auch nicht mit gleich reinem Gepräge, eine Sprache zu Tage, die ganz metaphysisch gedacht und gebaut war. Ein damaliger Schriftsteller beschwerte sich sogar wegen des Ueberhandnehmens der termini metaphysicales im Deutschen.*)

Die Sprache Taulers dünkte seinen Zeitgenossen

(Argentor, 1786. 4.) und Bouterwek, Geschichte der deutschen Poeste, Thl. I. 489 flgd.

*) Vgl. Petersen a. a. D. S. 126.

so süß, daß sie ihn den Zuckerprediger, nannten. Sie waren daher gewiß gewohnt, seine Rede in der heimischen Mundart von ihm zu vernehmen, und alle Zweifel, die darüber erhoben, worden, ob die Sprache in Tauler's Predigten seine eigene und ursprünglich von ihm herrührende, dürfen uns in diesem Besißthum nicht stören. Der Titel der ältesten Leipziger QuartAusgabe von 1498:,,Sermon, des großgelarten in gnaden, erlauchten Doctoris Johannis Thauleri predigerr ordens, weisende auff den nehesten waren wegk, yn geiste zu wandern durch vberschwebenden syn, unvoracht von geistes ynnigen vorwandelt in Deutsch manchen menschen zu selikeit," weist allerdings deutlich darauf hin, daß ein doppelter Tert der Taulerschen Predigten mußte vorhanden sein. Man muß jedoch annehmen, daß, nach der Sitte seiner Zeit, die auch später noch bei den Theologen üblich war, Tauler seine Predigten zwar lateinisch aufschrieb, auf der Kanzel aber ohne Zweifel deutsch gehalten hat. Viele seiner Vorträge sind in dem deutschen Tert, in dem sie verbreitet wurden, von seinen Zuhörern nachgeschrieben, wodurch sich auch die Abweichungen und Verschiedenartigkeiten mehrerer Lerte erklären. Auch giebt es ins Niedersächsische übertragene Terte, die unglücklicher Weise einigen

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Herausgebern deutscher Mustersammlungen als wirkliche Proben der Tauler'schen Originalsprache gedient zu haben scheinen. Der Ueberseßer der latei-s nischen Concepte des Tauler hatte aber in dessen weitverbreiteten mündlichen Vorträgen den sichersten Anhalt, seine Sprache auch deutsch in originalges treuer Form wiederzugeben.

Daß Tauler allein es war, der den merkwür. digen Umschwung der Sprache im vierzehnten Jahrhundert hervorbrachte, erhellt aus allen übrigen ihm. verwandten, und in seinem Geist und Ton abgefaßten Schriften dieser Zeit, worin sich beständig Hinweisungen auf ihn finden. Die schöne und verzückte Nonne zu Maria-Medingen, Maria Ebnerin, und ihr in geistlicher Liebe zu ihr entbrannter Freund, Heinrich von Nördlingen, der ihr eine Schaale sandte, worin sie die füßen Thränen ihrer Andacht und Himmelsberauschung für ihn einsammeln mußte, sind hier als die bedeutendsten Wahlverwandten Taulers in feinem Jahrhundert zu nennen. Sowohl die Selbstbiographie, die diese begeisterte Klosterjungfrau hinterließ (herausgegeben von P. Sebastian Schlettstetter zu Schwäbisch Gemünd 1662), als der mystische Briefwechsel, den Heinrich von Nördlingen mit ihr geführt hat (abgedruckt in Heumanui opuscula,

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Nürnberg, 1747. S. 351 404.) reben eine o tauler'schen in jeder Hinsicht ähnliche Sprache, und waren die am bedeutsamsten mitwirkenden Elemente, aus denen die Sprachumbildung dieser Epoche hervorging. Nach ihnen kann noch Otto von Pasfau, der Lesemeister der Barfüßer zu Basel, angeführt werden, der, verstandesnüchterner als Tauler, aber doch in seinem Sinn und von ihm angeregt, das Buch „Die vier und czweinczig Alten oder der guldin Tron" im Jahre 1386 herausgab. Dieser güldene Thron ist das erste Denkmal einer schönen, gediegenen, didaktischen Darstellung in Prosa, die zugleich einen durch Gelehrsamkeit compilirten Inhalt mit übersichtlicher Klarheit verarbeitet. Dem Verfasser ist die aristotelische Philosophie ebenfalls nicht fremd.

Die deutsche Sprache war damals im Zuge, sich eine philosophische Ausdrucksfähigkeit zu schaffen, die ihr theils in einer spätern Zeit wieder verloren ging, theils häufig an ihr bezweifelt wurde. Was Leibniz in seinen Unvorgreifflichen Gedanken wünschte und vermißte, daß die logischen Kunstwörter völlig deutsch und ohne eine fremde Terminologie gegeben werden könnten, eine noch heutzutage unerreichte Anforderung, das schien sich schon im vierzehnten Jahr

hundert in ganz einfacher Weise aus unserer Sprache zu ergeben und als erreichbar zu zeigen. Außerordentlich merkwürdig ist in dieser Beziehung die theosophische Abhandlung eines ungenannten Verfassers, der in dieser Zeit die verwickeltsten und abstractesten Begriffe, für die man sonst nur scholastische Formeln hatte, in einer unvermischten, ächt deutschen Auseinandersehung und mit einer gewissen Eleganz der Darstellung klar zu machen suchte. *) Dies ist die Abhandlung über die wirkliche und mögliche Vernunft," die vielleicht um das Jahr 1350 entstanden ist. Eine Stelle daraus möge hier Plaz finden: Ich sage, daz etwaz sei in der Sel, daz so edel sei, daz sein Wesen sein vernunftig Wurkhen sei; ich spriche, daz diz seilich sei von Natur. Daz ist war, daz ein jeslech vernvnftlich Wesen muz seis lich sein von Natur; darume heizet es dus, ein wurckende vernvnft. Vraget man nv, seit der Mensche hie inne feilich sei nach sinem hochsten Teil, warvmb er denne alzemal niht feilich sei? So

*) Diese Abhandlung ist in Docen's Miscellaneen zur Geschichte der deutschen Literatur, Bd. 1. S. 140 abgedruckt. Man vergleiche jedoch, was Gervinus in seiner Geschichte der poetischen Nationalliteratur der Deutschen, Thl. II. S. 146, darüber bemerkt.

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