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in dieser einen Verwendung, die allerdings pronominalen Ursprungs sein könnte, erhalten hat, so finde ich keine Erklärung, warum gerade dieses eine semitische Wort sich in dieser Weise sumerischer Ausdrucksart angeschlossen haben sollte. Eher noch liesse sich -ma erklären, wenn es tatsächlich ein sumerisches Lehnwort wäre. Aber 5 ein Wort, mit dem man es zusammenstellen könnte, gibt es im Sumerischen nicht. Alle diese Bedenken dürften dazu führen, in maSätzen keine Nebensätze, sondern koordinierte Hauptsätze zu erkennen. Dann ist aber die Übersetzung und dann“ usw. gerechtfertigt.

MÜLLERS Erklärung ist demgemäss logisch durchaus richtig; 10 damit ist jedoch noch nicht gesagt, dass sie auch grammatisch* richtig sei. Denn die Syntax, in welche diese Frage doch gehört, muss durchaus auf psychologische Grundlage gestellt werden. Nicht logische Verhältnisse gilt es zu erforschen, sondern es muss untersucht werden, wie sich logische Verhältnisse in der Psyche des be- 15 treffenden Volkes abspiegeln. Dass der Babylonier solche Sätze mit -ma nicht als Nebensätze, wie es unsere Sätze mit „nachdem“, „,da“, usw. sind, aufgefasst hat, geht auch daraus hervor, dass er Sätze, die genannten Sätzen im Deutschen entsprechen, ganz nach dem gewöhnlichen Schema der Nebensätze mit den präpositionalen Subjunktionen ** aššum, ultu usw. bilden konnte. Wie konnte endlich -ma sich zu völlig bedeutungslosem „und“ abschleifen, wenn es ursprünglich zu einem Nebensatz gehörte? Das ist aber in späterer Zeit wiederholt zu belegen: -ma steht völlig bedeutungslos zwischen zwei durchaus gleichwertigen Sätzen. Man vergleiche z. B. die folgende Stelle im 25 TAYLOR-Prisma Sanheribs (IV, 42):

ellateša usappih-ma uparrir puḥuršu.

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Hier haben wir einen vollkommenen parallelismus membrorum; das -ma hätte ebensogut fehlen können. Wie will man hier mit einem Nebensatze auskommen? Ich halte es doch für das Allereinfachste 30 anzunehmen, dass der ursprüngliche Sinn von -ma „,und dann" sich hier zu blossem „und" abgeschwächt habe.

Dass -ma sumerischem ša*** zu entsprechen pflegt, kann weder für die eine noch für die andere Behauptung angeführt werden. Beide sind ganz verschiedene Wörter und auch in ihrer Grundbedeutung 35 keineswegs identisch. Während -ma „und dann“ bedeutet, ist ša eine richtige präpositive Subjunktion, die ungefährt unserem „nachdem“, „da" usw. entspricht.

*So ZIMMERN, a. a. O.

**So sollte man unterordnende Redeteile wie ultu nennen im Gegensatz zu nebenordnenden Konjunktionen wie û. *** MÜLLER, a. a. O., S. 256f. Doch kann sa bekanntlich auch Imperative einander unterordnen und weicht insofern von indogermanischem Sprachgebrauch ab.

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Logisch hat, wie schon gesagt, MÜLLER durchaus das Richtige mit seinen Übersetzungen getroffen; nur sind diese keine wörtlichen, dem Original entsprechenden Wiedergaben, wie er sie sonst zu geben pflegt, sondern freiere, elegantere Übertragungen in unsere Denk

formen.

Wenden wir uns zu der zweiten Frage: ist -ma „und dann“ mit hervorhebendem -ma identisch oder nicht? Dass es ein solches -ma, das nie mit „nachdem“, „weil" usw. übersetzt werden kann, gibt, ist zweifellos; vgl. bitiktum ša irrišim-ma (Hamm. Ges. A. XIII 46) u. a. Besonders findet es sich auch bei Wörtern, die in sich selbst eine 10 Hervorhebung einschliessen wie šanumma „ein anderer".* Da die Tatsache des Vorhandenseins eines hervorhebenden -ma, das ziemlich genau griechischem 7 entspricht, wohl von niemand geleugnet wird, bedarf es hier keiner weiteren Beispiele.

Bei Annahme von MÜLLERS These ist es von vornherein aus15 geschlossen, einen Zusammenhang beider Wörter nachweisen zu können, und doch wird man nicht ohne weiteres einen solchen Zusammenhang ablehnen dürfen. Wenn zwei Wörter ihrer Form und ihrem ganzen Wesen nach identisch sind, wird man doch wohl wenigstens versuchen müssen, sie in eine nähere Verbindung zu bringen. Ja, in 20 einzelnen Fällen ist es sehr schwer zu sagen, ob hervorhebendes -ma oder konsekutives verbales -ma*** vorliegt. Dass dieses konsekutive verbale ma nichts weiter ist als hervorhebendes -ma, wird man mit Sicherheit annehmen dürfen. Im Denken des Babyloniers war nämlich das erste Verb, zu dem etwas darauf Erwähntes in zeitlichem 25 oder gedanklichem Zusammenhange stand, die Hauptsache; es wurde als temporales oder kausales Antecedens besonders betont. Wir können diese Auffassung bei Übersetzungen ins Deutsche nicht gut dem Original entsprechend wiedergeben, kommen ihr aber verhältnismässig am nächsten, wenn wir das mit -ma versehene Verb als Haupt30 verb übersetzen, den folgenden Satz jedoch als Nebensatz, also gerade umgekehrt, als es MÜLLER tut. Wörtlich wäre eine solche Übersetzung allerdings auch nicht, sie käme jedoch der babylonischen

* [Vgl. arab. pls lo ∞ ġ in jedem Jahre (WRIGHT-De Goeje, vol. II, p. 224,

لايا ما .D) &c

nur mit grosser Mühe &c.; siehe Critical Notes on Proverbs (SBOT) p. 67, 1. 44; auch AJSL 19,

.(מה תחזו zu Cant. 7, I)

P. H.]

**Beide bewirken bekanntlich Akzentrückgang! ***Man beachte auch Stellen, wo -ma am Verbum einen ganzen Abschnitt beendigt. Ich sehe nicht, wie man hier mit MÜLLERS Erklärung auskommt. Vgl. Sanh. V, 4 arkišū ... aḥušu... ina kussišā ûšib-ma; folgt: ina samânê girrija usw. Hier kann šibma in keiner Weise zum folgenden gezogen werden; ma ist also lediglich hervorhebender Natur.

Vorstellung näher als MÜLLERS Wiedergabe derartiger Sätze. Dass die babylonische Denkweise, der zufolge man die Anfangshandlung als Haupthandlung den von ihr abgeleiteten Handlungen oder Geschehnissen gegenüberstellt, nicht so ganz vereinzelt im Denken der Völker ist, beweist zur Genüge die Syntax der indogermanischen 5 Sprachen: man denke an das Lateinische, das so gern den zeitlich oder logisch folgenden Satz unterordnet (qua de causa, quare, ut cons, usw.) oder an das Griechische (TE); auch im Deutschen finden wir solche Ausdrucksweisen nicht gerade selten (worauf, weshalb Es kommt eben logisch auf dasselbe hinaus, ob ich von zwei Hand- 10 lungen die zweite als Folge der ersten bezeichne oder die erste als Grund der zweiten. Sätze, wie aptêma bît nişirtišu, kaspu huràṣu... ušeṣamma šallatiš amnu lassen sich nach obigem logisch ebensogut erklären, wie nach MÜLLERS Auffassung.. Auch Stellen wie Asurbanipal, Rassam-Cyl. II, 97: nibit šumija ina šutti ušabrišûma "Ašur 15 bânûa, umma usw. erklären sich dann ganz einfach: hier wird das Verb für sich hervorgehoben, da ja keine Folge unmittelbar hernach angegeben wird, der gegenüber es als Antecedens einer besonderen Hervorhebung bedarf. Mit nachdem" würde man hier nur unter Annahme einer Ellipse („sagte er“) auskommen können.

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Aus allem dürfte sich ergeben, dass -ma keine eigentliche Konjunktion wie „und“ usw. ist, sondern lediglich eine Partikel; die eigentliche Verbindung der Sätze kommt dabei nicht zum Ausdruck. So pflegt bei Handlungen, die völlig gleichartig nebeneinander stehen, weder -ma noch sonst irgend etwas zwischen die beiden Verba zu 25 treten: sie werden konjunktionslos nebeneinander gereiht. Dass i zwischen Verben nicht deutschem ,,und" entspricht, hat MÜLLER* (S. 246f.) bewiesen. Auch zwischen Nominibus wird ù ursprünglich nicht blossem „und", sondern und auch" entsprochen haben; die Grundbedeutung von i wird demnach in jedem Falle „auch" sein. Auch 30 beim Nomen usw. wird es das Ursprüngliche sein, dass Wörter, die völlig gleichstufig waren, einfach nebeneinander gereiht wurden, wie in bêl šamê irșitim Herr von Himmel (und) Erde“. Nur wenn das zweite Glied besonders hervorgehoben werden sollte, trat û „auch“ vor dasselbe. Da bei nominalen Verbindungen kein grosser Unter- 35 schied zwischen undund und auch" vorhanden ist, so ist es begreiflich, dass hier die ursprüngliche Unterscheidung nur noch schwer nachzuweisen ist. Dass aber auch hier einmal die einfache Verbindung durch blosse Anreihung geschah, während û das zweite Glied stärker hervorhob, wird man im Hinblick auf das Verb als sicher an- 40 nehmen dürfen.

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