Bist du Baucis, die, geschäftig, Halberstorbnen Mund erquickt?
(Der Gatte tritt auf.)
Du Philemon, der, so kräftig, Meinen Schatz der Fluth entrückt? Eure Flammen rafchen Feuers, Eures Glöckchens Silberlaut, Jenes grausen Abenteuers Lösung war euch anvertraut. Und nun laßt hervor mich treten, Schaun das gränzenlose Meer; Laßt mich knieen, laßt mich beten! Mich bedrängt die Brust so sehr.
(Er schreitet vorwärts auf der Düne.) Philemon (zu Baucis).
Eile nur den Tisch zu decken, Wo's im Gärtchen munter blüht. Laß ihn rennen, ihn erschrecken! Denn er glaubt nicht, was er sieht.
(neben dem Wanderer stehend).
Das euch grimmig mißgehandelt, Wog' auf Woge schäumend wild, Seht als Garten ihr behandelt, Seht ein paradiesisch Bild. Aelter, war ich nicht zu Handen, Hülfreich nicht, wie sonst, bereit; Und, wie meine Kräfte schwanden, War auch schon die Woge weit. Kluger Herren kühne Knechte Gruben Gräben, dämmten ein, Schmälerten des Meeres Rechte, Herrn an seiner Statt zu seyn. Schaue grüßend Wies' an Wiese, Anger, Garten, Dorf und Wald! Komm nun aber und genieße, • Denn die Soune scheidet bald.
Dort im Fernsten ziehen Segel, Suchen nächtlich sichern Port Kennen doch ihr Nest die Vögel Denn jezt ist der Hafen dort. So erblichst du in der Weite Erst des Meeres blauen Saum, Rechts und links, in aller Breite Dichtgedrängt bewohnten Raum.
Im Gärtchen.
(Am Tische zu drei.)
Baucis (zum Fremdling).
Bleibst du stumm? und keinen Bissen Bringst du zum verlechzten Mund? Philemon.
Möcht' er doch vom Wunder wissen: Sprichst so gerne, thu's ihm kund.
Wohl! ein Wunder ist's gewesen! Läßt mich heut noch nicht in Ruh; Denn es ging das ganze Wesen Nicht mit rechten Dingen zu.
Kann der Kaiser sich verfündigen, Der das Ufer ihm verliehn? That's ein Herold nicht verkündigen Schmetternd im Vorüberziehn? Nicht entfernt von unsern Dünen Ward der erste Fuß gefaßt,
Zelte, Hütten! Doch im Grünen Richtet bald sich ein Palast.
Tags umsonst die Knechte lärmten, Hack' und Schaufel, Schlag um Schlag; Wo die Flämmchen nächtig schwärmten, Stand ein Damm den andern Tag.
Menschenopfer mußten bluten, Nachts erscholl des Jammers Qual; Meerab flossen Feuergluthen, Morgens war es ein Canal. Gottlos ist er, ihn gelüftet
Unfre Hütte, unser Hain; Wie er sich als Nachbar brüstet, Soll man unterthänig seyn.
Weiter Ziergarten, großer gradgeführter Canal.
Faust im höchsten Alter wandelnd, nachdenkend.
Lynceus der Thürmer
Die Sonne finkt, die lehten Schiffe,
Sie ziehen munter hafenein.
Ein großer Kahn ist im Begriffe,
Auf dem Canale hier zu seyn. Die bunten Wimpel wehen fröhlich, Die starren Masten stehn bereit; In dir preist sich der Bootsmann selig, Dich grüßt das Glück zur höchsten Zeit.
(Das Glöckchen läutet auf der Düne.)
Verdammtes Läuten! Allzuschändlich Verwundet's, wie ein tückischer Schuß; Vor Augen ist mein Reich unendlich, Im Rücken neckt mich der Verdruß, Erinnert mich durch neidische Laute: Mein Hochbefiz, er ist nicht rein; Der Lindenraum, die braune Baute, Das morsche Kirchlein ist nicht mein. Und wünscht' ich dort mich zu erholen, Vor fremden Schatten schaudert mir, Ist Dorn den Augen, Dorn den Sohlen O! wär' ich weit hinweg von hier!
Wie segelt froh der bunte Kahn
Mit frischem Abendwind heran!
Wie thürmt sich sein behender Lauf
In Kisten, Kasten, Säcken auf!
(Prächtiger Kahn, reich und bunt beladen mit Erzeugnissen fremder
Mephistopheles. Die drei gewaltigen Gefellen.
Chorus.
Da landen wir,
Da sind wir schon.
Glück an dem Herren,
Dem Patron!
(Sie steigen aus, die Güter werden ans Land geschafft.)
So haben wir uns wohl erprobt, Vergnügt, wenn der Patron es lobt. Nur mit zwei Schiffen ging es fort, Mit zwanzig sind wir nun im Port. Was große Dinge wir gethan, Das sieht man unsrer Ladung an. Das freie Meer befreit den Geist; Wer weiß da, was Befinnen heißt!
Da fördert nur ein rascher Griff,
Man fängt den Fisch, man fängt ein Schiff, Und ist man erst der Herr zu drei, Dann hackelt man das vierte bei; Da geht es dann dem fünften schlecht; Man hat Gewalt, so hat man Recht.
Man fragt ums Was? und nicht ums Wie?
Ich müßte keine Schifffahrt kennen:
Krieg, Handel und Piraterie,
Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.
Die drei gewaltigen Gesellen
Nicht Dank und Gruß!
Nicht Gruß und Dank! Als brächten wir Dem Herrn Gestank! Er macht ein wi- derlich Geficht; Das Königsgut
Gefällt ihm nicht.
Mephistopheles.
Erwartet weiter
Keinen Lohn!
Nahmt ihr doch euren
Theil davon.
Die Gesellen.
Das ist nur für
Die Langeweil;
Wir alle fordern
Gleichen Theil.
Mephistopheles.
Erst ordnet oben
Saal an Saal Die Kostbarkeiten Allzumal!
Und tritt er zu Der reichen Schau,
Berechnet er allez
Mehr genau,
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