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Schlag einer Menschenhand nieder. Mit einem schwachen Messer wird die Fuge des Nackens getrennt und wenn das Gelenk, das Kopf und Hals verbindet, durchschnitten ist, so stürzt die gewaltige Masse zu Boden.“ ,,Und was so schnell geschehen ist, fürchtet ihr noch lange?"

Keiner der Stoiker hat den Selbstmord mit so grofser Vorliebe gepredigt als der, welcher über Millionen verfügte; es war der Lieblingsgedanke seiner letzten Jahre. Nicht das Leben ist ein Gut, meint er *), sondern recht zu leben. Ist dies erschwert, so mufs man die Freiheit suchen. Die Natur selbst wollte es so, indem sie nur einen Eingang ins Dasein gab, aber viele Ausgänge. Die Art des Sterbens ist Nebensache; doch rät die Natur, die schmerzloseste zu wählen. Als Marcellinus unheilbar erkrankte, empfahl ihm Attalos, das Leben, dieses lächerliche Einerlei von Essen, Schlaf und Geschlechtsgenufs, freiwillig zu enden. Folgsam setzte er sich in eine Badewanne, liefs beständig laues Wasser zugiessen, enthielt sich der Nahrung und starb so, wie er selbst sagte,,, nicht ohne ein gewisses Behagen". Seneca glaubte auf diesen Genufs schon durch seine Ohnmachten vorbereitet zu sein. Allein Nero hatte Eile: eine Verblutung musste den Hunger ersetzen.

*) 70. und 77. Brief.

XIV. Ein Sklave und ein Kaiser.

Die hervorragendsten Vertreter des Stoicismus nach Seneca waren Epiktetos und Marcus Aurelius.

Epiktetos blühte in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts und scheint gegen Ende der Regierungszeit des Kaisers Trajanus gestorben zu sein. Er stammte aus dem phrygischen Hierapolis, verbrachte aber den grössten Teil seines Lebens in Rom, wo er Sklave des Epaphroditos, eines Freigelassenen Neros, war. Seine äufsere Lage soll eine sehr klägliche gewesen sein. Er lebte in tiefster Armut, hatte von Natur einen schwächlichen Körper und wurde, wenn wir den Quellen glauben dürfen, von seinem Herrn nicht selten auf die roheste Weise mifshandelt. Aber alles dies ertrug er mit jener Gelassenheit und jenem Gleichmute, die nur dem stoischen Weisen eigen. waren. Als ihn eines Tages sein Gebieter heftig aufs Bein schlug, warnte er nur:,,Du wirst es zerbrechen!" Und als daraufhin die Schläge nur um so nachdrücklicher fielen und in der That das Bein zerschmetterten, bemerkte er mit aller Ruhe: „Habe ich es nicht gesagt, du würdest es noch zerbrechen?" Übrigens muss er später frei geworden sein; denn er hatte Musse, sich ganz der Philosophie zu widmen. Er wählte das System, zu dem ihn seine Jugendschicksale so trefflich vorbereitet hatten, das stoische, und hörte mit grossem Erfolge die Vorlesungen des berühmten Musonius. Als er dann selbst als Lehrer der Philosophie auftrat,

soll er es noch besser als sein Meister verstanden haben, die Zuhörer zu fesseln und mit sich fortzureissen. Die im Jahre 94 erfolgte Ausweisung sämtlicher Philosophen traf auch ihn; er begab sich nach dem epirotischen Nikopolis, wo er sein Leben beschlossen zu haben scheint. Er selbst hinterliefs keine Schriften. Wir besitzen aber wortgetreue Aufzeichnungen eines begeisterten Schülers, des bekannten Geschichtsschreibers Arrianos, der auf Grund der Lehren seines Meisters auch ein „Handbüchlein“ der stoischen Moral zusammenstellte, das sich bis heute eines grofsen Ansehens erfreut. Wie sehr ihn die Mit- und Nachwelt bewunderte, geht schon aus der an sich unbedeutenden Mitteilung des Lukianos hervor, dafs jemand für seine irdene Studierlampe annähernd 2400 Mark bezahlt habe, in der Hoffnung nämlich, bei ihrem Scheine geistreiche Eingebungen zu erhalten!

Epiktetos lässt die logischen Forschungen seiner Schule gelten, befasst sich aber gar nicht mit ihnen, weil ihm die Ethik als einzig wichtiger Teil aller Philosophie erscheint. ,,Das erste und nötigste Kapitel in der Philosophie ist das von der Anwendung der Lehrsätze, so z. B. dass man nicht lügen soll. Das zweitnötigste ist das von den Beweisen, z. B. warum man nicht lügen soll. Das dritte begründet und erläutert dies; es sagt also, aus welchem Grunde dieses ein Beweis ist.",,Das dritte Kapitel ist also nur nötig wegen des zweiten und das zweite wegen des ersten; das nötigste aber, bei dem man verweilen

mufs, ist das erste."*) Eine ähnliche Stellung nimmt er zu den physikalischen und theologischen Lehrsätzen ein, die er nur gelegentlich und zur Unterstützung der Ethik beizieht und zwar ohne von den Überlieferungen der Schule abzuweichen. Er glaubt an die Gottheit, welche für uns sorgt und deren Allwissenheit die verborgensten Falten unsers Herzens offenbar sind. In der Welt erblickt er ,,das Werk der Gottheit, welche alles aufs beste eingerichtet, das Ganze fehlerlos und vollkommen, alle seine Teile dem Bedürfnisse des Ganzen entsprechend gebildet, welche alle Menschen zur Glückseligkeit bestimmt und mit den Bedingungen derselben ausgerüstet hat; er feiert im Geiste seiner Schule die Zweckmässigkeit der Welteinrichtung, die uns auf jedem Schritte, wie er sagt, so augenscheinlich entgegentritt, dafs unser ganzes Leben ein unablässiger Lobgesang auf die Gottheit sein sollte, und er verschmäht es nicht, diese Zweckmässigkeit selbst im Kleinsten und Äusserlichsten aufzuzeigen; er lässt sich in seinem Glauben auch durch die scheinbaren Übel und Ungerechtigkeiten in der Welt nicht stören, da er von der Stoa auch diese mit der Vollkommenheit Gottes und seiner Werke vereinigen gelernt hat."**) Wie die ältere Stoa ist auch er dem herkömmlichen Polytheismus von Herzen gewogen. Alles glaubt er erfüllt von Göttern und Dämonen, die uns unaufhörlich Gutes erweisen, die

*) Handbüchlein 52.

**) Zeller, a. a. O. 743.

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uns durch die Orakel Blicke in die Zukunft verstatten und denen wir deshalb nach väterlichem Gebrauche und mit reiner Gesinnung Opfer darzubringen schuldig sind. Der eigentliche Erweis der Frömmigkeit liegt aber nicht in solchen Dingen, sondern darin, dass man richtige Vorstellungen über die Götter hat und also weiss, dass sie existieren und alles gut und gerecht regieren und dafs sie uns verordnet haben, ihnen zu gehorchen, uns in alles, was geschieht, zu fügen und willig zu folgen, weil sie es ja in bester Absicht thun."*)

Die weitaus brennendste Frage ist für unsern Philosophen die, wie wir unser Leben ordnen sollen. Er stimmt bei Beantwortung dieser Frage mit seiner ganzen Schule darin überein, dass nur die Glückseligkeit unser Lebensziel sein könne, dafs diese Glückseligkeit auf der Tugend beruhe und dafs das tugendhafte Handeln sich in doppelter Weise bekunde, nämlich positiv als schrankenlose Hingabe an die Gesetze des Weltlaufs oder, was dasselbe sei, an den Willen der Gottheit, und negativ als Freiheit von den Trieben und Leidenschaften. In letzterer Hinsicht redet er aber einer Schroffheit das Wort, die ähnlich nur von den ältesten Stoikern vertreten worden war. Diese hatten, wie wir wissen, die Glückseligkeit oder Tugend für das einzig Begehrenswerte, alles ihr Widersprechende aber für ein Übel und alles zwischen jener Tugend und diesem Übel Liegende für ,,gleichgültig" erklärt. Allein sehr bald hat man die gleichgültigen

*) Handbüchlein 31.

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