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Wie soll man zu dem Unsichtbaren beten ? Gerade so, und gerade nur so, wie man mit dem Sichtbaren reden würde. Da liegts! Dies ist in so vielen Gebeten vergessen, und dann wird die Rede unvermeidlich Geschwäg.,,Du hast 2c., du hast ic., du hast" was du, o Gott, am besten weist, und wir auch sagen brauchen.

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wissen und einander nicht zu

wem Gott zu der heiligen Stunde des Gebetes wie ein menschlicher Freund sichtbar werden könnte, würde ihm der nichts bes seres zu sagen wissen, als: „du hast 2c., du hast 20. ?′′ Nicht wenigstens:,,ich danke dir und liebe dich, daß hast, und freue mich deiner 2c.?"

du

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7. Sen die Dauer eines öffentlichen Gebetes auch nur auf ein Vierteljahrhundert und noch kürzer berechnet, so hüte man sich, es nicht den gegenwärtigen Umständen, die in wenig Jahren anders werden können, zu engsüchtig anzupassen, und seine eigenen Gefühle bei dem gegenwärtigen Zustand der Dinge einfließen zu laffen. 3. B. es regiere jezt ein edler Fürst. Wie gerne ließe man dankbare Gefühle für diesen Segen eines Landes und aufrichtige herzliche Bitten für seine Erhaltung, für das Gedeihen seiner edeln våterlichen Absichten laut werden, und er verdiente es, daß seiner so vor Gott gedacht würde. Aber dies find Empfin dungen und Gesinnungen für ein Individuum, das der Hauch des Todes morgen anweht, und wer kommt nach? Formeln der Fürbitte, die nimmer

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paffen, können nicht mehr abgeändert werden, wenn sie für einen würdigen Vorfahr gebraucht wurden; und werden sie für Nachfolger gebraucht, die da thun, was dem Herrn übel gefällt, so werden sie grobe Schmeichelei dem Regenten, ergerniß dem Publicum, und Tortur dem armen Pfarrer von Sinn und Herzen, der sie sprechen muß.

8. Was macht ein Kirchengebet schwer ? 1) Daß es für Einfältige gerecht seyn soll. Gelehrten ist nicht nur gut predigen, sondern auch gut beten!

2) Daß es für Gebildete und Aufgeklärte zugleich gerecht seyn muß.

3) Daß es für beide nicht nur einmal, sondern lang und oft gut bleiben soll.

Gibts noch viel schwerere Aufgaben als diese?

9. Laßt uns nicht unaufhörlich mit dem Keher Augustinus beten, daß uns Gott geben wolle, was wir in uns selbst, und in der Religion und in unsern åuffern Verhältnissen schon haben. Sonst meinen wir, wir habens nicht, und warten drauf und's kommt doch nicht. Lieber laßt uns mit dem heiligen Kirchenvater Pelagius Gott danken, daß er's uns ungebeten gab, und uns zur treuen Anwendung ermahnen, und Gott bitten, daß er's uns erhalten, und unsere treue Anwendung fegnen wolle.

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10. Die Allgemeinheit der Ausdrücke und Vorstellungen taugt nichts, weil dadurch dem Be= tenden es schwer gemacht, wenigstens kein Anlaß gegeben wird, an sich und an das Spezielle, was für ihn in der Allgemeinheit liegt, zu denken. 3. B.,,Gott du bist sehr gütig." -,,Uch wir hören nie auf zu fündigen."— Hingegen: Gott du hast bisher unsere Gesundheit erhalten, unsere Kraft zur Arbeit gestärkt, unsere Arbeit gesegnet 2c." weckt schon mehr individuelle Erinnerungen.

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Hingegen muß man doch nur bis auf einen Grad der speziellen Ausführung eines allgemeinen Gedankens gehen; und je öfter das nämliche Gebet mit Wirkung soll vorgelesen werden können, desto allgemeiner und weniger ausgeführt müssen die Gedanken seyn. Die Ideen müssen nåmlich so viel unentwickeltes enthalten, und so ausgedrückt seyn, daß der Zuhörer, wenn er das Gebet oft hört, auch oft etwas neues dabei denken oder eine neue An= wendung machen kann. Wenn ich aber eine Idee so völlig ausführe, daß der Zuhörer mit mir jedesmal an alles, was darin enthalten seyn kann, denken muß, und nie Gelegenheit hat wieder etwas neues dazu zu denken, so wird ihm das neue Gebet in kurzem alt und verliert alle Wirkung.

11. Das Gebet muß auf die Empfindung, nicht auf den Verstand wirken, nicht moralisiren. Dazu ist die Predigt da; und weil Verstandesideen

ohne Empfindung kalt, Empfindungen ohne jene verworren und unwirksam bleiben, so wird auch beides, Vortrag und Gebet, in jeder Versammlung verbunden. Dort müssen die Empfindungen in Begriffe und deutliche Vorstellungen aufgelöst, hier die deutlichen Vorstellungen in Empfindungen zusam= mengeschmelzt werden. Nach einer Predigt wieder ein belehrendes und moralisirendes Gebet, ist das nämliche Gerücht zweimal mit einer andern Sauce.

12. Popularitåt kann nicht nur, fie muß mit schöner Sinnlichkeit gepaart seyn. Schöne Sinnlichkeit ist ein Theil der Popularitåt und die einzig `mögliche Blüthe der populären Schreibart.

13. Gebete für ein gemischtes Publicum fol. len, wenn der Concipient ganz gerecht seyn will, nicht durchgehends in allen Ausdrücken und Wendungen populår bleiben. Wie der Gebildete um des Ungebildeten willen sich manches auf eine ges meinere Art muß vorsagen laffen, als er ertragen und erwarten könnte, so muß sich umgekehrt dieser auch hie und da etwas gefallen lassen. Nur důrfen die unpopulären Ausdrücke und Wendungen die Klarheit des Sinnes im ganzen nicht stören, und kein plösliches oder allmähliges Sinken der Em= pfindung bei dem Ungebildeten veranlassen.

14. Man muß sich in Ucht nehmen bei einer Sprache und Darstellung, die sehr lebhafte und starke Empfindungen und Rührungen zu wecken

geeignet ist. Einmal überhaupt, oder einmal alle Jahre, z. B. in Festgebeten mag es angehen; aber je öfter das Gebet wiederkehrt, desto gewiffer verliert es nach und nach seine Kraft stark auf die Gefühle zu wirken, und dann klingt nichts erbårme licher als Sprache der Rührung, wo keine Rührung mehr ist.

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15. Der Verfasser des Gebets darf seinen Ideengang so wenig als möglich bemerkbar machen, oder um Zusammenhang in die Bitten zu bringen, fie durch Uebergånge mit einander verbinden. 3. B. nach einer Bitte um geistliche Gaben: Und weil wir auch mancherlei Bedürfnisse des Körpers haben, welche du für dieses gegenwärtige Leben mit unserm unsterblichen Geiste verbunden hast, so bitten wir dich, um alles, was zu unserer Erhaltung nöthig ist" c. Bei solchen Uebergången, Vorbereitungen und Einleitungen auf neue Gegenstände des Gebetes sinkt allemal die Andacht um etwas herab, und erlahmt oft ganz. Es ist nicht die Sprache der Empfindung, sondern des künstlichen Denkens.

16. Seitenlange Weltbürgers - Bitten für den Frieden unter allen Völkern, allgemeines Menschen= wohl, für Ausbreitung der christlichen Religion, oder der Wahrheit und Aufklärung, der Moralitåt unter der Menschheit, sind nicht nur unnüş, sondern auch zweckwidrig, da Zeit und Raum zu bitten in nåherer Anwendung auf uns, und die um uns find, badurch eingeengt wird.

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