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Wenn der Ursprung des Bösen, in das ich in unbe„greiflicher Weise gebannt bin, in der Endlichkeit liegt, so „bleibt mir nur Eins: mich der Endlichkeit so vollkommen „als möglich zu entäußern. Fort also mit dem Fleisch, mit „der Natur, mit der Welt; nur die Flucht aus der Welt kann „mich retten."

Jedermann weiß, welche Verheerungen diese Ansicht unter den Katholiken als krankhaftes Mönchthum, unter den Protestanten als „Pietismus“ angerichtet hat und noch anrichtet. Es sind die Spiritualisten des Theismus, die auf anderm Wege zu dem nämlichen Resultate kommen, wie innerhalb des Pantheismus die Buddhisten: zur Ertödtung der Natur.

Allerdings geht jede Religion schon als solche von der Ueberzeugung aus, daß wir auf dieser Erde Gäste sind, d. h. daß dieses Leben nicht Alleinzweck, sondern zugleich Durchgangspunkt zu einem höhern ist. Es ist jedoch ein großer Unterschied, ob ich mir die Zeitlichkeit dieses Lebens als einen Theil der Ewigkeit, oder mit dem Theismus als das Gegentheil der Ewigkeit denke; ob sie mir als Quelle des Uebels nur gilt, sofern sie mir durch meine Schuld zum Uebel werden kann, oder ob sie mir so gilt, weil sie an sich vom Uebel ist.

Im ersten Fall hat das zeitliche Leben einen hohen Zweck in sich selbst. Was ich hier thue, ist ein Stück der Ewigkeit und das wahre Leben besteht gerade darin, das Zeitliche als Ewiges auszuwirken. Im zweiten Fall ist das zeitliche Leben nur eine Strafe, ein „Kerker“ ein „Jammerthal".

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Die lezte Anschauung vernichtet das zeitliche Leben; die erstere läutert es nur. Wir dürfen uns daher nicht

wundern, daß ein Mann, wie Lessing, der vom lebendigsten Gefühl des Theismus durchdrungen war, gleichwohl geradezu den Wunsch aussprach, die Menschen möchten sich nicht mehr um's Jenseits, sondern um's Diesseits bekümmern; daß ein Dichter, wie Göthe, der selbst an die Unsterblichkeit glaubte, seinen Faust mit den Worten enden läßt:

Thor, wer dorthin die Augen blinzend richtet,
Sich über Wolken seines Gleichen dichtet;
Er stehe fest und sehe hier sich um,

Dem Tüchtigen ist diese Welt nicht stumm;

daß endlich tausend Talente der Literatur sich der griechischen Anschauung zugewendet haben, weil sie das „Fleisch“ in seinem Rechte anerkennt. Wenn das Fleisch an sich böse ist, so ist es um Kunst und Wissenschaft, um geselligen und materiellen Fortschritt, um Alles, was das Leben als solches des Lebens werth macht, geschehen. Selbst die Feuerbach'sche Anschauung hat, sofern sie im Gegensaß dazu den Menschen antreibt, durch allseitigen Gebrauch seiner Kräfte auf sich stehen zu lernen, ein tiefbegründetes Recht. Wenn Gott, rein zeitlos, uns in die Zeit, als das Gegentheil seines und unsers wahren Wesens, nur zur Probe hineingestellt hat, so ist die Entwickelung unserer zeitlichen Kräfte unnüß und selbst gefährlich. Wir sind dann einfach auf die Rückkehr zu ihm angewiesen und haben sie nach Kräften zu erstreben. Ist dagegen die Zeitlichkeit selbst ein Moment der Ewigkeit und muß als solcher erfaßt werden, dann heißt es seine Kräfte brauchen, mündig werden, sich selbst leiten und helfen, statt sich blos vom Himmel helfen zu lassen.

Feuerbach ist absurd, wenn er behauptet, der Glaube an's Jenseits mache den Gebrauch des Diesseits unmöglich; er würde aber Recht gehabt haben, diese Wirkung dem Glauben an die radikale Verdorbenheit des Diesseits zuzuschreiben, weil derselbe das diesseitige Leben als Selbstzweck_aufhebt.*)

Der wissenschaftliche Theismus hat diese aus seinem System hervorgegangene Verirrung niemals anerkannt; wie denn das Christenthum selbst, wenigstens das katholische, den Sah, daß die Materie an sich fündlich sey, jederzeit als kezerisch verpönt hat.

Sie geht auch in der That nicht nothwendig aus seinem System hervor, so wenig, als aus dem pantheistischen nothwendig die Immoralität hervorgeht. Aber er kann sie auch nicht mit logischer Nothwendigkeit abschneiden, so wenig als das Leztere die Immoralität; weil er außer Stand ist, das Böse im Princip zu erklären.

*) Wir sind weit entfernt, mit dem Obigen jede Weltflucht als Folge jener falschen Anschauung bezeichnen zu wollen. Es wird immer Menschen geben, welche, vermöge ihrer besondern Organisation, das Leben nur wie eine Vorschule des Todes aufzufassen und ihre eigenthümlichen Kräfte nur zu brauchen vermögen, wenn sie sie zur Beschauung concentriren. Auch das Mönchthum ist bis auf einen gewissen Grad in der Natur begründet und wird unter dieser oder jener Form bleiben, so lange es Menschen gibt. Wer aber auf Grund einer solchen individualen Neigung über den Selbstwerth des Lebens an sich absprechen und einen besondern Maßstab zum Gesez für Alle erheben wollte, würde niemals ein wahrer Mensch seyn.

2. Der Teufelsglaube.

Das moralische Bedürfniß des Menschen, dieser Frage auf den Grund zu kommen, ist indessen so tief, daß er, wenn man ihm Eine Erklärung abschneidet, sofort eine andere sucht. Wenn die Endlichkeit das Werk eines vollkommenen und nur Vollkommenes schaffenden Gottes ist, so kann das Böse freilich nicht in der Endlichkeit liegen. Wenn es aber nicht in ihr liegt, so muß es einen außerendlichen, vorweltlichen Ursprung haben. Unvermögend, in Gott selbst diesen Ursprung zu fin= den, d. h. in Gott selbst einen Gegensaß zu denken, der das Böse innerhalb der Schöpfung erklären würde, ohne Gott selbst böse zu machen, stellt daher der Mensch das Böse dem Schöpfer als ein eigenes und wie er selbst vorweltliches We= sen gegenüber. Wir stehen hier vor einer neuen Verirrung, der folgenschwersten von allen vor dem Glauben an den Teufel als reale, von Gott mehr oder minder unabhängige, Person.

Bekanntlich ist die altpersische Religion, welche, in der Mitte zwischen dem theistischen und dem pantheistischen Völkergebiet entstanden, auf beide Gebiete einen großen mittelbaren Einfluß ausgeübt hat, die einzige gewesen, die diesen Glau= ben zum förmlichen System erhob, indem sie den guten Gott, Ormuz, und den bösen Gott, Ahriman, als zwei ebenbürtige Wesen einander gegenüberstellte. Aber auch in den drei großen theistischen Religionen stehen sich Gott und Teufel, obwohl in anderer Form, doch dem Wesen nach als zwei Prinzipien, wie Ormuz und Ahriman entgegen. Der Teufel ist für den Juden, Christen und Muhamedaner freilich nur ein Geschöpf, aber es ist das erstgeschaffene und vornehmste

aller Geschöpfe, eine ungeheure, vor aller Schöpfung gewesene Macht, welcher Gott aus unbekannten Gründen von Anfang an die Hälfte seiner Weltherrschaft abgetreten hat.

Der aufgeklärte Theist sieht mit Verachtung auf den Vorschub herab, welchen die Orthodorie innerhalb aller theistischen Religionen dieser populären Vorstellung leistet. Er vergißt, daß der Teufelsglaube Nichts ist, als der nothgedrungene, pla= stische Versuch des menschlichen Gemüths, sich ein Räthsel zu erklären, über welches weder Wissenschaft, noch Kirche Aufschluß geben. Der Mensch ist, wenn ihm ein Räthsel vorliegt, von Natur eher geneigt, nach einer falschen Lösung zu greifen, als sich bei dem Mangel jeder Lösung zu beruhigen. Die Orthodorie handelt daher in ihrer Weise immer noch naturgemäßer, als der gewöhnliche Rationalismus, der das Räthsel einfach ignorirt.*)

*) Der orthodore Theismus kann, wenn er auch wollte, das Räthsel nicht ignoriren, weil er schon vermöge seiner Stellung als kirchlicher Leiter des Volks genöthigt ist, auf die gemüthlichen Bedürfnisse des Volkes einzugehen. Er muß also eine Lösung geben, und da er muß, bleibt ihm kein anderer Ausweg, als der Dualismus der zwei Principien in gemilderter Form, da die bisherigen Versuche, den Gegensaß als Gegensah in Gott selbst zu erklären, dem religiösen Gottesbegriffe widersprechen. Verschiedene christliche Mystiker haben bekanntlich jene Erklärung gewagt, indem sie in Gott außer seiner eigentlichen Wesenheit, dem Geist, die Materie als „dunkeln Urgrund" seßten und daraus das Böse ableiteten. Die Kirche konnte sich damit niemals befreunden, theils weil die Vorstellung einer Materialität, die den Grund Gottes bil

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