XIII Wenn ich schließlich Ihrer freundlichen Einladung zu persönlicher Annäherung für jeßt nicht durch Namensnennung Folge geben kann, so ersuche ich Sie, dies nicht einem persönlichen Motiv, sondern nur den mit der Anonymität verknüpften objektiven Gründen zuschreiben zu wollen. Zu brieflichem Verkehr werden Sie mich einstweilen stets bereit finden. Den 4. April 1856. Hochachtungsvoll der Herausgeber der,,Kritik des Gottesbegriffs". Fürs Zweite. Es sind schon einzelne Leser der Schrift zu der Vermuthung gekommen, daß diese Kritik, welche die Mängel in dem bisherigen pantheistischen und in dem bisherigen theistischen Gottesbegriff offen legt, von einer noch unbekannten und auch in dieser Schrift nicht ausgesprochenen Weltanschauung aus unternommen worden sey. Diese Vermuthung ist nicht ungegründet. Derselbe Autor, welcher zu der „Kritik“ den Anstoß gegeben und ihren Gang bestimmt hat, ist nach einem schweren auf dieses Endziel gerichteten Leben zu der logischen Begründung und Reinigung der Vorstellung von Gott und Welt endlich durchgedrungen. Wir dürfen daher nunmehr die Versicherung aussprechen, daß dem= nächst die positive Darstellung seiner Wissenschaft eben= falls veröffentlicht werde. Seinem Wunsche gemäß soll die Anonymität für einmal noch fortdauern, damit die Prüfung der Leser von Vorurtheilen der Partei oder über die Person möglichst frei erhalten bleibe und die Wahrheit, um die allein es sich handelt, desto offeneren Eingang finde. II. Moralische Mängel des Pantheismus. 1. Orientalischer Pantheismus. Krankhafte Religiosität 2. Europäischer Pantheismus. Atheismus. Gefahren für die Praris III. Geistige Fehler des Theismus. 1. Die versuchten Beweise für das Daseyn Gottes 2. Gott im Verhältniß zu Raum und Zeit 3. Auffassung der Persönlichkeit Gottes 4. Persönliche Eigenschaften Gottes. Die Dreieinigkeitslehre IV. Geistige Fehler des Pantheismus. Seite 1 11 1. Das Ende der Welt nach der Buddhistischen Auffassung 43 schen Pantheismus 44 V. Moralische Mängel des Theismus. 1. Verhältniß zum Bösen. Die göttliche Gerechtigkeit und die des Theismus. 2. Der Teufelsglaube 3. Verhältniß Gottes zur Natur Geite 48 60 63 5. Der moralische Beweis für das Daseyn Gottes. Die Macht I. Die Grundanschauungen innerhalb der verschiedenen Weltansichten. Die Zahl und Mannigfaltigkeit der gegenwärtig verbreiteten Weltansichten ist so groß, daß es dem prüfenden Blick anfangs kaum möglich scheint, dieselben übersichtlich zu ordnen. Doch findet man unter ihnen gewisse Irrthümer, welche dem Bedürfniß, aus dem die Spekulation überhaupt, d. h. das Nachdenken des Menschen über den Zusammenhang der Dinge entspringt, so sehr widersprechen, daß sie troß vorübergehenden Aufsehens niemals in der Menschheit Wurzel faffen können. Wenn ein Mensch sich vorstellen will, daß Alles, was eristirt, nur eine zufällige Zusammenwürfelung und Mischung von einer zahllosen Menge materieller Substanzen sey, so kann man ihm das nicht verwehren, aber ein solcher Mensch spe= kulirt nicht, denn spekuliren heißt: einen innern Zusammenhang suchen. Ebenso wenn ein Mensch der Ansicht ist, daß die ganze Außenwelt, sein Körper inbegriffen, den er sieht und betastet, blos eine subjektive Vorspiegelung seiner Denkkraft sey, ohne jede Realität, so kann man ihm auch das nicht wehren, aber auch ein solcher Mensch spekulirt nicht wirklich, denn das innere |