ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

gelernt haben. Und mafsvoll wie in den religiösen war das klassische Griechentum auch in den sittlichen Wer den Göttern die Verehrung

Anforderungen. zollte, die das Herkommen vorschrieb, wer seinen Pflichten in der Familie und im Gemeinwesen genügte, wer den Freund wohlwollend, den Fremdling gastfreundlich und selbst noch den Feind human behandelte, der durfte gewifs sein, die Summe des Sittengesetzes erfüllt zu haben. So wenig das Christentum Jesu die Qualen der Selbstabtötung wünschte, die der mittelalterliche Asket im Dienste des Himmels sich glaubte auflegen zu müssen, so wenig entsprach es dem Geiste der altgriechischen Sittlichkeit, dass der stoische Weise im Kampfe mit den Affekten sich von so manchem lossagte, was das Leben erst schön und den Menschen erst menschlich erscheinen lässt. Die Sittlichkeit war auch nicht ein Gut, das nur einzelnen Musterexemplaren der Menschheit vorbehalten, sondern bei einigem guten Willen jedermann erreichbar war. Und weil das Sittengesetz sich noch mit dem Willen der Götter völlig deckte, diese Götter aber räumlich beschränkte Volks- oder Stammesgottheiten waren, so wussten die klassischen Griechen auch nichts von jenem Weltbürgertum, das die geheiligten Grenzen des Volkstums verwischte und den Perser mit dem Thrazier und beide mit dem Hellenen auf die gleiche Stufe stellte.

Begreiflicher wird der Charakter des Stoicismus, wenn wir ihn in seinem Verhältnisse zur vorausgegangenen philosophischen Entwicklung betrachten. Der

Pantheismus der Stoiker gründet sich nämlich auf ihre Physik und diese haben sie der Hauptsache nach von Herakleitos herübergenommen. Auch er identifiziert das Urfeuer mit der Gottheit und diese mit dem Weltgesetz oder der Notwendigkeit, der sich alles zu unterwerfen habe. Wir haben andrerseits schon bei Sokrates das Bestreben wahrgenommen, das Individuum auf sich selbst zu stellen, durch fortgesetzte Selbstzucht zu läutern und zur vollen sittlichen Freiheit hinzuführen. Kosmopolitische Ideen endlich haben auch Demokritos sowie die Anhänger der kynischen und kyrenaischen Schule ausgesprochen und die Selbstgenügsamkeit des Weisen ist von Diogenes und seinem Anhange in einem Grade betont worden, dass die Stoa gewiss nichts mehr hinzuzufügen hatte. Allein so bedeutsam diese geschichtlichen Thatsachen für die Entstehung des Stoicismus gewesen sein mögen, für sich allein reichen sie doch wohl nicht aus, um dessen Eigenart erschöpfend zu erklären. Zenon hätte schwerlich an den durch seine Häfslichkeit abstossenden Kynismus sowie an die heraklitische Physik angeknüpft, wenn nicht besondere, in ihm selbst und den Umständen liegende Triebfedern im Spiele gewesen wären. Auch hätte seine Lehre nicht den nachhaltigen Anklang gefunden, wenn sie nicht durch den ganzen Geist, der in ihr wehte, einem vielfach und tief empfundenen Bedürfnisse der Zeit entsprochen hätte. Es sei verstattet, darauf näher einzugehen.

Um zunächst von den Motiven zu sprechen, die im Stifter selbst lagen, so konnte ein Schiffbruch und

der durch ihn herbeigeführte Verlust des Vermögens einen Mann vom Ernste und der Gemütstiefe eines Zenon allerdings veranlassen, über den Unbestand aller Dinge nachzudenken, das wahre Glück nicht in den äufseren Gütern, sondern in der Unabhängigkeit von ihnen zu finden und an ein unentrinnbares Schicksal zu glauben, dem wir alle machtlos hingegeben sind. Ich erinnere an die Bekehrung des Apostels Paulus, ferner an den Reformator Luther, den der plötzliche Tod eines Freundes ins Kloster geführt haben soll, und an so manchen bedeutenden Mann der Geschichte, der in einem unerwarteten Ereignisse sein Damaskus gefunden hat. Doch möchte ich hierauf nicht besonders abheben; denn der angebliche Schiffbruch Zenons ist zu wenig verbürgt, als dass sich im Ernste Schlüsse auf ihn bauen liefsen. Sehr wichtig dagegen ist die Thatsache, dass nicht nur Zenon, sondern fast alle hervorragenden Vertreter der älteren Stoa halborientalischen Ursprungs waren. Zenon stammte aus Kittion, einer von Griechen und Phöniziern bewohnten Stadt der Insel Kypros, die bis auf den grofsen Alexandros immer asiatischen Herrschern gehorcht hatte und daher ein überwiegend orientalisches Gepräge zeigte. Persäos stammte gleichfalls aus Kittion, Herillos aus dem ganz phönizischen Karthago, Chrysippos und der später zu erwähnende Dichter Aratos aus Soloi in Cilicien, Dionysios aus dem pontischen Heraklea, Zenon, des Chrysippos Nachfolger, aus dem cilicischen Tarsos, Diogenes der „Babylonier" aus Seleucia am Tigris,

dessen Schüler Antipatros und Archedemos wieder aus Tarsos, Boethos aus Sidon. Kurz, fast alle Berühmtheiten der älteren Stoa waren in Orten geboren und aufgewachsen, in welchen griechische Bildung und Kultur sich mit dem Denken und Fühlen des Orients kreuzten und jenen Mittelzustand schufen, der in der Geschichte unter dem Namen Hellenismus bekannt ist. Der Stoicismus ist von Hause aus ein halborientalisches Gewächs. Darauf beruht ein guter Teil seiner Eigentümlichkeiten sowie seiner Fähigkeit, auch den Nichtgriechen annehmbar zu erscheinen.

Auf seine halborientalische Herkunft scheint zunächst wenigstens bis zu einem gewissen Grade

die durch und durch praktische Tendenz zurückzuführen, die ihn kennzeichnet. Dem Griechen ist es in der Philosophie vor allem um das Wissen zu thun; die älteren Naturphilosophen brachten es deshalb auch zu keiner Ethik und selbst Sokrates glaubt das Handeln noch nicht vom Wissen scheiden zu dürfen. Der Orientale, zumal der semitische Phönizier, fragt in erster Reihe nach dem praktischen Ergebnisse. Er ist kein Verehrer der theoretischen Ideale; was er thut, will er unmittelbar für das Leben und dessen nächste Aufgaben gethan haben. Und ein noch größfserer Gegensatz zeigt sich, wenn wir fragen, worin überhaupt der Wert und Zweck des Lebens bestehe? Der Grieche ist ein Mann des Willens und der That, der Orientale mehr ein Freund der Passivität, der Beschaulichkeit. Jener erblickt den Reiz des Lebens im Wechsel von Arbeit und Ruhe,

dieser in der Ruhe, in der Musse allein. Jener will

der Verhältnisse durch Thatkraft Herr werden und als Überwinder sich frei fühlen; dieser geht der Gefahr lieber vorsichtig aus dem Wege, weil sie sein inneres Gleichgewicht stören würde. Der unerschütterliche Gleichmut des Stoikers, seine Affektlosigkeit, seine Abwehr alles dessen, was Gefühle des Schmerzes oder der Lust erzeugen könnte, seine Abgeneigtheit, sich an den Gemeinde- und Staatsangelegenheiten zu beteiligen, das alles ist im Grunde dem Orientalen, nicht dem Griechen eigen. Man mache nicht geltend, dafs schon die Kyniker ähnliches gewollt hätten; denn einerseits deckt sich die kynische Ethik nicht völlig mit der stoischen und andrerseits war ja Antisthenes gleichfalls kein Vollgrieche und Diogenes stammte aus dem nordöstlichen Kleinasien.

Auf den halborientalischen Ursprung möchte namentlich auch die ausgesprochen religiöse Richtung des Stoicismus zurückzuführen sein. Es war der weltgeschichtliche Beruf des Griechen, die Welt mit Thaten. zu erfüllen, tüchtige Gemeinwesen zu gründen, die Welt wissenschaftlich zu begreifen und das Leben künstlerisch zu verschönern. Zur religiösen Vertiefung war er nicht geschaffen und am wenigsten zum Pantheismus. Der Orientale umgekehrt ist weder für die Wissenschaft, noch für die Kunst, noch für die Freiheit geboren. Seine Stärke ist die Beschaulichkeit, die Apathie, die religiöse Schwärmerei. Es ist nicht von ungefähr, dass alle gröfseren Religionen in Asien entstanden sind und nicht eine einzige in Europa. Allein

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »