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bearbeiteten ihn nach allen Seiten und gewannen für den späteren Schulbetrieb die gröfste Bedeutung nächst Aristoteles. Allein sie stützen sich der Hauptsache nach fast ganz auf die aristotelischen Leistungen und behandeln zugleich das Material so formalistisch, schablonenhaft und geistlos, dafs die bewährtesten Kenner, so Steinthal in seiner Geschichte der Sprachwissenschaft, Prantl in seiner Geschichte der Logik und Zeller in seiner Philosophie der Griechen, nicht sehr günstig urteilen.

Gegenstand der Logik ist den Stoikern das „,Ausgesprochene", ein Mittelding zwischen dem Gedanken über eine Sache und der Sache selbst, welches aber zwischen beiden unsicher hin- und herschwankt. Dieses Ausgesprochene soll nun entweder einen vollständigen oder einen mangelhaften Gedanken enthalten. Die Logik zerfällt den Stoikern daher in die zwei Kapitel von den vollständigen und den mangelhaften Aussagen. Ich deute daraus nur einiges wenige an. Sämtliche Begriffe bringen sie in vier Klassen oder Kategorien, während Aristoteles deren zehn aufgestellt hatte. Als obersten Gattungsbegriff nennen sie das Seiende, später das Etwas. Im Abschnitt von den mangelhaften Aussagen behandeln sie das Verbum und Substantivum, und zwar so, wie es heute eher in der Sprachlehre als in der Logik geschehen würde. Von allem, was in diesen Abschnitt gehört, interessiert den Leser vielleicht nur dies, dass sie zum erstenmal den Nominativ zu den Casus gerechnet und den technischen Ausdruck Etymologie in Umlauf gesetzt haben Weygoldt, Philosophie der Stoa.

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sollen. Mit der gröfsten Auszeichnung behandelten sie die Syllogistik oder die Lehre von den Schlüssen, jedoch gleichfalls ohne erheblichen Gewinn für die Wissenschaft.

Es kam ihnen überhaupt in der Logik mehr auf Spitzfindigkeiten und Taschenkünste als auf die Sache an. Beweis dafür ist, um von andrem zu schweigen, ihre Sucht, Trugschlüsse oder Sophismen, wie sie namentlich seit dem Megariker Eubulides in Aufnahme gekommen waren, aufzulösen und neue hinzuzufügen. ,,Bei ihrer überall hervortretenden Verstandlosigkeit ist aber nicht zu wundern, wenn sie unfähig waren, mit dem ersten richtigen Griffe sogleich den Grund des Sophismas zu durchschauen, und sie daher bändereiche Bücher über die Lösung desselben schrieben, natürlich ohne durch diese Extension den Mangel an Intension zu ersetzen." *) Dies gilt namentlich von Chrysippos, welcher, wie der bei Diogenes von Laerte erhaltene Katalog seiner Werke besagt, über einzelne Trug- oder Fangschlüsse ganze Bände füllte. Um den mit der Geschichte der Logik nicht vertrauten Leser einigermassen zu orientieren, lasse ich die zwei Fangschlüsse folgen, die der Stoa am meisten zu schaffen machten, den ,,Lügner" und den ,,Sorites". Jener lautet in der jetzt üblichen Form: Epimenides. aus Kreta sagt, alle Kreter seien Lügner. Nun ist er selbst ein Kreter; folglich lügt auch er. Lügt er aber, so ist nicht wahr, dass die Kreter lügen. Thun sie

*) Prantl, Gesch. d. Log. I. 491.

das aber nicht, so thut es auch Epimenides nicht. Sagt er aber die Wahrheit, so sind die Kreter also doch Lügner u. s. w. Die Auflösung dieses Fangschlusses kostete den haarspaltenden Chrysippos nicht weniger als fünf Bücher und ein gewisser Philetas aus Kos soll sich daran so zerarbeitet haben dafs er starb.

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Der,,Sorites" oder Haufenschluss geht von der Frage aus: Wie viel Körner bilden einen Haufen? Eins oder zwei oder drei u. s. w.?" Natürlich ist da eine bestimmte Antwort nicht möglich. Die Platoniker Arkesilaos und Karneades benutzten daher diesen Fangschluss mit Vorliebe, um die Möglichkeit eines bestimmten Wissens zu bestreiten, und in der That soll der nie verlegene Chrysippos gegenüber diesem Sophisma verlegen gewesen sein und empfohlen haben, ehe man zu grossen Zahlen gelange,,,auszuruhen", d. h. mit seinem Urteil vorsichtig innezuhalten. ,, Meinethalben", läfst Cicero*) den witzigen Karneades bemerken,,,magst du gar schnarchen, nicht bloss ausruhen".

*) Acad. II. 29.

V. Die Lehre der Stoa von Gott und der Welt.

Wichtiger als die Logik erscheint den Stoikern die Physik, und zwar deshalb, weil sie zur Physik auch die Theologie rechnen, die, wie wir sehen werden, in engster Beziehung zum Hauptteile des Ganzen, zur Ethik, steht. Die Naturbetrachtung, sagt Seneca *) ganz im Sinne der Alten,,,geht über die Dunkelheit, in der wir wallen, hinaus und führt uns, der Finsternis entrissen, dahin, von wo die Klarheit kommt. Ich bringe der Natur der Dinge meinen Dank dar, wenn ich sie nicht von der Seite betrachte, die sich aller Welt darbietet, sondern in ihre Geheimnisse eindringe; wenn ich lerne, was der Stoff des Weltalls sei, wer der Urheber oder Wächter, was die Gottheit sei; ob sie sich ganz in sich selbst kehre oder bisweilen auch auf uns Rücksicht nehme; ob sie täglich etwas schaffe oder ein für allemal geschaffen habe; ob sie ein Teil der Welt sei oder die Welt selbst." ,Wenn ich mich darauf nicht einlassen könnte, wozu wäre ich dann geboren? Weshalb hätte ich mich dann zu freuen, dafs ich in die Zahl der Lebendigen gestellt wurde?" Jedoch ist die Stoa in der Physik so wenig selbständig als in der Logik; sie folgt nämlich im allgemeinen der Auffassung des Herakleitos. Aber sie legt sich dieselbe ganz nach ihren Bedürfnissen zurecht und

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*) Vorwort zum 1. Buch der Naturbetrachtungen.

verbindet sie unter Umständen auch mit Sätzen späterer Philosophen, so namentlich des Empedokles und Aristoteles. Ihr Standpunkt ist, wenn wir von den Meinungsverschiedenheiten in einzelnen Fragen. absehen, etwa folgender.

Ehe es einen Himmel und eine Erde gab, war das Urfeuer, die ewige Voraussetzung aller Dinge. Dieses Urfeuer ist der Inbegriff alles Seienden, also einerseits die Grundlage der sichtbaren Welt, die sich aus ihm entwickelt, und andrerseits die Weltvernunft, das allgemeine Gesetz, die schöpferische Kraft, die Gottheit selbst. Gott und die Welt sind ursprünglich eins und dasselbe. Alles ist Gott, weil alles Feuer ist. Die gewordene Welt ist nur ein Ausfluss, eine Erscheinungsform der Gottheit. Der Stoicismus ist also durchaus pantheistisch. Denken wir uns das Urfeuer mit Bezug auf die spätere Weltbildung, so haben wir zwei Seiten seines Wesens auseinander zu halten, die Kraft, die alles formt und bewegt, und den Stoff, aus dem alles geformt wird. Die Kraft ist die wichtigere Seite des Urwesens, denn das Wirkende ist höher als das Leidende. Allein die Kraft ist so gut ein Körper als der Stoff, nämlich eben Feuer; beide sind nicht ihrem Wesen, sondern nur ihrer Aufgabe nach verschieden. Die Stoa kennt überhaupt nur vier Dinge, denen sie die Eigenschaft der Unkörperlichkeit beilegt, den Ort, den Raum, die Zeit und jenes „,Ausgesprochene", von dem oben in der Logik die Rede war. Alles andere ist körperlich; Gott, die Seele, die Vorstellungen, die Affekte, die Tugenden und Laster und alle Eigen

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