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beklagen, daß die ganze Anlage des Grundrisses nicht gestattete, genauer auf diese Seite einzugehen. Aber wenigstens andeutungsweise konnte diese Pflicht der Dankbarkeit abgetragen werden. Diesen Dank empfangener Belehrung schulde ich z. B. den philosophischen Schriften Trendelenburg's, namentlich seinen logischen Untersuchungen und seiner Geschichte der Kategorieenlehre. In einer andern Weise, und mir nicht minder werthvoll, haben mich die psychologisch-physiologischen Untersuchungen gefördert, wie sie, von rein physiologischen Schriften wie denen Volkmann's abgesehen, in den Abhandlungen von Loße u. A. in R. Wagner's physiologischem Handwörterbuch enthalten sind.*) Ich nenne unter diesen Abhandlungen auch gern die, welche den Namen meines jüngern Bruders Emil Harleß tragen. Auf die Erwähnung dieser Leistungen komme ich vor Allem darum, weil ich bekennen muß, gar nichts von dem sogenannten Materialismus exacter Forschung auf diesem Gebiete zu fürchten, viel mehr dagegen von dem Idealismus und Spiritualismus, auf dessen nebelhaftem Grunde oder Ungrunde man so und so lang hat gesunde Psychologie aufbauen wollen. Ich glaube, unsere Theologen thäten sehr gut, sich nicht wenig um dies Gebiet leiblicher Forschung zu kümmern, welches nur von unberechtigter Abstraction aus hat als etwas angesehen werden können, was nichts mit dem Geiste gemein habe. Es ist das derselbe Umstand, warum mir die neuerdings versuchten Systeme biblischer Psychologie nicht dieselbe Freude bereitet haben, wie Anderen. Denn mir deucht in den Fragen der Psychologie die Schrift diefelbe Stellung einzunehmen, wie in denen der Kosmogonie. Fingerzeig ist beides für die Weltstellung wie die Seelenstellung in Fragen der Erlösung; Naturbeschreibung und Naturerkenntniß werden wir

*) Die Weise dieser Untersuchungen deucht mir, vom positiven Resultate ganz abgesehen, schon darin höchft werthvoll, daß fie genau sagen, bis wohin menschliche Erkenntniß wirklich etwas weiß und wo die Räthsel anfangen. So allein ist wirklicher Fortschritt möglich, während noch so geistreich gewählte Namen die Unwissen. heit nur verschleiern, dem Mangel an Thatsachen nicht abhelfen. Ich weiß nicht, ob nicht vielleicht dies es ist, was mir zu Carus' „Psyche“ und Ennemoser's „Geift des Menschen in der Natur" u. s. w. kein rechtes Zutrauen erweckt hat.

weder hier noch dort erwarten dürfen, nicht weil sie in der Schrift nicht hätte gegeben werden können, sondern weil sie nicht wollte gegeben werden. Was ihre Hieroglyphen bedeuten, das ist jener Forschung zu erklären aufbewahrt, die nicht an Worten und Namen, sondern an den Thatsachen der Natur dem Verständniß der heiligen Zeichen im Schweiße des Angesichts nachgeht.

Was endlich die Abschnitte betrifft, welche das sogenannt politische Leben berühren, so habe ich erst recht mit vollster Absicht gar nichts ändern oder mehren wollen. Die Woge, welche geht und kommt, kommt und bricht sich am Stein. Nur daß dies Bild, wie alle Bilder, hinkt. Wer einmal in Christo gelernt hat, daß Herrschen und Dienen eins ist und daß christlicher Geist dem Bedürfniß gegenüber sich ebenso beweglich als unbeweglich erweist, der allein versteht, warum es mir nicht zu Sinnen kommen konnte, das zu ändern, was ganz und gar ohne Erwägung von Zeitverhältnissen geschrieben war. Schlimm genug, wenn Christenthum bei jenem Gespenst, das Zeitgeist heißt, sich das Gewand borgen soll, um dem Geschmacke anständig zu erscheinen. Wer hat, borgt nicht. Christenthum ist aber ecclesia possidentium, nicht schola quaerentium. So möge durch Gunst und Ungunst hindurch auch diese neue Auflage sich Bahn brechen, aber auch nur so weit, als sie gegründet ist auf dem Wort, das da bleibt, auch wenn Himmel und Erde vergeht!

Leipzig, im August 1849.

Vorrede zur sechsten Auflage.

Bor zwei und zwanzig Jahren erschien zum ersten Male die Schrift, welche ich jetzt umgearbeitet wieder vorlege. Nur einmal, im Jahre 1849, konnte ich ihr eine nicht sehr wesentliche Verbesserung und Vermehrung angedeihen lassen. Eine ziemlich wechselvolle Lebensführung trat an mich mit Aufgaben, welche gar oft meiner innersten Neigung fern lagen. So fehlte die innere Sammlung wie die äußere Muße, welche zu gründlicher Umgestaltung dieses Versuches jüngerer Jahre unerläßlich war. Ich kann auch jezt nicht sagen, daß ich an die Umarbeitung unter Verhältnissen ging, wie sie mir für solche Aufgaben wünschenswerth erscheinen. Wer jemals akademischer Lehrer war, der fühlt am besten, welche Fülle geistiger Anregung mit dem Verlust solcher Stellung unwiederbringlich und unersehbar verloren geht. Und eine Natur, wie die meinige, die an Bücherschreiben keine sonderliche Genüge hat, gewinnt an der bloßen Zeit, welche man etwa hiezu findet, nicht den lebendigen Impuls, wie ihn das Leben geistigen Austausches, die Wahrnehmung vorhandener geistiger Bedürfnisse und der Versuch ihrer Befriedigung in persönlichem Wechselverkehr ungesucht und darum nur um so kräftiger gibt und vermittelt. Doch will ich nicht auf Ungunst der Verhältnisse schieben, was auch bei dieser Umarbeitung auf Rechnung persönlicher Mängel kommt. Mir schien es nur Pflicht, weder das eine noch das andere zu achten, um endlich einmal gründlicher ein Buch zu bessern, welches wider Verdienst Theilnahme gefunden hat.

Den äußern Rahmen habe ich im Wesentlichen unverändert gelassen. Ich habe mich nur bestrebt, besser und deutlicher als

früher zu bezeichnen, was ich bei Anlegung dieses Rahmens wollte und welcher Gedankengang mir vorschwebte. Auch in der Form der durchlaufenden Darstellung zog ich es vor, mir wie früher vorzugsweise Studierende der Theologie als Leser zu denken. Eine gänzliche Aenderung dieses Standpunktes, woran ich im Jahre 1853 dachte, schien mir bei reiflicherer Erwägung aus äußern und innern Gründen nicht räthlich. Dagegen füllte ich überall jene Lücken aus, welche unwillkürlich dann zu bleiben pflegen, wenn man, wie dies ursprünglich der Fall war, ein Buch als Grundriß für akademische Vorlesungen, also mit Rücksicht auf weitere mündliche Ergänzung schreibt. Die Partieen, in welchen das Buch wesentlich anders geworden ist, wird der geneigte Leser selbst finden, wenn er die jezige Ausgabe etwa mit der vierten von 1849 oder der fünften von 1853 (zweiter Abdruck 1860) vergleicht. Nur in Bezug auf eine Partie des Buches erlaube ich mir eine kurze Bemerkung. Wenn ich nämlich da, wo es sich um die Beziehungen des christlichen Gewissens zur Volks- und Staatsgemeinschaft handelt (s. namentlich §. 54), mich vielfach auf J. Stahl berufe, so geschah das aus doppeltem Grunde. Einmal weil ich in Fragen des Rechts mir nicht den anmaßlichen Schein eigener Autorität geben will, auch vieles von dem, was mir richtig erscheint, nicht besser sagen könnte, als Stahl es gesagt hat; sodann aber auch, weil manche Leserkreise aus dem Munde Stahl's nicht ungern hören werden, was sie, wenn gesagt von mir, mir wahrscheinlich sehr verübeln möchten.

Sehr viel Anregung danke ich einem mir völlig unbekannten Freunde, dessen umfassende schriftliche Bemerkungen zu meiner Ethik, versehen mit dem Datum des 17. Mai 1857, mir von Paris aus zukamen. Sie haben mir auch da, wo ich nicht beistimmen konnte, mehr Belehrung gewährt als alles, was ich sonst über meine Schrift zu Gesicht bekam. Ueberall fein, klar, treffend, sind diese Bemerkungen so sehr Zeugniß liebevollen und verständnißreichen Eingehens, daß ich um des Verfassers willen lebhaft wünschte, er möchte sie als Beispiel und Muster guter Recensionen veröffentlicht haben, statt daß ich seine Arbeit nur im Stillen genießen und für mich

benüßen durfte. Daß ich das letzte gethan habe, wird der unbekannte Freund überall da wahrnehmen, wo ich nicht aus andern Gründen die ganze frühere Anlage geändert habe. Wo ich aber trotz der Gegenerinnerung auf meiner früheren Meinung beharrte, da wird für ihn jest wenigstens deutlicher, vielleicht auch richtiger zu lesen seyn, warum ich glaubte, bei ihr verharren zu müssen. Ob und wo diese Zeilen den mir lieben Unbekannten treffen, weiß ich nicht. Aber kommen sie ihm zu Gesichte, so würde ich ihm innigsten Dank wissen, wenn er wenigstens für mich seine Verborgenheit aufgeben und mir gestatten wollte, den Namen desjenigen zu wissen, dessen Tadel ich mehr verdanke, als dem Lob und Tadel Anderer.

Unter den hinterlassenen Papieren eines namhaften deutschen Theologen soll man ein Distichon auf einen andern Theologen gefunden haben, dessen Belobung mit dem Tadel schließt:

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In gewisser Weise möchte ich wünschen, daß dieser Tadel auch mein Buch in dieser seiner veränderten Gestalt träfe. Denn es ist eine eigene Sache mit den theologischen „Systemen“. Es verhält sich mit ihnen oft ähnlich, wie mit den Systemen der Naturforscher. Da in der Natur wie in der positiven Offenbarung hat Gott sein. Realsystem, welchem die Forscher wohl nachgehen mögen, immer aber mit dem bescheidenen Bedenken, ob denn mit jenem System auch ihr Formalsystem zusammentreffe. Haben sie aber etwa gar sich vorweg ihr System wie eine Brille zurechtgelegt, durch welche fie Natur oder Offenbarung betrachten, so ist die Sache höchst übel bestellt. Denn dann sind die Systeme vielfach nur Prokrustesbetten, in welche die Menschen Jesum und die im Wort verleiblichte Gestalt seines Wesens legen. Ich an meinem Theile will zufrieden seyn, wenn diese Schrift als geringer Wegweiser zu jenen Schäßen der Weisheit und Erkenntniß dient, welche das Schriftzeugniß von Christo darbietet, Schäße, deren lebengebende Kraft hienieden nur in Erstlingen Gegenstand unserer Erfahrung wird, und welche in erkenntnißmäßiger Darstellung nur einen schwachen und höchst unvollkommenen Ausdruck dessen finden, was sie sind und was sie aus

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