ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

kung auf vollendete prosaische Darstellung, deren zeitgemäße Bedeutsamkeit wenigstens damit ausgesprochen worden ist. Ausgezeichnete Männer in hoher und bevorzugter Stellung sollen kürzlich mit Ideen umgegangen sein, durch welche die laufende deutsche Literatur in dieser Weise einen Mittelpunkt ihrer wichtigsten Interessen finden sollte. Namentlich hat sich Fürst Metternich, mehrfachen Berichten zufolge, mit diesem Gedanken einer deutschen Akademie beschäftigt, wobei dann nahe liegt, daß damit zugleich eine gewisse gültige und normale Darstellung des nationalen Geisteslebens überhaupt gefunden werden solle. Auf die Würdigung solcher Pläne einzugehn, ist noch nicht vergönnt, da sie fich für uns entweder in politische Combinationen verlieren, oder als etwas noch nicht fertig Gedachtes der Zukunft überlassen bleiben müssen.

Die bestimmteste Sprachgesezgebung ließ Muhamed ausgehen. Er verbot durch ein Landesgesez, daß sich Niemand erdreisten solle, besser zu schreiben als er, der vom Geiste Gottes getrieben sei, und von dieser Zeit an verblühte und verkam die arabische Sprache.*) Großsinniger hat neuer

*) Nach Michaelis; vgl. auch Radlof, deutschkundliche Forschungen II. 256.

dings der König von Baiern, der Verfasser der ,,Walhalla-Genossen", in einem öffentlichen Decret zu erkennen gegeben, daß seinen Stil zu tadeln Niemanden im Lande zum Vorwurf oder zur Strafe gereichen solle,

Dem oben bemerkten verderblichen Erfolg muhamedanischer Akademie aber stehen bei den uns näher angehenden Versuchen wenigstens keine positiven und günstigen Resultate gegenüber, bei allem Eifer, mit dem man sich oft nach Autoritäten und Baumschulen für das wilde Wachsen der deutschen Sprache umgesehen. Leibniz, der selbst das Einsammeln der Sprache in solchen Arzeneigläsern, wie das Dictionnaire der französischen Akademie, billigte und empfahl, scheint auch für Deutschland an eine Einwirkung der Akademieen auf die Sprache gedacht zu haben, wie aus mehreren Stellen in seinen Unvorgreifflichen Gedanken, betreffend die Ausübung und Verbesserung der deutschen Sprache" hervorgeht.*) Welche Art von Fragen er jedoch besonders solcher akademischen Entscheidung zu unter

[ocr errors]

*) Vgl. besonders S. 19. und am Schluß S. 51. (§. 114.) in der Ausgabe: Leibnitii Opera, ed. Lud. Dutens, (Genev. 1768.) Tom III, Pars. II.

breiten scheint, zeigt sich vielleicht in folgender Stelle (a. a. D. S. 48. §. 108.), wo Leibniz einen seltsamen Fall" berührt: ,,Sonst sind wohl einige Zweifel bei uns vorhanden, darüber ganze Länder von einander unterschieden und Canzeleyen selbst gegen Canzeleyen streiten, als zum Erempel, was für Geschlechts das Wort Urtheil sei? Im Reiche beim Reichs-Hoff-Rath, beim Reichs-Kammer-Gerichte und sonst ist Urtheil weiblichen Geschlechts und saget man die Urtheil; Hingegen in denen Obersächsischen Gerichten spricht man das Urtheil. Die Urtheil hat nicht allein die höchsten Gerichte, sondern auch die größte Zahl vor sich. Das Urtheil aber berufft sich auff den Sprachgrund der Analogie. Dann weil Theil nicht weiblichen Geschlechtes und ehe gesagt wird das Theil als die Theil (in singulari), so sollte man meynen, es müßte auch ehe das Urtheil als die Urtheil heißen; doch der Gebrauch ist der Meister. Non nostrum inter vos tantas componere lites. Ich überlasse es künfftiger Anstalt mit vielen andern dergleichen Fragen, welche endlich ohne Gefahr etwas warten und auff die lange Bank geschoben werden können." Wie wenig aber Leibniz selbst von dem Einfluß einer solchen Akademie auf

die wirkliche productive Fortbildung der Sprache halten mochte, geht aus einer gleich darauf fol genden Stelle hervor:,,Nun wäre noch übrig, vom Glanz und Zierde der Teutschen Sprache zu reden, will mich aber damit aniezo nicht auffhalten, dann wann es weder an bequemen Orten noch tüchtigen Redensarten fehlet, kommt es auff den Geist und Verstand des Verfassers an, um die Worte wohl zu wehlen und füglich zu sehen. Und weil dazu viel helffen die Erempel derer, so bereits wohl angeschrieben und durch einen glücklichen Trieb der Natur den andern das Eiß gebrochen, so würde nicht allein nöthig sein ihre Schrifften hervorzuziehen und zur Nachfolge vorzustellen, sondern auch zu vermehren, die Bücher der alten und auch wohl einiger neuen Haupt- Autoren in gutes Teutsch zu bringen und allerhand schöne und nüßliche Materien wohl auszuarbeiten."

Die abentheuerlichen Sprachgesellschaften, welche sich im siebzehnten Jahrhundert nach Vorbild der italienischen Akademieen bildeten, hatten auf die deutsche Sprache fast gar keinen Einfluß, und be= wiesen durch sich ebenfalls, daß nur die lebenzeugende Production im Stande sei, denselben zu gewinnen. Von Deutschlands Akademieen selbst wurde

fogar die ausländernde Heimathlosigkeit der deutschen Zunge eher begünstigt als widersprochen, und wie sehr gewiß Leibniz als Gründer einer Akademie vorzugsweise ein Characterbild deutscher Wisfenschaft vor Augen hatte, so wurde es doch gerade bei der berlinischen Akademie anfängliches Gesetz, die Abhandlungen in französischer Sprache zu schreiben und vorzulesen. Klopstock ließ deshalb in seiner „Gelehrtenrepublik" durch die Aldermänner derselben die,,berliner und mannheimer Akademisten" in Anklagestand versehen, weil sie nicht in deutscher Sprache schrieben*), wie er es denn überhaupt in seinem hochherzigen Eifer für die Sprache des Thuiskon, womit er auch in den Grammatischen Gesprächen gegen alle Ausländerei heftige Fehde begann, zum ersten Geseß der deutschen Gelehrtenrepublik machte:,,wer in lateinischer Sprache schreibt oder in einer neuen ausländischen, wird so lange Landes verwiesen, bis er etwas in unserer Sprache herausgiebt" ,,selbst Leibniz, wenn er wieder

fäme."

[ocr errors]

Wenn man die deutsche Literatur und ihre sich selbst überlassene Darstellung aus den Studirstuben,

*) Die deutsche Gelehrtenrepublik. Frankfurt und Leipzig 1774. S. 366.

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »