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Erster Abschnitt.

Das Menschenleben und seine Lebensnormen vor der Erscheinung Chrifti im Fleisch.

Erstes Kapitel.

Die Naturgestalt des menschlichen Lebens.

§. 5. a. Das Selbstbewußtseyn.

Der engste und nächste Kreis, in welchem die strebende Bewegung des Menschen sich vollzieht und ihm zum Bewußtseyn kommt, ist die Beziehung des Menschen zu sich selbst (der Mensch als Subject-Object). * Die strebende Bewegung ist da, ehe ste dem Menschen zum vollen Bewußtseyn kommt. ** Sie ist da, indem der Mensch vom ersten Augenblicke seines Daseyns an nicht blos ist, sondern seyn und im Seyn beharren will. *** Am Kinde ist das Suchen der Nahrung die erste unbewußte Erscheinung des im Menschen wohnenden, auf sein eigenes Daseyn sich beziehenden Willens. Im entwickelten Bewußtseyn erkennt der Mensch dieses sein Wollen als Wirkung eines ihm eigenen, dem Wollen vorausgehenden und dasselbe bedingenden Naturgrundes oder Naturtriebes. Denn der Mensch wird sich bewußt, daß er war, ehe er wollte, und wollend war, ehe er mit Bewußtseyn wollte. † In der Diffe

renz seines Wollens aber erschließt sich auch seinem Bewußtseyn eine Differenz seines Naturgrundes. Denn der Mensch fühlt sich bestimmt, nicht blos zu wollen, was seines Leibes ist, leiblicher Erhaltung und leiblichem Wohlseyn dient, sondern etwas zu wollen, was sich in seiner Geschiedenheit von der Form leiblicher Befriedigung und der Zweckerfüllung blos leiblichen Daseyns als nicht leiblichen Ursprungs erweist. Das ist der Wille, in welchem der Mensch nicht blos leben und das Leben erhalten, sondern auch des Lebens Ursprung und Ziel erkennen will. In der Gedoppeltheit des Lebens- und Grenntnip Triebes (αἱ μὲν δυνάμεις ζωτικαὶ καὶ ὀρεκτικαὶ, αἱ dè prœorinai, oder wie Tertullian de anima 15 sagt: vis sapientialis et vitalis) wird sich der Mensch eines doppelten Naturgrunds seines Wollens, einer geistigen und leiblichen Natur bewußt. ††

Gegenüber dem Wandel und Wechsel geistiger und leiblicher Triebe erkennt aber der Mensch zugleich ein Bleibendes, das zu den verschiedenen Trieben sich alternirend, d. h. bald bejahend, bald verneinend, bald auf Befriedigung, bald auf Versagung bedacht verhalten kann und verhält. Das im Wandel und Wechsel der Triebe Bleibende, subjective Centrum geistleiblicher Natur hat der Mensch gefunden und ausgesprochen, sobald er "Ich" zu sagen und sich nicht nur als Ich von seinem Naturgrunde zu unterscheiden, sondern auch, in seinem persönlichen Wollen von diesem Naturgrund bestimmt, auf ihn bestimmend zurückzuwirken weiß. Denn das Ich erkennt in seinem geist-leiblichen Naturgrund nicht blos die nächste seinen Willen und seine Erkenntniß bedingende Macht, sondern auch zugleich das Object des wollenden und erkennenden Ich und das demselben untergebene Gebiet seiner Herrschaft. ††† Indem aber der Mensch diesen Naturgrund als seinen ihm eige

nen, als seine entweder sein Wollen sollicitirende, oder von seinem Willen zur Regung sollicitirte Natur weiß, weiß er sein Ich als Centrum seiner aktiven wie passiven, in Trieb wie in Wollen sich äußernden Lebensbewegung und seßt sich und seine Befriedigung als Ziel des Lebens. Die persönliche Lust oder Unlust wird ihm Motiv des Wollens oder Nichtwollens, des Thuns oder Lassens. Denn der lediglich auf sich selbst bezogene oder sich beziehende Mensch hat nur an Lust oder Unlust das Symptom erreichter oder nicht erreichter Selbstbefrie digung. *+

Zusat. Ist diese Beziehung des Menschen zu sich selbst eine normale, so kann die Erreichung des dem Menschen natürlichen Zieles oder die Erfüllung des Lebenszweckes gar nicht ohne Selbstbefriedigung gedacht werden. Geht die Lebensbeziehung dem Menschen in dieser Beziehung zu sich auf oder erscheint sie ihm als höchstes Lebensziel, so wird ihm auch Selbstbefriedigung der ausschließliche oder wenigstens der höchste Lebenszweck. Dem christlichen Bewußtseyn ist eigen, daß es das erste bejaht und das zweite verneint, d. h. das zweite als unfittlichen. und unchristlichen Egoismus verwirft. *††

* Der Mensch strebt dem zu, was er liebt. Die Selbstliebe wird als die natürliche Basts vorausgesezt, an welcher der Mensch Art und Maß auch der Nächstenliebe verstehen kann. Vgl. 3 Mos. 19, 18. Matth. 22, 39. Röm. 13, 9. Gal. 5, 14. Eph. 5, 29. Jac. 2, 8. Praecepto non opus est, ut se quisque et corpus suum diligat, i. e. id quod sumus et id quod infra nos est, ad nos tamen pertinet, inconcussa naturae lege diligimus. Augustin. de doctr. christ. c. 26. Selbstbewahrung, Selbsterhaltung (savròv ingeiv) ist der Inhalt des Strebens, in welchem der Mensch seine nächste Beziehung actuell vollzieht. Dieses actuelle auf sich selbst Gerichtetseyn, nicht blos das Bewußtseyn um einen Bestand (

αὑτοῦ σύστασις καὶ ἡ ταύτης συνείδησις, was Chryfippus nɛqi tehoov lib. 1. bet Diog. Laert. VII, 8. p. 416. ed Meibom. als пατov oixɛiov пavri loop nennt), ist die nächste Erscheinungsform menschlichen Lebens, welche Object der Ethik wird, weil sich in ihr die Verfolgung eines Lebenszweckes abspiegelt. Der wollende Mensch ist das ethische Subject; und der dem Object des Wollens zugewendete, das Object bejahende und mit ihm sich einig fühlende Wille ist Liebe.

** Die primitive Bewegung des Menschen ist Wollen. Sie geht auch in der Entwicklungsgeschichte jedes Menschen dem Wissen zeitlich vorher. Das Erste ist nicht Wille, der durch Bewußtseyn vermittelt ist, sondern aus anfänglich bewußtlosen Wollen erzeugt sich mein ethisches Bewußtseyn. Es ist eine gute Bemerkung eines Aelteren, daß die Lehre vom Willen für das Verständniß der Seele ihrer Bedeutung nach dem gleiche, was für die Körperlehre die Lehre von der Schwere ist. Animae pondus voluntas est ejus, quae proprie magis amor dicitur, quo scilicet vel se ipsam, vel alia quaedam diligit cet. Pondus corporis, quocunque corpus tulerit, mensuras ejus et numeros indissociabiliter secum trahit. Item pondus hoc est amor animae in id quod diligit, et memoriam et consilium secum cogit, quia nihil aliud meminisse vel cogitare solet, nisi illud cujus amore fervescit. Hoc pondere suo anima non solum aliis jungitur, sed ipsa quoque solidatur, quia consilii ac mentis amore medio et mens consilio et consilium mente diligitur. Claudian. Mamerc. de statu animae lib. II. c. 5. Amor naturaliter est primus actus voluntatis et appetitus. propter hoc omnes alii motus appetitivi praesupponunt amorem quasi primam radicem. Thom. A quin. S. Th. P. I. qu. 20. art. 1.

Et

*** Es handelt sich hier nicht um die Entwicklungs- und Gestaltungsform des durch Bewußtseyn und Vorstellung vermittelten Wollens, sondern um die primitive und wurzelhafte Art, in welcher die Bezogenheit des Menschen auf sich den Grundtypus seiner frebensen Mistung (ἐπιβολή, ὁρμὴ πρὸ ὁρμῆς, wie Gtoffer fag= ten vgl. Stob. ecl. mor. II, 7. p. 162. 64) bildet. Der Mensch ist nicht so organisirt, daß erst hinterdrein, nach einer Rethe von Entwicklungsstufen seines Bewußtseyns er etwa mit seinem Willen sich

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