ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

mit allem, was der Freund vom Fürsten annehmen konnte. Alles weitere mehrt nur den Neid. Es liegt dies zwar, wie alles Sterbliche, unterhalb deiner Grösse; allein auf mir lastet es; mir sollte geholfen werden. Gleichwie ich im Kriegsdienst oder vom Marsche ermüdet um Beistand bitten würde, so suche ich auf diesem Lebenswege als ein zu den leichtesten Geschäften unbrauchbarer Greis Unterstützung, weil ich meinen Reichtum nicht mehr länger tragen kann. Lasse ihn durch deine Beamten verwalten, in deinen Besitz übergehen. Ich stürze mich damit keineswegs selbst in Armut. Ich lege nur ab, was mich durch seinen Glanz blendet und die Zeit, die zur Verwaltung der Gärten und Landhäuser erforderlich ist, kann ich besser auf meinen Geist verwenden." Nero ging auf den Wunsch nicht ein und entliefs den Bittenden unter Umarmungen und Küssen.

Gleichwohl hoffte er schon damals auf einen Anlafs, des greisen Sittenpredigers loszuwerden. Ein Vergiftungsversuch, den er nach des Tacitus *) Bericht gemacht haben soll, führte nicht zum Ziele. Er benutzte daher die pisonische Verschwörung, auch ihm das Todesurteil zugehen zu lassen, ohne dafs seine Mitschuld genügend erwiesen war. Seneca vernahm die Botschaft mit völliger Ruhe und verlangte nur sein Testament machen zu dürfen. Als ihm auch dies versagt wurde, wandte er sich an seine Freunde mit den Worten,,,weil er verhindert werde, ihnen für das Gute, das sie ihm erwiesen, zu danken, so ver

*) Annalen XV. 45. 62.

mache er ihnen das einzige, was ihm bleibe, was aber das Schönste sei, nämlich das Bild seines Lebens; wenn sie das im Gedächtnis behielten, würden sie den Ruf edler Gesinnung als Frucht ihrer beständigen Freundschaft davontragen". Er ermahnte sodann die weinenden Männer zur Festigkeit, indem er sie fragte, ,,wo denn die Vorschriften der Weisheit seien, wo der seit vielen Jahren geübte Blick für hereinbrechende Schicksalsschläge? Wem auch sei die Grausamkeit Neros unbekannt gewesen? Nach der Mutter und des Bruders Ermordung bleibe ihm ja nichts übrig, als auch des Erziehers und Lehrers Blut zu vergiessen". Ruhig liefs er sich hierauf die Adern der Arme und dann die der Beine öffnen; weil aber das Blut des altersschwachen Mannes nur langsam flofs und auch ein Gifttrank nicht helfen wollte, wünschte er in ein heisses Bad getragen zu werden, in dessen Dämpfen er erstickte. Seine Gattin Paulina, die mit ihm zu sterben entschlossen war, wurde schon verblutend auf des Kaisers Befehl verbunden und dadurch noch für einige Jahre einem siechen Dasein erhalten.

Es ist der schönste Beweis für die relative Ehrenhaftigkeit wie für das hohe Ansehen unsers Philosophen, dass, wie Tacitus berichtet, die Verschworenen die Absicht gehabt haben sollen, nach Neros Tod auch Piso zu ermorden und Seneca zum Kaiser auszurufen,,,als ob durch die Wahl eines Mannes, der durch seine glänzenden Tugenden so hoch stand, sie selbst schuldlos werden könnten".

XIII. Senecas Lehre.

Die Philosophie Senecas schliefst geschichtlich an die mittlere Stoa an und verrät diesen Zusammenhang durch gewisse Zugeständnisse an den Skepticismus und Eklekticismus. Doch ist ihr allgemeiner Charakter von dem der mittleren und auch der älteren Stoa erheblich verschieden. Sie weicht in einzelnen nicht unwichtigen Lehrsätzen ab, beschränkt sich noch ausschliesslicher auf die Ethik und zeigt hier eine Milde und in der Theologie eine religiöse Kraft, die beide in diesem hohen Grade der älteren Schule noch nicht eigen waren.

Was zunächst die Zugeständnisse an den Skepticismus betrifft, so kann freilich von einer entschiedenen Hinneigung Senecas zu ihm nicht gesprochen werden. Doch dürfen wir einzelne Äusserungen immerhin auffallend finden. So will er im Buche,,Von der Gnade" den Ort im Körper nicht kennen, in welchem die Seele wohnt, während doch die ganze bisherige Stoa die Brust oder näher das Herz dafür angesehen hatte. Und noch auffallender ist, wenn er bezüglich des Wesens der Seele, das immer als feuriger Hauch aufgefafst worden war und das er selbst am Schlusse seines 57. Briefes als „,feinsten" Stoff und „,feiner als Feuer" erklärt, doch wieder zweifelnd sagt *): „Es

*) Naturbetrachtungen VII. 25.

giebt viele Dinge, deren Existenz wir zugeben, ohne dafs wir wissen, wie sie beschaffen sind. Dass wir z. B. eine Seele haben, die uns bald antreibt, bald zurückhält, gestehen alle zu; was jedoch die Seele, diese unsere Lenkerin und Herrin, ihrem Wesen nach sei, wird man dir ebensowenig sagen können, als wo sie sei. Der eine wird sie für einen Geist erklären, der andere für eine Art Harmonie, der dritte für eine göttliche Kraft und einen Teil der Gottheit, der vierte für eine äusserst feine Luft, der fünfte für eine unkörperliche Anlage; vielleicht kommt auch einer und sagt, sie sei Blut, oder ein andrer, sie sei Wärme. Die Seele ist also über sich selbst noch nicht im klaren, geschweige dafs sie es über andre Dinge wäre." Sind solche vereinzelte Äufserungen auch nicht hinreichend, um unsern Philosophen als eigentlichen Skeptiker erscheinen zu lassen, so beweisen sie doch, dafs er angesichts der grofsen Verschiedenheit der philosophischen Auffassungen da und dort ins Schwanken gebracht wird.

Bei diesen skeptischen Anwandlungen konnte es natürlich nicht ausbleiben, dass Seneca, so fest er auf stoischem Boden stehen will, doch bis zu einem gewissen Grade in einen Eklekticismus hineingerät, der ihn zu manchen Ketzereien verleitet. So nimmt er, um mit einem unwesentlichen Gedanken zu beginnen, gegen Panätios an, dafs die Kometen planetenähnliche Körper seien. So stimmt er zwar der altstoischen Ansicht bei, dass alles zum Besten der Menschen geschaffen sei, erklärt aber an anderen

Orten*) ausdrücklich: „Es sind sinnlose und von aller Wahrheit verlassene Menschen, welche den Göttern das Toben des Meeres schuldgeben oder die masslosen Regengüsse oder die Strenge des Winters, da es doch bei allem, was uns schadet und nützt, eigentlich gar nicht auf uns abgesehen ist. Denn nicht wir sind für die Welt der Grund, weshalb sie Winter und Sommer schickt; das alles hat seine eigenen Gesetze, durch welche das Göttliche sich kundgiebt. Wir überschätzen uns, wenn wir uns für wichtig genug halten, dafs so Grosses sich unsertwegen in Bewegung setze.",,Nicht alles hat die Gottheit für den Menschen erschaffen." Und von noch grösserem Belange ist seine abweichende Ansicht über die Herkunft des Bösen. Die älteren Stoiker hatten die Affekte und damit auch das Böşe als Verfehlungen der Vernunft oder näher der Urteilskraft angesehen und nur Posidonios hatte mit Platon den Mut und die Begierde als niedere Seelenvermögen von der eigentlichen Vernunft geschieden und in ihnen die Keime der Sünde erblickt. Seneca verlegt nun die Hemmungen des Guten nicht in die Seele, sondern in die Sphäre der Sinnlichkeit. **),,Die Seele selbst ist heilig und ewig", aber ,,was man sieht, das uns umschliefsende Gebein, die Nerven, die umgebende Haut, das Antlitz, die dienenden Hände und alles sonstige, womit wir bekleidet sind, das sind Fesseln und Verdunklungen der Seele. Die Seele ist

*) Vom Zorn II. 27. Naturbetrachtungen VII. 30. **) An Helvia II; an Marcia 24. Weygoldt, Philosophie der Stoa.

II

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »