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Es ist an sich nicht richtig, wenn man von diesem Pantheismus sagt, er mache den Einzelnen zu Gott. Nur das Ganze als Ein großer Organismus ist nach ihm Gott und die Theile als solche sind so wenig Etwas für sich, als meine Glieder Etwas sind ohne mich. Da indessen das Ganze nur in seinen Theilen und somit Gott nur in den Einzeleristenzen besteht, in welchen er sich stückweise in allmähliger Abstufung vom Stein bis zum Menschen sezt, so ist der Mensch immerhin die höchste Verkörperung Gottes. Sobald aber der Mensch sich als die Spize des göttlichen Daseyns fühlt, wird er sich ungescheut sagen: „Wenn Gott ohne mich und meinesgleichen nicht wahrhaft Gott ist, bin ich nach dem Maß, in dem ich mich über meinesgleichen erhebe, selbst Gott." Die besseren Pantheisten mögen gegen diese dem menschlichen Hochmuth so bequeme Folgerung noch so sehr protestiren, ihre Protestation wird praktisch immer erfolglos bleiben. Wenn der einzelne Theil Nichts ist ohne das Ganze, so ist auch das Ganze Nichts ohne die Theile. Von diesen beiden nach dem pantheistischen System gleich wahren Säßen wird die Menge sich immer nur den lezten aneignen, weil er ihrer Eitelkeit schmeichelt.

Es ist ebenso an sich zu viel gesagt, wenn man dieses System beschuldigt, die Moral und die Unsterblichkeit unbedingt auszuschließen. Was die Moral betrifft, so kann auch der moderne Pantheist die Verbindlichkeit des Einzelnen, für das Ganze zu leben, und die Pflicht des Geistes, die Materie zu überwinden, anerkennen, da nach ihm der Fortschritt des Weltwesens in der steigenden Auswirkung des Geistes besteht; seine Moral kann mit einem Wort ganz die nämliche seyn,

welche schon die berühmteste pantheistische Schule des Alter= thums, die stoische, aufgestellt hat.

Auch eine gewisse Unsterblichkeit, das heißt eine wiederholte materielle Verkörperung der Individuen, ist nicht_ausgeschloffen, da das ewige Werden des Weltwesens, wenn es verschiedene Stadien der Entwickelung durchläuft, sehr wohl die Theile, aus welchen es in einem früheren Stadium zusammengesezt war, im nächsten wieder aufnehmen und in neuer Form reproduciren kann.

Aber gleichwohl ist es wahr, daß alle Moral in diesem Systeme im Grunde nur troß des Systems eristirt, weil es den Quell aller Moral, die freie Persönlichkeit, aufhebt. Wir existiren nach ihm allerdings wirklich, aber nicht als wir selbst, sondern nur als Theile eines fremden Organismus. Wir glauben etwas für sich selbst Bestehendes zu seyn, sind aber in Wahrheit nur Stücke des Makrokosmus; wir scheinen uns selbst zu bewegen, selbst zu bestimmen, bestimmen uns aber in der That so wenig selbst, als meine Hand und mein Fuß sich selbst bestimmt. Was in mir denkt und spricht, ist das WeltIch; ich selbst bin blos die Maske, unter der es agirt, und die sich durch eine seltsame Illusion für ein eigenes Wesen hält.

Jede Freiheit und Verantwortlichkeit hört damit auf. Die Liebe, womit wir Gott und den Nächsten lieben, ist die Liebe, womit Gott sich selbst liebt; unser Selbstbewußtseyn das Bewußtseyn, worin er sich seiner selbst bewußt wird. Der Mensch, der seinen Mitmenschen ermordet, folgt wie das Raubthier dem Triebe der Natur, die sich in ihm gerade in dieser Modifika= tion verkörpert hat und ihr gemäß aus ihm heraus handelt.

Die Gesellschaft ist ihrer Sicherheit wegen genöthigt, ihn zu beseitigen, obwohl er an seinem Verbrechen im Grund so wenig schuld ist, als Andere an ihren Tugenden; er wird, wie Spinoza sagt, „gleich einem tollen Hunde, zwar unschuldig, jedoch mit Recht verurtheilt”.

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Wenn der moderne Pantheist troßdem die Moral ausübt, so thut er es, weil die menschliche Natur troß aller Theorie unwillkürlich an ihrer Selbstbestimmung festhält, aber nicht in Folge seiner Theorie.

Es ist endlich ungenau, wenn man dieses System schlechthin, und ohne weitere Unterscheidung, des Atheismus (der Läugnung Gottes) beschuldigt.

Versteht man unter Gott die leßte Ursache alles Seyenden (das „Absolute"), gleichviel, ob diese lezte Ursache für sich selbst existirt, oder nur als an sich Nichtseyendes dem Sehenden zu Grunde liegt, so ist der Begriff „Gott“ auch im pantheistischen System enthalten. Unter dieser Vorausseßung liegt das „Daseyn Gottes" dem Pantheisten klarer und lebendiger vor Augen, als jedem Andern, denn die Welt als die Erscheinung des Absoluten ist ja der daseyende Gott.

Versteht man dagegen unter Gott eine lezte Ursache als besondere Eristenz, ein Absolutes, welches nicht blos den Einzelwesen zu Grunde liegt, sondern außerhalb der= selben für sich besteht, so fällt der Begriff „Gott“ für den Pantheisten vollständig hinweg. Da seine Welt sich selbst ver= ursacht, oder, mit andern Worten, sich aus dem Nichtseyn selbst zum Seyn erhebt, so kann der lezte Grund, aus dem sie sich gestaltet, an sich nicht existiren. Er ist vielmehr ein Nicht

seyendes, welches erst in den Einzelwesen zum Seyn gelangt; zwar unendlich und unbegrenzt, aber auch schlechthin gestalt= und bewußtlos. Der Pantheist kann diesen unendlichen Grund „das Nichts" nennen, und er kann ihn den „Geist“ nen= nen, sofern „das Nichts" als unbewußte Mutter des Seyns nothwendig die Keime alles Seyns in sich enthält. Er handelt aber unwahr und unwürdig, wenn er diesen an sich bewußtlosen, erst in den endlichen Geistern zum Gedanken ge= langenden Geist als besondere Eristenz den endlichen Geistern gegenüberstellt und ihn unter dem Namen „der unendliche und absolute Geist" zu Gott im gewöhnlichen Sinne des Wortes stempelt.

Unter einem absoluten Geist versteht die unverhältnißmäßige Mehrzahl der Gebildeten, im Gegensaße zu unserem relativen, endlichen Geist, ein für sich bestehendes, seiner selbst bewußtes. vollkommenstes Wesen, das nämliche, was Christus darunter verstand, wenn er sagte: „Gott ist Geist und muß im Geiste angebetet werden." Wenn der Pantheist also seinen Gott den „absoluten Geist“ nennt, ohne zugleich unumwunden auszusprechen, daß die Bezeichnung „absolut“ in seinem Sinne keineswegs mit vollkommen“, sondern vielmehr mit „nichtseyend" identisch ist, so ist dies ein bewußter Betrug oder eine unbewußte Täuschung, die um so nachdrücklicher zurückgewiesen werden muß, je öfter fie, namentlich in der Theologie, die traurigsten Irrthümer veranlaßt hat.

Der moderne Pantheismus ist daher im Unrecht, wenn er den Vorwurf, das Daseyn Gottes in der populären Bedeutung des Wortes zu läugnen, von sich abwälzt, statt ihn

ehrlich auf sich zu nehmen. Der pantheistische Gott, der nur in mir und meinen Mitwesen existirt, hat Nichts gemein mit dem Gott der Religion. Um ihn zu finden, muß ich mich an mich selbst, an meinesgleichen oder an die bewußtlose Natur halten; ihn als ein besonderes Wesen anzurufen, wäre Verrücktheit. Ich kann dieses gewaltige Wesen, das Weltganze, fürchten, weil es mich jeden Augenblick vernichten kann; ich kann es auch lieben, wenn ich von Natur geneigt bin, meine Mitwesen und in ihnen das Allgemeine zu lieben, aber ich kann mich nicht an es wenden. Es vermag mich nicht zu hören, mir nicht zu helfen. Wenn es mir einfiele, von der Welt, weil sie mich (als lebendige Mitwelt oder als Natur) bedrückt, an Gott zu appelliren, so müßte ich über meinen eigenen Einfall hohnlachen, denn die Welt, die mich bedrückt, ist Gott selbst. Ebensowenig darf ich hoffen, nach dem Tode in Gott fortzuleben, denn Gott selbst lebt nur, sofern ich und meinesgleichen leben. Es ist möglich, daß ich auf diesem oder einem andern Weltkörper wieder einmal geboren werde; in der Zwischenzeit aber bin ich dem Nichts verfallen. Wenn der theistische Gott eine gewisse Fortdauer der Geschöpfe in ihm von selbst bedingt, weil der Geist des Geschöpfs zu dem selbstständigen Urgeiste, von dem er ausgegangen ist, zurückgehen und an seinem Leben theilnehmen muß, so ist der pantheistische Gott umgekehrt in seiner eigenen Unsterblichkeit von der Ver= "nichtung des Einzelnen bedingt, weil er, als an sich nicht seyender Geist, nur seyend wird, indem er sich in den einzelnen Geistern seßt, die Einzelnen als solche aber fallen läßt.

Der europäische Pantheismus steht, wie man sieht, mo= ralisch selbst hinter dem orientalischen weit zurück. Der leztere

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