ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

wirkungslos, wenn sie, wie dies z. B. hinsichtlich der angeblichen,,Gleichgültigkeit“ von Gesundheit, Reichtum und Wohlgestalt der Fall ist, ganz ernsthaft eine Übertreibung bekämpft, welche die Stoa selbst schon seit dreihundert Jahren eingegrenzt hatte. Auch ist die stoische Physik, um von ihr allein noch zu reden, trotz vieler Schwächen doch noch weit wissenschaftlicher, als Plutarchos zu beurteilen imstande war.

Wenn es sich z. B. um die Vermischung und Durchdringung zweier Flüssigkeiten handelt und Chrysippos dabei den Gedanken einer ins Ungemessene gehenden Teilbarkeit der Körper zu Hilfe nimmt, so ist jedenfalls folgende Witzelei Plutarchs keine Widerlegung. „Da fällt mir das aus den Vorträgen des Arkesilaos bekannte Bein ein, mit dem er die Ungereimtheiten der Stoiker lächerlich zu machen pflegte. Wenn überall sich Ganzes mit Ganzem mischt, so lässt sich der Fall denken, dass ein abgehauenes, in Fäulnis übergegangenes Bein ins Meer geworfen wird und sich durch dasselbe verbreitet und dafs nun nicht blofs, wie Arkesilaos sagte, die Flotte des Antigonos durch das Bein segelt, sondern die 1200 Schiffe des Xerxes und die 300 Trieren der Griechen zusammen in dem Beine sich eine Schlacht liefern. Denn das Kleinere kann ja nicht aufhören im Grösseren fortzurücken, sonst würde die Mischung eine Grenze haben und der äufserste Teil derselben da, wo sie endigt, eine Berührung bewirken und statt das Ganze zu durchdringen auf die völlige Vermischung verzichten. Vermischt sich aber das Ganze mit dem Ganzen, so ist es freilich

nicht mehr das Bein, was den Griechen Raum zu einer Seeschlacht bietet, sondern das Bein muss erst durch Fäulnis und Verwandlung hindurchgehen; wenn dagegen ein einziger Becher Wein oder nur ein Tropfen von hier in das Ägäische oder Kretische Meer geschüttet wird, so gelangt er in den Ocean oder das Atlantische Meer und berührt nicht blofs die Oberfläche, sondern verbreitet sich überallhin nach Länge, Breite und Tiefe des Meeres. Dies nimmt Chrysippos selbst an, indem er im Anfange des ersten Buches der,,Physikalischen Fragen" sagt, es sei kein Zweifel, dass ein einziger Tropfen Wein sich mit dem ganzen Meer vermische. Und damit wir uns darüber nicht verwundern, setzt er hinzu, dass der Tropfen durch die Vermischung sich durch die ganze Welt ausdehnen müsse. Ich weils nicht, ob irgend etwas noch ungereimter gefunden werden kann als diese" — Widerlegung Plutarchs.

Der weitaus gröfste und gefährlichste Gegner der Stoa war Karneades. Dafs sie das Anstürmen dieses Mannes überdauerte, war der glänzendste Beweis für ihren tieferen Gehalt und ihre Lebensfähigkeit. Die nebensächliche Kritik der Späteren, als deren gewandtesten Sprecher wir Plutarchos ansehen können, hatte keine Bedeutung mehr. Gerade im Zeitalter Plutarchs war die stoische Moral und Theologie für tausende und abertausende der kräftigste Halt im Leben, der einzige Trost im Sterben. Mochten einzelne Widersprüche auch mit Händen zu greifen sein, so wollte das gegenüber dem relativ gesunden

Geist, der in jener entarteten Zeit in der Stoa noch zu finden war, nur wenig bedeuten. Auch die Bibel enthält Widersprüche die Menge und doch erblicken in ihr Christen wie Juden seit Jahrtausenden die Grundlage ihres Glaubens, die Richtschnur ihres Lebens.

IX. Panätios oder die mittlere Stoa.

Die Stoa ging aus dem schweren Kampfe mit der Akademie unbesiegt, aber in wesentlich veränderter Gestalt hervor. Sie beschränkt sich jetzt mehr auf das Gebiet der Ethik und zeigt sich dabei viel milder und mafsvoller als in der älteren Zeit; sie nimmt ferner zu ihrer eigenen Vergangenheit eine prüfende Haltung ein, scheut in wichtigen erkenntnistheoretischen und physikalischen Fragen selbst Abweichungen nicht und gerät dadurch bis zu einem gewissen Grade in jene eklektische Richtung, welche im zweiten vorchristlichen Jahrhundert und zwar hauptsächlich infolge der durch die Akademie herbeigeführten Erschütterung und Zersetzung der bestehenden Schulen Mode zu werden anfing.

Der bedeutendste Vertreter dieser neuen Auflage des Stoicismus ist Panätios von Rhodos.

Er stammte aus einer angesehenen Familie und lebte im allgemeinen zwischen 185 und 112 v. Chr. Seine Lehrer waren der stoische Grammatiker Krates von Mallos, ferner der Babylonier Diogenes und

Antipatros von Tarsos, welch letztere er in Athen gehört zu haben scheint. Er verbrachte mehrere Jahre in Rom und zwar im vertrautesten Umgange mit dem jüngeren Scipio Africanus, den er auf seinen Reisen begleitete, so im Jahre 143 nach Ägypten. Nach dem Ableben des Antipatros übernahm er die Leitung der stoischen Schule in Athen, woselbst er bis zu seinem eigenen Tode sich des gröfsten Ansehens erfreut haben soll. Er ist nächst Zenon und Chrysippos der weitaus namhafteste unter allen Stoikern griechischer Nationalität, gleich ausgezeichnet durch gewinnende Liebenswürdigkeit, wie durch Geist, Gelehrsamkeit und fleckenlose Lebensführung. Aufser den Häuptern der eigenen Schule wufste er auch andere Denker hochzuschätzen, so besonders Platon und Aristoteles, die er in seinen Schriften häufig erwähnt und anerkannt haben soll. In seiner literarischen Thätigkeit scheint er sich auf ethische, theologische und historische Stoffe beschränkt zu haben. Er achtete dabei im Gegensatze zu Chrysippos ausdrücklich auf Schönheit der Darstellung, worin er Meister war. Sein berühmtestes Werk handelte vom,,Geziemenden"; dasselbe wäre uns, wie fast alles, was er schrieb, völlig verloren, wenn es nicht Cicero den beiden ersten seiner drei Bücher Von den Pflichten" zu Grunde gelegt hätte.

Was seinen philosophischen Standpunkt betrifft, so steht er selbstverständlich im allgemeinen auf dem Boden der älteren Stoa. Allein er behandelt mit besonderer Vorliebe die ethisch-praktischen Fragen und

sucht, wo es angeht, die anstöfsigsten Schroffheiten der stoischen Lehre zu glätten und mundgerecht zu machen. In einer Reihe von nicht unwichtigen Punkten erlaubt er sich sogar offene Ketzereien. So nimmt er nur sechs, nicht acht Teile der Seele an; denn die Fortpflanzung sei nicht Sache der Seele, sondern der sinnlichen Natur, und das Sprachvermögen beruhe auf willkürlicher Bewegung, gehe die Seele also gleichfalls nichts an. Eine Folge seiner Hinneigung zu Aristoteles war es, dafs er der bestehenden Welt eine unendliche Dauer zuschrieb und damit das stoische Lieblingsdogma vom Weltbrand und der Wiederbringung aller Dinge aufgab. Ob er im Zusammenhange damit auch den zeitlichen Anfang der Welt bestritt, wie es Aristoteles gethan hatte, wissen wir nicht. Sicher dagegen ist, dafs er die Fortdauer der Seele in Zweifel zog und zwar im ausdrücklichen Gegensatze zu Platon. ,,Überall", bemerkt Cicero*),,,nennt er diesen den Göttlichen, den Weisesten, den Ehrwürdigsten, den Homeros unter den Philosophen, in diesem einen Satze aber von der Unsterblichkeit der Seelen stimmt er ihm nicht bei. Er behauptet nämlich was übrigens niemand leugnet alles, was entstanden sei, werde auch wieder untergehen. Die Seelen nun entstehen; es beweise dies die Ähnlichkeit der Kinder mit den Eltern, die sich auch auf den Geist, nicht bloss auf den Leib erstrecke. Er trägt auch noch einen weiteren Grund vor: Alles, was Schmerz empfinde, könne

*) Tuscul. I. 32.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »