ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ihrer Fülle zur Durchdringung unseres ganzen Wesens darbieten. Gerne habe ich deßhalb auch jezt und häufiger noch als früher meine eigene Darstellung von Erinnerungen an Zeugnisse Luther's unterbrechen lassen, weil diesem Manne wie wenigen gegeben war, als ganzer Christ und ganzer Mensch, und nicht als ein Schultheologe zu reden.

Noch muß ich eines Uebelstandes gedenken. Die ersten zehn Bogen dieser umgearbeiteten Schrift waren schon lange im Druck vollendet, als äußere und innere Umstände eintraten, welche die Fortsetzung und Vollendung des Ganzen in einer mir höchst peinlichen Weise verzögerten. Damit hängt neben andern äußern Ungleichheiten zusammen, daß in den ersten Bogen hie und da auf theologische Schriften in ihrer damals erschienenen ersten Ausgabe Rücksicht genommen wurde, während die Bemerkungen nicht mehr ganz auf die später erschienenen Auflagen passen. Ich habe das, so weit es nöthig schien, kurz in einem Anhang zu bessern gesucht. Jezt da das Ganze vollendet ist, habe ich um so mehr Anlaß, dem Herrn Verleger für seine Geduld, Gott aber für die Gnade zu danken, daß er mir zur Vollendung Kraft geschenkt hat.

Ich könnte mit jenen Worten schließen, welche am Anfang der Vorrede zur Auflage von 1849 stehen. Aber ich ziehe vor, über die Gegenwart hier zu schweigen und meine Augen zu den Bergen zu erheben, von wannen uns Hülfe kommt. Denn die Drangsal der Zeit wird nur zum Wegbereiter Seiner Zukunft werden. Was aber unwandelbar bleibt, das ist der Stuhl Seines Reichs und der Scepter Seines Worts. Alles Menschenwerk dagegen wird durch das Feuer jenes Tages hindurchgehen. So auch diese Schrift. Möge verbrennen, was an ihr nicht haltbar ist, mir aber geschehen, was 1 Cor. 3, 15 geschrieben steht.

München, den 5. Februar 1864.

Einleitung.

S. 1.

Das Bewußtseyn des Chriften ruht hinsichtlich der Eigenthümlichkeit seiner Lebensentwicklung und seines Lebenszieles auf der Gewißheit des Wortes Chrifti: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; Niemand kommt zum Vater, denn durch mich (Joh. 14, 6). * In diesem Bewußtseyn weiß der Christ um ein Gedoppeltes: Um Christus den Weg, und um sein, des Christen, Kommen auf diesem Wege. Und weiß er um beides richtig, so weiß er, daß der Inhalt seines Bewußtseyns um die eine Seite dieses Verhältnisses nicht im Bewußtseyn der andern Seite aufgeht, und daß die Darstellung der Art und des Umfangs, wie Christus der Weg ist, verschieden ist und seyn muß von der Darstellung der Art und des Umfangs, wie wir hienieden auf diesem Wege zum Vater kommen. Denn einmal erfahren wir, was es heiße: Durch Christus zum Vater kommen, auf Erden nur dem Anfange nach. Zum Andern giebt uns überhaupt nicht das Harleß, christliche Ethik, 6. Aufl.

1

***

Was Christus

Verständniß unseres Kommens Licht über den Weg, sondern das Verständniß des Weges giebt uns Licht über unser Kommen, nicht bloß über dessen Wahrheit und Lebendigkeit, sondern auch über dessen Form und Begränzung auf Erden. Zum Dritten wird nicht Christus das, was er ist, durch unser Kommen, sondern er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben, auch wenn Niemand diesen Weg ginge. der Welt ist, das ist er durch sich selbst, d. h. durch sein uns objectives Verhältniß und Verhalten zum Vater wie zur Welt und deren Ordnung wie Unordnung. ** Daher muß das, was Christus der Welt ist, d. h. was Gottes Wille in Christo über die Welt in ihrer Ordnung wie Unordnung ist, und die Art, wie Gott durch Christus die Welt zu sich ziehen will und zieht, für sich selbst erkennbar und darstellbar seyn. Da geht der nächste Zweck der Darstellung auf in der Darlegung des göttlichen Willens, der göttlichen Thaten und der göttlichen Mittel, durch welche inmitten der Ordnung und Unordnung der Welt Christus der Weg ist, auf welchem Wahrheit und Leben wieder in die Welt und zwar nicht blos in die Welt der Gegenwart, sondern auch in die der Zukunft, kommt. Soll aber dargestellt werden, wie und in welcher Weise sich in der Welt und deren Ordnung wie Unordnung das Kommen der Menschen, d. h. die christliche Wanderschaft auf Erden gestalte, so geht das nächste Ziel der Darstellung auf in der Darlegung der menschlichen Zustände, Kämpfe und Siege, in welchen die Wahrheit und das Leben in Christo auf Erden in den Christen Gestalt nach innen und nach außen gewinnt. † Der Zusammenhang dieser gedoppelten Erkenntniß und Darstellung ist eben so gewiß, als deren Unterschied nach Form und Inhalt klar und berechtigt ist. Die erste Erkenntniß giebt Antwort auf die Frage: Was dünket dich um Christo? Die

zweite giebt Antwort auf die Frage: Was dünket dich um die rechte Art eines Christen auf Erden? Beide Fragen lassen sich nicht mit Einer Antwort erledigen. Die erste Frage und Antwort gilt zunächst und primär der Erkenntniß Gottes und seines objectiven Willens in Christo über die Welt; die zweite zunächst und primär der christlichen Selbsterkenntniß und der Erkenntniß des subjectiven Christenstandes in dieser Welt. †† Beides ergänzt sich, ist aber nicht identisch. Mit dem Ersten beschäftigt sich jene Darstellung, welche Dogmatik genannt wird; die Betrachtung der Zweiten ist die Aufgabe, die wir uns hier stellen.

* Alles menschliche Leben weiß sich als ein werdendes, das von einem den Menschen bestimmenden Lebensgrunde ausgehend einem bestimmten Lebensziele zustrebt. Dasselbe gilt von dem, was chriftliches Leben auf Erden heißt. An der Schwelle der Untersuchung und Darstellung dieses Lebens handelt es sich um den allgemeinsten formellen Ausdruck für das, was die Eigenthümlichkeit des christlichen Lebensbewußtseyns vom Beginne desselben an ausmacht, nicht um eine materiell erschöpfende Bestimmung desselben, welche der späteren Darstellung vorbehalten bleiben muß. Der allgemeine Charakterzug christlichen Bewußtseyns muß zweierlei umfaffen: Die den Christen bestimmende objective Lebensmacht, und die ihm eigene Bewegung zu seinem höchsten Lebensziele. Beides ist zusammengefaßt in dem Ausspruch Chrifti (Joh. 14, 6): sowohl die das Leben der Christen bedingende Macht, als unser durch sie zu erstrebendes und zu ermöglichendes Lebensziel. Christliches Lebensbewußtseyn ist das Bewußtseyn einer durch Christus objectiv vermittelten und von uns durch ihn subjectiv zu erstrebenden und zu ermöglichenden Gottesgemeinschaft. Den Ausdruck ihrer vollen Realität hat sie in dem andern Worte Chrifti: Ich in ihnen, und du (o Vater) in mir, auf daß sie vollkommen seyen in eins (Joh. 17, 23). Hier aber stehen wir erst an der Schwelle. Und die oben angeführte Aussage Chrifti über das, was nach seinem

Willen das Bewußtseyn der Seinen bedingen soll, ist zugleich geeignet, die Natur und Gränze der in dieser Schrift zu behandelnden Aufgabe zu veranschaulichen und von anderen verwandten Aufgaben zu unterscheiden.

** Nicht vom Verhältniß Chrifti zur Welt und zum Menschengeschlecht aus construirt sich der Begriff des Welterlösers, sondern aus dem Verhältniß des Sohnes zum Vater, Chrifti zu Gott. Das Correlat des Welterlösers ist nicht die erlöste Welt, sondern sie Belt, sie gang im Irgen liegt (ὁ κόσμος όλος ἐν τῷ πο mo xeiraι 1 Joh. 5, 19); es ist nicht der mit Gott geeinigte Mensch, sondern der Gott feindliche Mensch (indooì övres naryλλάynuer Röm. 5, 10). Diesen Thatbeständen gegenüber ist Christus Welterlöfer (oorne τov xóσμov Joh. 4, 42); er ist es, und wird es nicht erst durch eine nachfolgende Aenderung dieser Thatbestände. Der volle Erlöserbegriff und die volle Erlöserstellung geht den erlösenden Wirkungen voraus, und ist deren Realgrund nicht blos in der Zeit, sondern vor Grundlegung der Welt. In dem „geliebten Sohne", durch den alles geworden (Joh. 1, 3), ist alles Gewordene Gegenstand der erlösenden Liebe (1 Joh. 4, 10). Es findet in Bezug auf Chriftus rein das Umgekehrte von dem statt, was wir in Bezug auf Menschen zu denken und zu sagen pflegen, wenn wir fie im Hinblick auf diesen oder jenen Irrthum, dieses oder jenes Uebel relativ Erlöser nennen. Diese sind und wurden das, was sie sind, erst durch eine von ihnen ausgehende Wirkung auf die Menschen. Christus ist, was er ist, auch abgesehen von dieser ihm eigenen Wirkung. Christus ist Versöhner, gleichviel ob wir uns durch ihn versöhnen laffen oder nicht (Deòs yv ¿v Xquor κόσμον καταλλάσσων ἑαυτῷ δεόμεθα ὑπὲρ Χριστοῦ, natalláɣnte tộ Değ 2 Cor. 5, 19. 20). Er ist das Licht der Welt (Joh. 8, 12.), gleichviel ob die Welt in Finsterniß bleibe oder nicht. Er ist der Welt Sühnung, indem er der Welt Sünde trägt (Joh. 1, 29. vgl. 1 Joh. 2, 2). Die in Chrifto beabsichtigte Sühnung und vollzogene Welterlösung (Joh. 3, 17. 12, 47) wird nicht erst dadurch wirklich, daß etwa wirklich die ganze Welt selig würde. Dies wird freilich erst dann verstanden, wenn eben so fest= gehalten wird, daß in der Welterlösung durch Christus zugleich das höchste Weltgericht befchloffen liegt (avrŋ dé douv ý ngíois,

[ocr errors]
« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »