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den, Nicolaus von Wyle (,, Translation oder Tütschungen" Eßlingen 1478) u. a.

Die Nation strebte in allen Richtungen nach einer allgemeinen Durchbildung, und versuchte wenigstens, in den Anfängen einer höhern Weltcultur ihr provinzielles Leben, an das sie sonst kleinlich verfallen war, zu überwinden. Unter diesen Anregun gen wurde es Zeit und Bedürfniß, daß sich eine allgemeine Schriftsprache gründete, die, um den geis stigen Verkehr der Nation ein einheitliches Band schlingend, die noch immer festbestehende landschaft, liche Trennung der Dialekte endlich verwischte. Diese allgemeine Sprache der Literatur und der Gebildeten mußte aus der Entwickelung der Prosa hervorgehen, für die sich in diesem Zeitraum die Sprache überhaupt immer entschiedener und realer ausgebil det hatte. So drängte Alles wie von selbst zu der hochdeutschen Gesammtsprache hin, die in Luther's Bibelübersehung ihren Mittelpunkt fand, um von da aus das deutsche Leben zu durchdringen.

IV. Bildung der neuhochdeutschen Gesammt

sprache.

In dem landschaftlichen Wettstreit der deutschen Mundarten hatte das Oberdeutsche immer an Schönheit, Cultur und Nationalbedeutung den Sieg davongetragen. Das Niederdeutsche war gewissermaßen das Aschenbrödel der andern deutschen Mundarten geworden, vielfältig geschmäht und verachtet, und doch Herrliches und Anerkennenswerthes in sich tragend.*) Wenigstens wurde das Niederdeutsche mit seinen schönen leichtflüssigen. Elementen ein ebenso nothwendiger Einschlag in die neuhochdeutsche Gesammtsprache, die sich im sechszehnten Jahrhundert befestigte, als das Oberdeutsche, dessen unbedingte Alleinherrschaft mit der schwäbischen Epoche abgelaufen war. Diese beiden Hauptmundarten schmolzen in den geläuterten Guß des Neuhochdeutschen zusammen und bildeten den vereinigten Sprachschaz des deutschen Volkes, eine mit feinem Bewußtsein vorgenommene Blumenlese des Besten, was jeder Dialekt

*) Bürger behauptete sogar (in seinem Lehrbuch des deuts schen Stils, herausg. v. K. v. Reinhard, S. 53), die niederdeutsche Mundart sei das Ueberbleibsel einer sehr frühen Cultur, welche über die Gränze unserer bekannten Geschichte hinausgehe.

Eigenes hatte. Je stärker die nationalen Bewegungen wurden, je mehr hatten sich schon lange vor Luther die Mundarten einer Vermischung zugeneigt, die man mit dem Namen des Hochdeutschen bezeichnete. Die Canzleisprache des deutschen Reichstages wurde die erste anregende Veranlassung, konnte aber keine sichere Grundlage und Einheit dafür abgeben, weil ste selbst durch die politischen Verhältnisse et= was Unstätes und den verschiedensten Einwirkungen ausgesezt war. Je öfter der deutsche Kaiserstuhl gewechselt wurde und in den verschiedenen Gauen des Vaterlandes umherging, um so mehr hingen sich bald von dieser, bald von jener Landschaft Farben und Einflüsse auch an die deutsche Hof- und CanzLeisprache fest. So prägte sich in dieser allmählig eine hochdeutsche Mundart aus, die allen andern als etwas Verschiedenes und Eigenthümliches gegenüberstand, zugleich aber sehr viel Wesentliches von ihnen vereinigte, und damit die Vorbereitung zu ihrer organischen Einheit wurde. So knüpfte denn auch Luther, der nicht der Verfertiger, sondern nur der Reformator und Gesezgeber der neuhochdeutschen Ges sammtsprache ist, seine Bibelsprache an die deutsche Canzlei an, wie er selbst im 69. Capitel seiner Tischreden von sich sagt: „Ich habe keine gewisse, son

derliche, eigene Sprache im Deutschen, sondern brauche der gemeinen deutschen Sprache, daß mich beide, Ober- und Niederländer, verstehen mögen. Ich rede nach der Sächsischen Canzeley, welcher nachfolgen alle Fürsten und Könige in Deutschland. Alle Reichsstädte, Fürstenhöfe, schreiben nach der Sächstschen Canzeley (oder vielmehr, die fächsische Canzeley schrieb nicht anders, wie alle Reichsstädte und Fürstenhöfe); darum ist's auch die gemeinste deutsche Sprache *)."

Der Einfluß, der bei den andern modernen Völkern nur von einer tonangebenden Centralhauptstadt auszugehen und durch äußere politisch Verhältnisse nöthigend zu wirken pflegt, konnte bei den Deutschen nur durch ein Buch, durch ein geistiges und gemüthliches Ferment, hervorgebracht werden. Nur die Bibel konnte es sein, welche die Einigung in der babylonischen Sprachverwirrung der deutschen Mundarten gründete. Radlof hat nicht mit Unrecht die Einwirkung der luther'schen Bibelübersehung auf die deutsche Sprachbildung und die Bildung des Volkes

*) Vgl. G. F. Grotefend, Dr. Martin Luther's Verdienste um die Ausbildung der hochdeutschen Schriftsprache, im ersten Stück der Abhandlungen des frankfurtischen Gelehrtenvereins. (Frankf. a. M. 1818.)

überhaupt mit der verglichen, die Homer auf die Gesammtbildung der Griechen hatte. Wie das homerische Epos für alle griechischen Stämme eine Bebeutung gewann, so wurde die Bibel ein Canon für das moderne Leben, dessen sich vorzugsweise die deutsche Nation, als die eigentliche Weltträgerin des Christenthums, zu einem Nationaleigenthum bemächtigen mußte. Die deutsche Bibel mußte ein Volksbuch werden, das mit Sprache, Leben und Sitte in den genauesten und umfaffendsten Zusammenhang trat, woran sich die Nation in eine neue Epoche hinüberbildete. So kamen die Deutschen in den Besit einer eigenthümlichen Bibelsprac;e, die sonst an keiner modernen Nation in diesem volksthümlichen Charakter fich zeigt. Die deutsche Bibelsprache wirkte aber national durch die Sprachvereinigung aller Stämme, und schuf somit die ersten sichern und allgemeingültigen Typen der Prosa für die Gesellschaft wie für die Literatur. Diese Bibelsprache, deren Bildner und Dichter Luther ist, war zugleich die erste Offenbarung der deutschen Sprache in ihrer ganzen gemüthlichen, religiösen und poetischen Stärke, in Donner, Blig und lieblichem Gesäufel der Rede. Die dämonische Gewalt der Sprache erhob sich in Luther's Diction zugleich mit ihrer naiven Anmuth und dem

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