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dort festhielten, lassen sich gleichfalls nicht mehr sicher ermitteln. Diogenes von Laerte erzählt, er habe in Phönizien Purpur eingekauft, aber im Hafen vor Athen Schiffbruch gelitten. Er sei hierauf in die Stadt hineingegangen, habe hier zufällig das zweite Buch der xenophontischen Denkwürdigkeiten gelesen und sei vom Charakter des Sokrates so entzückt worden, dafs er gefragt habe, wo solche Männer zu finden seien. Da habe man ihn auf den zufällig vorübergehenden Krates verwiesen, dessen Schüler er nun geworden sei. Nach einer andern, gleichfalls von Diogenes von Laerte vermittelten Nachricht soll er schon in seiner Heimat die Schriften einzelner Sokratiker kennen gelernt haben. Seine Übersiedlung nach Athen wäre dann wohl, und dies scheint wahrscheinlicher, nicht dem Zufalle, sondern einer bestimmten philosophischen Absicht zuzuschreiben. Mag jedoch dieses oder jenes der wahre Hergang gewesen sein, Thatsache ist, dafs er an der kynischen Philosophie besonderen Geschmack fand und eine Zeitlang den Unterricht des Krates genofs. Von der Häfslichkeit der kynischen Lebensweise abgestofsen, schloss er sich später an den Modephilosophen jener Tage, Stilpon von Megara, an, der, wie ich schon erwähnte, eine geistreiche Vermittlerstellung zum kynischen und megarischen Standpunkt einnahm und seinen Schüler mehr fesselte als der rohe Thebaner. Er soll dann auch noch die Platoniker Xenokrates und Polemon gehört haben, was glaubwürdig erscheint, da sich Spuren der Denkrichtung dieser Männer in seiner

eigenen Lehre nachweisen lassen. Der gleiche Umstand läfst aber auch auf Bekanntschaft mit Aristoteles schliefsen, dessen Logik er wenigstens gekannt haben muss, und mit Herakleitos, dem er die Grundzüge seiner Physik und Theologie entnahm. Er war überhaupt mehr reproduktiv als produktiv, mehr ein sorgfältiger Sammler als ein schöpferischer Kopf, dem Kaufmanne gleich, der die verschiedensten Waren mustert und jede einhandelt, die ihm zusagt, mag sie kommen, von wem sie wolle. Seine Lehrvorträge hielt er in der von Peisianax erbauten und von dessen Schwager Kimon restaurierten Säulenhalle am Nordende des Marktplatzes, welche der berühmte Maler Polygnotos mit einer Scene aus dem trojanischen Kriege geschmückt hatte, weshalb sie bunte Halle, Stoa poikile, genannt zu werden pflegte. Von ihr erhielt auch die Schule den Namen der stoischen. Zenon unterrichtete, indem er wie Aristoteles aufund abging. Dabei soll er jedoch nur wenigen Schülern Zutritt verstattet haben. Die Alten schildern ihn als schwächlich von Körper, als haushälterisch, mässig, aufserordentlich ernst, anspruchslos, jedem Geräusche abgeneigt. Bei seinen Zeitgenossen scheint er seines. hochachtbaren Wandels wegen im gröfsten Ansehen gestanden zu haben. Der makedonische König Antigonos Gonatas liebte und ehrte ihn und besuchte sogar seine Vorträge. Die Athener sollen ihm in Anerkennung seiner Rechtschaffenheit, seines günstigen Einflusses auf die Jugend und überhaupt seiner musterhaften Führung auf Grund eines Volksbeschlusses einen

goldnen Kranz gewidmet und nach seinem Tode im Töpferquartier ein Grabmal gesetzt haben. Als er

hochbetagt bei einem Sturze einen Finger brach, glaubte er darin einen Wink der Gottheit erblicken zu sollen und gab sich nach dem Ausrufe: „Ich komme, warum rufst Du mich?" sofort freiwillig den Tod. Von seinen nicht zahlreichen Schriften ist leider keine einzige auf uns gekommen.

Unter den hervorragenden Schülern Zenons ist zunächst Persäos aus Kittion zu nennen, der im Hause seines Lehrers und später am Hofe des makedonischen Königs gelebt haben soll. Ferner Ariston aus Chios, der von der Lehre des Meisters im Sinne des Kynismus abwich und wie vordem Antisthenes im Kynosarges lehrte. Endlich Herillos aus Karthago, der im Gegensatze zu Zenon nicht in der Tugend, sondern im Wissen das höchste Gut erblicken wollte. Sein treuster Schüler war Kleanthes aus Assos in Troas, von dem erzählt wird, dass er seinen Unterhalt durch nächtliche Handarbeit verdient habe, um bei Tag die Vorträge Zenons besuchen zu können. Er war ein schwer fälliger Denker, der Mühe hatte, des Meisters Gedanken zu fassen, sie aber auch, wenn er sie einmal erfasst hatte, um so sicherer festhielt.

Der geistig weitaus bedeutendste unter den nächsten Nachfolgern Zenons war der Cilicier Chrysippos, der gewandteste Dialektiker seiner Zeit, den man nach dem Tode des Kleanthes als Haupt der stoischen Schule betrachtete. Über die näheren Umstände seines Lebens, das im allgemeinen zwischen 280 und

205 v. Chr. fällt, sind wir so gut wie gar nicht unterrichtet. Er soll an Gestalt aufserordentlich klein und an zeitlichen Gütern arm gewesen sein.

Berühmt

waren aber sein Scharfsinn und seine Streitlust und geradezu erstaunlich seine Arbeitskraft und Gelehrsamkeit. Er ist der Paulus des Stoicismus geworden, denn er hat Zenons Lehren zu einem geschlossenen Systeme verarbeitet, so dafs erst seit ihm von einem wissenschaftlichen Stoicismus gesprochen werden konnte. Das Altertum drückte dies in dem ehrenden Verse aus:

Wenn nicht Chrysippos wäre, wär' die Stoa nicht“.

Neben Epikuros war er der schreibseligste aller Griechen, denn er soll im ganzen über 700 Bücher, darunter 311 allein über logische Fragen, die ihn am meisten anzogen, verfasst haben! Dieses Arbeiten in die Breite, bei dem natürlich die Schönheit der Darstellung sehr notleiden musste, wurde öfters benützt, um ihm auch die Tiefe abzusprechen. Doch werden wir in letzterer Hinsicht von den Erzeugnissen seiner Feder nicht gering denken dürfen, wenn wir im Auge behalten, dass Karneades, einer der scharfsinnigsten und geistreichsten Männer des Altertums, sich das Studium und die Widerlegung derselben sozusagen zur Lebensaufgabe gemacht hat. Leider ist von den vielen Büchern des Chrysippos nicht ein einziges auf uns gekommen, was schon insofern zu bedauern ist, als sie mit umfangreichen Auszügen aus jetzt untergegangenen Werken älterer Schriftsteller angefüllt waren. Fürsten gegenüber bewahrte er seine

volle Unabhängigkeit und es fiel schon den Zeitgenossen auf, dass er, entgegengesetzt der Übung anderer Gelehrten, nicht ein einziges seiner vielen Werke einem gekrönten Haupte widmete. Was von den überlie

ferten Lehren des Stoicismus ihm und was Zenon selbst angehört, lässt sich genau nicht mehr feststellen, weil die Quellen in dieser Hinsicht spärlich fliessen und sich nicht selten widersprechen. Die neuerdings gemachten Versuche, den beiderseitigen Anteil auszuscheiden, beweisen deshalb im Grunde kaum mehr als was auch vorher bekannt war, dass nämlich die wesentlichsten Gedanken des Stoicismus schon vom Stifter herrühren, die Verarbeitung, Spezialisierung und Bereicherung dieser Gedanken aber, zumal auf dem Gebiete der Logik, das Verdienst des Chrysippos bilden.

Die auf Chrysippos folgenden Häupter der älteren Stoa sind Zenon von Tarsos, Diogenes der „, Babylonier" und zuletzt Antipatros von Tarsos. Der bekannteste ist Diogenes; denn er war einer der drei Philosophen, welche die Stadt Athen im Jahre 156 v. Chr. nach Rom sandte, um Nachlass einer Geldstrafe zu erwirken, und welche durch ihre Vorträge in der Reichshauptstadt das gröfste Aufsehen erregten.

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