ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

der Völkerwanderung) angesammelten Schäße zu Füßen. auch Faust kniet vor ihr nieder und giebt sich ihr zu eigen. Der Angriff des Menelas wird von seinen Mannen abgeschlagen, der Peloponnes erobert; ihn seiert eine begeisterte Schilderung Fausts. Dieser begiebt sich, um ein Leben des reinsten und schönsten Genusses zu beginnen, mit Helena nach Arkadien. Hier wird Euphorion geboren, in dem nach Goethes eigener Aeußerung die Poesie personificirt ist und der mithin identisch ist mit dem Kunaben Lenker des ersten Actes. Aber das geniale Kind ängstet die Eltern durch sein unstetes Wesen, namentlich durch die Neigung, immer in die Höhe zu springen und auf Felsen zu klettern. Wenn er endlich, um in den Krieg zu stürzen, entflieht, nachdem er im Geist das Bild einer Seeschlacht gesehen, so gab Byrons Tod im hellenischen Freiheitskriege hierzu die Veranlassung. Direct auf diesen bezieht fich der folgende Trauergesang.

Durch Euphorions Verschwinden ist auch die Verbindung von Fauft und Helena zerrissen. Sie eilt in die Unterwelt zurück; ihre Gewande lösen sich, ihr Körperliches entschwindet, ihr Kleid umhüllt und trägt Faust durch den Aether. Seine Vereinigung mit dem Alterthume war nur wie ein Traum; aber als bleibendes Gut hat er davon die Anschauung der reinen Schönheit gewonnen, vermöge deren er sich fortan über alles Gemeine zu erheben vermag, und diese verliert er nicht mehr. Die zurückbleibenden Mädchen verwandeln sich — wie das in der griechischen Mythologie so oft vorkommt in Quellnymphen und Weinreben. Auf den Gedanken, daß der Chor nicht wieder in die Unterwelt hinabwill, sondern auf der heitern Oberfläche der Erde sich den Elementen zuwirft", that sich Goethe nach einer Aeußerung gegen Eckermann (vom 29. Januar 1824) etwas zu gut.

"

Vom vierten Act an soll nun Faust nach allen Vorbereitungen zur eigentlichen praktischen Thätigkeit übergehen. Denn nur fleißiges, unermüdliches Schaffen giebt dem Menschen Lebensfrische und Lebensmuth; das gehört einmal zu den Grundsäßen Goethescher Weisheit. Der vierte Act verseßt uns, wie der Anfang des zweiten Theils, ins Hochgebirge. Eine Wolke theilt sich, aus ihr tritt Faust hervor; in dem entschwebenden Nebel meint er ein göttliches Frauenbild zu erkennen, welches ihn zugleich an Helena und Gretchen

erinnert. Für die Zukunft macht Mephistopheles allerlei Vorschläge. Er will Faust, wie einst Satan dem Herrn, die Herrlichkeit der Welt zu Füßen legen, ihn zum Gebieter einer mächtigen Stadt machen (die Beschreibung derselben läßt Paris erkennen) und ihm darin alle Genüsse verschaffen. Aber das widert Faust an. Dieser wünscht Raum zu großen Thaten. Sein Plan ist, dem Meere, welches in unbändiger Kraft an das Ufer schlägt, fruchtbares Land abzugewinnen und so im Kampfe mit dem Elemente neuen Boden für den Wohlstand seiner Mitmenschen zu erobern. Mephistopheles schlägt ihm vor, durch Unterstützung des Kaisers in einem eben ausgebrochenen Kriege das Meeresgestade von diesem als Geschenk zu erlangen. Im Reiche nämlich hat das Faustrecht zu voller Anarchie geführt; namentlich der Einfluß der Geistlichkeit ist verderblich geworden; man hat einen Gegenkaiser gewählt. Dem rechtmäßigen Fürsten stellt sich Faust zur Verfügung. Das Kriegsleben wird durch drei allegorische Gestalten in seinen Hauptrichtungen gezeichnet. Diese, den drei Heerführern des Königs Davis, Jasabeam, Eleasar und Samma, nachgebildet, sind Raufbold, Habebald und Haltefest, zu denen dann als Marketenderin Frau Eilebeute gehört. Mit Hülfe von allerlei Gaukelwerk erlangt Faust den Sieg. Der Kaiser, welcher die Schlacht recht eigentlich durch Teufelskunft gewonnen, rühmt laut, daß Gott der gerechten Sache geholfen habe, und erfindet neue Titel und Würden, womit er den Adel ausstattet. Auch die Kirche wird aufs reichlichste bedacht. So werden die alten Uebelstände gewiß bald durch neue überboten sein. Der Act schlägt mit glücklichstem Humor den Ton eines historischen Lustspiels an, bietet aber auch einen trefflichen Hintergrund für die wahrhaft fruchtbare Thätigkeit, welche Faust nunmehr entwickelt.

Dieser, durch das hohle Treiben abgestoßen, begiebt sich an die Küste. Im fünften Acte hat er seinen Plan verwirklicht. Sein Haus erhebt sich auf dem neugewonnenen Grunde, ihn umgiebt ein köstlicher Garten; in der Nähe liegen seine Schiffe, die er in ferne Länder schickt. Aber von früher haftet ihm noch immer eine ge= wisse Ungeduld in seinem Streben an. Ihn erfüllt jezt der selbstsüchtige Wunsch, seinen Besiß auch noch über das Gütchen zweier benachbarten alten Leute, Philemon und Baucis, auszudehnen. Ihr

-

[ocr errors]

friedlich stilles Glück wird in einer Scene vorgeführt, in der ein Wandrer, den die Alten einst aus dem Wasser gerettet haben, zu ihnen zurückkehrt. Gleichzeitig landet ein Schiff, aus welchem Mephistopheles mit den drei Kriegsgesellen herausspringt. Sie haben reichen Gewinn mitgebracht, doch auch schnöden Seeraub geübt. Als sie Fauft sich unmuthig über seine unbequeme Nachbarschaft äußern hören, eilen sie hin und verbrennen die Hütte der beiden Alten. Diese selbst sterben vor Schreck, der Wandrer wird erschlagen. Faust mißbilligt die Greuelthat mit tiefer Entrüstung; aber er macht dabei zugleich wieder die Erfahrung, daß dem ungezähmten Streben die Strafe auf dem Fuße folgt, und so viel er Gutes ge= schaffen, so haben sich doch auch abermals Werke der Zerstörung an seine Thaten gehängt. Es lastet auf ihnen ein Fluch, weil er sich einmal in den Bund mit Mephistopheles eingelassen hat. Darum steigen auch aus dem Qualm der Brandstätte rächende Geister auf: Mangel, Noth, Schuld und Sorge. Die lettere haucht Faust an und er erblindet, bereits ein hochbejahrter Greis ohne doch an sich oder an der Vollendung seines Werkes zu ver= zweifeln. Denn er hat es gelernt, gegen alle Verstimmung und Noth des Lebens in der steten, unermüdlichen Thätigkeit das sichere Heilmittel zu finden. Männlich hält er dem andringenden Leiden Stand und ruft seine Knechte zu neuer Arbeit. Es gilt noch einen großen Sumpf auszutrocknen. Dazu verwendet Mephistopheles eigenthümliche Sputgeister die Lemuren, nach dem Glauben der Alten Geister Verstorbener. Er weiß, daß Faust dem Tode nahe ist, und während der blinde Greis meint, man arbeite an dem Sumpfe, graben sie ihm das Grab und schicken sich an, ihn gleich zur Hölle abzuführen. Denn die Zeit ist allerdings gekommen, wo Faust in dem erhabenen Bewußtsein, der Menschheit Segen erweisen zu können, mit dem Zwecke seines Daseins versöhnt ist und nun das Gefühl reinen Glücks genießt. Das aber ist ganz nach dem mit Mephistopheles geschlossenen Vertrage zugleich sein Tod. Als ihn jener indeß in die Hölle abführen will, als die Teufel aus feurigem Schlunde empordringen, nahen von oben die himmlischen Heerschaaren. Rosen in den Händen, kämpfen sie gegen die Mächte der Finsterniß. Aus den Rosen sinkt göttliches Liebesfeuer auf Fausts Leiche; dadurch wird seine Seele geläutert und zu Goethe's Werke. V. & VI.

с

höherm Dasein befähigt. Mephistopheles muß zusehen, wie sein Unsterbliches nach oben geführt wird.

Die Schlußscene spielt in einer tiefen Bergschlucht, bei der dem Dichter jedenfalls der spanische Montserrat vorschwebte. Auf dessen Gipfel lag eine Benedictinerabtei; zu ihr leiteten zwölf Wallfahrtsstationen, in jeder wohnte ein Einsiedler; die Tieferwohnenden von ihnen rückten allmählich höher. Ueberall waltet

hier tiefer Friede; auch die Löwen wandeln freundlich um die Menschen. Die Eremiten aber preisen die ewige Liebe und schildern der Sterblichen Sehnsucht nach ihr. So der pater ecstaticus, d. h. der Verzückte, der sich sehnt, durch den Märtyrertod alles Irdische in sich verflüchtigt zu sehen, der pater profundus, d. H. der am tiefsten wohnende, und der pater seraphicus, der in den mittleren Regionen weilt, selige Knaben begrüßt, welche nach oben schweben und sie noch einmal durch das Organ seiner Augen (nach einer eigenthümlichen Vorstellung älterer Mystiker) die Welt betrachten läßt. Die Engel bringen nun Fausts Unsterbliches ge= tragen, in ihrem Gesange: „gerettet ist das edle Glied“ u. s. w. ist, wie Goethe selbst sagte, der Schlüffel zu Fausts Rettung enthalten. In Faust selber eine immer höhere und reinere Thätigkeit bis ans Ende, und von oben die ihm zu Hülfe kommende ewige Liebe." Er erhält einen verklärten Leib; ihm entgegen schwebt die Himmelskönigin, begrüßt von dem pater Marianus, dem am höchsten wohnenden von jenen Einsiedlern. Drei Büßerinnen, Maria Magdalena, welche dem Erlöser die Füße wusch, das samaritische Weib aus dem Evangelium des Johannes, endlich eine ägyp= tische Maria, von der die Legende erzählt, bitten für Gretchen. Diese naht selbst und ihr Gebet wird erhört. Der Schlußchor aber, der das Ewig-Weibliche preist, spricht zugleich aus, daß hier Unbeschreibliches dargestellt, und daß Alles, was der Dichter der chriftlichen Mythologie entlehnt hat, ein Gleichniß sei. Anders aber konnte Goethe das, worauf es hier ankam, nicht einkleiden. Gerade indem er seine größte Dichtung in einer Art Oratorium ausklingen ließ, hat er die allermächtigste Wirkung erreicht. Denn Erhabeneres als diesen fünften Act hat die Poesie nicht aufzuweisen.

Wendt.

Faust.

Eine Tragö d i e.

Erster Theil.

Goethe, Faust.

1

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »