ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Natur verschafften der „,Heiligen Geschichte" in jenem am Seltsamen, Wunderbaren und Pikanten Gefallen findenden und an das Abenteuerliche und Aufserordentliche gewöhnten Zeitalter grofse Verbreitung, so dafs der Euemerismus trotz der offenkundigen Täuschungen und Lügen des Buches und der Angriffe und Widerlegungen eines Eratosthenes und anderer besonnener Männer bald Eingang in die gebildeten Kreise und in die Literatur fand. Da süsse, längst vorbereitete Gift der Ungläubigkeit hatte gewirkt und verbreitete sich immer weiter in die Gliedmassen des hellenischen, bald nicht minder des römischen Volkes. Ein Jahrhundert später wurde das Werk von dem rõmischen Dichter Ennius ins Lateinische übertragen. Mit Recht konnte daher Plutarchos den Euemeros als Zerstörer alles Glaubens verwünschen, die Kirchenväter ihn als Erschütterer des Heidentums segnen. Zur Verbreitung des Buches mochte auch das Wohlgefallen beitragen, womit die neuen Könige eine Anschauung begünstigten, die ihrem eigenen Streben nach göttlichen Ehren so sehr zu statten kam und die den im Glauben und in der Dichtung verherrlichten Olympos als menschliche Herrscherburg hinstellte.“*)

Als Zenon zu lehren begann, war der alte Götterglauben zerstört, aber nichts an seine Stelle getreten. Nur das Verlangen nach einem festen Halt wurzelte in aller Herzen und man suchte diesen Halt namentlich in den Schulen der Philosophen. Allein die Weisheit

*) Weber, Allg. Weltgesch. III. 395.

der jonischen Physiker war schon zu sehr verjährt, der Kynismus stiefs durch seine ungriechische Aussenseite ab, die kyrenaische Lustlehre konnte ernsteren Gemütern grundsätzlich nicht gefallen, die platonische Gedankenwelt war zu sublim, als dafs sie dem Bedürfnisse gröfserer Kreise hätte dienen können, die aristotelische war gleichfalls trotz des Scheines der Gemeinfafslichkeit, den ihr Zenons berühmter Zeitgenosse Theophrastos aus Lesbos zu leihen wusste, zu streng wissenschaftlich, und der Epikureismus, der die Götter zwar bestehen liefs, aber von aller wirksamen Einmischung in den Gang der Welt und die Schicksale der Menschen ausschlofs, konnte dem religiösen Zuge des Herzens so wenig genügen, als die Zweifel Pyrrhons, der die Möglichkeit eines Wissens überhaupt, also auch die eines religiösen bestritt. Bei dieser Lage der Dinge war es begreiflich und schon ein Gebot der Klugheit, dafs die Stoa den religiösen Ernst, der ihr von Hause aus eigen war, mit besonderem Nachdrucke zur Geltung kommen liess und dafs sie am zusammenbrechenden Volksglauben zu retten suchte, was irgend rettbar schien. Umgekehrt war es dann auch natürlich, dass viele von denen, welche die Volksreligion verlassen hatten, ohne Religion aber nicht sein konnten, sich zu einem Lehrsysteme hingezogen fühlten, das in seinem Pantheismus eine unerschöpfliche Möglichkeit der religiösen Hingabe und Vertiefung bot und durch seine allegorische Deutung selbst dem verlachten Glauben der Väter noch einen halbwegs erträglichen Sinn abgewann.

Das Gleiche gilt aber auch von dem hohen sittlichen Ernste des Stoicismus, von seiner Tugendstrenge, seiner vornehmen Selbstgenügsamkeit und seiner Geringschätzung der grofsen Masse. Wenn je eine Zeit in Athen zur Verachtung der Menschen, zur Beschränkung auf sich selbst und seine Tugend berechtigte, so war es die damalige. ,,Beides, die koketteste und ungebundenste Leichtfertigkeit und die feine, liebenswürdige und witzreiche Bildung, die man seitdem mit dem Namen des attischen Witzes auszeichnet, ist das Charakteristische für das damalige Leben Athens. Es gehört zum guten Ton, die Schulen der Philosophen zu besuchen. Der Mann der Mode ist damals Theophrastos, der gewandteste aus der Schule des Aristoteles, der die tiefsinnigen Lehren seines grofsen Meisters populär zu machen verstand und hunderte um sich versammelte, bewunderter und glücklicher repräsentierend als je sein Meister. und die vielen andern philosophischen Lehrer in Athen stellte Stilpon von Megara, der gewandteste Dialektiker der Zeit, in Schatten, sobald er nach Athen kam. Die Handwerker verliefsen ihre Häuser, um ihn kommen zu sehen; wer irgend konnte, eilte ihn zu hören; die Hetären strömten in seine Vorlesungen, um bei ihm zu sehen und gesehen zu werden, um bei ihm jenen pikanten Witz zu üben, durch den sie nicht minder bezauberten als durch ihre verführerische Toilette und die wohlaufgesparte letzte Gunst. Mit diesen Courtisanen verkehrten vielfach die Künstler der Stadt, die Maler und Bildhauer, Musiker und

Ihn

Poeten. Die beiden berühmtesten Komödienschreiber der Zeit, Philemon und Menandros, stritten öffentlich in ihren Komödien um die Vorzüge und die Gunst der Glykera und vergassen sie, als sie beide verliefs, über andere Buhlerinnen. Von Häuslichkeit, Zucht und Scham war damals in Athen nicht mehr die Rede; das ganze Leben war in Phrasen und Witzworten, in Ostentation und geschäftigem Müfsiggange aufgegangen. Athen spendete den Mächtigen Lob und Witz, und liefs sich dafür von ihnen füttern; es spielte als Staat den Königen und Machthabern die Rolle des Parasiten, des schmarotzenden Schmeichlers, und schämte sich nicht, mit der eigenen Schande Genufs und Lust zu erkaufen. Man scheute nichts so sehr als Langeweile und Lächerlichkeit und beides war die Fülle da. Die Religion war verschwunden und mit dem absoluten Indifferentismus der Aufklärung trat Aberglaube, Zaubersucht, Beschwören von Geistern und Sterndeuterei hervor. Der sittliche Gehalt des Lebens, aus der Gewohnheit, der Sitte und den Gesetzen hinwegräsonniert, wurde theoretisch in den Philosophien erörtert und Gegenstand des Disputierens und der literarischen Fehde."*)

Wohl am meisten mussten die politischen Zustände abschrecken. Das Gemeinwesen, das so lange an der Spitze der Macht und der Civilisation Griechenlands gestanden, geriet seit dem unglücklichen Ausgange des peloponnesischen Krieges immer tiefer in

*) Droysen, Gesch. d. Hellenismus I. 427 f. Weygoldt, Philosophie der Stoa.

6

[ocr errors]

Zerfall. Zwar stellten die militärischen Erfolge eines Konon, Timotheos, Chabrias und Iphikrates das erschütterte Ansehen der Stadt einigermassen wieder her, und als die spartanische Vorherrschaft unter dem Siegesschritte des Epaminondas zusammengebrochen und nach dem Tode des letzteren auch Theben rasch wieder in sein voriges Nichts zurückgesunken war, mochte sie nochmals als Führerin Griechenlands gelten. Allein jetzt nahte das Verhängnis aus dem Norden, indem der makedonische Philippos trotz der staatsmännischen Gegenwehr des grofsen Redners Demosthenes am 2. August des Jahres 338 durch die Schlacht bei Chäronea der athenischen wie überhaupt der griechischen Freiheit für immer ein Ende machte. Die Stadt fügte sich, zumteil sogar willig. Als Zenon im Jahre 324 nach Athen kam, war alles von den Heldenthaten des Alexandros entzückt. Der allein noch grollende Demosthenes wurde im gleichen Jahre von der makedonischen Partei, zu der Männer wie Phokion hielten, in die Verbannung geschickt. Allein auf die Nachricht vom Tode des grofsen Königs regte sich plötzlich die alte Freiheitsliebe. Hypereides stellte sich an die Spitze der vaterländischen Bewegung; das Volk stimmte freudig zu; Demosthenes kehrte zurück; der Kampf gegen den makedonischen Machthaber Antipatros begann. Jedoch Athen unterlag. Demosthenes und Hypereides wurden in den Tod getrieben. Das demokratische Regiment wurde beschränkt, d. h. durch ein halb oligarchisches ersetzt, das auch unter des Antipatros Nachfolger

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »