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schaften der Dinge, ja selbst die Monate und Jahreszeiten werden für Körper erklärt. Der Stoicismus ist also nicht blofs pantheistisch, sondern auch durch und durch materialistisch.

Die sichtbare Welt geht aus dem göttlichen Urfeuer mit innerer, unabwendbarer Notwendigkeit hervor. Das Urfeuer verwandelt sich nämlich in eine dunstartige Masse, diese in eine wässerige Flüssigkeit, aus welcher sich durch die nachwirkende Kraft des Feuers das gewöhnliche Wasser, die feste Erde und die atmosphärische Luft ausscheiden; aus der Luft endlich bricht wieder Feuer hervor. Als Resultat des ganzen Prozesses ergiebt sich also jene Vierzahl der Elemente: Feuer, Wasser, Luft und Erde, die seit Empedokles üblich geworden war. Jedem dieser Elemente kommt eine Eigenschaft zu, wodurch es sich von jedem anderen unterscheidet: das Feuer ist warm, die Luft kalt, das Wasser feucht und die Erde trocken. Aus diesen Elementen und ihren Eigenschaften setzt sich die organische Welt zusammen. Feuer und Luft, die leichtesten und am nächsten verwandten Stoffe, spielen dabei die Rolle von thätigen, Wasser und Erde die von leidenden Prinzipien. Die Weltbildung selbst geht von der Erde aus. Der trockene Erdstoff nimmt nämlich vermöge seiner Schwere im Mittelpunkt des Weltalls Stellung, um ihn herum lagert sich das Wasser, über beiden breitet sich die Luft aus und den Abschluss des Ganzen bildet das Feuer oder der Äther, der sich um die drei anderen ruhenden Schichten kreisförmig bewegt. Im Äther sind die Gestirne be

festigt; sie sind feurige Massen, die sich von der feuchten Ausdünstung der Erde nähren. Die Welt ist begrenzt; ausserhalb der Feuerschicht liegt das Nichts, die unendliche Leere. Innerhalb der Welt dagegen ist alles vom Körperlichen so erfüllt, dafs ein eigentlich leerer Raum ausgeschlossen erscheint. Bewegung kommt nur den einzelnen Teilen der Welt zu, namentlich dem Feuer, nicht aber dem Ganzen, welches frei im unendlichen Raume ruht.

Der die Welt umschliefsende feurige Äther ist nicht zu verwechseln mit dem irdischen, gewöhnlichen Feuer. Er ist unendlich reiner, erhält alles und hat eine kreisförmige Bewegung, während das irdische Feuer alles verzehrt und sich geradlinig bewegt. Er ist der Himmel und als solcher der Sitz der Gottheit oder genauer gesagt die Gottheit selbst. Die Gestirne, die wir als gesonderte feurige Existenzen aufzufassen haben, sind nur eine Art Untergötter, und zwar von beschränkter Dauer. Die Gottheit hat sich den obersten oder äussersten Teil der Welt zu ihrem Sitze erkoren; gleichwohl ist sie allgegenwärtig, denn sie durchdringt die ganze Natur und stellt, wie es die Stoiker bezeichnen, die vernünftigen Keimformen (λóyoɩ σñεQμatinol) dar, aus welchen alle organischen Bildungen hervorwachsen. Sie ist die höchste Vernunft; denn die Zweckmässigkeit und die tadellose Schönheit der Welt können nur von einem denkenden Wesen erzeugt worden sein. Sie mufs selbstbewufst und persönlich gedacht werden; denn sie hat Menschen erschaffen, denen diese Eigenschaften zukommen und das Geschöpf

kann unmöglich Vorzüge besitzen, die dem Schöpfer abgehen. Sie ist die ewige Vorsehung, die alles Entstehen und Vergehen in der Welt leitet, doch nicht nach Willkür, sondern nach innerer Notwendigkeit. Auf dieser Notwendigkeit beruhen die unabänderlichen Gesetze der Natur; sie ist das Verhängnis, dem alles unterworfen ist.

Die Werke der Gottheit sind unendlich mannigfaltig, nicht ein einziges der Naturgebilde ist dem andern völlig gleich. „Der Geist des göttlichen Künstlers ist bewundernswert, weil er bei solcher Menge von Dingen nie auf das Gleiche verfallen ist. Auch was sich ähnlich scheint, ist bei näherer Vergleichung verschieden. So viele Arten von Blättern hat er hervorgebracht, bei deren keinem die unterscheidenden Merkmale fehlen, so viele lebende Wesen, bei deren keinem eine völlige Ähnlichkeit, sondern stets eine Abweichung stattfindet."*) Die Welt ist ferner, wenn auch nicht in allen Einzelnheiten, so doch im ganzen tadellos schön und vollkommen. Es geht dies namentlich hervor ,,aus ihrer Gestalt, Farbe, Gröfse und aus der Mannigfaltigkeit der sie umgebenden Gestirne, sowie aus der Kugelform, welche die vorzüglichste ist".**) Sie ist endlich durchaus zweckmässig eingerichtet, nichts ist umsonst und nutzlos da, jedes Ding ist für ein anderes geschaffen, die Pflanze für das Tier, das Tier für den Menschen, das Ganze für die Menschen und

*) Seneca, 113. Brief.

**) Plutarchos, Lehrs. d. Ph. I. 6.

Götter. Ein eigentliches Übel giebt es nicht in der Welt; denn alles ist ja ein Ausflufs der göttlichen Vernunft und was diese gewollt hat, kann unmöglich verwerflich sein. Was im einzelnen weniger gut scheint, mufs zur Mannigfaltigkeit und folglich zur Güte und Vollkommenheit des Ganzen beitragen. Die Stoiker fassen also die Welt durchaus teleologisch auf.

sind zugleich auch die Begründer der sogenannten Theodicee, die bekanntlich im achtzehnten Jahrhundert, veranlafst durch die Leibniz-Wolf'sche Philosophie, auf den Lehrstühlen wie auf den Kanzeln die gröfste Rolle spielte.

An der Spitze aller organischen Bildungen steht der Mensch als oberstes aller Geschöpfe. Eine Seele haben auch die Tiere und bis zu einem gewissen Grade selbst die Pflanzen, eine vernünftige Seele hat nur der Mensch. Die Seele des Menschen ist ihrem Wesen nach ein warmer Hauch oder Feuer, also körperlich wie alles in der Welt. Sie ist ein Strahl und Ableger des göttlichen Feuers; der Mensch ist daher seiner Natur und Herkunft nach göttlichen Geschlechtes. Die Stoiker unterscheiden acht Teile der Seele, die herrschende Vernunft (yɛμovızóv), die fünf Sinne, das Sprachvermögen und die Zeugungskraft. Die herrschende Vernunft ist die höchste Blüte des Geisteslebens, die Trägerin der Persönlichkeit; durch ihren Besitz erheben wir uns weit über alle übrigen Geschöpfe. Die Seele ist an das Blut gebunden und nährt sich von der Ausdünstung desselben, wie die Gestirne von der Ausdünstung der Erde leben. Ihren

Sitz hat die Seele in der Brust, denn die Brust ist die Hauptsammelstätte des Blutes und aus ihr kommt auch die Stimme, diese hörbare Darstellung unserer Gedanken. Die späteren Stoiker scheinen bald das Herz überhaupt, bald einzelne Abteilungen desselben der herrschenden Vernunft als Wohnstätte angewiesen zu haben, so z. B. Diogenes *) der Babylonier,,die arterielle Höhlung des Herzens". Ähnlich erklärt auch der Arzt **), welcher nach 300 vor Chr. die mit stoischen Gedanken durchsetzte pseudohippokratische Schrift,,Vom Herzen" geschrieben hat, ,,die Vernunft des Menschen wohne in der linken Herzkammer und herrsche über die anderen Seelenvermögen". Die Seele wird nicht für jedes Kind neu geschaffen, sondern von den Eltern bei der Zeugung übertragen (Traducianismus). Diese Ansicht ist, weil sie sich mit dem Begriffe der Erbsünde am besten verträgt, auf den Vorgang der Kirchenväter Tertullianus und Augustinus später auch in der christlichen Kirche die herrschende geworden. Der Fötus besitzt jedoch nach der Stoa anfänglich nur eine unvollkommene Seele, ähnlich der einer Pflanze; erst nach der Geburt wird diese pflanzliche Seele durch Aufnahme von Feuerteilen aus der Luft allmählich zur menschlichen ergänzt. Die Seele des Menschen stirbt nicht mit dem Leibe, sondern lebt getrennt fort, aber wie die Gestirngötter nur eine bestimmte Zeit.

*) Vgl. meinen Nachweis in den Jahrb. f. klass. Philologie 1881, S. 508 ff.

**) Hippokrates, Ausg. v. Littré IX. 88.

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