Horchet! horcht! dem Sturm der Horen Tönend wird für Geistes - Ohren Schon der neue Tag geboren. Felsenthore knarren rafselnd, Phöbus' Räder rollen praffelnd; Welch Getöse bringt das Licht! Es trommetet, es posaunet, Auge blinzt und Ohr erstaunet, Unerhörtes hört sie nicht. Schlüpfet zu den Blumenkronen, Tiefer, tiefer, still zu wohnen, In die Felsen, unters Laub; Trifft es euch, so send ihr taub.
Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig, Aetherische Dämmrung milde zu begrüßen; Du Erde warst auch diese Nacht beständig, Und athmest neu erquickt zu meinen Füßen, Beginnest schon mit Lust mich zu umgeben, Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen, Zum höchsten Daseyn immerfort zu streben. In Dämmerschein liegt schon die Welt erschlossen, Der Wald ertönt von tausendstimmigem Leben, Thal aus, Thal ein ist Nebelstreif ergoffen; Doch senkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen, Und Zweig und Aeste, frisch erquickt, entsproffen Dem duft'gen Abgrund, wo versenkt sie schliefen; Auch Farb' an Farbe klärt sich los vom Grunde, Wo Blum' und Blatt von Zitterperle triefen; Ein Paradies wird um mich her die Runde.
Hinaufgeschaut! Der Berge Gipfelriesen Verkünden schon die feierlichste Stunde; Sie dürfen früh des ewigen Lichts genießen, Das später sich zu uns hernieder wendet. Jezt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen
Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet, Und stufenweis herab ist es gelungen;
und, leider! schon geblendet,
Fehr' ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.
So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen, Erfüllungspforten findet flügeloffen;
Nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen Ein Flammen - Nebermaß, wir stehn betroffen; Des Lebens Fackel wollten wir entzünden, Ein Feuermeer umschlingt uns, welch ein Feuer! Ist's Lieb'? Ist's Haß? die glühend uns umwinden, Mit Schmerz und Freuden wechselnd ungeheuer, So daß wir wieder nach der Erde blicken, Zu bergen uns in jugendlichstem Schleier.
So bleibe denn die Sonne mir im Rücken! Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend, Ihn schau' ich an mit wachsendem Entzücken. Von Sturz zu Sturzen wälzt er jezt in tausend, Dann aber tausend Strömen sich ergießend, Hoch in die Lüfte Schaum an Schäume sausend. Allein wie herrlich diesem Sturm ersprießend, Wölbt sich des bunten Bogens Wechsel - Dauer, Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend, Umher verbreitend duftig kühle Schauer! Der spiegelt ab das menschliche Bestreben. Ihm finne nach, und du begreifst genauer: Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.
Kaiserliche Pfalz.
Saal des Thrones.
Staatsrath in Erwartung des Kaisers.
Hofgesinde aller Art, prächtig gekleidet, tritt ein.
Der Kaiser gelangt auf den Thron; zu seiner Rechten der Astrolog.
Ich grüße die Getreuen, Lieben, Versammelt aus der Näh' und Weite; Den Weisen seh' ich mir zur Seite, Allein wo ist der Narr geblieben?
Gleich hinter deiner Mantel-Schleppe Stürzt' er zusammen auf der Treppe, Man trug hinweg das Fett-Gewicht, Todt oder trunken? weiß man nicht.
Bweiter Junker.
Sogleich mit wunderbarer Schnelle Drängt sich ein andrer an die Stelle; Gar föstlich ist er aufgeput,
Doch fragenhaft, daß jeder stukt; Die Wache hält ihm an der Schwelle Kreuzweis die Hellebarden vor Da ist er doch, der kühne Thor!
Mephistopheles
(am Throne knieend).
Was ist verwünscht und stets willkommen?
Was ist ersehnt und stets verjagt?
Was immerfort in Schuh genommen? Was hart gescholten und verklagt? Wen darfst du nicht herbeiberufen? Wen höret jeder gern genannt?
Was naht sich deines Thrones Stufen? Was hat sich selbst hinweggebannt?
Für dießmal spare deine Worte!
Hier sind die Räthsel nicht am Orte, Das ist die Sache dieser Herrn.
Da löse du! das hört' ich gern.
Mein alter Narr ging, fürcht' ich, weit ins Weite; Nimm seinen Plah und komm an meine Seite.
Mephistopheles
(fteigt hinauf und stellt sich zur Linken).
Gemurmel der Menge.
Wo kommt er her? Wie kam er ein?
Und also, ihr Getreuen, Lieben,
Willkommen in der Näh' und Ferne!
Ihr sammelt euch mit günstigem Sterne; Da droben ist uns Glück und Heil geschrieben.
Doch sagt, warum in diesen Tagen, Wo wir der Sorgen uns entschlagen, Schönbärte mummenschänzlich tragen Und Heitres nur genießen wollten,
Warum wir uns rathschlagend quälen sollten? Doch weil ihr meint, es ging' nicht anders an, Geschehen ist's, so seh's gethan!
Die höchste Tugend, wie ein Heiligen-Schein, Umgiebt des Kaisers Haupt; nur er allein Vermag fie gültig auszuüben:
Was alle Menschen lieben, Was alle fordern, wünschen, schwer entbehren, Es liegt an ihm, dem Volk es zu gewähren. Doch ach! was hilft dem Menschengeist Verstand, Dem Herzen Güte, Willigkeit der Hand, Wenn's fieberhaft durchaus im Staate wüthet, Und Uebel sich in Nebeln überbrütet?
Wer schaut hinab von diesem hohen Raum
Ins weite Reich, ihm scheint's ein schwerer Traum, Wo Mißgestalt in Mißgestalten schaltet,
Das Ungesetz gefeßlich überwaltet,
Und eine Welt des Irrthums sich entfaltet.
Der raubt sich Heerden, der ein Weib, Kelch, Kreuz und Leuchter vom Altare, Berühmt sich dessen manche Jahre Mit heiler Haut, mit unverleztem Leib. Jezt drängen Kläger sich zur Halle, Der Richter prunkt auf hohem Pfühl; Indessen wogt, in grimmigem Schwalle, Des Aufruhrs wachsendes Gewühl.
Der darf auf Schand' und Frevel pochen, Der auf Mitschuldigste sich stüßt, Und: Schuldig! hörst du ausgesprochen, Wo Unschuld nur sich selber schüßt. So will sich alle Welt zerstückeln, Vernichtigen, was sich gebührt; Wie soll sich da der Sinn entwickeln, Der einzig uns zum Rechten führt ? Zulegt ein wohlgefinnter Mann
Reigt sich dem Schmeichler, dem Bestecher; Ein Richter, der nicht strafen kann, Gesellt sich endlich zum Verbrecher.
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