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weiß nur zu gut, wie wenig Grund es dazu hat. Jene Curen, bei denen man mit dem Stein der Weisen operirte, Gold (rothen Leu, den kühnen Freier) mit Silber (der weißen Lilie) bei gelindem Feuer (in lauem Bade) zusammen deftillirte und die Mischung dann durch höhere Gluth sich schwarz, gelb und weiß färben ließ, um die junge Königin“ zu erhalten diese waren, das weiß Faust nur zu gut, um nichts besser als dreister Betrug, und die Erinnerung daran läßt ihn schmerzlich empfinden, daß er inmitten der frohen Menge doch im Grunde einsam ist. So wird das tiefe Sehnen seines Herzens wieder wach; die im Strahle der Abendsonne vor ihm liegende Landschaft verstärkt dieses Gefühl wünscht sich Flügel, einen Zaubermantel, und befindet sich in der Stimmung, die nun für die erste Annäherung des dämonischen Elements (im Pudel) wohlgeeignet ist.

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In der Studirstube macht er noch einmal den Versuch, aus der Religion Trost und Befriedigung zu gewinnen. Aber der Zweifel bemächtigt sich sofort wieder seiner Gedanken, und aus dem Pudel wird die Wolke, welche Faust nun beschwört, erst mit den Formeln, die für die Geister des Feuers (Salamander), des Wassers (Undine), der Luft (Sylphe) und der Erde (Kobold oder Incubus) ausgereicht hätten. Ueberzeugt, daß er einen Boten der Hölle vor sich hat, zeigt er ihm sodann den Namen Christi und droht mit dem dreimal glühenden Lichte, dem Zeichen der Dreieinigkeit. Jezt erscheint Mephistopheles und kündigt sich sofort als das an, was er ist. Faust giebt ihm die hergebrachten Benennungen (Fliegengott Beelzebub, Verderber Abadonna, Lügner Satan); Mephistopheles entwickelt selbst seine Weltschöpfungstheorie, wonach die Finsterniß im Anfange Alles war und deßhalb den ewigen Kampf mit dem Lichte führt. Das Bewußtsein, daß der Krieg ihm schließlich doch nichts hilft, macht ihn boshaft oder schadenfroh, giebt ihm aber auch seinen eigenthümlich sarkastischen Humor. Als Weltmann von seiner Lebensart kommt er übrigens mit seiner eigentlichen Absicht noch nicht zum Vorschein. Er be= gnügt sich vorerst mit einem Antrittsbesuche. Indem er aber das auf Fausts Schwelle befindliche Pentagramma (eine wider böse Geister dort angebrachte Figur ) beseitigt haben will und dabei das Gesetz der Geister erwähnt, wonach sie auf demselben Wege

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hinausmüssen, auf dem sie hereinkamen, wird Faust darauf aufmerksam, daß sich mit ihnen ein Vertrag schließen lasse. Der folgende Chor weckt in dem Schlummernden die reizendsten sinnlichen Traumbilder. Bei Mephistopheles' nächstem Besuche wird der Contract zwischen beiden abgeschlossen und daran knüpft sich dann dasjenige Gespräch, welches schon der ältesten Ausgabe angehörte. Alsbald erscheint der Schüler. Mit der besten Laune entwirft ihm Mephistopheles das Bild derjenigen Schulgelehrsam= keit, welcher Faust längst abgesagt hat, während Unzählige sich darin glücklich fühlen. Das ist eben diejenige Weisheit, welche aus allen Dingen erst den Geist heraustreibt, um sie dann verstehen zu können. Er hat ganz Recht, daß solche vermeintliche Wissenschaft ihrer selbst spottet, wenn sie von einer encheiresis naturae redet. Denn dies Wort bezeichnet die eigene lebendige Thätigkeit der Natur, welche eben durch die pedantische Gelehrsamkeit niemals erklärt werden kann. Daher wird dem jungen Fuchs angst und bange dabei und Mephistopheles tröstet ihn einigermaßen, indem er ein wenig seine Sinnlichkeit reizt. Jenes pedantische Treiben auf dem Katheder gehört eng mit der studentischen Roheit zusammen, die sich nun in Auerbachs Keller breit macht. Faust soll die große und kleine Welt kennen lernen, soll vor Allem erfahren, wie leicht sich's leben läßt, um sich mit besserer Laune selbst in solches Treiben zu stürzen. Aber hier sieht Mephistopheles zum ersten Male seine Absicht verfehlt. Weder die sich selbst überlassene Wüstheit der Studenten, noch die Art, wie ihre Foppereien erst mit Worten (Hans von Rippach, einem Dorfe bei Leipzig, war Spizname für einen tölpelhaften Menschen), dann durch die That gezüchtigt wer den, macht auf Faust einen erfreulichen Eindruck. Er fühlt sich davon angewidert. So müssen denn stärkere Mittel versucht werden. In der Herenküche erhält er einen Verjüngungstrank; sein Blut wird durch denselben erhigt, und in einem Zauberspiegel hat er das Bild eines wunderschönen Weibes gesehen. Die übrige Zuthat der Scene ist meist humoristischer Unsinn", wie es Goethe selbst nannte. Einiges scheint satirische Anspielung zu sein. Die breiten Bettelsuppen (sie wurden erst in der Ausgabe von 1808 eingeschaltet) gehen auf die wässerigen Producte der damaligen Litteratur. Wenn die Kaze in das Sieb sehen muß, so liegt der alte Aberglaube zu

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Grunde, daß ein mit den beiden Mittelfingern gehaltenes Sieb sich von selbst drehe, sobald man den Namen eines Spißbuben nenne. Auch daß die Thiere Mephistopheles bitten, die zerbrochene Krone mit Schweiß und Blut zu leimen, hat einen leicht zu deutenden Sinn. Bei der Bereitung des Zaubertrankes werden die Formen der Messe persiflirt.

Der Trant übt seine Wirkung. Das beweist die jugendlich stürmische Leidenschaft, die Faust zu Gretchen zieht, und es gelingt allerdings, ihn durch diese Liebe eine Zeit lang zu fesseln. Die folgenden Scenen gehören zu dem Ergreifendsten, was Goethe gedichtet hat. Die Macht liebenswürdigster, ob auch beschränkter Weiblichkeit ist hier geradezu hinreißend dargestellt. Aber weder sinnliche Erregung noch tiefe Rührung seines Herzens vermögen in Faust das höhere Leben, wie Mephistopheles hofft, zu ertödten. Sehr bald wird dem Liebesverhältnisse der niedrig sinnliche Charakter, der ihm zu Grunde lag, mehr und mehr abgestreift. Fausts Empfindungen sind viel reiner und tiefer, als es Mephistopheles wünscht, und dieser hat immer zu thun, um es nicht zu einem Siege des vernehmlich warnenden Gewissens kommen zu lassen. Die Kämpfe in Fausts Seele läßt der Monolog „in Wald und Höhle" erkennen, den der Dichter mit Recht an diese frühere Stelle sezte, ehe die Verführung über Gretchen gesiegt hat; steht er erst nach dem Gespräch zwischen Gretchen und Lieschen, worin jene sich der Sünde schon bewußt ist, so erscheint die weitere Ueberlegung des entscheidenden Schritts bei Fauft zwecklos. Gretchen ergiebt sich dem geliebten Manne. Aber kaum ist dieser im Vollgenusse seines Glücks, da erwacht, im Vollgefühle des Glücks, auch das Bewußtsein in ihm, daß es ihn nicht für immer fesseln wird. Eine gewisse Unklarheit ruht von nun an auf dem Zusammenhange der Ereignisse. Was aus Gretchen wird, ist niemals deutlich ausgesprochen. Aus den Worten der Wahnsinnigen geht hervor, daß sie ihr Kind mordet, und daß die Mutter schon vorher, wie es scheint, an den Folgen eines ihr gereichten Schlaftrunks, gestorben ist. Aber es ist kaum möglich anzugeben, wann der Tod der Mutter erfolgt sein soll. Denn zwischen Gretchen und Valentin wird er noch gar nicht erwähnt.

Von dem Elend der Geliebten und ihrer bald folgenden Ein

kerkerung hat Faust keine Ahnung. Mephistopheles sucht ihn jezt, um sein Gewissen zu übertäuben, möglichst zu zerstreuen, nachdem fie, des Mordes an Valentin schuldig, Gretchens Stadt verlassen haben. Die Feier der Walpurgisnacht entspricht der sinnlich wüsten Natur des Mephistopheles und stimmt auch zu dem umdüsterten Zustande in Fausts Gemüth. Die Zeichnung jener fieberhaft aufgeregten, zugleich nebelhaft gespenstischen Stimmung in der Natur macht den Reiz der folgenden Scenen aus und der phantastische Zauberschein, in welchen hier Alles gehüllt ist, paßt an sich recht gut in das übrige Drama hinein. Daneben aber sind nun eine Menge humoristischer Anspielungen eingewebt. Manche erklären sich selbst, andere sind unklar, z. B. wenn unter den Heren, die blank waschen und doch ewig unfruchtbar bleiben, die Kritiker, unter der Stimme aus der Felsenspalte, die mitgenommen sein will, weil sie schon 300 Jahre vergebens klettre, die deutsche Wissenschaft gemeint sein sollte. Komischer ist es, wenn der bekannte Aufklärer Nicolai als Proktophantasmist den Gespenstern voll Ingrimms nachweist, daß sie eigentlich nicht existiren dürfen, gerade wie er in einer seiner Schriften über eine damals vielbesprochene Gespenstergeschichte aus dem Schloffe Tegel viel unnüße Worte gemacht hatte. Dafür hatte ihn denn freilich eine eigenthümliche Nemesis ereilt. In einem heftigen Fieber glaubte er lauter Gespenster zu sehen und es bedurfte der Blutegel, um das gegen sein Gehirn drängende Blut nach der entgegengeseßten Seite seines Körpers zu ziehen. Außer ihm sind aber noch eine ganze Menge anderer Gestalten in diese Höllengesellschaft gebracht; meist Repräsentanten verkehrter Zeitrichtungen oder sinnlicher Gemeinheit überhaupt. - Faust macht das tolle Treiben eine Weile mit, tanzt auch mit einer jungen Here; aber plöglich ergreift ihn der Widerwille und, voll furcht= barer Ahnung, die Erinnerung an Gretchen. Ehe es aber zur Rückkehr kommt, wird auf dem Blocksberg Oberons und Titanias goldene Hochzeit aufgeführt. Unter dieser Ueberschrift hat Goethe eine Reihe von Xenien zusammengestellt, die ihm aus früheren Jahren liegen geblieben waren. Nur wenige sind von Interesse; auch sind sie keineswegs alle mit Sicherheit zu erklären. Der Maschinenmeister des Weimarschen Theaters, Mieding, ist hinreichend bekannt; bei dem neugierigen Reisenden wird wieder an Nicolai zu denken

sein. Der Orthodox ist Friedrich Leopold von Stolberg, der so heftig auf Schillers Götter Griechenlands gescholten hatte. Hennings war ein dänischer Kammerherr, Herausgeber der Zeitschrift „Genius der Zeit", worin die Xeniendichter aufs heftigste angegriffen, übrigens viel mittelmäßige Poeten in Schuß genommen waren. Als der erste Theil des Faust erschien, war das Journal bereits eingegangen daher ci-devant Genius der Zeit. Unter dem Kranich ist Lavater zu verstehen. Auch in den Vertretern der verschiedenen Philosophien lassen sich bestimmte Persönlichkeiten erkennen; der Idealist soll wohl Fichte, der Supranaturalist F. H. Jacobi sein.

Auf dieses leicht hingeworfene Intermezzo folgt nun die erschütternde Tragik der leßten Scenen; zunächst zwei in einer Prosa, welche an die gewaltige Kraftsprache der früheren Sturm- und Drangperiode erinnert. Die Qualen furchtbarer Reue ergreifen Faust; er eilt dem Orte zu, wo Gretchen im Kerker seine und ihre Schuld büßt und der Hinrichtung harrt. Wie er sie schon von fern das traurige Lied vom Machandelboom singen hört, wie dann vor ihrem getrübten Geist die Bilder der Vergangenheit mit den Schauern des nahen Todes wechseln; wie sie Faust erst nicht erkennt, ihm dann mit einem Freudenschrei um den Hals fällt und doch von Flucht nichts wissen will, sondern sich lieber dem Gericht Gottes übergiebt: das bedarf eben keines Wortes der Erklärung; es ist die allerhöchste, ergreifendste Poesie. So sühnt Gretchen die Schuld im Tode und der Dichter durfte sie mit vollem Rechte im zweiten Theile von der Himmelskönigin begnadigen lassen. Faust, von Mephistopheles fortgerissen, bleibt den Qualen seines Gewissens überlassen. —

Der zweite Theil seßt uns hierüber hinweg und giebt dann überhaupt von dem innern Processe, den Fauft fortan durchmacht, nur Andeutungen. Der Plan des Dichters ist, ihn nunmehr in die große Welt und auf das Gebiet des handelnden Lebens hinüberzuführen; dabei wird er inne, daß menschliches Glück nur bei freiwilliger Selbstbeschränkung möglich ist. Zu eigentlichen Thaten gelangt er erst in der zweiten Hälfte dieses Theils; vorher macht er gewissermaßen eine ästhetische Schule durch. Er lernt begreifen, daß wir nur am „farbigen Abglanze" das Leben haben; er bildet sich an der idealen Schönheit, an der Schönheit der Form, wie sie der modernen Menschheit durch das Hellenenthum vermittelt wird.

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