ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Wenn nämlich der vom Schicksal verhängte Augenblick gekommen ist, ,, zehrt das Urwesen den Stoff, den es als seinen Leib von sich ausgesondert hat, allmählich wieder auf, bis am Ende dieser Weltzeit ein allgemeiner Weltbrand alle Dinge in den Urzustand zurückführt, in welchem das Abgeleitete aufgehört hat und nur noch die Gottheit oder das Urfeuer in seiner ursprünglichen Reinheit übrig bleibt". *) Hierauf jedoch beginnt die Schöpfung einer neuen Welt, welche den gleichen Schicksalen unterworfen ist und ganz dieselben Dinge und Personen hervorbringt, wie die frühere. In jeder neuen Welt wird Paris die Helena rauben, Achilleus vor Troja und Leonidas in den Thermopylen fallen, Aristippos an des Dionysios. Tafel schwelgen und Diogenes in der Tonne sitzen; denn der Weltprozess kann nichts vergessen, was innerhalb, und nichts hinzufügen, was aufserhalb der unabänderlichen Gesetze liegt, die ihn leiten.

Die Annahme, dafs die Gottheit mit dem Feuer identisch und folglich nur eine sei und dafs die Welt nicht vom Zufall, sondern nach festen Gesetzen regiert werde, hat gleichwohl die Stoiker nicht abgehalten, der Vielgötterei und selbst dem Wunderglauben des Volkes das Wort zu reden. Sie unterschieden von Zeus, dem obersten und ewigen Gotte, die niederen, gewordenen Götter, welche Schöpfungen des Zeus sind und beim Weltbrand wie die menschlichen Seelen ihr Ende finden. Zu diesen Untergöttern zählten sie in

*) Zeller, Ph. d. Gr. III. a. 152.

erster Reihe die Gestirne, weil diese vermöge ihrer rein feurigen Natur, ihrer streng gesetzmässigen Bewegung und ihrer Stellung im Weltganzen der höchsten Gottheit am nächsten zu kommen schienen. Im Eifer für diese Gestirngötter konnte Kleanthes *) sogar wünschen, ganz Griechenland solle den Galilei des Altertums,,,Aristarchos aus Samos, als Religionsverächter, der den heiligen Weltherd aus seiner Stelle verrücke, vor Gericht laden, weil er nämlich, um die Himmelserscheinungen zu erklären, den Himmel still stehen, die Erde dagegen sich in schiefem Kreise fortwälzen und zugleich um ihre eigene Axe drehen liess“. Die Stoiker wollen ferner die Gottheit auch in den Elementen wiedererkennen, im ätherischen Feuer Zeus selbst oder auch Athene, im irdischen Feuer den Hephästos, in der Luft die Hera, im Wasser den Poseidon und in der Erde die Demeter. Ganz besonderer Verehrung schienen ihnen die Heroen würdig, die sich als Wohlthäter der Menschheit ausgezeichnet hatten, so namentlich Herakles, zu dem schon die Kyniker wie zu einem Schutzheiligen emporzublicken pflegten. Auch die Huldinnen, die Schicksalsgöttinnen und die Musen sind ihnen mehr als nur Erzeugnisse der dichterischen Einbildungskraft, und wie der Äther von der Gottheit, das Wasser von den Fischen, die Erde von den Menschen bewohnt sei, so denken sie sich auch die Luft von belebten Wesen oder Dämonen erfüllt, deren mächtigen Einfluss auf unsere Geschicke wir

*) Plutarchos, Gesicht im Mond 6.

bald zu fürchten, bald zu ersehnen Ursache haben sollen. Sie haben mit einem Worte den ganzen Polytheismus der Volksreligion in ihren Pantheismus hineinverarbeitet und unterscheiden sich von der naiven Auffassung des Volkes blofs dadurch, dass sie den einzelnen Göttern und ihren Attributen eine tiefere physikalische oder sittliche Bedeutung unterlegen. Sie waren deshalb stark in der sogenannten allegorischen Auslegung, von der sie zum erstenmal in der Religionsgeschichte einen umfassenden Gebrauch machten. Eine Folge ihrer Anlehnung an die Volksreligion war auch ihr Glaube, dass die Götter durch die Stellung der Gestirne, durch den Vogelflug, durch die Eingeweide gewisser Tiere u. s. w. uns ihren Willen kund thun und dafs den Menschen die Gabe des Verständnisses und der Deutung dieses Götterwillens zukommen müsse, weil sie durch ihre Seelen ja gottverwandt seien. In den beschränkteren Köpfen der Stoa scheinen diese religiösen Grübeleien im Laufe der Zeit in den schrankenlosesten Aberglauben ausgeartet zu sein. Lukianos wenigstens läfst in seinem,,Lügenfreund" den guten Deinomachos Dinge behaupten, die sich vom Wunder- und Gespensterwahn des niedersten Volkes nicht um ein Haar unterscheiden und die den Vertreter der Stoa nur insofern entschuldigen, als ähnliche Ammenmärchen auch von den Mitunterrednern aus der Schule eines Platon und eines Aristoteles aufgetischt und geglaubt werden.

Zum Wertvollsten, was wir über die stoische Physik und Theologie noch besitzen, gehört der berühmte

Lobgesang des Kleanthes auf Zeus, den ich im Versmasse des Urtextes und in thunlichst wortgetreuer Übertragung dem Leser darbiete:

„Zeus, ruhmvollster der Götter, Vielnamiger, Herrscher ohn' Ende,

,,Schöpfer der Welt, der alles regieret nach hehren Gesetzen,

,,Sei mir gegrüfst! Denn dich zu verehren gebietet die

Sitte

,,Uns, die deines Geschlechtes und die der Sprache teil

[ocr errors]

haftig

,Wurden vor allem, was Sterbliches lebt und sich reget auf Erden.

,,Drum sei Preis dir und Ehre und Lob der göttlichen

Stärke!

,,Du bists, welchem die Welt, die rings die Erde umkreiset,

„Folgt, wohin du sie führest und dem sie willig gehorchet; ,,Denn du trägst in der heiligen Hand den alles durchdringenden

,,Diener und Boten, den feurigen Blitz, der ewiglich

lebt und

,,Dessen gewaltigem Schlage die Erde erzitternd sich

beuget.

,,Du auch lenkst den ordnenden Geist, der, allen ge

meinsam,

„Überall hin sich ergiefst, sich mischend mit Grossem wie

Kleinem;

,,Denn dein Wille gebeut als oberster hin durch die Welten.

,,Nichts kann ohne dich, himmlischer Dämon, geschehen auf Erden,

,,Nichts im wogenden Meere und nichts im feurigen Äther, ,,Aufser was Böses verüben im Wahne die thörichten Menschen.

,,Aber du weifst auch immer das Schlimme zum Guten zu wenden,

[ocr errors]

,,Wirres zu ordnen, in Liebe zu einen, was feindlich geschieden.

,,Hast auch alles, was trefflich, was übel in Eines gefüget ,,So, dafs beides vereint ist zur ewigen Ordnung der Dinge.

,,Böse nur sind es, soviele der Menschen dies Band wollen fliehen,

,,Unglückskinder, die immer nur trachten nach Güterbesitz und

,,Gottes allgültig Gesetz befolgen nicht wollen noch hören. ,,Und wie wäre ihr Leben so köstlich, sofern sie gehorchten!

,,Leider jedoch jagt dieser nach jenem und jener nach andrem,

,,Einen verblendet unseliger Eifer um Ehre bei Menschen, ,,Andere wieder sind gegen Gebühr nur Ränken ergeben, ,,Andere suchen Vergnügen und süfsliche Wollust des Leibes.

,,Aber, o Zeus, Allgeber, Beherrscher der Wolken und Blitze,

,,Reisse die Menschen heraus aus diesem verderblichen Irrwahn!

,,Scheuche ihn weg von der Seele, o Vater, damit sie erkennen

,,Jene Vernunft, auf welche dich stützend du alles regierest!

„Dass wir, selber erhoben, dir wieder mit Ehre vergelten, ,,Allezeit preisend die Werke des Höchsten, wie's Sterblichen ziemet;

,,Denn nichts Höheres können sie geben so Götter wie Menschen

,,Als geziemendes Lob der göttlichen Ordnung der Dinge."

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »