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Verhältniß des alten und neuen, göttlichen Bundes, bezeichnet dieses Neue" nur den Gegensatz zu einer inveterirten Richtung, eine Umwandlung in Bezug auf das den Menschen außer und vor seiner Gemeinschaft mit Christus beherrschende Princip; nicht eine Neuschöpfung im Gegensaß zur ursprünglichen Schöpfung, nicht eine neue Natur, welche die alte Natur des Menschen aufhöbe, oder eine neue Ordnung, welche mit der alten natürlichen, von Gott von Anfang an gesezten und gewollten Ordnung in Widerspruch stände. Christus heißt als der lebendigmachende Geist eben kraft dieses Zusammenhanges mit dem ursprünglich Menschlichen der lezte Adam (ó ëoxaros 'Adáμ 1 Cor. 15, 45). Und wenn das ganze Herz der Liebe Gottes voll wird, so ist es ein neues Herz; aber das Herz selbst, die Seele, das Gemüth, welches dieser Liebe voll wird, ist kein neugeschaffenes, sondern das alte ange= borene so gewiß, als der Leib, die Glieder, welche der neue Mensch Gott zu Dienste stellt (Röm. 6, 13. 12, 1. Neque enim cor ejus, des Wiedergebornen quantum pertinet ad naturam cordis humani, non jam creaverat Deus. Augustin. enchirid. c. 31). Das Neue bildet keinen Gegensah zur alten Natur (omnis natura, in quantum natura est, bona est, sagt Augustin enchirid, c. 13), søndern, wenn man so sagen darf, zur naturwidrig geworde= nen Natur. Wäre dem nicht so, so könnte der Apostel weder das Gottwidrige als naturwidrig verwerfen (Röm. 1, 26), noch sagen, daß die Natur uns Gottgemäßes, Wohlanständiges lehre (1 Cor. 11, 14), oder daß Menschen von Natur thäten, was des Gesezes Gottes ist (Röm. 2, 14). Und die Welt, die im Argen liegt, liegt nicht so in Unordnung gefangen, daß sie der ordnenden Macht Gottes völlig baar und ledig geworden wäre. Vielmehr wie sie von Anfang an in eine Ordnung Gottes gestellt war, kraft deren sie Wegweiser zu Gott seyn sollte und konnte (Act. 17, 26. 27. Röm. 1, 20), so war auch keine Sünde der Menschen mächtig genug, um an der Welt völlig jene Seite zu zerstören, kraft deren ste, soweit sie Gottes Schöpfung ist (nríoμa deov 1 Tim. 4, 4), vom Menschen als gut erkannt und gebraucht werden darf. Ja auch jene Einrichtungen und Ordnungen, die man als nicht gottgefcaffene, fonbern menflid gemorsene (πᾶσα ἀνθρωπίνη κτίσις 1 Petr. 2, 13), im Mißverständniß göttlichen Willens verwerfen

könnte, lehrt uns die Schrift neuen Bundes als getragen vom göttlichen Willen erst recht selbst da achten, wo der ihre menschlichen Träger durchdringende Geist nicht der Geist Chrifti ist (vgl. mit 1 Petr. 2, 13 die Stelle Röm. 13, 1). So wenig ist der Geist Christi Zerstörer, sondern Erhalter und Verneuerer der alten ursprünglichen Naturordnung.

** Der triviale Rationalismus bewegt sich in solchen Anschauungen von Ergänzung, gleichviel ob er das natürlich-sittliche Bewußtseyn durch Christus „vermehren" oder "erhalten und ver= deutlichen," oder gar in umgekehrter Ordnung durch das natürliche Licht das, was von Christus ausgeht, rectificiren läßt. Das andre Extrem ist die mystische oder pietistische Anschauung, welche die Natur nur wie ein widergöttlich Trübendes und Hemmendes betrachtet. Selbst Spener hat darin Manches verschuldet. Siehe dessen Büchlein „Natur und Gnade, oder der Unterscheid der Werke, so aus natürlichen Kräften und aus den Gnadenwürkungen des hei= ligen Geistes herkommen u. s. w." Frankf. 1687. 12. und theol. Bedenken II, 88 flg. u. a., obwohl er in den lezten auch vor Ertremen in der Anwendung warnt. Vgl. z. B. IV, 567.

*** Συνίετε τί τὸ θέλημα τοῦ κυρίου. Εph. 5, 17. Σαβ christliche Bewußtseyn um den Willen des Herrn ist aber nicht blos ein Wissen um einen Willen des Herrn, der über uns befiehlt, sondern der in uns lebt und seine Verheißungen uns gegeben hat, um durch ste göttlicher Natur theilhaftig zu werden (ira dia rovτων γένησθε θείας κοινωνοὶ φύσεως, ἀποφυγόντες τῆς ἐν τῷ xóσμœ ¿v ¿ðνuig dogãs 2 Petr. 1, 4). Es wirkt die Gemeinschaft mit Christus in uns einen pneumatischen göttlichen Naturgrund menschlichen Lebens, der aller sittlichen Bethätigung, wie sie dort Petrus weiter (v. 5 fgl.) beschreibt, wurzelhaft vorausgeht. Dies ist aber das Mysterium desselben Gottes, der das All' ge= schaffen hat (Eph. 3, 9), und zwar in Chrifto und für ihn (Col. 1, 16), also daß der Schöpferwille im Erlöserwillen und in der Erlöserthat zu seiner vollen Verwirklichung kommt, eine Palingenesite der Genesis.

† An dieser Uebertragung ganz fremder Formen wie Principien ethischer Lebensanschauung hat die christliche Ethik sehr bald, namentlich von den alerandrinischen Kirchenvätern an, auf das

Empfindlichste gekrankt. Und doch hält man heute noch diese Krankheit für einen genuinen Ausfluß chriftlichen Geistes. In den „Wanderungen eines Zeitgenossen auf dem Gebiet der Ethik“ von Anton Rée Hamburg 1857. 8. haben wir das Product Eines, der auf dem Boden des pantheistischen Humanismus steht und mit der Offenbarung und dem Christenthum gebrochen haben will. Was er über die christliche Anschauung sagt, ist theilweise so beschaffen, als hätte er seine Notizen aus der Musterkarte platonisirender und aristotelisirender Definitionen von Ethik bei Stobäus (ecl. mor. II, 7). Sie finden oder erfinden eine Caricatur von Christenthum und proclamiren pomphaft den Bruch mit dieser als Bruch mit dem Christenthum selbst. Daß Christianismus Humanismus in höchster Potenz ist, davon haben sie keine Ahnung. Ad hoc Deus noster factus est frater noster, ut quemadmodum ipse dignatus est consors fieri nostrae humanitatis, sic nos mereamur consortes fieri suae divinitatis, sagt Anselmus.

Das Alte verhält sich zu dem neuen Leben in Christo als Anfangselemente (orozeia Gal. 4, 3). Das neue ist deren Erfüllung (λýpoμa Gal. 4, 3 vgl. Matth. 5, 17). Wo die Erfüllung eingetreten ist, hört der Anfang als solcher auf; man kann. nigt bet ben 2lnfängen fieben bleiben (ἀπεθάνετε σὺν Χριστῷ ἀπὸ τῶν στοιχείων τοῦ κόσμου (pl. 2, 20). 2(nterfeits fins die Elemente in der Erfüllung nicht aufgehoben, sondern zu ihrer Vollendung gereift. Was Christus vom Geseze des alten Bundes sagt, daß er nicht gekommen sei, das Gesez aufzulösen, sondern es zu erfüllen (Matth. 5, 17), gilt auch von jenem Gesez, dessen Werk und Wirkung nach Paulus in den Herzen der Heiden geschrieben steht (Röm. 2, 14. 15). Zum gesammten ethischen Lebensgebiete vor Christus verhält sich das Neue in Christo nicht als Auflösung, sondern als Erfüllung. Nur aus diesem Verhältniß begreift sich vollständig, wie das in Chrifto offenbar gewordene Ziel einer Sehnsucht (anonagadoxía Röm. 8, 19) aller Kreatur entspricht. Aus demselben Grunde kommt nicht erst mit Christus der formale Begriff eines höchsten sittlichen Lebenszweckes, der Tugend und dgl. in die Welt. Sie sind in ihren Anfangselementen alle da und werden vorausgesezt. Aber das objective und subjective Princip ihrer realen Erfüllung tritt erst mit Christo in die Welt ein.

Was es heiße, dem nachtrachten, was nur immer Tugend, was nur immer Lob heiße (Phil. 4, 8), wird als das allgemein Selbstverständliche vorausgesezt. Aber was es heiße, daß die Tugend eine Darbietung ist, die in der Kraft des Glaubens wurzelt (87χορηγήσατε ἐν τῇ πίστει ὑμῶν τὴν ἀρετὴν 2 Tet. 1, 5), δαβ versteht nur, wer die Lebensmacht deffen kennt, welchen der Glaube ergreift (ως πάντα ἡμῖν τῆς θείας δυνάμεως αὐτοῦ τὰ πρὸς ζωὴν καὶ εὐσέβειαν δεδωρημένης διὰ τῆς ἐπιγνώσεως τοῦ καλέσαντος ἡμᾶς ἰδίᾳ δόξῃ καὶ ἀρετῇ 2 Tet. 1, 3). Sn stefem Ginne gilt auch hier das Wort, daß das Alte vergangen und neu gewor= den sey (2 Cor. 5, 17).

§. 4.

Wie das von Christus ausgehende, verneuende Geistesprincip die Naturgestalt des menschlichen Lebens durchdringe und verkläre, kommt auf Erden zu seiner relativ vollkommenften Ausprägung lediglich im innern Bewußtseyn des Christen.* Aber ein objectiv richtiges Verständniß gewinnt man nicht aus der bloßen Analyse der individuellen, christlichen Erlebnisse und Zustände. Denn bei diesen treten alle jene subjektiven Begränzungen ein, wie sie nicht blos in der individuell-geschichtlichen Lebensentwicklung der Einzelnen, sondern auch in dem verschiedenen Maße der Natur- und Gnadenbegabung gelegen find.** Es handelt sich in der Ethik nicht um Darstellung christlicher Individuen (das wäre eine biographische Aufgabe), sondern um die, in der verschiedensten individuellen Gestaltung, sich gleichbleibende Art der christlich bestimmten, ethischen Persönlichkeit. Das ist nicht ein abstrakter Normalmensch oder Normalchrist, sondern es ist das in der individuellen Manchfaltigkeit sich gleichbleibende Centrale, das Ich, in welchem der Gottmensch Christus lebt.*** In diesem Sinne ist die AufChristus_lebt.*** gabe der Ethik eine anthropologische.

Aber der Mensch ist kein isolirtes Einzelwesen. Er ist,

was er ist, in Zusammenhang mit einem Gattungsleben, das von den in der Natur- und Weltordnung wirksamen, den menschlichen Lebenszweck mitbedingenden, sittlichen Lebensmächten getragen ist. Diese verhalten sich zum Centralpunkt, Christus in mir, wie concentrische Kreise. Aber eben dieß ist jenes Normalverhältniß, wie es erst durch Christus in dem Christen hergestellt ist. Der Mensch wollte, was zur Peripherie gehört, zum Centralpunkt machen. Das ist die Tragödie der Weltgeschichte, welche in jedem Menschen wiederkehrt. Was der Mensch an Christo dem Befreier hat, wird er deßhalb auch nur in dem Maße völlig verstehen, in welchem er die an seiner Person vorgehende Befreiung nicht blos in ihrer persönlichen, sondern auch in ihrer kosmischen und weltgeschichtlichen Bedeutung versteht. Denn der Mensch ist nicht ein auf sich concentrirtes Ich, sondern das Centrum dieser Welt und ihrer Geschichte. Es handelt sich für den Christen darum, nicht blos seine persönliche Erlösung, sondern die Welterlösung als sein persönlich höchstes Gut und dessen Besiß und Bewahrung als seinen höchsten Lebenszweck zu erkennen. †

Um dieß Verständniß zu gewinnen, werden wir deßhalb die Naturgestalt des menschlichen Seyns und Lebens so wie die vor und außer der Erscheinung Christi gesezten Lebensnormen in ihrem Verhältniß zu dem in der Gemeinschaft Christi gegebenen höchsten Lebensgute verstehen müssen. Es ergeben sich hieraus die Vorbedingungen und Vorstufen menschlich-sittlicher Erkenntniß nach der ihnen innewohnenden Beziehung auf die Erfüllung derselben in der Erkenntniß Christi und seiner Gemeinschaft als des höchsten ja allein heilbringenden Gutes. Das Zweite ist das Verständniß des inneren Hergangs, in welchem sich die Gemeinschaft mit Christus als persönliche Befibergreifung des Heilsgutes verwirklicht und wie aus diesem

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