22. Aufraffend führtest du mich im Sturm dahin, 23. Ich weiß, zum Tode willst du mich führen, 24. Ja! nichts vermag das Gebet, Hand; streckt er aus die Hat bey seinem Verhängniß Flehen_Statt? *) 25. Wein' ich nicht, darnieder gedrückt, Und trauert mein Herz nicht über mein Elend? **) 26. Denn da ich Glück hoffte, kam Unglück, Ich harrt' auf Licht, und es kam Finsterniß. 27. Mein Eingeweide kocht ohne Rast, Mich überfielen Tage des Jammers. 28. Geschwärzt geh' ich einher, nicht von Sonnenbrand, 30. Schwarz ist meine Haut an mir, Und mein Gebein brennet vor Glut. 31. [Gestimmt] ist zur Klage meine' Harfe, Und meine Either zu Trauer: Tönen. XXXI, 1. Einen Bund hatt' ich geschlossen mit meinen Augen; 2. Welch Loos würde mir von Gott von oben, 3. Erwartet nicht Verderben den Sünder, Und Strafe die Uebelthåter? 4. Siehet Er nicht meine Wege, Und zählet all meine Schritte? *) And. Wohlan! er wird doch an den Todenhügel feine Hand nicht legen! Sollte man auch dort noch wegen Qualen um Erbarmen flehen müssen? **) And. Weinte ich nicht um Bedrängte, und trauerte ich nicht um Dürftige? 5. Wandelt' ich je der Lüge nach, Und eilte zum Trug mein Fuß: 6. Er wåge mich mit der Wage des Rechts, Und Gott erkenne meine Unschuld! 7. Wich je mein Schritt aus dem Wege, Folgte meinen Augen mein Herz, Und klebt' an meiner Hand ein Schandfleck: 8. So eß ein Anderer, was ich gesået, Und was ich gepflanzt, werd' entwurzelt! 9. Ward je mein Herz gereißt von Weibern, Und lauert' ich an der Thüre meines Nächsten? 10. Dann diene *) einem Andern mein Weib, Und werde beschlafen von Andern! 11. Denn solches, wåre Frevel, Solches ein Verbrechen, der Strafe werth; 12. Ein Feuer solches, das bis zur Vernichtung fråße, Und meine ganze Ernt' ausrottete. 13. Verschmäht' ich je meiner Knecht und Mägde Recht, Wenn sie Klage führten über mich: 14. Was wollt' ich thun, wenn Gott sich erhübe ? Und wenn er strafte, was erwiedern? 15. hat nicht, der im Mutterleib mich schuf, ihn ges schaffen? Hat uns nicht Einer bereitet im Schooße? 16. Versagt ich den Wunsch der Geringen, Und vereitelte die Hoffnung der Wittwen? 17. Und aß ich meinen Bissen allein, und aß nicht der Waise davon? 18. Von meiner Jugend an wuchs er mir auf, als Vater, Und von Mutterleib an erzog ich ihn! 19. Konnt' ich Verlassene sehen ohne Gewand, Und ohne Hülle den Dürftigen; 20. Segneten mich nicht seine Hüften, Und ward er vom Vließ meiner Schafe nicht warm; *) Als Sklavin, oder als Beyschläferin. 21. Legt' ich an den Waisen meine Hand, Sprach ich zum gelben Erz: meine Zuversicht! Daß ich [betend] in die Hand küßte ? 28. Auch solches wäre Verbrechen, Strafens werth, Denn verleugnet hått' ich Gott im Himmel. 29. Freut' ich mich des Verderbens meines Hassers, und frohlockt' ich, wenn ihn Unglück traf? 30. Nie gestattet' ich meiner Zunge zu sündigen, Nicht in Beschwörung seinen Tod zu fodern. 31. Sprachen nicht die Leute meines Zeltes: Wer ist, der von seinem Fleische nicht sätt ge: worden? 32. Auf der Straße übernachtete nicht der Fremdling, Meine Thüre that ich auf dem Wandrer! 53. Verhehlt' ich nach Menschenart *) mein Vergehen, und versteckte im Busen mein Verbrechen, 34. Weil ich scheute die große Versammlung, Und der Stämme Verachtung mich schreckte, Verstummend und nicht gehend vor die Thüre? **) *) ́And. wie Adam. **) And. Dann mög ich zittern vor der Menge u. f. w. Hier ist meine Schrift, der Höchste antworte mir, 36. Auf meiner Schulter wollt' ich sie tragen, 37. Jeglichen meiner Schritte wollt' ich ihm bekennen, 38. Schreyt wider mich mein Acker, und klagen zugleich seine Fürchen; 39. Aß ich seinen Ertrag ohne Zahlung, Und preßt' ich Seufzer aus seinem Herrn: 40. So sproße statt Waizen Distel, und statt Gerste Eisenhütlein! Ende der Reden Hiobs. Cap. XXXIÍ – XXXVII. Reden Elih u s. Cap. XXXII, 1–5. Ein neuer o r t kämpfer, Elihu, tritt auf. \ 1. Und es höreten jene drey Männer auf, Hiob zu ant: worten, weil er sich für gerecht hielt in seinen Augen. 2. Da entbrannte der Zorn Elihus, des Sohnes Beracheels, des Bu: fiters vom Geschlecht Ram; über Hiob entbrannte sein Zorn, daß er sich selbst für gerechter hielt denn Gott, 3. und über seine Freunde entbrannte sein Zorn, darum daß sie keine Ant: wort fanden, und doch Hiob verdammeten. 4. Und Elihu harrete, bis daß Hiob geredet, denn jenë waren ålter denn er an Jahren. 5. Da Elihu aber sahe, daß keine Antwort war im Munde der drey Männer, so entbrannte sein Zorn. 6. Und es antwortete Elihu, der Sohn Beracheels, des Busiters, und sprach: Erste Rede: Cap. XXXII, 6. XXXIII. Ein Nach einem enti chuldigenden gange bel hrt er Hiob, daß Gort das un glück als Mittel der Prüfung und Beise: rung gebrauche. Ich bin jung von Jahren, und ihr Greise, 7. Ich dachte das Alter mag reden, Die Menge der Jahre Weisheit kund thun. 8. Allein der Geist ist es im Menschen, Der Hauch des Höchsten, der ihn klug_macht. *) 9. Nicht immer sind Bejahrte weise, Noch sehen Alte das Recht ein. 10. Darum bitt' ich: hdre mich, Auch ich will meine Meinung eröffnen. 11. Siehe! ich harrete auf eure Reden, Ich horchte auf eure Beweisgründe, Bis daß ihr die Sache erforschtet, 12. Und nach euch hin schaut' ich; Aber keiner ist, der Hiob widerlege, Der seinen Reden antworte, von euch. 13. Saget nur nicht; wir trafen die Weisheit, Gott warf ihn nieder, kein Mensch!" 14. Nicht gegen mich richtete er seine Rede, Und mit euren Gründen will ich ihm nicht erwies dern. 15. Sie sind verwirrt, und antworten nicht mehr, 16. Ich harrete; da sie aber nicht mehr reden, *) And. Fürwahr! Geist ist im Menschen, Aber der Hauch des Höchsten macht ihn klug. |