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Gesammtdaseyn. Aber die Lebenszicle und Lebenszwecke des einzelnen Menschen und seiner actuellen Lebensbethätigung liegen. insofern nicht mit absoluter Nothwendigkeit im menschlichen Gesammtdaseyn, als dieses nicht an sich Gegenstand feines Herrscherbewußtseyns ist und er seinen Herrscherberuf auch darin suchen kann, daß er sich mit bewußtem Willen von der Welt oder den menschlichen Geschlechts- und Gemeinschaftsverhältnissen abwendet. †

Das Verhältniß aber des wollenden, nicht des wissenden, Menschen ist auch hier allein der Gegenstand ethischer Untersuchung. Und im Gegensatz zu dem Selbstbewußtseyn fragt es sich, ob dem Menschen in dem Bewußtseyn um das, was im doppelten Sinne des Wortes Welt heißt, ein Princip gegeben sey, von welchem aus der wollende Mensch ein anderes Ziel verfolgt als das, den Zweck seines Lebens in der individuell persönlichen Selbstbefriedigung zu suchen. Der Schein liegt nahe, weil eben die Welt als das Allgemeine der Besonderung des individuell persönlichen Ich gegenübersteht und hienach dem wollenden Menschen jenes Postulat erwachsen kann, welches man Dahingabe des Ichs an das Allgemeine nennt. †† Genauer bestimmt würde dies jedoch lauten, daß kraft des Bewußtseyns des Menschen um die ihnen gegenüberstehende Welt ihm als Zweck des Lebens nicht Selbstbefriedigung, sondern Weltbefriedigung erscheine. Da dies noch Niemand gesagt hat, so wird es auch mit der sogenannten Dahingabe des Ich an die Welt oder das Allgemeine seine eigenthümliche Bewandtniß haben. Sie erklärt sich aus der Doppelstellung, welche die Welt unter allen Umständen dem wollenden Menschen gegenüber einnimmt. Denn sie erscheint dem Menschen entweder als identisch mit dem, was er kraft des ihm eigenen, allgemein oder individuell menschlichen Natur

grundes begehrt und will, oder sie erscheint ihm als nicht identisch. Im ersten Falle findet der Mensch in dem, was der Welt ist, eine Ergänzung eigener Bedürftigkeit, ein Object seines Verlangens, seiner Lust und Liebe, und sucht dann nicht die Welt, sondern sich und das Seine in der Welt. +++ Im zweiten Falle sieht der Mensch in dem, was der Welt ist, eine Schranke und ein Hemmniß seiner eigenen wollenden Bewegung, welcher er sich unwillig und mit Unlast unterwirft. *+ Wenn wirklich das Ich und die Welt die einzigen Pole sind, um welche sich der wollende Mensch bewegt, so bleibt blos ein Verhältniß der Spannung, in welchem nie die Welt wirklich zum Mittelpunkt unserer Bewegung wird, sondern nur entweder ein Mittel oder ein Hemmniß unserer Selbstbefriedigung ist. Und wie auch in diesem Zwiespalt das Ich sich zu stellen suche und was es als ethische Vermittlung betrachte, es wird von sich aus nur zu einer Scheinlösung kommen. Die egoistische Isolirung des Ich auf sich selbst, um sich die Freiheit von den Schranken der Welt zu erhalten, ist, wie unberechtigt, so trüglich. Nur relativ ausführbar, ist sie eine erdichtete Verneinung, nicht aber eine Ueberwindung der Schranken der Welt. Das umgekehrte Verhalten, die angebliche Dahingabe des Jch an die Welt, ist ebenso unberechtigt und trüglich. Indem sie nie ohne Selbstbefriedigung vollzogen wird, taucht mitten in der scheinbaren Unterordnung des Ichs unter die Welt das Ich wieder auf. Das menschliche Leben, welches nur auf der einen Seite ein Bewußtseyn des Ichs, auf der andern Seite ein Bewußtseyn der Welt hat, bleibt ein Leben, das mit sich selbst in ethischem Streite liegt.

Zus. Daß die Erreichung des Lebensziels, wie sie Selbstbefriedigung ist, so auch im Ausgehen vom Ich und im Eingehen auf das in der Welt dem Ich gegenüberstehende Allgemeine sich

bewege, ist nur natürlich. Die Welt ist nicht minder als das Ich seiner Substanz nach durch göttliche That gesezt und von Gott ausgegangen. Nichts destoweniger sind, von der accidentellen Verderbniß der Weltzustände ganz abgesehen, alle Theorien, welche in dieser oder jener Form die Welt zum Princip der Lebensbewegung machen, in ihrer Consequenz Theorien abnormer Lebensbewegung, scheinbar Gegensäße des Egoismus, in der That aber entweder Egoismus, nur unter andrer Gestalt, oder Verkümmerung des Rechts und der Bedeutung der sittlich-freien Persönlichkeit. *††

* Niemand wird sich seiner Natur bewußt, ohne von ihr aus zugleich einer andern Natur bewußt zu werden, welche nicht die ihm individuell eigene und nicht die allen Menschen gemeinfame Natur (qvois àrdewnivy Jac. 3, 7) ist. Dieses Bewußtseyn wird zunächst durch unsere leibliche Eristenz vermittelt, welche in ihrer Beftimmtheit für Sie Grie (κατοικεῖν ἐπὶ παντὸς προσώπου τῆς γῆς 2lct. 17, 26 ygl. παρεπίδημοι ἐπὶ τῆς γῆς gebr. 11, 13), und in ihrer Abhängigkeit von der Erde und ihren Erzeugniffen (vgl. Gen. 1, 29. 9, 3 und 1 Cor. 6, 13 τà Booμara τῇ κοιλίᾳ, καὶ ἡ κοιλία τοῖς βρώμασιν), auf ein Serbältnig fin= weist, kraft dessen unser Organismus eine Wesensverwandtschaft mit der Erde in sich selbst tragen und somit das Daseyn der Erde als eine Naturmutter unserer menschlichen Natur zur Voraussetzung haben muß (queis oi xoïxoi 1 Cor. 15, 48). Und was unsere persönliche Eristenz betrifft, so ist eben so gewiß, daß innerhalb der Geschichte des jezigen Menschenlebens Niemand sich als Mensch (ardownos) wissen kann, ohne sich zugleich als Menschen kind (vios tor ardошпшr Eph. 3, 5. Marc. 3, 28) zu wissen, und fich als Ich gegenüber dem Daseyn und Leben eines Geschlechts zu erkennen, welches sich zu meiner Ich-Eristenz mit der ihr eigenen menfcrimen statur als lutter verhält (ἐξ ἑνὸς αίματος (?) πᾶν ἔθνος ἀνθρώπων 2lct. 17, 26. ὁ πρῶτος ἀνθρωπος ἐκ γῆς χοϊ κός φοροῦμεν τὴν εἰκόνα τοῦ χοϊκοῦ 1 Cor. 15, 47. 49). ** Es ist von Welt hier nicht die Rede, wiefern sie eine beftimmte Weltstellung oder bestimmte Gesammtzustände hat,

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sondern in der Allgemeinheit des Begriffes, nach welchem das Wort sowohl die Gesammtheit der kreatürlichen Schöpfung, als auch das auf Erden geschichtlich gewordene Gemeinsame umfaßt, die Reiche der Welt," die Gesammtheit von Menschen, ihre Gemeinschaften wie die einzelnen Glieder, welche dem Ich gegenüberstehen. Alles, was und so weit es als ein Anderes, dem Ich gegenüber, ein krea= türliches, vom Ich unabhängiges, selbständiges Daseyn hat, ist ein Theil der Gesammtheit, welche auch die Schrift Welt nennt. (Dem Begriffe nach gleich yn findet sich nooμos z. B. Matth. 4, 8. 26, 3. Marc. 14, 9. 16, 15. Luc. 12, 30. 1 Tim. 6, 7 u. s. w. Die Erde, als Compler irdischer Güter gedacht, heißt xóoμos bei Matth. 16, 26 und in den Parallelstellen bei Marcus und Lucas. Wie rn, welches mit xóouos wechselt, s. Matth. 5, 13. 14, dient nooμos zur Bezeichnung der Menschenwelt, vgl. Matth. 18, 7. Joh. 3, 16. 17. 19, vgl. 12, 19 u. f. w. oder der Erde als Stätte der Menschenwelt, d. h. Erde und Menschenwelt in einem Worte zusammenfassend wie z. B. Joh. 1, 9. 10. 8, 23. 16, 28. 1 Cor. 5, 10. 2 Petr. 2, 5. 3, 6 u. a. D.) Die Sprache der Schrift hier zu beachten und beizubehalten ist deßhalb nicht ohne Bedeutung, weil an der Hand derselben Schrift die christliche Erkenntniß sich gewöhnt hat, nach einem in derselben Belt herrigensen Berberben (ἡ ἐν τῷ κόσμῳ ἐν ἐπιθυμίᾳ φθορά 2 Tetr. 1, 4, τὰ μιάσματα τοῦ κόσμου 2 Tetr. 2, 20, ὁ κόσ μος ὅλος ἐν τῷ πονηρῷ κεῖται 1 Sob. 5, 19. 2, 16 u. Sgt.) ver= derbte, gottwidrige Weltzustände kurzweg mit Welt zu bezeichnen. Diesen doppelten Gebrauch des Wortes wohl zu unterscheiden, ist nicht nur für das Verständniß der Schrift, sondern auch für das christlich-ethische Verhalten von Wichtigkeit.

*** Der Schöpfungsbericht der Genesis (vgl. namentlich 1, 28-30 mit 9, 2) ist auch für die ethische Bestimmung der Menschen von nicht geringer Wichtigkeit. An dem, was der Erde sammt deren Thier- und Pflanzenwelt ist, soll der Mensch seines Herrscherberufs bewußt werden. Die belebte und unbelebte Natur, welche den Menschen umgiebt, ist nicht blos eine die menschlichleibliche Eristenz bedingende und tragende Macht, sondern ein der menschlichen Machtwaltung bestimmtes Gebiet.

† In der Sphäre jener Beziehungen, welche zwischen den

Menschen bestehen, liegt die Möglichkeit für den Menschen, auf dieselben, so weit er sie actuell zu begründen hat, nicht einzugehen und sich nach dieser Seite hin der Sorge für das, was der Welt ift (μeqiμvãv τà τov nóσμov 1 Cor. 7, 33. 34), zu entschlagen. Es ist dies hier deßhalb zu erwähnen, damit man nicht schlechthin jene Art der Bedürftigkeit, mit welcher der Mensch an die Erde gebunden ist, den Beziehungen gleich stelle, welche den Menschen mit der menschlichen Gemeinschaft verbinden.

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†† Das Postulat der Dahingabe des Ich an das Allgemeine kann nur unter Voraussetzungen gestellt werden, von welchen es fich eben erst fragt, ob sie richtig sind. Einmal müßte vorausgesezt werden, daß dieses Allgemeine, wie es uns als Welt in doppeltem Sinne des Wortes gegenübersteht, sich im Normalzustande (in statu integritatis) befinde. Die Schrift leugnet es, und der Chrift mit ihr (ὁ κόσμος ὅλος ἐν τῷ πονηρῷ κεῖται 130.5,19 τῇ ματαιότητι ἡ κτίσις υπετάγη τῇ δουλείᾳ τῆς φθορᾶς Röm. 8, 20 flg.). Zweitens würde hiebei vorausgesezt, daß dieses uns gegenwärtig gegenständliche Allgemeine die Daseynsform sey, in welches aufzugehen die zielsezliche Bestimmung des mensch= lichen Ich wäre. Die Schrift leugnet es, und der Christ mit ihr (ὁ κόσμος παράγεται 1 305. 2, 17 παράγει τὸ σχῆμα τοῦ κόσ μου τούτου μov tovτov 1 Cor. 7, 31). Drittens wäre vorauszusehen, daß Ursprung, Wesen und Zweck des mir gegenständlich Allgemeinen identisch mit Ursprung, Wesen und Zweck persönlichen Fürsichseyns wäre, wenn ich das, was Wesen der Welt heißt, zur Wesensbedingung meiner Lebensbethätigung und der Erfüllung meines Lebenszweckes machen könnte und wollte. Aber das Naturleben, wie es mir im Bestand der Erde und der Sõα qvoinά (2 Petr. 2, 12) entgegentritt, ist nach allen diesen Seiten hin nicht menschlichem Naturleben gleich. Als etwas menschlich Allgemeines kann ich aber nur entweder die menschliche Gemeinschaft, deren realen Bestand und den sie tragenden Gemeingeist, oder die allen Menschen gemeinsame Natur denken. Da ist nun das menschliche Gemeinschaftsleben ein Ganzes, welches als Bestand in Familie, Volk, Staat u. s. w. zwar einestheils meine individuelle Eristenz bedingt und mir Ziele meiner Lebensthätigkeit sezt, aber nach seinem Geiste ebensosehr umgekehrt wieder von der individuellen Geistesrichtung der

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