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IV. Das Charakteristische der stoischen

Logik.

Die Stoiker teilten die gesamte Philosophie in drei Abschnitte, die Logik, Physik und Ethik. Hinsichtlich der Notwendigkeit dieser Wissenszweige herrschte aber keineswegs völlige Übereinstimmung. Ariston von Chios wollte die Logik und Physik als zum sittlichen Handeln unnötig gestrichen haben. Doch ist es dem Einflusse des Chrysippos zu verdanken, dass dieser unwissenschaftliche Radikalismus, in dem wir eine Nachwirkung des Kynismus zu erblicken haben, wenigstens in der älteren Stoa ohne Nachahmung blieb. Einiger war man darin, dass die Ethik der wichtigste Teil aller Philosophie sei, dem die Logik und Physik als Hilfswissenschaften zu dienen hätten. Das gegenseitige Wertverhältnis dieser drei Wissenszweige suchten sie durch allerlei Vergleiche nahezulegen, z. B. die Logik stelle die Knochen und Sehnen. des Körpers dar, die Physik das Fleisch und Blut, die Ethik die Seele, oder: die Logik gleiche der Schale des Eies, die Physik dem Weissen, die Ethik dem Dotter. Zenon und Chrysippos stimmten auch darin überein, dafs die Logik als vorbereitende Disciplin zuerst einzuprägen sei. Ob dann aber die Physik oder die Ethik folgen solle, darüber konnten Zweifel bestehen, und es rügt Plutarchos in seinen,,Widersprüchen der Stoiker“ ausdrücklich, dass Chrysippos mit sich selbst im Streit liege, indem er die Physik

zuletzt gelehrt wissen wolle, sie aber gleichwohl der Hauptsache nach vor der Ethik behandle.

Die,,Logik" hat nach der Auffassung der Stoiker sowohl den Gedanken als den Ausdruck desselben, die Sprache, zum Gegenstand und umfafst daher nicht blos die Erkenntnistheorie und die Logik im engeren Sinn, sondern auch eine ganze Menge Erörterungen, die wir heute in das Gebiet der Grammatik und der Rhetorik verweisen würden.

An die Spitze ihrer Erkenntnislehre stellten sie die Frage, aus welchen Kriterien oder Merkmalen geschlossen werden dürfe, dass unser Wissen ein sicheres sei. In jener von Zweifeln aller Art erfüllten Zeit, in welcher der berühmte Pyrrhon aus Elis mit ebensoviel Erfolg als Scharfsinn die Möglichkeit einer Erkenntnis der Dinge überhaupt in Zweifel gezogen hatte, war diese Kriterienfrage eine geradezu brennende geworden. Nicht blofs die stoische, auch die epikureische Schule befafste sich ernstlichst mit ihr. Weder hier noch dort fand sie freilich eine erträgliche Lösung. Die Stoiker wurden durch sie zu folgenden Annahmen über das Zustandekommen unserer Erkenntnisse geführt. Unsere Seele, so sagen sie, bringt keine angeborenen Begriffe mit auf die Welt. Sie gleicht vielmehr ursprünglich einer unbeschriebenen Tafel, auf welcher die äufseren Gegenstände wie das Siegel im Wachse gewisse Eindrücke hervorrufen. Diese Eindrücke nennen wir Vorstellungen. Die Vorstellungen sind also Veränderungen des Seelenstoffes und folglich wie die Seele selbst räumlicher, körperlicher

Natur. Die Psychologie der Stoa ist durch und durch materialistisch. Die Seele hat aber die Fähigkeit, die einmal gewonnenen Vorstellungen festzuhalten und, wenn sie erloschen scheinen, wieder wach zu rufen. Vermöge dieser Eigenschaft sammelt sich in uns allmählich ein Vorstellungsmaterial an, aus welchem wir die eigentlichen Begriffe bilden können. Diese Begriffsbildung geht aber auf doppeltem Wege vor sich, unbewusst oder natürlich und bewusst oder künstlich. Die unbewusst zustande gekommenen Begriffe heissen Gemeinbegriffe, weil sie von allen Menschen in gleicher Weise vollzogen werden; zu ihnen zählen höchst wichtige, wie z. B. der Gottesbegriff, der allen Erdbewohnern gemein ist. Die Begriffe andrerseits, welche unser Verstand auf bewussten Wege erzeugt, heissen wir Wissen und ein geschlossenes System solcher Begriffe Wissenschaft.

Die Ergebnisse der bewussten Begriffsbildung können aber von denen der unbewussten nicht verschieden sein, weil beide im Grunde auf den gleichen sinnlichen Wahrnehmungen beruhen und weil der Verstand, der die unbewusste wie die bewusste Begriffsbildung leitet, einheitlich ist und nach den gleichen Gesetzen arbeitet. Es liefse sich deshalb die Frage aufwerfen, wozu die künstliche oder bewusste Begriffsbildung, mit anderen Worten die Wissenschaft, überhaupt nötig sei, wenn sie uns doch nicht mehr sagt als auch das instinktive Denken mit seinen Gemeinbegriffen. Und in der That haben viele der späteren Stoiker und unter den älteren namentlich

Ariston von Chios, wie schon erwähnt wurde, die Wissenschaft als entbehrlich verworfen und die Aufgabe der Philosophie im Sinne der Kyniker auf das sittliche Thun beschränkt. Allein die bedeutendsten Vertreter der älteren Stoa legen doch das gröfste Gewicht auf die wissenschaftliche Begründung, weil das zugleich wissenschaftlich Festgestellte den besonderen Beifall unseres Urteils habe und uns so der Erkenntnisse eigentlich froh werden lasse. Die blosse Wahrnehmung, sagen sie, gleicht nur der ausgestreckten, die Zustimmung nur der halbgeöffneten Hand, der Begriff aber der Faust und die Wissenschaft vollends der durch die andere Hand umschlossenen Faust. Der Wortunterschied dieser vier Stufen liegt also weniger in der Sache selbst, als vielmehr in der sich immer steigernden,,Spannung und Kraft", womit unser Verstand sich beifällig, zustimmend verhält.

Der subjektive Eindruck wird dadurch zum eigentlichen Kriterium für die Wahrheit oder Falschheit unsers Denkinhaltes erhoben. Fragen wir, welche Vorstellung wahr sei, so antwortet Chrysippos, die „begriffliche“, das heisst diejenige, welche ihren Gegenstand voll erfafst und getreu wiedergiebt. Fragen wir dann weiter, woran man erkenne, dafs dieses völlige Erfassen oder,,Begreifen" stattfinde, so wird bemerkt, es finde überall da statt, wo eine Vorstellung unmittelbar den Eindruck der Wahrheit hervorrufe und also unser Urteil ohne weiteres zur Zustimmung nötige. Natürlich erhebt sich jetzt die weitere Frage, wer denn dafür bürge, dafs dieser unmittelbare Eindruck

nicht auch täuschen könne, und es waren, wie ein späterer Abschnitt zeigen wird, namentlich die Jünger Platons, welche die Stoa von dieser Seite hart bedrängten. Eine stichhaltige Antwort ist nie erfolgt; am wenigsten konnte man sich mit dem Troste zufrieden geben, dass der „Weise“ von sich aus schon das Richtige treffen werde! Die Stoa befand sich trotz ihrer sonstigen Wissenschaftlichkeit in einer Lage wie ähnlich in der heutigen Theologie diejenige Richtung, welche grundlegende Dogmen der Kirche, z. B. das Dasein Gottes, aus dem „unmittelbaren Gefühl“ oder aus dem „religiösen Bewusstsein“ oder gar aus dem „Gewissen“ zu erweisen sucht, also aus Thatsachen, die, wie schon die Völkerpsychologie zeigt, den Charakter der Subjektivität an sich tragen und deshalb eine objektive Beweisführung im Ernste niemals ersetzen können.

So widerspruchsvoll und ungenügend aber diese Erkenntnislehre erscheinen mag, so ist sie doch noch eine weit selbständigere Leistung der Stoa als ihre Logik im engeren Sinne, die wir jetzt in Kürze zu berühren haben. Die Logik oder Denklehre ist die Wissenschaft von den Gesetzen des menschlichen Erkennens. Sie ist eine Schöpfung des grofsen Aristoteles, der sie zugleich in dem Grade zum Abschlusse brachte, dass sie, wie Kant in der Einleitung zu seiner eigenen Logik richtig bemerkt, seit dem Tode ihres Begründers fast gar nichts mehr gewonnen hat. Die Stoiker, an ihrer Spitze Chrysippos, legten ebenfalls sehr grofses Gewicht auf diesen Wissenszweig,

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