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Bedürfniß des spekulirenden Menschen ist, sich mit der außer ihm liegenden Wirklichkeit zurechtzuseßen.

Diese beiden Ansichten, welche man als die ertremsten Aeußerungen des Materialismus und Spiritualismus bezeichnen kann, sind auch so offenbar unpraktisch, daß Niemand, auch nicht die Vertheidiger derselben, darnach sein Leben einrichten und seine Handlungen bestimmen kann.

Beide sind folglich von einer ernsten Untersuchung auszuschließen.

Wer dagegen wirklich spekulirt, der sucht für die verschiedenen Eristenzen, die er wahrnimmt, nach einem gemeinsamen Grunde und nach einer sie alle zusammenhaltenden Verbindung. Diesem gemeinsamen Grund und Band haben die Menschen zu allen Zeiten den Namen Gott oder das Göttliche gegeben.

So lange nun die Menschen die Einheit Gottes oder des Göttlichen nur in gebrochener Form zu finden vermochten, d. h. so lange sie nur auf eine Anzahl von Grundkräften kamen, die in der Natur wirken, und diese Kräfte als Götter personificirten, so lange standen sie auf der Stufe des Polytheismus, der Vielgötterei. Diese Ansicht ist aber schon seit vielen Jahrhunderten der gesammten civilisirten Welt fremd geworden und hat gegenwärtig nur eine historische Bedeutung. Der Polytheismus als solcher nimmt daher in der heutigen Spekulation keine besondere Stellung mehr ein.

Innerhalb der Einheit des Göttlichen aber gibt es nur zwei Grundanschauungen, auf welche sich alle die verschiedenen noch übrigen Weltansichten zurückführen lassen.

Die Einheit wird nämlich entweder

in der Welt selbst als die Summe aller Eristenzen

oder

außer der Welt als Schöpfer der Welt,

mit Einem Worte entweder als Pantheismus (Gott-ALL= Lehre) oder als Theismus gedacht.

Die weltliche Philosophie hat fast immer, verhüllt oder offen, dunkel oder klar, zum Pantheismus, zur Vergöttlichung der Welt geführt.

Ihr entgegen und vorzüglich auf das Bedürfniß des menschlichen Herzens gestüzt und an religiöse Offenbarungen angelehnt, tritt der Glaube an Einen persönlichen Gott, als den Schöpfer und Regierer der Welt, d. h. der Theismus.

Der Pantheismus betrachtet die Welt als das Eine unendliche von Ewigkeit her vorhandene Wesen, außer welchem Nichts existiren kann. Dieses Wesen hat seinen Grund in sich selbst und bestimmt sich selbst. Sämmtliche Theile der Welt sind nur Lebenserscheinungen dieses Wesens; die Welt selbst, soferne sie durch den Wandel der Erscheinungen hindurch als Ein Wesen beharrt, ist also Gott.

Der Theismus, so weit er seinen Glauben wissenschaftlich ausgesprochen hat, stellt dieser Ansicht die Annahme eines vor und außer der Welt und unabhängig von ihr eristirenden Gottes entgegen, welcher vermöge seiner Allmacht aus freiem Willen die Welt geschaffen habe und erhalte.

Der Pantheismus hat bis zur Stunde niemals das menschliche Herz, der Theismus niemals die menschliche Vernunft zu befriedigen vermocht.

Wir erläutern diesen Saz, indem wir zuerst das pantheistische System einer moralischen, dann das theistische System einer geistigen Prüfung unterwerfen.

II. Moralische Mängel des Pantheismus.

1. Drientalischer Pantheismus. Krankhafte Neligiofität. Der Pantheismus ist in der Menschheit in zwei Formen verbreitet, in der orientalischen und in der occidentalen.

Der orientalische Pantheismus, dessen vollkommenster Ausdruck das in Indien entsprungene buddhistische Philosophem ist, hält die Welt, wie sie vorliegt, für den blos momentanen Durchgang Gottes zum Seyn. Die Materie mit der Vielheit ihrer Erscheinungen, der Einzeleristenzen, ist ihm Nichts als die vorübergehende Form, unter welcher der Geist, der die Wesenheit aller Dinge ausmacht, seiner Vollendung zugeht. Nicht blos die Einzeleristenzen, in welchen das Werden wechselnd zu Tage tritt, sondern die gesammte Entwickelung des Werdens, die Welt selbst, ist endlich, d. h. sie wird ihr Ende erreichen, indem sie sich mittelst steigender Verflüchtigung der Materie auflöst in Ein rein geistiges, allgemeines, unendliches Seyn. Erst wenn diese Auflösung vollzogen seyn wird, hat der Geist das Ziel seiner Entwickelung erreicht, oder, mit andern Worten, ist Gott er selbst geworden. Dann sind die Einzelexistenzen für immer in ihm aufgegangen, dann gibt es nur mehr den Einen, von unserem täuschenden Gesichtspunkt aus nichtseyenden, in der That aber allein wahrhaft seyenden Geist.

Der Einzelne hat in dieser Philosophie Nichts zu thun, als seine Existenz in ihrer Nichtigkeit zu erkennen und sich während dieses Lebens durch Abziehung von der Außenwelt in die Ruhe des Geistes zu versenken, welche die ewige Ruhe in Gott, die Auflösung ins allgemeine Sehn, vorbereitet. Da das endliche Werden von seinem Beginn bis zu seinem Ende als eine Stufenreihe verschiedener Entwickelungen gedacht wird, in welchen der Verflüchtigungsproceß der Materie sich steigend vollzieht, so ist auch in dieser Anschauung eine persönliche Unsterblichkeit gegeben, aber nur eine temporäre. Die Persönlichkeit des Einzelnen wird in den verschiedenen Entwickelungsphasen der Welt auf verschiedene Weise verkörpert, und zwar um so geistiger, je mehr sie während ihres vorhergehenden Lebens dem Geiste, um so materieller, je mehr sie der Materie gelebt hat, bis sie sich in der lezten Phase der Welt vollständig und bleibend in Gott auflöst.

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Dieses System ist, wie man sieht, Pantheismus (Gott= All-Glaube) im strengsten Sinn die einzige Art von Pantheismus, welche diesen Namen wirklich verdient. Wir leben jezt im Werden, aber dieses ganze Leben ist nur Schein; das einzige wirkliche Seyn ist Gott allein und Gott Alles in Allem.

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Die Welt ist nur die täuschende Gestalt, worein sich der werdende Gott während seiner Selbstentwickelung kleidet, um das Ziel derselben seine Vollendung zu erreichen. Dieses System kennt keinen Gott, der vor dem Anfang der Welt als ihr Schöpfer steht, aber es kennt auch keine Welt als solche, sondern nur Gott - als das Ende der Welt.

Obwohl dieses System in Europa niemals systematisch durchgeführt worden ist, so verdient es doch unsere besondere Beachtung, weil es in seinem Grundcharakter in der unbedingten bis zur Vernichtung der Persönlichkeit gesteigerten Hingabe des endlichen Seyns ans unendliche den schärfsten Ausdruck einer gemüthlichen Anschauung bildet, welche unbewußt auch bei den europäischen Pantheisten vorwaltet, wenn ihnen der Pantheismus wirklich Herzenssache ist, mögen sie in blos logischer Beziehung mit der buddhistischen Endlichkeit des Werdens noch so wenig einverstanden seyn.

Wenn der Pantheismus der Irreligiosität beschuldigt wird, so ist es ihm von diesem Standpunkte aus nicht schwer, die Beschuldigung abzuweisen. Der Einzelne leistet hier unbeding= ten Verzicht auf sich selbst. Er kennt nur Gott, dem er sich während des Lebens durch Ueberwindung der Materie („des Fleisches") hingibt und in den er sich durch eine Reihe von Incarnationen hindurch endlich bleibend auflöst, ohne an die Erhaltung seiner Persönlichkeit zu denken. Weit entfernt, sich irreligiös zu fühlen, findet der Pantheist dieser Klasse eine gewisse Irreligiosität vielmehr in dem System des Theismus, welcher dem allgemeinen Seyn nur deßhalb eine Eristenz außer= halb des besondern Seyns zuschreibe, um das Besondere als solches zu retten, und dadurch den Kern aller Moral, die Aufopferung des Besondern an das Allgemeine, preisgebe.

Wer Schleiermacher's Reden über die Religion" mit Aufmerksamkeit gelesen hat, wird darin diese Vorwürfe gegen den Theismus ausgesprochen finden. Nur der Pantheist, meint Schleiermacher, handle nach dem Spruch Chrifti: „Wer sein

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