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hatte Leibniz vor sich und erklärte sich spekulativ unfähig, über Spinoza hinauszukommen; Jakobi hatte Kant erlebt und erklärte das Gleiche; Schleiermacher hatte die mannigfachen nach Kant entstandenen Systeme vor sich und war der nämlichen Meinung. Die neuen theistischen Erwartungen, welche seitdem Schelling in dem scholastischen Theil des Publikums erregt hat, sind durch die Veröffentlichung der „Philosophie der Offenbarung“ für immer zerstört worden.

Die sogenannten „Beweise für das Daseyn Gottes“, deren sich seit langer Zeit die christliche Theologie bedient, find theils auf den pantheistischen Gottesbegriff ebenso anwendbar, wie auf den theistischen, theils an sich ungenügend. Da jedoch die Philosophie, so geringschäßig fie oft auf diese Beweise herabsieht, im Wesentlichen nichts Anderes zu Gunsten des Theismus hervorgebracht hat, so müssen wir sie einer kurzen Kritik unterwerfen.

Der sogenannte ontologische Beweis: - ,,wir denken ein vollkommenstes Wesen; zur Vollkommenheit gehört Eristenz, folglich muß dieses gedachte Wesen eristiren“ — hat, wenn man ihn nicht von vornherein als Trugschluß verwerfen will, nur einen Sinn, sofern er von dem Vorhandenseyn der Idee eines vollkommensten Wesens auf die Wahrscheinlichkeit der Eristenz eines solchen schließt. Die Idee eines vollkommensten Wesens ist jedoch in der Weise, wie sie hier der Theismus in seinem Interesse vorausseßt, keineswegs eine allgemeine, dem menschlichen Geist mit Nothwendigkeit eigene Idee. Wäre dieß der Fall,

theismus betrachtet wird. Man wird später sehen, daß die seitherige Philosophie, weit entfernt über Spinoza hinauszukommen, vielmehr hinter ihn zurückgegangen ist.

so würde der Gegensatz der Gottesbegriffe, der seit Jahrtausen= den die Welt bewegt, niemals entstanden seyn. Was der menschliche Geist mit Nothwendigkeit denkt, ist ein absolutes, d. h. ein lediglich von sich selbst bedingtes Wesen. Ob dieses Wesen die Welt selbst oder ein Gott außerhalb der Welt sey, ist eben die Frage. Der Begriff der Vollkommenheit aber, sowie er über die Idee des Absoluten hinausgehen soll, ist ein Begriff, der die verschiedensten Vorstellungen zuläßt. Der buddhistische Gott, der zulezt als Alles in sich beschließender, vollbewußter seliger Geist seine Selbstvollendung erreicht, ist für den Buddhisten ein eben so vollkommenes Wesen, als für den Theisten der von Anfang an fertige weltschöpferische Gott.

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Der sogenannte kosmologische Beweis:-,,was wir in der Erscheinung vor uns sehen, hat den Grund seines Daseyns nicht in sich selbst, sondern in andern früher vorhandenen Ursachen; von einer zur andern gehend, gelangen wir demnach zu einer leßten Ursache, welche den Grund ihres Daseyns in sich selbst trägt“ — ist mit dem eben Gesagten von selbst erle= digt. Was dieser Beweis feststellt, ist nur die Nothwendigkeit einer in sich unbedingten oder absoluten leßten Ursache. Wenn der Theismus aus dieser Ursache einen persönlichen Urheber oder Gott im populären Sinne macht, so sezt er als bewiesen voraus, was er eben erst beweisen soll: daß das Absolute nicht als Weltseele den Erscheinungen zu Grunde liegt, sondern als Person vor und außer der Welt eristirt.

Allerdings gibt der kosmologische Beweis den Pantheisten ein Räthsel zu lösen. Wenn es eine lezte Ursache gibt, welche den Grund ihres Seyns in sich selbst hat, so kann diese lezte

Ursache nicht wohl ein an sich Nichtsehendes, ein nur in den endlichen Geistern eristirender Weltgeist seyn. Denn ein Nichtseyendes kann „den Grund seines Seyns nicht in sich selbst haben", weil es eben nicht ist. Der Pantheist reicht gegen diesen Einwand nicht aus, wenn er erwiedert, daß die Ursache, welche den Grund ihres Seyns in sich selbst hat, eben die Welt selbst sey. Denn die Welt, sofern sie uns nöthigte, auf einen legten Grund zurückzugehen, ist der Compler der Erscheinungen selbst; die Welt Ursache der Welt nennen, würde also in diesem Zusammenhang nichts Anderes heißen, als: „die Erscheinungen sind Ursachen der Erscheinungen“ - eine offenbare Absurdität. Da indessen der Theist den kosmologischen Beweis zwar als Argument gegen den Pantheisten gebrauchen, seinen Gott aber nicht genügend daraus entwickeln kann, so kann dieser Beweis so wenig als der vorige ein Beweis für das Daseyn Gottes genannt werden.

Wichtiger ist der sogenannte physikotheologische Be= weis: „In der Natur herrscht Ordnung, Zweckmäßigkeit, Plan und Vorsorge. Wo dies der Fall ist, muß ein Handeln nach Ideen vorausgesezt werden; der Grund der Welt muß dem= nach ein nach Ideen handelndes, d. h. reflektirendes und fittliches oder persönliches Wesen seyn.“

Gewiß gibt es in der Natur, z. B. in der Organisation der Thiere, verglichen mit dem Boden und dem Klima, worin sie gestellt sind, zahlreiche und entschiedene Anzeichen einer bestimmten, die speziellsten Zwecke verfolgenden und in's Einzelnste vorsorglichen Prämeditation. Es wird wohl schwerlich einen denkenden Menschen von reiferem Alter geben, der sich der Wir= kung dieser Anzeichen gänzlich verschließen könnte. Fast Jeder

Der

stößt einmal in seinem Leben auf eine Naturerscheinung, welche ihm das Bild eines allmächtigen und allweisen Werkmeisters der Natur, eines mit voller Freiheit handelnden, bis in's Kleinste sorgfältigen und liebevollen Künstlers vor die Seele führt. Der Pantheist wird diesen Eindruck niemals mit der Entgegnung beseitigen, daß auch seine Weltseele als potentieller Geist Ord= nung, Harmonie und Zweckmäßigkeit in sich schließe. gesunde Verstand sagt Jedem unfehlbar, daß die absichtliche Zweckberechnung, welche in der verschiedenen Ausstattung der Thiere und Pflanzen herrscht, nur von einem bewußt berechnenden Geist, nicht von einer Weltseele ausgehen kann, welche erst in den Pflanzen und Thieren selbst zum Bewußtseyn kommt. Die pantheistische Weltseele kann, ihrem eigenen Begriff nach, nur nach einem unwandelbaren mathematischen Instinkte, nicht nach einem durchaus freien, die Mathematik unablässig für Detailzwecke modificirenden Spiel des Willens operiren, einem Spiel von so unberechenbarer Mannigfaltigkeit, daß es zuweilen der Laune eines zu seiner eigenen Ergözung spielenden Künstlers zu entspringen scheint. Jener Eindruck ist deßhalb so unerschütterlich und so groß, daß er ohne Zweifel die pantheistische Anschauung auch bei den gebildeten Klassen längst verdrängt hätte, würde er nicht von andern eben so mächtigen Eindrücken durchkreuzt.

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Neben jenen von der entschiedensten Prämeditation zeu= genden Erscheinungen der Natur gibt es nemlich eben so viele andere, welche die Idee einer in sich gebundenen instinktiven mathematischen Weisheit erregen. Wenn der Theist uns die thierischen Organisationen vorführt, so kann Niemand umhin, in seine Bewunderung der darin sichtbaren Reflexion einzu=

stimmen. Wenn er uns dagegen auffordert, in der Aren= drehung der Erde und der dadurch bedingten Vertheilung der Wärme, oder in dem Gleichgewichte der Continente und Meere auf unserm Planeten die Prämeditation des Schöpfers zu er= kennen, so wird wohl die Mehrzahl darin nur eine mathematische Selbstbildung der Natur finden, zu der es keiner Prämeditation bedarf. Und wenn er uns auf den gestirnten Himmel als das Werk eines persönlichen Künstlers hinweist, wird gar Mancher, wenn er anders das in ihm sprechende Gefühl offen zu äußern wagt, ihm kopfschüttelnd erwidern: „Alles das ist nicht gemacht, es macht sich selbst; es wird nicht bewegt, sondern bewegt sich selbst; diese Massen wirken auf mich nicht, wie die willkürliche Schöpfung einer künstlerischen Freiheit, sondern wie das nothwendige Produkt einer mathematisch operirenden Weltseele!" So wird die Frage für den Verstand und für das Gemüth auf's Neue in Zweifel gestellt. Die verschiedenen Eindrücke halten sich das Gleichgewicht, und der Beweis verliert seine zwingende Kraft.

Die Theologie selbst gesteht den „Beweisen“ nur einen relativen, keinen absoluten Werth zu.*) Die Mehrzahl der orthodoren Theologen leitet sogar aus der angeblichen Unfähigkeit der Vernunft, den Beweis des Daseyns Gottes zu finden, die Nothwendigkeit einer göttlichen Offenbarung ab, und besiegelt so das alte Bekenntniß der mittelalterlichen Scholastik,

*) Der sogenannte „moralische“ Beweis für das Daseyn Gottes wird, da er sich selbst nur als moralischen, nicht als logischen gibt, in einem andern Zusammenhang erwähnt werden.

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